Anlage 2 PPBV

(zu § 9 Absatz 1)

(Fundstelle: BGBl. 2024 I Nr. 188, S. 16 - 21)

Erläuternde Hinweise: Diese Anlage kommt für die Tagschicht (6 bis 22 Uhr) zur Anwendung.

Allgemeine Pflege
Zuordnungsmerkmale

    Leistungs-
    stufen
Leistungs-    
bereiche    
A1
Grundleistungen
A2
Erweiterte Leistungen
A3
Besondere Leistungen
A4
Hochaufwendige Leistungen
KörperpflegeAlle Patienten, die nicht A2, A3 oder A4 zugeordnet werden.
Hilfe bei überwiegend selbständiger
Körperpflege
Patient bedarf der Unterstützung, um
dann selbständig die Körperpflege durchführen zu können:
Körperpflegemittel vor-/nachbereiten
Hilfe bei Teilkörperwäsche
Übernahme wesentlicher Teile
der Körperpflege (z. B. Haar-/Nagelpflege, Rasur, eincremen)
Überwiegende oder vollständige
Übernahme der Körperpflege
Patient kann keine oder nur wenige
Handgriffe selbst durchführen
Patient wird zur selbständigen
Körperpflege trainiert:
Ganzkörperwäsche/Baden/Duschen durchführen
Zur Körperpflege anleiten/
überwachen
Ständige Anwesenheit einer Pflege-
person notwendig
ICD-U50.4-, U50.5 oder U51.2 liegt vor und vollständige Übernahme (vÜ) oder Anleitung (a) zur Körperpflege durch die Pflege und in Verbindung mit zusätzlichen Aspekten:
Ganzkörperwaschung (GKW) in vÜ, a
1 x tägl. und 4 x tägl. Teilkörperwaschung des Oberkörpers oder des Unterkörpers in vÜ, a durchführen
GKW in vÜ, a 2 x tägl. durchführen
GKW in vÜ mit zwei Pflegepersonen
durchführen (pflegefachlich begründet)
Therapeutische Ganzkörperwaschung/-pflege nach folgenden Konzepten durchführen:
Bobath-Konzept
NDT-Konzept
MRT (Motor Relearning Programme)
Basalstimulierend belebende GKW
Basalstimulierend beruhigende GKW
Sonstige basalstimulierende GKW
Andere einrichtungsspezifische
Konzepte
Ernährung
Nahrungsaufbereitung/Sondennahrung
Patient ist in der Lage, nach individueller Vorbereitung der Mahlzeit, diese einzunehmen:
Mahlzeiten mundgerecht zubereiten (z. B. zerkleinern, Schnitten schmieren)
Getränke mit Trinkhilfe bereitstellen
Verabreichung von Sondennahrung (Schwerkraft oder mit Ernährungspumpe)
Hilfe bei der Nahrungsaufnahme/
Sondennahrung
Patienten sind ohne Hilfestellung
während der Mahlzeiten nicht in der Lage, diese einzunehmen:
Nahrung und Getränke verabreichen
Trink- und Esstraining (weniger als
4 x tgl.)
Verabreichung der Sondennahrung
(Bolusapplikation, weniger als 7 x tgl.)
Ständige Anwesenheit einer Pflege-
person ist notwendig
Volle Übernahme der oralen Nahrungs- und Flüssigkeitsverabreichung
Ess- und Trinktraining (mind. 4 x tgl.)
Bolusapplikation von Sondennahrung und/oder Flüssigkeit (mind. 7 x tgl.)
Ausscheidung
Unterstützung zur kontrollierten
Blasen-/Darmentleerung
Patient kann Ausscheidung kontrol-
lieren, aber nicht ohne Hilfe verrichten:
Ausscheidungsunterstützung mit
z. B. Toilettenstuhl, Steckbecken, Urinflasche
Begleitung zur Toilette
Entleeren, Wechseln von Katheter-
oder Stomabeutel
Versorgung bei mehrmaligem
Erbrechen (Patient/Umgebung)
Aufwendiges Versorgen bei starkem
Schwitzen (z. B. Wäschewechsel)
Überwiegende oder vollständige Übernahme der Maßnahmen im Kontext der Ausscheidung durch die Pflegeperson, d. h. Erforderlichkeit mindestens einer der folgenden Maßnahmen:
Wechsel von Inkontinenzmaterialien in vÜ, a mind. 3 x tägl. durchführen
Ausscheidungsunterstützung auf der Toilette in vÜ, a mind. 3 x tägl.
Zur selbständigen Stomaversorgung
anleiten
Digitale Ausräumung des Enddarms
durchführen
Reinigungseinlauf durchführen
Mind. 3 tägl. Intimbereich nach Stuhlausscheidung in vÜ reinigen bei Durchfall bzw. Stuhlinkontinenz
Kleiderwechsel oder Wäschewechsel
im Kontext von starkem Schwitzen durchführen mind. 3 x tägl.
ICD-U50.4-, U50.5 oder U51.2 liegt vor und vÜ der Maßnahmen im Kontext der Ausscheidung durch die Pflege in Verbindung mit zusätzlichen Aspekten:
Miktion/Defäkation im Bett mind.
4 x tägl. mit Steckbecken/Urinflasche/Inkontinenzhose in vÜ, a
Miktion/Defäkation im Bett, auf dem
Toilettenstuhl oder auf der Toilette mit zwei Pflegepersonen (pflegefachlich begründet)
Kontinenztraining durchführen; Maß-
nahmen sind abhängig von der Pflegediagnose, geeignete evidenzbasierte Handlungskonzepte zur Kontinenzförderung sind entsprechend der Kontinenz-Form umzusetzen (z. B. Beratungsgespräch zur Kontinenzförderung und -versorgung durchführen bei allen Inkontinenzformen und eine geeignete Pflegehandlung zur Kontinenzförderung wie z. B. intermittierender Selbst-/Fremdkatheterismus bei
  Reflexurininkontinenz; Toilettentraining nach festgelegten Intervallen bei funktionaler Inkontinenz, Blasentraining z. B. bei Dranginkontinenz)
Mobilisation und Positionswechsel
Einfacher Positionswechsel und Mobilisation
Patient benötigt Hilfe/Unterstützung bei Mobilisation/Positionswechsel
Patient ist überwiegend in der Lage, sich im Bett zu drehen, benötigt Unterstützung beim Aufstehen
Überwiegende oder vollständige Übernahme des Positionswechsels, bzw. Mobilisation durch die Pflegeperson,
d.h. es ist insgesamt 6 x tägl. eine der nachfolgenden Maßnahmen zu planen:
Positionswechsel im Bett/Rollstuhl
durchführen
Mobilisierungsmaßnahmen wie
Standtraining, Gehtraining in vÜ, a
Transfer z. B. vom Bett zum
Stuhl/Rollstuhl/an den Tisch mind. vÜ, a unterstützen
Patient ist immobil
Patient ist überwiegend nicht in der
Lage, sich im Bett zu drehen/aufzustehen
ICD-U50.4-; U50.5 oder U51.2 liegt vor und vÜ der Maßnahmen im Kontext des Positionswechsels der Mobilisation durch die Pflege in Verbindung mit zusätzlichen Aspekten:
Positionswechsel mind. 8 x tägl.
in vÜ, a durchführen
Therapeutischer Positionswechsel oder Transfer oder Mobilisation nach folgenden Konzepten mind. 6 x tägl.:
Bobath-Konzept
NDT-Konzept
MRT (Motor Relearning Programme)
Kinästhetik
Andere, einrichtungsspezifische
Konzepte
Mind. 4 x tägl. Spastik lösen und
normale Bewegungsabläufe durch Fazilitation, Inhibition mind. 2 x tägl. anbahnen
Kreislaufstabilisierende Maßnahmen mind. 6 x tägl. z. B. Muskelpumpe vor der Mobilisation einsetzen
Positionswechsel oder Transfer oder Mobilisation (insgesamt mind. 6 x tägl.) in vÜ mit zwei Pflegepersonen durchführen (pflegefachlich begründet)
Suchen oder Rückbegleiten des
Patienten auf Station/in das Zimmer mind. 4 x tägl.

Spezielle Pflege
Zuordnungsmerkmale

    Leistungs-
    stufen
Leistungs-    
bereiche    
S1
Grundleistungen
S2
Erweiterte Leistungen
S3
Besondere Leistungen
S4
Hochaufwendige Leistungen
Leistungen im Zusammenhang mit
Operationen
Invasiven Maßnahmen
Akuten Krankheitsphasen
Alle Patienten, die nicht S2, S3 oder S4 zugeordnet werden.
Beobachten des Patienten und Kon-
trolle von mindestens 2 Parametern1
4 – 6 x in 8 Std., wobei eine gleichmäßige Verteilung nicht nötig ist (es können auch z. B. 8 Werte in einer Std, erhoben werden). Die Parameter können zusammengezählt werden, aber es müssen mind. 2 Parameter sein und mind. 8 Messungen/Beobachtungen in 8 Std.
Beispiele:
1 x Gewicht, 7 x Puls
3 x BZ, 1 x ZVD, 2 x Temp.,
2 x Puls
Beobachten des Patienten und Kon-
trolle von mindestens 3 Parametern1 über 12 Std., wobei eine gleichmäßige Verteilung nicht nötig ist (es können auch z. B. 18 Werte, in einer Std. erhoben werden). Die Parameter können zusammengezählt werden, aber es müssen mind. 3 Parameter sein und mind. 6 Messungen/Beobachtungen in 12 Std.
Beispiele:
3 x BZ, 1 x ZVD, 2 x Temp.,
6 x RR,
6 x Puls
Es muss in mindestens zwei verschiedenen Leistungsbereichen je mindestens ein Zuordnungsmerkmal der Leistungsstufe S3 zutreffen.
Hinweis zu 1:
Parameter können kombiniert zusammengezählt werden:
Vitalparameter (Blutdruck, Puls, Temperatur, Atemfrequenz, O2-Sättigung)
Schmerz
Gewicht
Umfangsmessungen (Bauch, Extremitäten)
Ausscheidung (Urin, Stuhl, Erbrechen, Wundsekret, bzgl. Menge, Aussehen,
Bilanz)
Blutzucker
DMS: Durchblutung, Motorik, Neurologische Überwachung (Pupillen, Reflexe,
Bewusstsein)
Bewegungsprotokoll
Aufwendiges Versorgen von Zu-/Ableitungs-/Absaugsystemen bedingt durch den Patientenzustand, Lage, System und Häufigkeit:
Thoraxdrainage
Spülkatheter
Endotracheales Absaugen mehr als
4 x tgl.
Liquorableitung
Absaugen (mehr als 3 x tgl.)
Legen von Magensonde, Blasen-
katheter (ED/DK)
ZVK, Hickmann-Katheter, Shaldon-
Katheter
Wechsel des Behältnisses oder
Ziehen von mind. zwei Drainagen
VAC-Pumpe
Trachealkanüle
Einlauf (aufwendiges Ablaufsystem)
Leistungen im Zusammenhang mit medikamentöser Versorgung
Kontinuierliche oder mehrfach wiederholte Infusionen/Transfusionen:
1 000 ml Infusionslösung während
des Tagdienstes
Verabreichung von mind. 2 Kurz-
Infusionen
Intravenöse Verabreichung von
Zytostatika, wenn nicht fortlaufend beobachtet werden muss (trifft zu bei weniger aggressiven Zytostatika mit Verabreichungsdauer unter 2 Std. einschl. Nachbeobachtung)
Gaben von Transfusionen, Blut-
ersatzprodukten
Inhalation/Atemhilfe geben mind.
3 x tgl.
Kontinuierliche oder mehrfach wiederholte Infusionen/Transfusionen:
Verabreichung von mind. 5 Kurz-
Infusionen
Gaben von mind. 3 Transfusionen,
Blutersatzprodukten
Fortlaufende Beobachtung und
Betreuung bei schwerwiegenden
Arzneimittelwirkungen
Arzneimittelgaben, die über einen
Zeitraum von mehreren Stunden (mind. 2) einer Beobachtung/Betreuung bedürfen
Hinweis: Eine Einstufung erfolgt
aufgrund einer schwerwiegenden
Medikamentenwirkung, nicht aufgrund des Medikamentes selbst:
Intravenöse Verabreichung von
Zytostatika, wenn die Verabreichung einschl. Nachbeobachtung den Zeitraum von 2 Std. überschreitet und in dieser Zeit eine engmaschige Beobachtung stattfinden muss
Intravenöse Insulingabe bei Blut-
zuckerkrisen
Verabreichung hochwirksamer Medikamente bei Herz-Kreislauf-Krisen
Leistungen im Zusammenhang mit Wund- und Hautbehandlung
Aufwendiger Verbandwechsel2 (VW)
Behandlung großflächiger3 oder tiefer4 Wunden oder großer Hautareale5
Einfacher Verbandswechsel mind.
2 x tgl.
Aufwendiger VW2 mehrmals tgl.
(mind. 2 x)
Behandlung großflächiger3 oder tiefer4 Wunden oder großer Hautareale5 mehrmals tgl. (mind. 2 x)
Einfacher VW mind. 3 x tgl.
Hinweis zu 2 Aufwendiger VW:
Technisch schwieriger VW
Unruhiger oder wenig kooperativer Patient
Zwei Pflegekräfte erforderlich
Steriler VW, bei dem zusätzlich ein Medikament auf Anordnung appliziert wird
(Auflagen, Salbe, Gaze, Spülen, Baden)
z. B. septischer VW mit Wundreinigung, Verbände in Verbindung mit Spülungen/Drainagen, Gipsverband mit darunter liegenden Wunden

Hinweis zu 3 großflächige Wunden:
Mind. 4 cm2 große Wunde, z. B. Dekubitus, Verbrennung, Ulzerationen
Großflächige Hauterkrankungen, die eine Hautbehandlung erfordern inkl. medi-
zinische Bäder

Hinweis zu 4 tiefe Wunden:
Mit freiliegenden Gewebestrukturen, Muskeln, Sehnen, Knochen

Hinweis zu 5 große Hautareale:
Komplette Extremität
Erhebliche Teile der vorderen oder hinteren Körperseite

Tipp: Verwenden Sie die Pfeiltasten der Tastatur zur Navigation zwischen Normen.