ANHANG II RL 2002/49/EG

BEWERTUNGSMETHODEN FÜR LÄRMINDIZES

(nach Artikel 6 der Richtlinie 2002/49/EG)

1.
EINLEITUNG

Die Werte Lden und Lnight werden an den Immissionspunkten durch Berechnung anhand des in Kapitel 2 dargelegten Verfahrens und der in Kapitel 3 beschriebenen Daten bestimmt. Messungen können gemäß Kapitel 4 durchgeführt werden.

2.
GEBRÄUCHLICHE VERFAHREN ZUR LÄRMBEWERTUNG

2.1.
Allgemeine Bestimmungen — Straßenverkehrs-, Eisenbahn- und Industrie-/Gewerbelärm

2.1.1.
Definition der Indizes, Frequenzbereiche und Frequenzbänder

Die Lärmberechnung ist im Frequenzbereich der Oktavbänder von 63 Hz bis 8 kHz vorzunehmen, und die Ergebnisse für die Frequenzbänder sind im entsprechenden Frequenzintervall vorzulegen. Die Berechnung des Straßenverkehrs-, Eisenbahn- und Industrie-/Gewerbelärms erfolgt in Oktavbändern, ausgenommen jedoch die Schallleistung der Quelle des Schienenverkehrslärms, bei der die Terzbänder genutzt werden. Für den Straßenverkehrs-, Eisenbahn- und Industrie-/Gewerbelärm, der auf diesen Oktavbandergebnissen beruht, wird der A-bewertete Langzeit-Dauerschallpegel für den Zeitraum Tag, Abend und Nacht gemäß Anhang I und Artikel 5 der Richtlinie 2002/49/EG durch die in den Abschnitten 2.1.2, 2.2, 2.3, 2.4 und 2.5 beschriebene Methode berechnet. Für den Straßenverkehr und den Eisenbahnverkehr in Ballungsräumen wird der A-bewertete Langzeit-Dauerschallpegel durch den Beitrag der darin enthaltenen Straßen- und Eisenbahnsegmente, einschließlich Hauptverkehrsstraßen und Haupteisenbahnstrecken, bestimmt.
LAeq,T10lgi110Leq,T,iAi10(2.1.1)
Hierbei gilt:

    Ai bezeichnet die A-Bewertungskorrektur gemäß IEC 61672-1

    i = Frequenzbandindex

    und T ist der Zeitraum Tag, Abend oder Nacht.

Lärmparameter:
LpMomentaner Schalldruckpegel

[dB]

(re 2 · 10– 5 Pa)

LAeq,LTGesamt-Langzeit-Dauerschallpegel LAeq ausgehend von allen Quellen und Spiegelquellen am Punkt R

[dB]

(re 2 · 10– 5 Pa)

LWIn-Situ-Schallleistungspegel einer Punktquelle (Bewegung oder Stand)

[dB]

(re 10– 12 W)

LW,i,dirGerichteter In-Situ-Schallleistungspegel für das i-te Frequenzband

[dB]

(re 10– 12 W)

LW′Durchschnittlicher In-Situ-Schallleistungspegel je Meter Linienquelle

[dB/m]

(re 10– 12 W)

Weitere physikalische Parameter:
pEffektivwert des momentanen Schalldrucks[Pa]
p0Referenzschalldruck = 2 · 10-5 Pa[Pa]
W0Referenzschallleistung = 10-12 W[Watt]

2.1.2.
Qualitätsrahmen

Genauigkeit der Eingangswerte

Alle Eingangswerte, die den Emissionspegel einer Quelle beeinflussen, sind mit mindestens der Genauigkeit zu bestimmen, die einer Unsicherheit von ± 2 dB (A) im Emissionspegel der Quelle entspricht (wobei alle anderen Parameter unverändert bleiben).

Nutzung von Standardwerten

Bei der Anwendung des Verfahrens müssen die Eingangswerte der tatsächlichen Nutzung entsprechen. Generell dürfen keine Standardeingangswerte oder -annahmen zugrunde gelegt werden. Standardeingangswerte und -annahmen werden akzeptiert, wenn die Erfassung realer Daten mit unverhältnismäßig hohen Kosten verbunden ist.

Qualität der für die Berechnungen verwendeten Software

Die Konformität der zur Durchführung der Berechnungen verwendeten Software mit den Verfahren gemäß diesem Anhang ist dadurch nachzuweisen, dass die Ergebnisse anhand von Testfällen bestätigt werden.

2.2.
Straßenverkehrslärm

2.2.1.
Beschreibung der Quellen

Klassifizierung der Fahrzeuge

Die Quelle von Straßenverkehrslärm wird durch Kombination der Schallemission jedes einzelnen Fahrzeugs, das Teil des Verkehrsflusses ist, bestimmt. Die Fahrzeuge werden ausgehend von den Merkmalen ihrer Schallemission in fünf Klassen eingeteilt:
Klasse 1:
Leichte Kraftfahrzeuge,
Klasse 2:
Mittelschwere Fahrzeuge,
Klasse 3:
Schwere Fahrzeuge,
Klasse 4:
Zweirädrige Kraftfahrzeuge,
Klasse 5:
Offene Kategorie.
Bei den zweirädrigen Kraftfahrzeugen erfolgt eine weitere Unterteilung in zwei Teilklassen, nämlich Mopeds und leistungsstärkere Krafträder, da sie sehr unterschiedlich gefahren werden und ihre Geräuschemissionen in der Regel weit auseinander liegen. Die ersten vier Klassen sind zwingend vorgeschrieben, die fünfte Klasse ist optional. Sie ist für neue Fahrzeuge vorgesehen, die möglicherweise in Zukunft entwickelt werden und deren Schallemission sich so weit unterscheidet, dass für sie eine zusätzliche Klasse festgelegt werden muss. Dies könnten beispielsweise Elektro- oder Hybridfahrzeuge sein, die künftig entwickelt werden und sich erheblich von den Fahrzeugen in den Klassen 1 bis 4 unterscheiden. Genaue Angaben zu den verschiedenen Fahrzeugklassen finden sich in Tabelle [2.2.a].

Tabelle [2.2.a]

Fahrzeugklassen

KlasseBezeichnungBeschreibungFahrzeugklasse in EG-Typgenehmigung für vollständige Fahrzeuge(1)
1Leichte KraftfahrzeugePKW, Lieferwagen ≤ 3,5 t, Geländewagen (SUV)(2), Großraumlimousinen(3), einschließlich Anhänger und WohnwagenM1 und N1
2Mittelschwere FahrzeugeMittelschwere Fahrzeuge, Lieferwagen > 3,5 t, Busse, Wohnmobile usw. mit zwei Achsen und Doppelbereifung auf der HinterachseM2, M3 und N2, N3
3Schwere FahrzeugeSchwere Nutzfahrzeuge, Reisebusse, Busse, mit drei oder mehr AchsenM2 und N2 mit Anhänger, M3 und N3
4Zweirädrige Kraftfahrzeuge4aZwei-, drei- und vierrädrige MopedsL1, L2, L6
4bMotorräder mit und ohne Seitenwagen, drei- und vierrädrige MotorräderL3, L4, L5, L7
5Offene KlasseEntsprechend dem künftigen Bedarfk. A.

Anzahl und Position von Ersatzschallquellen

Bei diesem Modell wird jedes Fahrzeug (Klassen 1, 2, 3, 4 und 5) durch eine einzige Punktquelle dargestellt, die gleichförmig abstrahlt. Die erste Reflexion an der Straßenoberfläche wird implizit behandelt. Wie in Abbildung [2.2.a] dargestellt, befindet sich die Punktquelle 0,05 m über der Straßenoberfläche. Die Darstellung des Verkehrsflusses erfolgt durch eine Linienquelle. Bei der Modellierung einer Straße mit mehreren Fahrspuren sollte idealerweise jede Fahrspur durch eine in ihrer Mitte verlaufende Linienquelle repräsentiert werden. Es ist jedoch auch akzeptabel, bei einer Straße mit zwei Richtungsfahrbahnen eine Linienquelle in der Straßenmitte oder bei mehrspurigen Straßen eine Linienquelle je Fahrbahn in der äußeren Fahrspur zu modellieren.

Schallleistungspegel

Da die Schallleistung der Quelle im „akustischen Halbraum” definiert wird, umfasst die Schallleistung auch den Effekt der Reflexion am Boden direkt unter der modellierten Quelle, wo es, abgesehen von der Reflexion an der Straßenoberfläche, die sich nicht direkt unter der modellierten Quelle befindet, keine störenden Gegenstände im unmittelbaren Umfeld gibt. Die Schallemission eines Verkehrsflusses wird durch eine Linienquelle dargestellt, die durch ihre gerichtete Schallleistung je Meter pro Frequenz gekennzeichnet ist. Dies entspricht der Summe der Schallemission der einzelnen Fahrzeuge im Verkehrsfluss unter Berücksichtigung der von den Fahrzeugen im untersuchten Straßenabschnitt verbrachten Zeit. Die Darstellung des einzelnen Fahrzeugs im Fluss erfordert die Anwendung eines Verkehrsflussmodells. Wird ein stetiger Verkehrsfluss von Qm Fahrzeugen der Klasse m je Stunde mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit vm (in km/h) angenommen, so wird die gerichtete Schallleistung je Meter im Frequenzband i der Linienquelle LW', eq,line,i,m bestimmt durch:
LW′,eq,line,i,mLW,i,m10lgQm1000vm(2.2.1)
wobei LW,i,m die gerichtete Schallleistung eines einzelnen Fahrzeugs ist. LW',m wird in dB angegeben (re 10– 12 W/m). Diese Schallleistungspegel werden für jedes Oktavband i von 63 Hz bis 8 kHz berechnet. Verkehrsflussdaten Qm sind als Jahresdurchschnitt je Stunde, je Zeitraum (Tag-Abend-Nacht), je Fahrzeugklasse und je Linienquelle anzugeben. Für alle Klassen sind die Eingabedaten für den Verkehrsfluss zu verwenden, die im Rahmen von Straßenverkehrszählungen oder mithilfe von Verkehrsmodellen ermittelt wurden. Die Geschwindigkeit vm ist eine repräsentative Geschwindigkeit je Fahrzeugklasse: in den meisten Fällen die gesetzliche Höchstgeschwindigkeit für den Straßenabschnitt oder die gesetzliche Höchstgeschwindigkeit für die Fahrzeugklasse, je nachdem, welcher Wert niedriger ist. Im Verkehrsfluss wird für alle Fahrzeuge der Klasse m angenommen, dass sie mit der gleichen Geschwindigkeit fahren, also vm. Ein Straßenfahrzeug wird mittels einer Reihe mathematischer Gleichungen modelliert, die die beiden Hauptgeräuschquellen repräsentieren:
1.
Rollgeräusche aufgrund der Wechselwirkung Reifen/Straße;
2.
Antriebsgeräusche, die vom Antriebssystem (Motor, Auspuff usw.) des Fahrzeugs erzeugt werden.
Aerodynamische Geräusche sind in der Quelle für Rollgeräusche inbegriffen. Für leichte, mittelschwere und schwere Kraftfahrzeuge (Klassen 1, 2 und 3) entspricht die Gesamtschallleistung der energetischen Summe der Roll- und der Antriebsgeräusche. Somit wird der Gesamtschallleistungspegel der Linienquellen m = 1, 2 oder 3 definiert durch:
LW,i,mvm10lg10LWR,i,mvm1010LWP,i,mvm10(2.2.2)
wobei LWR,i,m der Schallleistungspegel für Rollgeräusche und LWP,i,m der Schallleistungspegel für Antriebsgeräusche ist. Dies gilt für alle Geschwindigkeitsbereiche. Bei Geschwindigkeiten unter 20 km/h entspricht der Schallleistungspegel dem Wert, wie er durch die Formel für vm = 20 km/h bestimmt ist. Für zweirädrige Kraftfahrzeuge (Klasse 4) werden für die Quelle nur die Antriebsgeräusche berücksichtigt:
LW,i,m = 4(vm = 4) = LWP,i,m = 4(vm = 4)(2.2.3)
Dies gilt für alle Geschwindigkeitsbereiche. Bei Geschwindigkeiten unter 20 km/h entspricht der Schallleistungspegel dem Wert, wie er durch die Formel für vm = 20 km/h bestimmt ist.

2.2.2.
Referenzbedingungen

Die Quellengleichungen und -koeffizienten gelten für folgende Referenzbedingungen:

konstante Fahrzeuggeschwindigkeit,

ebene Straße,

Lufttemperatur von τref = 20 °C,

virtuelle Referenzstraßenoberfläche, bestehend aus einem einen durchschnittlichen Verdichtungsgrad aufweisenden Asphaltbeton 0/11 und Splittmastixasphalt 0/11, zwei bis sieben Jahre alt und in einem repräsentativen Instandhaltungszustand,

eine trockene Straßenoberfläche,

keine Spikereifen.

2.2.3.
Rollgeräusche

Allgemeine Gleichung

Der Schallleistungspegel der Rollgeräusche im Frequenzband i für ein Fahrzeug der Klasse m = 1, 2 oder 3 wird definiert als:
LWR,i,mAR,i,mBR,i,mlgvmvrefΔLWR,i,m(2.2.4)
Die Koeffizienten AR,i,m und BR,i,m sind für jede Fahrzeugklasse und für eine Referenzgeschwindigkeit von vref = 70 km/h in Oktavbändern gegeben. ΔLWR,i,m entspricht der Summe der Korrekturkoeffizienten, die auf die Rollgeräuschemissionen bei bestimmten Straßen- oder Fahrzeugbedingungen angewendet werden, die von den Referenzbedingungen abweichen:
ΔLWR,i,m = ΔLWR,road,i,m + ΔLstuddedtyres,i,m + ΔLWR,acc,i,m + ΔLW,temp(2.2.5)
ΔLWR,road,i,m dient der Berücksichtigung des Einflusses, den eine Straßenoberfläche mit akustischen Eigenschaften, die von denen der virtuellen Referenzoberfläche nach Abschnitt 2.2.2 abweichen, auf die Rollgeräusche ausübt. Der Wert schließt den Einfluss sowohl auf die Ausbreitung als auch auf die Entstehung ein. ΔLstudded tyres,i,m ist ein Korrekturkoeffizient für die höheren Rollgeräusche leichter Fahrzeuge mit Spikereifen. ΔLWR,acc,i,m dient der Berücksichtigung des Einflusses, den eine Kreuzung mit Verkehrsampeln oder ein Kreisverkehr auf die Rollgeräusche ausübt. Der Wert schließt den Einfluss der Geschwindigkeitsveränderung auf die Geräuscherzeugung ein. ΔLW,temp ist ein Term zur Korrektur einer Durchschnittstemperatur τ, die von der Referenztemperatur τref = 20 °C abweicht.

Korrektur um den Einfluss von Spikereifen

In den Fällen, in denen eine erhebliche Anzahl leichter Fahrzeuge im Verkehrsfluss jedes Jahr mehrere Monate lang Spikereifen benutzt, ist der dadurch bewirkte Einfluss auf die Rollgeräusche zu berücksichtigen. Für jedes Fahrzeug der Klasse m = 1, das mit Spikereifen ausgestattet ist, wird der geschwindigkeitsabhängige Anstieg der Rollgeräuschemissionen wie folgt bewertet:
Δstud,i(v) =ai + bi × lg(50/70) für v < 50 km/h(2.2.6)
ai + bi × lg(v/70) für 50 ≤ v ≤ 90 km/h
ai + bi × lg(90/70) für v > 90 km/h
wobei die Koeffizienten ai und bi für jedes Oktavband gegeben sind. Die Zunahme der Rollgeräuschemissionen wird nur gemäß dem Anteil leichter Fahrzeuge mit Spikereifen und für einen begrenzten Zeitraum Ts (in Monaten) über das Jahr angerechnet. Wenn Qstud,ratio der durchschnittliche Anteil der mit Spikereifen ausgestatteten leichten Fahrzeuge am Gesamtaufkommen dieser Fahrzeuge je Stunde im Zeitraum Ts (in Monaten) ist, dann wird der jährliche durchschnittliche Anteil von mit Spikereifen ausgestatteten Fahrzeugen ps angegeben durch:
psQstud,ratioTs12(2.2.7)
Die resultierende Korrektur der Schallleistung der Rollgeräuschemissionen aufgrund des Gebrauchs von Spikereifen für Fahrzeuge der Klasse m = 1 im Frequenzband i ist demnach:
ΔLstuddedtyres,i,m110lg1psps 10Δstud,i,m110(2.2.8)
Für die Fahrzeuge der anderen Klassen ist keine Korrektur vorzunehmen:
ΔLstuddedtyres,i,m ≠ 1 = 0(2.2.9)

Einfluss der Lufttemperatur auf die Rollgeräuschkorrektur

Die Lufttemperatur beeinflusst die Rollgeräuschemissionen in der Form, dass der Schallleistungspegel der Rollgeräusche mit steigender Lufttemperatur absinkt. Der Einfluss der Lufttemperatur wird in die Korrektur der Rollgeräusche auf der Straßenoberfläche einbezogen. Die Korrektur der Rollgeräusche auf der Straßenoberfläche wird normalerweise bei einer Lufttemperatur von τref = 20 °C bewertet. Im Falle einer anderen Jahresdurchschnittslufttemperatur (in °C) wird der durch die Straßenoberfläche verursachte Schall korrigiert durch:
ΔLW,temp,m(τ) = Km × (τref – τ)(2.2.10)
Der Korrekturterm ist bei Temperaturen unter 20 °C positiv (d. h. der Schallpegel steigt) und bei höheren Temperaturen negativ (d. h. der Schallpegel sinkt). Der Koeffizient K ist abhängig von der Straßenoberfläche und den Reifenmerkmalen und weist im Allgemeinen eine gewisse Frequenzabhängigkeit auf. Bei allen Straßenoberflächen ist ein generischer Koeffizient für leichte Fahrzeuge (Klasse 1) von Km = 1 = 0,08 dB/°C und für schwere Fahrzeuge (Klassen 2 und 3) von Km = 2 = Km = 3 = 0,04 dB/°C anzuwenden. Der Korrekturkoeffizient ist auf alle Oktavbänder von 63 Hz bis 8000 Hz gleichmäßig anzuwenden.

2.2.4.
Antriebsgeräusche

Allgemeine Gleichung

Die Emission der Antriebsgeräusche umfasst die Gesamtheit der Anteile, die auf Motor, Auspuff, Getriebe, Lufteinlass usw. entfallen. Der Schallleistungspegel für die Antriebsgeräusche im Frequenzband i für ein Fahrzeug der Klasse m wird definiert als:
LWP,i,mAP,i,mBP,i,mvmvrefvrefΔLWP,i,m(2.2.11)
Die Koeffizienten AP,i,m und BP,i,m werden in Oktavbändern für jede Fahrzeugklasse und für eine Referenzgeschwindigkeit vref = 70 km/h angegeben. ΔLWP,i,m entspricht der Summe der Korrekturkoeffizienten, die auf die Emission von Antriebsgeräuschen bei bestimmten Fahr- oder regionalen Bedingungen anzuwenden sind, die von den Referenzbedingungen abweichen:
ΔLWP,i,m = ΔLWP,road,i,m + ΔLWP,grad,i,m + ΔLWP,acc,i,m(2.2.12)
ΔLWP,road,i,m dient der Berücksichtigung des Einflusses, den die Straßenoberfläche auf die Antriebsgeräusche mittels Absorption ausübt. Die Berechnung wird gemäß Abschnitt 2.2.6 durchgeführt. ΔLWP,acc,i,m und ΔLWP,grad,i,m dienen der Berücksichtigung des Einflusses, den Straßensteigungen und das Abbremsen und Beschleunigen der Fahrzeuge an Straßenkreuzungen ausüben. Sie werden gemäß Abschnitt 2.2.4 bzw. 2.2.5 berechnet.

Einfluss von Straßensteigungen

Die Straßensteigung wirkt sich in zweierlei Hinsicht auf die Schallemission des Fahrzeugs aus: zum einen auf die Fahrzeuggeschwindigkeit und damit auf die Emission von Roll- und Antriebsgeräuschen des Fahrzeugs; zum anderen auf die Motorleistung und die Motordrehzahl je nach eingelegtem Gang und damit auf die Emission von Antriebsgeräuschen des Fahrzeugs. In diesem Abschnitt wird nur der Einfluss auf die Antriebsgeräusche betrachtet, wobei eine gleichbleibende Geschwindigkeit angenommen wird. Der Einfluss der Straßensteigung auf die Antriebsgeräusche wird durch den Korrekturterm ΔLWP,grad,m berücksichtigt, der von der Neigung s (in %), der Fahrzeuggeschwindigkeit vm (in km/h) und der Fahrzeugklasse m abhängig ist. Bei einem Verkehrsfluss mit Gegenverkehr muss der Fluss in zwei Komponenten aufgespalten und zur Hälfte für bergauf und zur Hälfte für bergab korrigiert werden. Der Korrekturterm wird allen Oktavbändern gleichmäßig angerechnet:

    Für m = 1

    ΔLWP,grad,i,m = 1(vm) =Min12 %;s6 %1 %für s < – 6 %(2.2.13)
    0für – 6 % ≤ s ≤ 2 %
    Min12 %;s2 %1,5 %vm100für s > 2 %

    Für m = 2

    ΔLWP,grad,i,m = 2(vm) =Min12 %;s4 %0,7 %vm20100für s < – 4 %(2.2.14)
    0für – 4 % ≤ s ≤ 0 %
    Min 12 %;s1 %vm100für s > 0 %

    Für m = 3

    ΔLWP,grad,i,m = 3(vm) =Min12 %;s4 %0,5 %vm10100für s < – 4 %(2.2.15)
    0für – 4 % ≤ s ≤ 0 %
    Min 12 %;s0,8 %vm100für s > 0 %

    Für m = 4

    ΔLWP,grad,i,m = 4 = 0(2.2.16)

Die Korrektur ΔLWP,grad,m schließt implizit den Einfluss einer Neigung auf die Geschwindigkeit ein.

2.2.5.
Einfluss des Beschleunigens und Abbremsens von Fahrzeugen

Zur Berücksichtigung des Einflusses des Beschleunigens und Abbremsens vor bzw. nach Kreuzungen mit Verkehrsampeln und Kreisverkehren ist eine Korrektur wie nachfolgend beschrieben vorzunehmen. Die Korrekturterme für Rollgeräusche, ΔLWR,acc,m,k, und Antriebsgeräusche, ΔLWP,acc,m,k, sind lineare Funktionen der Entfernung x (in m) der Punktquelle vom nächstgelegenen Schnittpunkt der entsprechenden Linienquelle mit einer anderen Linienquelle. Sie werden allen Oktavbändern gleichmäßig angerechnet:
ΔLWR,acc,m,kCR,m,kMax1x100 ;0(2.2.17)
ΔLWP,acc,m,kCP,m,kMax1x100 ;0(2.2.18)
Die Koeffizienten CR,m,k und CP,m,k sind abhängig von der Art des Straßenknotenpunkts k (k = 1 für eine Kreuzung mit Verkehrsampeln; k = 2 für einen Kreisverkehr) und werden für jede einzelne Fahrzeugklasse angegeben. Die Korrektur schließt den Einfluss der Geschwindigkeitsänderung beim Heranfahren an eine Kreuzung/einen Kreisverkehr bzw. beim Verlassen der Kreuzung/des Kreisverkehrs ein. Zu beachten ist, dass bei einer Entfernung von |x| ≥ 100 m Folgendes gilt: ΔLWR,acc,m,k = ΔLWP,acc,m,k = 0.

2.2.6.
Einfluss der Art der Straßenoberfläche

Allgemeine Grundsätze

Bei Straßenoberflächen mit akustischen Eigenschaften, die von denen der Referenzoberfläche abweichen, ist sowohl für die Rollgeräusche als auch für die Antriebsgeräusche ein Spektralkorrekturterm anzuwenden. Für die Rollgeräuschemissionen wird der in Bezug auf die Straßenoberfläche anzuwendende Korrekturterm angegeben durch:
ΔLWR,road,i,mαi,mβmlgvmvref(2.2.19)
Hierbei gilt:

    αi,m ist die Spektralkorrektur in dB bei Referenzgeschwindigkeit vref für Klasse m (1, 2 oder 3) und Spektralband i.

    βm ist der Einfluss der Geschwindigkeit auf die Verringerung der Rollgeräusche bei Klasse m (1, 2 oder 3) und ist für alle Frequenzbänder identisch.

Für die Antriebsgeräuschemissionen wird der in Bezug auf die Straßenoberfläche anzuwendende Korrekturterm angegeben durch:
ΔLWP,road,i,m = min{αi,m;0}(2.2.20)
Die Antriebsgeräusche werden durch absorbierende Oberflächen verringert, durch nicht absorbierende Oberflächen aber nicht verstärkt.

Einfluss der Gebrauchsdauer auf die Geräuscheigenschaften von Straßenoberflächen

Die Geräuschmerkmale von Straßenoberflächen variieren je nach Gebrauchsdauer und Instandhaltungszustand, wobei die Lautstärke im Zeitverlauf tendenziell zunimmt. Bei diesem Verfahren werden die Straßenoberflächenparameter so abgeleitet, dass sie für die akustische Leistung der jeweiligen Straßenoberfläche repräsentativ sind und für eine repräsentative Gebrauchsdauer gemittelt werden, wobei eine ordnungsgemäße Instandhaltung angenommen wird.

2.3.
Eisenbahnlärm

2.3.1.
Beschreibung der Quellen

Klassifizierung der Fahrzeuge

Für die Zwecke dieses Lärmberechnungsverfahrens wird ein Fahrzeug definiert als eine Teileinheit eines Zuges (typischerweise eine Lokomotive, ein Triebwagen, ein Reisezugwagen oder ein Güterwagen), die unabhängig bewegt und vom Rest des Zuges abgehängt werden können. Für Teileinheiten eines Zuges, die Teil einer nicht abtrennbaren Gruppe sind, können spezielle Umstände gelten, z. B. bei einem gemeinsamen Drehgestell. Für die Zwecke dieses Berechnungsverfahrens werden alle diese Teileinheiten zu einem einzigen Fahrzeug zusammengefasst. Im Sinne dieses Berechnungsverfahrens besteht ein Zug aus einer Reihe von aneinander gekoppelten Fahrzeugen. Tabelle [2.3.a] gibt die Terminologie zur Beschreibung der Fahrzeugtypen in der Quellendatenbank vor. Sie beinhaltet die relevanten Deskriptoren für die vollständige Klassifizierung der Fahrzeuge. Diese Deskriptoren entsprechen den Eigenschaften des Fahrzeugs, die die akustische gerichtete Schallleistung je Meter Länge der modellierten Ersatzlinienquelle beeinflussen. Die Anzahl der Fahrzeuge je Typ ist für jeden einzelnen Gleisabschnitt für jeden der Zeiträume, die bei der Lärmkartierung zu berücksichtigen sind, zu bestimmen. Sie ist als mittlere Fahrzeugzahl je Stunde anzugeben, die ermittelt wird, indem aus der Gesamtzahl der in einem bestimmten Zeitraum vorbeifahrenden Fahrzeuge und der Länge dieses Zeitraums in Stunden der Quotient gebildet wird (z. B. 24 Fahrzeuge in vier Stunden bedeutet sechs Fahrzeuge pro Stunde). Alle Fahrzeugtypen, die den jeweiligen Gleisabschnitt passieren, sind einzubeziehen.

Tabelle [2.3.a]

Klassifizierung und Deskriptoren für Schienenfahrzeuge

Stelle1234
DeskriptorFahrzeugtypAnzahl der Achsen je FahrzeugBremsentypMaßnahmen in Bezug auf die Räder
Erläuterung des DeskriptorsEin Buchstabe, der den Typ beschreibtDie tatsächliche Anzahl der AchsenEin Buchstabe, der den Bremsentyp beschreibtEin Buchstabe, der die Art der Maßnahme zur Lärmminderung beschreibt
Mögliche Deskriptoren

h

Hochgeschwindigkeitsfahrzeug (> 200 km/h)

1

c

Grauguss-Bremsklotzsohle

n

keine Maßnahme

m

Personentriebwagen

2

k

Klotzbremse mit Bremsklotzsohlen aus Verbundstoff oder Sintermetall

d

Radabsorber

p

Reisezugwagen

3

n

nicht klotzgebremst, wie etwa Scheiben-, Trommel- oder Magnetbremsen

s

Schallschürzen

c

Straßenbahn oder Stadtbahn, Wagen mit und ohne eigenen Antrieb

4

o

andere

d

Diesellok

usw.

e

Elektrolok

a

alle arttypischen Güterfahrzeuge

o

sonstige (d. h. Wartungsfahrzeuge usw.)

Klassifizierung von Gleisen und des Schienenoberbaus

Die bestehenden Gleise unterscheiden sich, weil verschiedene Elemente zu ihren akustischen Eigenschaften beitragen und diese charakterisieren. Eine Übersicht über die bei diesem Verfahren verwendeten Schienentypen wird in Tabelle [2.3.b] gegeben. Einige Parameter haben einen großen Einfluss auf die akustischen Eigenschaften, andere hingegen kaum. Die Lärmemission von Eisenbahnen wird im Allgemeinen von folgenden Faktoren beeinflusst: Schienenrauheit, Steifheit der Zwischenlagen, Oberbau, Schienenstöße und Radius des Gleisabschnittes. Alternativ können die allgemeinen Gleismerkmale definiert werden, wobei in diesem Fall die Schienenrauheit und die Gleisabklingrate (Track Decay Rate) gemäß ISO 3095 die beiden akustisch wesentlichen Parameter sind; hinzu kommt der Bogenhalbmesser der Strecke. Ein Gleisabschnitt wird als Teil eines einzelnen Gleises auf einer Eisenbahnstrecke oder einem Bahnhof oder einem Betriebsbahnhof definiert, auf dem sich die physikalischen Eigenschaften und Grundbestandteile des Gleises nicht ändern. Laut Tabelle [2.3.b] ist zur Beschreibung der Gleisarten in der Quellendatenbank die folgende Terminologie zu verwenden.

Tabelle [2.3.b]

Stelle123456
DeskriptorOberbauSchienenrauheitArt der ZwischenlagenZusatzmaßnahmenSchienenstößeBogen
Erläuterung des DeskriptorsArt des OberbausIndikator für RauheitGibt einen Hinweis auf die „dynamische” SteifigkeitEin Buchstabe zur Beschreibung der SchallschutzmaßnahmenVorhandensein von Stößen und ZwischenräumenAngabe zum Radius eines Bogens in m
Zulässige Codes

B

Schotterbettung

E

Guter Wartungszustand, sehr glatt

S

Weich

(150-250 MN/m)

N

Keine

N

Keine

N

Gerades Gleis

S

Feste Fahrbahn

M

Normaler Wartungszustand

M

Mittel

(250 bis 800 MN/m)

D

Schienenstegdämpfer

S

Einzelne(r) Stoß oder Weiche

L

Niedrig

(1000-500 m)

L

Brücke mit Schotterbett

N

Kein guter Wartungszustand

H

Hart (800–1000 MN/m)

B

Niedrige Schutzwand

D

Zwei Stöße oder Weichen je 100 m

M

Mittel

(Weniger als 500 m und mehr als 300 m)

N

Schotterlose Brücke

B

Keine Wartung und schlechter Zustand

A

Absorberplatte auf fester Fahrbahn

M

Mehr als zwei Stöße oder Weichen je 100 m

H

Hoch

(Weniger als 300 m)

T

straßenbündiger Bahnkörper

E

Eingelassenes Gleis

O

Andere

O

Andere

Anzahl und Position der Ersatzschallquellen

Die verschiedenen Ersatzlinienquellen werden in unterschiedlichen Höhen und in der Mitte des Gleises platziert. Alle Höhen beziehen sich auf die tangential zu den beiden oberen Oberflächen der beiden Schienen verlaufende Ebene. Die Ersatzschallquellen umfassen unterschiedliche technische Quellen (Index p). Sie werden je nach der Art ihrer Entstehung in verschiedene Kategorien unterteilt: 1) Rollgeräusche (dazu gehören nicht nur Schwingungen des Gleises und des Oberbaus sowie Schwingungen der Räder, sondern gegebenenfalls auch Geräusche der Aufbauten von Güterfahrzeugen); 2) Antriebsgeräusche; 3) aerodynamische Geräusche; 4) Stoßgeräusche (von Kreuzungen, Weichen und Schienenstößen); 5) Bremsgeräusche und 6) Geräusche aufgrund zusätzlicher Einflussfaktoren wie Brücken und Viadukte.
1)
Die Rauheit der Räder und der Fahrflächen bewirkt über die drei Übertragungswege zu den abstrahlenden Oberflächen (Schienen, Räder und Aufbauten) die Rollgeräusche. Die Zuordnung erfolgt auf Höhe h = 0,5 m (abstrahlende Oberflächen A), um den Anteil der Fahrbahn, einschließlich der Effekte der Fahrbahnoberfläche und insbesondere fester Fahrbahnen (gemäß dem Ausbreitungsteil), den Anteil der Räder und (bei Güterwagen) den Anteil der Fahrzeugaufbauten an der Geräuscherzeugung abzubilden.
2)
Die Höhe der äquivalenten Quellen für Antriebsgeräusche liegt in Abhängigkeit von der physischen Position der betreffenden Komponente im Bereich von 0,5 m (Quelle A) und 4,0 m (Quelle B). Quellen wie Getriebe und Elektromotoren befinden sich oft auf der Achsenhöhe von 0,5 m (Quelle A). Lüftungsgitter und Lüftungsschlitze können sich auf unterschiedlichen Höhen befinden; bei Dieselfahrzeugen befindet sich der Auspuff häufig auf der Dachhöhe von 4,0 m (Quelle B). Andere Antriebsquellen wie Gebläse oder Dieselmotorblöcke können sich auf einer Höhe von 0,5 m (Quelle A) oder 4,0 m (Quelle B) befinden. Liegt die genaue Quellenhöhe zwischen den Modellhöhen, wird die Schallenergie proportional auf die nächstgelegenen Quellenhöhen verteilt.

Aus diesem Grund sind für das Verfahren zwei Quellenhöhen vorgesehen, eine bei 0,5 m (Quelle A) und eine bei 4,0 m (Quelle B), wobei die jeweils mit einer Höhe verbundene äquivalente Schallleistung zwischen den beiden Höhen je nach der konkreten Anordnung der Quellen an der Einheit aufgeteilt wird.

3)
Die aerodynamischen Geräuscheffekte sind mit der Quelle bei 0,5 m (Abdeckungen und Abschirmungen, Quelle A) und der Quelle bei 4,0 m (Modellierung aller Dachaggregate und der Stromabnehmer, Quelle B) verbunden. Die Wahl von 4,0 m für Stromabnehmereffekte ist bekanntermaßen ein einfaches Modell und muss sorgfältig geprüft werden, wenn die geeignete Höhe für Lärmschutzwände gefunden werden soll.
4)
Stoßgeräusche sind mit der Quelle bei 0,5 m (Quelle A) verbunden.
5)
Bremsgeräusche sind mit den Quellen bei 0,5 m (Quelle A) verbunden.
6)
Brückendröhnen ist mit der Quelle bei 0,5 m (Quelle A) verbunden.

2.3.2.
Schallleistungspegel

Allgemeine Gleichungen

Das Modell für den Schienenverkehrslärm beschreibt — analog zum Straßenverkehrslärm — die Schallemission einer bestimmten Kombination von Fahrzeugtyp und Fahrbahntyp, die eine Reihe von Voraussetzungen erfüllt, die in der Fahrzeug- und Fahrbahnklassifizierung in Bezug auf die Schallleistung für jedes einzelne Fahrzeug beschrieben sind (LW,0). Die Schallemission eines Verkehrsflusses auf jedem Gleis ist durch jeweils zwei Linienquellen darzustellen, die durch ihre gerichtete Schallleistung je Meter je Frequenzband gekennzeichnet sind. Dies entspricht der Summe der Schallemissionen aller im Verkehrsfluss vorbeifahrenden Fahrzeuge, wobei im speziellen Fall stehender Fahrzeuge die Zeit berücksichtigt wird, die die Fahrzeuge im untersuchten Gleisabschnitt verbringen. Die gerichtete Schallleistung je Meter je Frequenzband aller auf jedem Gleisabschnitt mit dem Oberbau (j) vorbeifahrenden Fahrzeuge wird ermittelt

für jedes Frequenzband (i),

für jede gegebene Quellenhöhe (h) (für Quellen bei 0,5 m h = 1 und bei 4,0 m h = 2),

und ist die energetische Summe der Beiträge aller Fahrzeuge, die den speziellen j-ten Gleisabschnitt befahren. Der jeweilige Beitrag geht auf Folgendes zurück:

alle Fahrzeugtypen (t),

mit ihren jeweiligen Geschwindigkeiten (s),

mit ihren jeweiligen Betriebszuständen (konstante Geschwindigkeit) (c),

die einzelnen physikalischen Quellen (Roll-, Stoß-, Quietsch-, Brems- und Antriebsgeräusche, aerodynamische und andere Geräusche wie etwa Brückendröhnen) (p).

Zur Berechnung der gerichteten Schallleistung je Meter (Eingabe in das Ausbreitungsmodell) ausgehend vom durchschnittlichen Verkehrsmix auf dem j-ten Gleisabschnitt wird folgende Gleichung verwendet:
LW′,eq,T,dir,i10lgXx110Lw′,eq,line,x10(2.3.1)
Hierbei gilt:
Tref=
Referenzzeitraum, für den der durchschnittliche Verkehr untersucht wird,
X=
Gesamtzahl vorhandener Kombinationen von i, t, s, c und p für jeden j-ten Gleisabschnitt,
t=
Index der Fahrzeugtypen im j-ten Gleisabschnitt,
s=
Index der Zuggeschwindigkeit: Es gibt so viele Indizes wie durchschnittliche Zuggeschwindigkeiten im j-ten Gleisabschnitt,
c=
Index der Betriebsbedingungen: 1 (für konstante Geschwindigkeit), 2 (Leerlauf),
p=
Index der physikalischen Quellen: 1 (Roll- und Stoßgeräusche), 2 (Kurvenkreischen), 3 (Antriebsgeräusche und Aggregatgeräusche), 4 (aerodynamische Geräusche), 5 (sonstige Geräusche),
LW',eq,line,x=
x-te gerichtete Schallleistung je Meter für eine Linienquelle einer Kombination von t, s, c und p in jedem j-ten Gleisabschnitt.
Wenn ein stetiger Fluss von Q Fahrzeugen pro Stunde mit einer mittleren Geschwindigkeit v angenommen wird, dann ist im Durchschnitt zu jedem Zeitpunkt eine äquivalente Anzahl von Q/v-Fahrzeugen je Längeneinheit des Schienenabschnitts vorhanden. Die Schallemission des Fahrzeugflusses in Form der gerichteten Schallleistung je Meter LW'′,eq,line (ausgedrückt in dB/m (re 10– 12 W)) wird integriert durch:
LW′,eq,line,iψ,φLW,0,dir,iψ,φ10lgQ1000v(für c = 1)(2.3.2)
Hierbei gilt:

Q ist die durchschnittliche Anzahl von Fahrzeugen je Stunde im j-ten Gleisabschnitt für den Fahrzeugtyp t, die mittlere Zuggeschwindigkeit s und den Betriebszustand c;

v ist deren Geschwindigkeit [km/h] im j-ten Gleisabschnitt für Fahrzeugtyp t und die mittlere Zuggeschwindigkeit s;

LW,0,dir ist der Pegel der gerichteten Schallleistung des jeweiligen Geräuschs (Roll-, Stoß-, Quietsch-, Brems- und Antriebsgeräusche, aerodynamische und andere Geräusche) eines einzelnen Fahrzeugs in den Richtungen ψ und φ, bezogen auf die Fahrtrichtung (siehe Abbildung [2.3.b]).

Im Falle einer stationären Quelle, wie etwa bei einem Betriebshalt, wird angenommen, dass das Fahrzeug für eine Gesamtzeit Tidle an einem Ort innerhalb eines Gleisabschnitts mit der Länge L verbleibt. Deshalb wird mit dem Referenzzeitraum Tref zur Einschätzung der Lärmbelastung (z. B. 12 Stunden, 4 Stunden, 8 Stunden) die gerichtete Schallleistung je Längeneinheit auf diesem Gleisabschnitt wie folgt definiert:
LW′,eq,line,iψ,φLW,0,dir,iψ,φ10lgTidleTrefL(für c = 2)(2.3.4)
Generell errechnet sich die gerichtete Schallleistung für jede spezifische Quelle wie folgt:
LW,0,dir,i(ψ,φ) = LW,0,i + ΔLW,dir,vert,i + ΔLW,dir,hor,i(2.3.5)
Hierbei gilt:

ΔLW,dir,vert,i ist die Korrekturfunktion für die vertikale Richtwirkung (dimensionslos) von ψ (Abbildung [2.3.b]),

ΔLW,dir,hor,i ist die Korrekturfunktion für die horizontale Richtwirkung (dimensionslos) von φ (Abbildung [2.3.b]).

Dabei ist LW,0,dir,i(ψ,φ) nach der Ableitung in Terzbänder in Oktavbändern auszudrücken, indem die betreffenden Terzbänder energetisch zu dem entsprechenden Oktavband addiert werden. Die horizontale und vertikale Richtwirkung der Schallquellen wird für die Berechnung durch (entsprechende) Zuschläge auf die Schallleistung je 1 m Gleis LWe,tot,dir,i berücksichtigt. Für jede Kombination aus Fahrzeug, Strecke, Geschwindigkeit und Fahrt werden mehrere LW,0,dir,i (ψ, φ) berücksichtigt:

für ein Terzband (i),

für jeden Gleisabschnitt (j),

Quellenhöhe (h) (für Quellen bei 0,5 m h = 1 und bei 4,0 m h = 2),

Richtwirkung (d) der Quelle.

Je Kombination aus Fahrzeug, Strecke, Geschwindigkeit und Betriebsbedingung wird für jeden Gleisabschnitt und jede Quellhöhe h = 1 und h = 2 unter Berücksichtigung der Richtwirkung LW,0,dir,i (ψ,φ) ermittelt.

Rollgeräusche

Die Beiträge des Fahrzeuges und des Gleises an den Rollgeräuschen werden in die folgenden vier Hauptelemente unterteilt: Radrauheit, Schienenrauheit, Fahrzeugtransferfunktion auf Räder und Aufbauten (Behälter) sowie Schienentransferfunktion. Rad- und Schienenrauheit bilden die Ursache für die Anregung von Schwingungen am Kontaktpunkt zwischen Schiene und Rad; bei den Transferfunktionen handelt es sich um zwei empirische oder modellierte Funktionen, die das gesamte komplexe Phänomen der Entstehung mechanischer Schwingungen und von Schall an den Oberflächen des Rades, der Schiene, der Schwelle und des Gleisunterbaus darstellen. Diese Unterteilung spiegelt den physikalischen Tatbestand wider, dass die Rauheit auf einer Schiene die Schwingung der Schiene anregen kann, aber auch die Schwingung des Rades und umgekehrt anregt. Bliebe einer dieser vier Parameter unberücksichtigt, so würde der Zusammenhang, der mit der Klassifizierung von Schienen und Zügen hergestellt wird, aufgehoben.

Rad- und Schienenrauheit

Rollgeräusche werden hauptsächlich durch Schienen- und Radrauheit im Wellenlängenbereich 5–500 mm angeregt. Die Rauheit Lr wird definiert als der zehnfache Zehnerlogarithmus des Verhältnisses aus dem Quadrat des Effektivwertes r2 der Rauheit der Lauffläche einer Schiene oder eines Rades in Bewegungsrichtung (Längsrichtung) gemessen in μm über eine bestimmte Schienenlänge oder den gesamten Raddurchmesser und des Quadrats des Referenzwertes r20:
Lr10lgrr02dB(2.3.6)
Hierbei gilt:
r0=
1 μm,
r=
Effektivwert (rms) der Differenz der vertikalen Verdrängung der Kontaktoberfläche zum Mittelwert.
Die Rauheit Lr wird typischerweise als Spektrum der Wellenlänge λ bestimmt und muss in ein Frequenzspektrum f = v/λ konvertiert werden, wobei f die Mittenfrequenz eines bestimmten Terzbands in Hz, λ die Wellenlänge in m und v die Zuggeschwindigkeit in m/s ist. Das Rauheitsspektrum als Funktion der Frequenz verschiebt sich bei unterschiedlichen Geschwindigkeiten entlang der Frequenzachse. Üblicherweise müssen nach einer Konvertierung in das Frequenzspektrum mittels der Geschwindigkeit neue Terzbandwerte bestimmt werden, indem der Mittelwert von zwei entsprechenden Terzbändern im Wellenlängenbereich gebildet wird. Um das gesamte Frequenzspektrum der effektiven Rauheit entsprechend der zugehörigen Zuggeschwindigkeit zu bestimmen, ist der Mittelwert der beiden im Wellenlängenbereich definierten entsprechenden Terzbänder energetisch und proportional zu ermitteln. Die Schienenrauheit (schienenseitige Rauheit) für das i-te Wellenzahlband wird definiert als Lr,TR,i. Analog wird die Radrauheit (fahrzeugseitige Rauheit) für das i-te Wellenzahlband definiert als Lr,VEH,i Die effektive Gesamtrauheit für das Wellenzahlband i (LR,tot,i) wird zur Berücksichtigung der Filterwirkung der Kontaktfläche zwischen Schiene und Rad definiert als die Energiesumme von Schienen- und Radrauheit zuzüglich des Kontaktfilters A3(λ); die Angabe erfolgt in dB:
LR,TOT,i10lg10Lr,TR,i1010Lr,VEH,i10A3,i(2.3.7)
wobei er als Funktion des i-ten Wellenzahlbands entsprechend der Wellenlänge λ ausgedrückt wird. Der Kontaktfilter ist abhängig vom Schienen- und Radtyp sowie der Achslast. Im Verfahren ist die effektive Gesamtrauheit für den j-ten Gleisabschnitt und jeden t-ten Fahrzeugtyp bei seiner entsprechenden Geschwindigkeit v zu verwenden.

Fahrzeug-, Gleis- und Aufbautentransferfunktion

Es werden drei geschwindigkeitsunabhängige Transferfunktionen LH,TR,i LH,VEH,i und LH,VEH,SUP,i bestimmt: die erste für jeden j-ten Gleisabschnitt und die beiden anderen für jeden t-ten Fahrzeugtyp. Sie setzen den Grad der effektiven Gesamtrauheit in Bezug zur Schallleistung der Schienen, der Räder bzw. der Aufbauten. Der Aufbautenanteil wird nur für Güterwagen und deshalb nur für den Fahrzeugtyp „a” berücksichtigt. Somit wird bei den Rollgeräuschen der Beitrag der Schiene und des Fahrzeugs durch diese Transferfunktionen und die effektive Gesamtrauheit vollständig beschrieben. Bei Zügen im Leerlauf (Betriebshalt) werden keine Rollgeräusche berücksichtigt. Für die Schallleistung je Fahrzeug werden die Rollgeräusche auf Achsenhöhe berechnet; Ausgangswerte dafür sind die effektive Gesamtrauheit LR,TOT,i als Funktion der Fahrzeuggeschwindigkeit v, die Schienen-, Fahrzeug- und Aufbautentransferfunktionen LH,TR,i, LH,VEH,i bzw. LH,VEH,SUP,i sowie die Gesamtachsenzahl Na: für h = 1:
LW,0,TR,i = LR,TOT,i + LH,TR,i + 10 × lg(Na)dB(2.3.8),
LW,0,VEH,i = LR,TOT,i + LH,VEH,i + 10 × lg(Na)dB(2.3.9),
LW,0,VEHSUP,i = LR,TOT,i + LH,VEHSUP,i + 10 × lg(Na)dB(2.3.10),
wobei Na die Anzahl der Achsen je Fahrzeug für den t-ten Fahrzeugtyp ist. Zum Ausgleich des potenziellen Fehlers infolge der Vereinfachung der Definition der Rollgeräusche, der Definition der Bremsgeräusche und der Definition der Stoßgeräusche auf Kreuzungen und Weichen ist zur Ermittlung der effektiven Gesamtrauheit und damit der Schallleistung der Fahrzeuge eine Mindestgeschwindigkeit von 50 km/h (30 km/h nur bei Straßenbahnen und Stadtbahnen) (diese Geschwindigkeit berührt nicht die Berechnung des Fahrzeugstroms) zu verwenden.

Stoßgeräusche (Kreuzungen, Weichen und Schienenstöße)

Stoßgeräusche können durch Kreuzungen, Weichen und Schienenstöße verursacht werden. Sie können unterschiedlich stark sein und die Rollgeräusche dominieren. Stoßgeräusche sind für Stoßlückengleise zu berücksichtigen. Für Stoßgeräusche aufgrund von Weichen, Kreuzungen und Schienenstößen in Gleisabschnitten mit einer Geschwindigkeit von unter 50 km/h (30 km/h nur für Straßenbahnen und Stadtbahnen) ist auf die Modellierung zu verzichten, da die Mindestgeschwindigkeit von 50 km/h (30 km/h nur für Straßenbahnen und Stadtbahnen) verwendet wird, um mehr Einflüsse gemäß der Beschreibung im Abschnitt „Rollgeräusche” einzubeziehen. Unnötig ist die Modellierung von Stoßgeräuschen auch bei der Fahrbedingung c = 2 (Leerlauf). Stoßgeräusche werden in den Term für Rollgeräusche einbezogen, indem eine ergänzende fiktive Rauheit für Stöße zur fiktiven Gesamtrauheit auf jedem spezifischen j-ten Gleisabschnitt (energetisch) hinzuaddiert wird, auf dem sie vorhanden sind. In diesem Fall ist anstelle von LR,TOT,i ein neuer Term LR,TOT + IMPACT,i zu verwenden, der dann folgende Form hat:
LR,TOT IMPACT,i10lg10LR,TOT,i1010LR,IMPACT,i10dB(2.3.11)
LR,IMPACT,i ist ein Terzbandspektrum (als Funktion der Frequenz). Um dieses Frequenzspektrum zu bestimmen, ist ein Spektrum als Funktion der Wellenlänge λ gegeben und wird dann in das verlangte Spektrum als Funktion der Frequenz mittels der Formel λ = v/f konvertiert, wobei f die Mittenfrequenz eines Terzbandes in Hz und v die s-te Fahrzeuggeschwindigkeit des t-ten Fahrzeugtyps in m/s ist. Stoßgeräusche sind abhängig von der Schwere und Anzahl der Stöße je Längeneinheit bzw. der Schienenstoßdichte; wenn also mehrfach Stoßgeräusche gegeben sind, ist die in der Gleichung zu verwendende Rauheit für Stoßgeräusche wie folgt zu berechnen:
LR,IMPACT,iLR, IMPACT SINGLE,i10lgnl0,01dB(2.3.12),
wobei LR,IMPACT–SINGLE,i die für einen einzigen Stoß angegebene Rauheit für Stoßgeräusche und die Schienenstoßdichte ist. Die standardmäßige Rauheit für Stoßgeräusche wird für eine Schienenstoßdichte von nl = 0,01 m– 1 angegeben, was einem Schienenstoß pro 100 m Gleis entspricht. Bei einer anderen Anzahl von Schienenstößen erfolgt eine Näherung durch Korrektur der Schienenstoßdichte nl. Zu beachten ist, dass bei der Modellierung des Layouts und der Segmentierung der Fahrstrecke die Schienenstoßdichte zu berücksichtigen ist, d. h. für einen Gleisbereich mit mehr Schienenstößen könnte es notwendig sein, ein gesondertes Quellensegment zu verwenden. Der LW,0 des Schienen-, Rad-/Drehgestell- und Aufbautenanteils wird für +/– 50 m vor und nach dem Schienenstoß mittels LR,IMPACT,i erhöht. Im Falle einer Vielzahl von Schienenstößen wird die Erhöhung auf die Strecke zwischen –50 m vor dem ersten Schienenstoß und + 50 m nach dem letzten Schienenstoß erweitert. Die Anwendbarkeit dieser Schallleistungsspektren ist in der Regel vor Ort zu überprüfen. Für Stoßlückengleise ist ein Standardwert nl von 0,01 anzuwenden.

Kreischen

Das Kurvenkreischen ist eine besondere Quelle, die nur für Bogen relevant und somit örtlich begrenzt ist. Kurvenkreischen ist generell abhängig von der Bogenkrümmung, den Reibungsbedingungen, der Zuggeschwindigkeit sowie der Rad-Schiene-Geometrie und Dynamik. Da es in signifikantem Maße auftreten kann, ist eine angemessene Beschreibung notwendig. Für Stellen, an denen Kurvenkreischen auftritt – in der Regel in Kurven und an den Zungenvorrichtungen von Weichen – müssen der Schallleistung der Quelle geeignete Schallleistungsspektren für die zusätzliche Geräuschemission hinzugefügt werden. Die zusätzliche Geräuschemission kann für die einzelnen Arten von Fahrzeugen spezifisch sein, da bestimmte Rad- und Drehgestelltypen deutlich weniger anfällig für Kreischen sind als andere. Sind Messungen der zusätzlichen Geräuschemissionen verfügbar, die dem stochastischen Auftreten von Kreischen hinreichend Rechnung tragen, so können diese verwendet werden. Liegen keine geeigneten Messungen vor, kann ein einfacher Ansatz gewählt werden. Bei diesem Ansatz ist das Kreischgeräusch zu berücksichtigen, indem den Schallleistungsspektren der Rollgeräusche für alle Frequenzen die folgenden Werte für die zusätzliche Geräuschemission hinzuaddiert werden.
Zug

5 dB für Kurven mit 300 m < R ≤ 500 m und ltrack ≥ 50 m

8 dB für Kurven mit R ≤ 300 m und ltrack ≥ 50 m

8 dB für Weichen mit R ≤ 300 m

0 dB in sonstigen Fällen

Straßenbahn

5 dB für Kurven und Weichen mit R ≤ 200 m

0 dB in sonstigen Fällen

Dabei ist ltrack die Länge des Gleises entlang der Kurve und R der Kurvenradius. Die Anwendbarkeit dieser Schallleistungsspektren bzw. dieser Werte für die zusätzliche Geräuschemission ist in der Regel vor Ort zu überprüfen, insbesondere bei Straßenbahnen und an Orten, an denen in Kurven oder Weichen Maßnahmen gegen Kreischen ergriffen werden.

Antriebsgeräusche

Die Antriebsgeräusche weisen im Allgemeinen zwar für die typischen Betriebsbedingungen wie gleichbleibende Geschwindigkeit, Abbremsen, Beschleunigen und Stand eine entsprechende Spezifik auf, doch werden nur die beiden Bedingungen „gleichbleibende Geschwindigkeit” (dies gilt auch beim Abbremsen und Beschleunigen der Züge) und „Stand” modelliert. Modelliert wird nur die Schallstärke der Quellen beim Maximum der Leistungsbedingungen, was zu den Größen LW,0,const,i = LW,0,idling,i führt. Ferner entspricht LW,0,idling,i dem Anteil aller physischen Quellen eines bestimmten Fahrzeugs, die einer bestimmten Höhe zuzuschreiben sind (siehe 2.3.1). LW,0,idling,i wird als statische Schallquelle im Leerlaufzustand für die Dauer des Betriebshalts ausgedrückt und ist als feste Punktquelle entsprechend der Beschreibung im Abschnitt „Industrie- und Gewerbelärm” modelliert zu verwenden. Sie ist nur zu berücksichtigen, wenn sich Züge länger als 0,5 Stunden im Stand (Betriebshalt) befinden. Diese Mengen können entweder durch Messung aller Quellen in den verschiedenen Betriebszuständen ermittelt werden, oder die Teilquellen können einzeln charakterisiert werden, und zwar durch Bestimmung ihrer Parameterabhängigkeit und relativen Stärke. Dies kann durch Messungen an einem stehenden Fahrzeug geschehen, indem gemäß ISO 3095:2005 die Drehzahl verändert wird. Gegebenenfalls müssen mehrere Antriebsgeräuschquellen charakterisiert werden, die nicht unmittelbar von der Fahrzeuggeschwindigkeit abhängig sind:

Geräusche von Antrieb, wie etwa Dieselmotoren (einschließlich Einlass, Auspuff und Motorblock), Getriebe, Elektrogeneratoren, abhängig vor allem von der Motordrehzahl (U/min), und elektrische Schallquellen wie Wandler, bei denen überwiegend Lastabhängigkeit besteht;

Geräusche von Gebläsen und Kühlsystemen je nach Drehzahl des Ventilators (U/min); in einigen Fällen sind Gebläse direkt an die Antriebswelle gekoppelt;

intermittierende Schallquellen wie Kompressoren, Ventile und andere Aggregate mit charakteristischer Betriebsdauer und der sich daraus ergebenden betriebszyklusbedingten Korrektur der Schallemission.

Da sich jede dieser Quellen in jedem Betriebszustand anders verhalten kann, sind die Antriebsgeräusche entsprechend zu spezifizieren. Die Schallstärke der Quellen wird mit Messungen unter kontrollierten Bedingungen bestimmt. Bei Lokomotiven weist die Belastung tendenziell eine größere Schwankungsbreite auf, da die Zahl der angekuppelten Eisenbahnwagen und damit die Lokomotivleistung sehr unterschiedlich sein können, während bei festen Zugzusammenstellungen wie Elektro- und Dieseltriebzügen sowie Hochgeschwindigkeitszügen die Leistung klarer definiert ist. Es wird keine Vorabzuweisung der Schallleistung der Quelle zur Höhenposition der Quelle vorgenommen, da sich diese Entscheidung nach dem konkret zu bewertenden Schall und Fahrzeug richtet. Die Modellierung erfolgt an Quelle A (h = 1) und an Quelle B (h = 2).

Aerodynamische Geräusche

Aerodynamisch angeregte Geräusche sind nur bei hohen Geschwindigkeiten über 200 km/h von Belang, weshalb zunächst überprüft werden sollte, ob sie für die Anwendung tatsächlich erforderlich sind. Wenn die Rollgeräuschrauheit und die Transferfunktionen bekannt sind, können sie auf höhere Geschwindigkeiten extrapoliert werden, und es kann ein Vergleich mit vorhandenen Hochgeschwindigkeitsdaten angestellt werden, um nachzuprüfen, ob durch aerodynamisch angeregte Geräusche höhere Pegel erzeugt werden. Liegen die Zuggeschwindigkeiten in einem Netz über 200 km/h, jedoch nicht über 250 km/h, können die aerodynamischen Geräusche in Abhängigkeit von der Fahrzeugkonstruktion in einigen Fällen unberücksichtigt bleiben. Der Anteil aerodynamischer Geräusche wird als Funktion der Geschwindigkeit angegeben:
LW,0,iLW,0,1,iv0α1,ilgvv0dBfür h = 1(2.3.13)
LW,0,iLW,0,2,iv0α2,ilgvv0dBfür h = 2(2.3.14)
Hierbei gilt:

    v0 ist eine Geschwindigkeit, bei der aerodynamische Geräusche dominant sind und die auf 300 km/h festgelegt ist.

    LW,0,1,i ist eine Referenzschallleistung, die an zwei oder mehr Messpunkten für Quellen ermittelt wird, deren Höhe bekannt ist, beispielsweise das erste Drehgestell.

    LW,0,2,i ist eine Referenzschallleistung, die an zwei oder mehr Messpunkten für Quellen ermittelt wird, deren Höhe bekannt ist, beispielsweise die Stromabnehmeraussparung.

    α1,i ist ein Koeffizient, der an zwei oder mehr Messpunkten für Quellen ermittelt wird, deren Höhe bekannt ist, beispielsweise das erste Drehgestell.

    α2,i ist ein Koeffizient, der an zwei oder mehr Messpunkten für Quellen ermittelt wird, deren Höhe bekannt ist, beispielsweise die Stromabnehmeraussparung.

Richtverhalten der Quellen

Die horizontale Richtwirkung ΔLW,dir,hor,i in dB wird in der horizontalen Ebene bestimmt und kann als Dipol für Roll-, Stoß- (Schienenstöße usw.), Kreisch-, Brems-, Gebläse- und aerodynamische Einflüsse angesehen werden, die für jedes i-te Frequenzband angegeben werden durch:
ΔLW,dir,hor,i = 10 × lg(0,01 + 0,99 · sin2φ)(2.3.15)
Brückendröhnen wird an der Quelle A (h = 1) modelliert, für die eine Rundumrichtwirkung angenommen wird. Die vertikale Richtwirkung ΔLW,dir,ver,i in dB wird in der vertikalen Ebene für Quelle A (h = 1) als Funktion der Mittelbandfrequenz fc,i jedes einzelnen i-ten Frequenzbands angegeben. Dabei gilt Folgendes:

Für 0 < ψ < π/2 ist

für -π/2 < ψ <=0 ist

ΔLW,dir,ver,i = 0

(2.3.16)
Für Quelle B (h = 2) gilt für die aerodynamischen Einflüsse:
ΔLW,dir,ver,i = 10 × lg(cos2ψ)für ψ < 0(2.3.17)
ΔLW,dir,ver,i = 0 in allen anderen Fällen Die Richtwirkung ΔLdir,ver,i wird für die Quelle B (h = 2) hinsichtlich sonstiger Einflüsse nicht berücksichtigt, da für diese Quellen an dieser Position eine Rundumrichtwirkung angenommen wird.

2.3.3.
Zusätzliche Einflüsse

Korrektur um den Wert der baulichen Abstrahlung (Brücken und Viadukte)

Befindet sich der Gleisabschnitt auf einer Brücke, so müssen die zusätzlichen Geräusche berücksichtigt werden, die durch die Schwingung der Brücke infolge der Anregung durch die Anwesenheit des Zuges erzeugt werden. Das Brückendröhnen wird als zusätzliche Quelle modelliert, deren Schallleistung pro Fahrzeug wie folgt angegeben wird:
LW,0, bridge,i = LR,TOT,i + LH,bridge,i + 10 x 1g(Na) Db(2.3.18)
Dabei ist LH,bridge,i die Brückentransferfunktion. Das Brückendröhnen LW,0,bridge,i stellt nur den durch die Brückenkonstruktion abgestrahlten Schall dar. Das Rollgeräusch eines Fahrzeugs auf der Brücke wird anhand der Gleichungen (2.3.8) bis (2.3.10) berechnet, indem die Schienentransferfunktion gewählt wird, die dem auf der Brücke vorhandenen Gleissystem entspricht. Barrieren an den Kanten der Brücke werden in der Regel nicht berücksichtigt.

Korrektur um weitere eisenbahnbezogene Schallquellen

Verschiedene Quellen wie Betriebsbahnhöfe, Be-/Entladebereiche, Bahnhöfe/Haltestellen, Klingeln, Lautsprecher auf Bahnhöfen bzw. an Haltestellen usw. können vorhanden sein und werden dem Eisenbahnlärm zugeordnet. Diese Quellen sind als Industrie-/Gewerbelärmquellen (feste Schallquellen) zu behandeln und erforderlichenfalls gemäß dem nachfolgenden Abschnitt „Industrie und Gewerbelärm” zu modellieren.

2.4.
Industrie- und Gewerbelärm

2.4.1.
Beschreibung der Quellen

Klassifizierung der Quellenarten (Punkt, Linie, Fläche)

Die Quellen von Industrie-/Gewerbelärm weisen sehr unterschiedliche Ausmaße auf. Es kann sich um große Industrieanlagen oder auch kleine konzentrierte Quellen handeln wie kleine Werkzeuge oder Maschinen in einer Fabrik. Deshalb bedarf es eines geeigneten Modellierungsverfahrens für die jeweilige zu bewertende Quelle. Je nach Größe und Verteilung mehrerer Einzelquellen über eine Fläche, die alle zum selben Industriestandort gehören, können diese als Punktquellen, Linienquellen oder Flächenquellen modelliert werden. In der Praxis beruhen die Berechnungen der Schalleinflüsse stets auf Punktquellen, jedoch können mehrere Punktquellen verwendet werden, um eine komplexe Quelle darzustellen, die sich überwiegend über eine Linie oder eine Fläche erstreckt.

Anzahl und Position von Ersatzschallquellen

Die realen Schallquellen werden mittels Ersatzschallquellen modelliert, die durch eine oder mehrere Punktquellen dargestellt werden, so dass die Gesamtschallleistung der realen Quelle der Summe der einzelnen Schallleistungen entspricht, die den verschiedenen Punktquellen zugeordnet werden. Für die Festlegung der Anzahl zu verwendender Punktquellen gelten folgende allgemeine Regeln:

Linien- oder Flächenquellen, deren größte Abmessung weniger als die Hälfte des Abstands zwischen der Quelle und dem Empfänger beträgt, können als einzelne Punktquellen modelliert werden.

Quellen, deren größte Abmessung mehr als die Hälfte des Abstands zwischen der Quelle und dem Empfänger beträgt, sollten als eine Reihe nicht zusammenhängender Punktquellen in einer Linie oder als eine Reihe nicht zusammenhängender Punktquellen über eine Fläche so modelliert werden, dass für jede dieser Quellen die Bedingung des halben Abstands erfüllt ist. Die Verteilung über eine Fläche kann auch die vertikale Verteilung von Punktquellen einschließen.

Bei Quellen, deren größte Abmessung in der Höhe über 2 m oder nahe dem Boden beträgt, sollte die Höhe der Quelle mit besonderer Sorgfalt behandelt werden. Eine Verdoppelung der Quellenzahl, indem die Quellen lediglich in der z-Komponente verteilt werden, führt nicht unbedingt zu einem wesentlich besseren Ergebnis.

Für jede Quelle gilt, dass eine Verdoppelung der Quellenzahl im Quellenbereich (in allen Dimensionen) nicht unbedingt zu einem signifikant besseren Ergebnis führt.

Die Position der Ersatzschallquellen lässt sich angesichts der Vielfalt an möglichen Konfigurationen eines Industrie-/Gewerbestandorts nicht festlegen. Hier sind im Regelfall bewährte Praktiken anzuwenden.

Schallleistungspegel

Die folgenden Angaben bilden das komplette Paket von Eingangsdaten für Berechnungen der Schallausbreitung mit den für die Erstellung von Lärmkarten verwendeten Verfahren:

Spektrum der abgestrahlten Schallleistungspegel in Oktavbändern,

Betriebszeiten (Tag, Abend, Nacht, im Jahresdurchschnitt),

Ort (Koordinaten x, y) und Höhe (z) der Schallquelle,

Art der Quelle (Punkt, Linie, Fläche),

Abmessungen und Ausrichtung,

Betriebsbedingungen der Quelle,

Richtwirkung der Quelle.

Die Schallleistung von Punkt-, Linien- und Flächenquellen ist wie folgt zu bestimmen:

für eine Punktquelle die Schallleistung LW und die Richtwirkung als Funktion der drei orthogonalen Koordinaten (x, y, z).

Es lassen sich zwei Arten von Linienquellen bestimmen:

Linienquellen, die Förderbänder, Rohrleitungen usw. darstellen, die Schallleistung je Meter Länge LW' und die Richtwirkung als Funktion der beiden zur Achse der Linienquelle orthogonalen Koordinaten;

Linienquellen, die Fahrzeuge in Bewegung darstellen, werden nach Gleichung (2.2.1) berechnet;

für eine Flächenquelle die Schallleistung je Quadratmeter LW/m2, und keine Richtwirkung (wirkt horizontal oder vertikal).

Die Betriebszeiten sind ein wesentlicher Eingangswert für die Berechnung von Schallpegeln. Die Betriebszeiten sind für den Tag, den Abend und die Nacht anzugeben; kommen für die Ausbreitung verschiedene meteorologische Kategorien zur Anwendung, die jeweils für die Zeiträume Tag, Nacht und Abend definiert sind, so ist eine detailliertere Verteilung der Betriebszeiten in Teilzeiträumen anzugeben, die der Verteilung der meteorologischen Kategorien entsprechen. Diese Angaben müssen auf einem Jahresdurchschnitt beruhen. Der Korrekturwert für die Betriebszeiten, der für die Ermittlung der korrigierten Schallleistung zur Quellenschallleistung hinzuzurechnen ist, die für die Berechnungen über den jeweiligen Zeitraum zu verwenden ist, wird als CW in dB wie folgt berechnet:
CW10lgTTref(2.4.1)
Hierbei gilt:

    T ist die aktive Zeit der Quelle je Zeitraum im Jahresdurchschnitt in Stunden.

    Tref ist der Referenzzeitraum in Stunden (z. B. Tag mit 12 Stunden, Abend mit 4 Stunden, Nacht mit 8 Stunden).

Für die dominierenderen Quellen ist der Korrekturwert für die Betriebszeiten im Jahresdurchschnitt mit mindestens einer Toleranz von 0,5 dB anzusetzen, um eine akzeptable Genauigkeit zu erreichen (dies ist gleichbedeutend mit einer Unsicherheit von weniger als 10 % bei der Festlegung der aktiven Zeit der Quelle).

Richtwirkung der Quelle

Die Richtwirkung einer Quelle ist in hohem Maße abhängig von der Position der Ersatzschallquellen in Bezug auf Flächen in der Nähe. Da bei der Ausbreitungsmethode die Reflexion von Flächen in der Nähe ebenso wie deren schalldämpfende Wirkung berücksichtigt werden, ist der Position dieser Flächen besondere Beachtung zu schenken. Üblicherweise werden die beiden folgenden Fälle unterschieden:

Die Schallleistung und Richtwirkung einer Quelle werden bestimmt und bezogen auf eine bestimmte reale Quelle angegeben, wenn diese sich im freien Schallfeld befindet (ohne Berücksichtigung des Geländeeinflusses). Dies erfolgt gemäß den Festlegungen zur Ausbreitung, wenn angenommen wird, dass keine Fläche in der Nähe weniger als 0,01 m von der Quelle entfernt ist und Flächen in einer Entfernung von 0,01 m oder mehr in die Berechnung der Ausbreitung einbezogen werden.

Die Schallleistung und Richtwirkung einer Quelle werden bestimmt und relativ zu einer bestimmten realen Quelle angegeben, wenn diese sich an einem bestimmten Ort befindet und deshalb die Schallleistung und Richtwirkung der Quelle tatsächlich „äquivalent” sind, da sie die Modellierung des Einflusses der Flächen in der Nähe einschließt. Dies erfolgt in einem „halbfreien Schallfeld” gemäß der Definition der Schallausbreitung. In diesem Fall sind die modellierten Flächen in der Nähe bei der Berechnung der Ausbreitung nicht zu berücksichtigen.

Die Richtwirkung ist in der Berechnung als ein Faktor ΔLW,dir,xyz (x, y, z) auszudrücken, der zur Schallleistung hinzuzurechnen ist, um die korrekte gerichtete Schallleistung einer Referenzschallquelle bei Schallausbreitung in der angegebenen Richtung zu erhalten. Der Faktor kann als Funktion des durch (x, y, z) definierten Richtungsvektors mit x2y2z21 angegeben werden. Diese Richtwirkung kann auch mittels anderer Koordinatensysteme, wie etwa Winkelkoordinatensysteme, ausgedrückt werden.

2.5.
Berechnung der Schallausbreitung von Straßen-, Eisenbahn- und Industrie-/Gewerbequellen

2.5.1.
Anwendungsbereich und Anwendbarkeit des Verfahrens

In diesem Dokument wird ein Verfahren zur Berechnung der Dämpfung von Schall während seiner Ausbreitung im Freien beschrieben. Bei Kenntnis der Quelleigenschaften berechnet dieses Verfahren den äquivalenten Dauerschallpegel am Empfängerpunkt für zwei spezielle Klassen atmosphärischer Bedingungen:

Ausbreitung unter den Bedingungen der Abwärtsbrechung (positiver vertikaler Gradient der effektiven Schallgeschwindigkeit) von der Quelle zum Empfänger;

homogene atmosphärische Bedingungen (kein vertikaler Gradient der effektiven Schallgeschwindigkeit) im gesamten Ausbreitungsgebiet.

Das in diesem Dokument beschriebene Berechnungsverfahren gilt für Industrie-/Gewerbeanlagen sowie Verkehrsmittel auf dem Landweg. Es gilt somit insbesondere für Straßen- und Eisenbahnverkehrsanlagen. Der Flugverkehr fällt nur beim Schall, der während Tätigkeiten am Boden entsteht, in den Anwendungsbereich des Verfahrens; Starts und Landungen gehören nicht dazu. Einrichtungen der industriellen/gewerblichen Infrastruktur, die impulsförmige oder starke tonale Geräusche entsprechend der Beschreibung in ISO 1996-2:2007 emittieren, fallen nicht in den Anwendungsbereich dieses Verfahrens. Das Berechnungsverfahren liefert keine Ergebnisse für die Bedingungen der Aufwärtsbrechung (negativer vertikaler Gradient der effektiven Schallgeschwindigkeit); eine Näherung dieser Bedingungen kann vielmehr durch homogene Bedingungen bei der Berechnung von Lden gefunden werden. Zur Berechnung der Dämpfung aufgrund der Absorption in der Atmosphäre im Falle von Transportinfrastruktur werden die Bedingungen von Temperatur und Feuchtigkeit nach ISO 9613-1:1996 berechnet. Das Verfahren liefert Ergebnisse je Oktavband von 63 Hz bis 8000 Hz. Diese Berechnungen werden für jede Mittenfrequenz vorgenommen. Hindernisse mit einer Neigung von mehr als 15° bezogen auf die Vertikale gelten nicht als Reflektoren, sondern werden bei allen anderen Ausbreitungsaspekten wie Bodeneffekten und Beugungen berücksichtigt. Eine einzelne Abschirmung wird als einzelne Beugung berechnet, zwei oder mehr Abschirmungen in einem einzigen Ausbreitungsweg werden unter Anwendung des nachstehend beschriebenen Verfahrens als aufeinanderfolgende Reihe einzelner Beugungen behandelt.

2.5.2.
Verwendete Begriffe

Alle in diesem Dokument verwendeten Abstände, Höhen und Dimensionen werden in Metern (m) angegeben. Die Bezeichnung MN steht für den Abstand in drei Dimensionen (3D) zwischen den Punkten M und N, der über eine diese Punkte verbindende gerade Linie gemessen wird. Die Bezeichnung ^MN steht für die Länge des gebogenen Ausbreitungswegs zwischen den Punkten M und N bei günstigen Bedingungen. Reale Höhen werden üblicherweise vertikal im rechten Winkel zur horizontalen Ebene gemessen. Höhen von Punkten über dem lokalen Boden werden mit h bezeichnet, absolute Höhen von Punkten und absolute Höhen des Bodens sind mit dem Buchstaben H zu bezeichnen. Zur Berücksichtigung des tatsächlichen Reliefs des Geländes entlang eines Ausbreitungswegs wird der Begriff „äquivalente Höhe” eingeführt, der mit dem Buchstaben z bezeichnet wird. Er ersetzt in den Gleichungen zu den Bodeneffekten die realen Höhen. Die mit dem Großbuchstaben L ohne den Index A bezeichneten Schallpegel werden in Dezibel (dB) je Frequenzband angegeben. Die Schallpegel in Dezibel dB(A) werden mit dem Index A bezeichnet. Die Summe der Schallpegel aufgrund zueinander inkohärenter Quellen werden mit dem Zeichen entsprechend der folgenden Definition bezeichnet:
(2.5.1)

2.5.3.
Geometrische Betrachtungen

Quellensegmentierung

Reale Quellen werden durch eine Reihe von Punktquellen oder — im Falle des Eisenbahn- oder des Straßenverkehrs — durch inkohärente Linienquellen beschrieben. Das Ausbreitungsverfahren beruht auf der Annahme, dass Linien- oder Flächenquellen zuvor aufgeteilt wurden, damit sie mittels einer Reihe äquivalenter Punktquellen dargestellt werden können. Dies kann als Vorverarbeitung der Quellendaten erfolgt sein oder im Rahmen der Pathfinder-Komponente der Berechnungssoftware erfolgen. Die Mittel, mit denen dies erfolgt ist, gehören nicht zum Anwendungsbereich der aktuellen Methodik.

Ausbreitungswege

Das Verfahren arbeitet mit einem geometrischen Modell, das aus einer Reihe zusammenhängender Boden- und Hindernisflächen besteht. In Bezug auf die horizontale Ebene wird ein vertikaler Ausbreitungsweg auf einer oder mehreren vertikalen Ebenen aufgetragen. Schließt ein Ausbreitungsweg eine Reflexion an einer vertikalen Fläche ein, die nicht rechtwinklig zur Einfallsebene steht, so verläuft der reflektierte Teil des Ausbreitungswegs in einer weiteren vertikalen Ebene. Werden mehrere vertikale Ebenen verwendet, um den gesamten Ausbreitungsweg von der Quelle bis zum Empfänger zu beschreiben, werden die vertikalen Ebenen sodann aufgefächert (wie beim Auffalten einer Spanischen Wand).

Maßgebliche Höhen über dem Gelände

Die äquivalenten Höhen werden mit Hilfe der mittleren Bezugsebene zwischen der Quelle und dem Empfänger bestimmt. Diese ersetzt das tatsächliche Gelände durch eine fiktive Ebene, die das mittlere Profil des Geländes abbildet.
1:
Tatsächliches Relief
2:
Mittlere Ebene
Die äquivalente Höhe eines Punktes ist seine Höhe im rechten Winkel zur mittleren Grundebene. Die äquivalente Quellenhöhe zs und die äquivalente Empfängerhöhe zr können somit bestimmt werden. Der Abstand zwischen der Quelle und dem Empfänger in der Projektion auf die mittlere Bezugsebene wird durch dp bezeichnet. Weist die äquivalente Höhe eines Punktes einen negativen Wert auf, d. h. befindet sich der Punkt unterhalb der mittleren Grundebene, wird die Höhe null beibehalten; der äquivalente Punkt ist dann mit seinem möglichen Spiegelbild identisch.

Berechnung der mittleren Ebene

In der Ebene des Ausbreitungsweges kann die Topographie (einschließlich Gelände, Hügel, Dämme und andere von Menschen errichtete Hindernisse, Gebäude usw.) als eine geordnete Menge einzelner Punkte (xk, Hk); k є {1,…,n} beschrieben werden. Die Punktmenge definiert eine Polylinie oder — äquivalent dazu — eine Abfolge gerader Segmente Hk = akx + bk, x є [xk, xk + 1]; k є {1,… n}, worin:
ak = (Hk + 1 – Hk)/(xk + 1 – xk)(2.5.2)
bk = (Hk · xk + 1 – Hk + 1 · xk)/(xk + 1 – xk)
Die mittlere Ebene wird durch die Gerade Z = ax + b; x є [x1, xn] dargestellt, die an die Polylinie mittels Approximation nach der Methode der kleinsten Quadrate angepasst wird. Die Gleichung der Mittellinie kann analytisch abgeleitet werden. Verwendet wird:
A23n1k1akx3k1x3kn1k1bkx2k1x2k(2.5.3)
Bn1k1akx2k1x2k2n1k1bkxk1xk
Die Koeffizienten der Geraden sind wie folgt gegeben:
a32ABxnx1xnx13(2.5.4),
b2x3nx31xnx14B 3xnx1xnx13A
wobei Segmente mit xk + 1 = xk außer Acht zu lassen sind, wenn die Gleichung 2.5.3 evaluiert wird.

Reflexionen durch Gebäudefassaden und andere vertikale Hindernisse

Reflexionsanteile sind durch die Einführung von Spiegelquellen wie nachfolgend beschrieben zu berücksichtigen.

2.5.4.
Modell der Schallausbreitung

Für einen Empfänger R werden die Berechnungen unter Einhaltung folgender Schritte vorgenommen:
1)
zu jedem Ausbreitungsweg:

Berechnung der Dämpfung bei günstigen Bedingungen;

Berechnung der Dämpfung bei homogenen Bedingungen;

Berechnung des Dauerschallpegels für jeden Ausbreitungsweg;

2)
Aufsummierung der Dauerschallpegel für alle Ausbreitungswege, die einen bestimmten Empfänger betreffen, wodurch der Gesamtschallpegel am Empfängerpunkt berechnet werden kann.
Zu beachten ist, dass von den Witterungsbedingungen nur die Dämpfungen aufgrund des Bodeneffekts (Aground) und der Beugung (Adif) beeinflusst werden.

2.5.5.
Ablauf der Berechnung

Für eine Punktquelle S der gerichteten Schallleistung Lw,0,dir und für ein bestimmtes Frequenzband wird der äquivalente Dauerschalldruckpegel am Empfängerpunkt R unter bestimmten Witterungsbedingungen mittels der nachfolgenden Gleichungen bestimmt.

Schallpegel bei günstigen Bedingungen (LF) für einen Ausbreitungsweg (S, R)

LF = LW,0,dir – AF(2.5.5)
Der Term AF repräsentiert die Gesamtdämpfung entlang des Ausbreitungsweges bei günstigen Bedingungen und wird wie folgt aufgeschlüsselt:
AF=Adiv + Aatm + Aboundary,F(2.5.6)
Hierbei gilt:

    Adiv ist die geometrische Ausbreitungsdämpfung;

    Aatm ist die Dämpfung aufgrund von Luftabsorption;

    Aboundary,F ist die Dämpfung aufgrund der Begrenzung des Ausbreitungsmediums bei günstigen Bedingungen. Sie kann folgende Terme beinhalten:

      Aground,F für die Dämpfung aufgrund des Bodens bei günstigen Bedingungen;

      Adif,F für die Dämpfung aufgrund von Beugung bei günstigen Bedingungen.

Für einen gegebenen Ausbreitungsweg und ein gegebenes Frequenzband sind die folgenden beiden Szenarien möglich:

entweder Aground,F wird ohne Beugung (Adif,F = 0 dB) und Aboundary,F = Aground,F berechnet;

oder es wird Adif,F berechnet. Der Bodeneffekt wird in der Adif,F-Gleichung selbst berücksichtigt (Aground,F = 0 dB). Somit ergibt sich Aboundary,F = Adif,F.

Schallpegel bei homogenen Bedingungen (LH) für einen Ausbreitungsweg (S, R)

Das Verfahren ist völlig identisch mit dem Fall der günstigen Bedingungen im vorhergehenden Abschnitt.
LH = LW,0,dir – AH(2.5.7)
Der Term AH repräsentiert die Gesamtdämpfung entlang dem Ausbreitungsweg bei homogenen Bedingungen und wird wie folgt aufgeschlüsselt:
AH = Adiv + Aatm + Aboundary,H(2.5.8)
Hierbei gilt:

    Adiv ist die geometrische Ausbreitungsdämpfung;

    Aatm ist die Dämpfung aufgrund von Luftabsorption;

    Aboundary,H ist die Dämpfung aufgrund der Begrenzung des Ausbreitungsmediums bei homogenen Bedingungen. Sie kann folgende Terme beinhalten:

      Aground,H für die Dämpfung aufgrund des Geländes bei homogenen Bedingungen;

      Adif,H für die Dämpfung aufgrund von Beugung bei homogenen Bedingungen.

Für einen gegebenen Ausbreitungsweg und ein gegebenes Frequenzband sind die folgenden beiden Szenarien möglich:

entweder Αground,H (Adif,H = 0 dB) wird ohne Beugung und Aboundary,H =Αground,H berechnet;

oder es wird Adif,H (Αground,H = 0 dB) berechnet. Der Bodeneffekt wird in der Adif,H-Gleichung selbst berücksichtigt. Somit ergibt sich Aboundary,H = Adif,H

Statistischer Ansatz in städtischen Gebieten für einen Ausbreitungsweg (S, R)

In städtischen Gebieten ist auch ein statistischer Ansatz für die Berechnung der Schallausbreitung hinter die erste Gebäudelinie zulässig, sofern ein solches Verfahren ordnungsgemäß dokumentiert wird, was auch relevante Angaben zur Qualität des Verfahrens einschließt. Dieses Verfahren kann an die Stelle der Berechnung von Aboundary,H und Aboundary,F durch Approximation der Gesamtdämpfung für den direkten Ausbreitungsweg und alle Reflexionen treten. Die Berechnung beruht dann auf der durchschnittlichen Bebauungsdichte und der durchschnittlichen Höhe aller Gebäude in dem Gebiet.

Dauerschallpegel für einen Ausbreitungsweg (S, R)

Der Dauerschallpegel entlang eines Ausbreitungsweges, der von einem bestimmten Punkt ausgeht, wird aus der logarithmischen Summe der bewerteten Schallenergie bei homogenen Bedingungen und der Schallenergie bei günstigen Bedingungen gebildet. Diese Schallpegel werden durch das mittlere Auftreten p günstiger Bedingungen in Richtung des Ausbreitungsweges (S, R) gewichtet:
LLT10lgp10LF101p10LH10(2.5.9)

Anmerkung: Die Häufigkeitswerte für p werden als Prozentsatz angegeben. Wenn also etwa der Häufigkeitswert 82 % beträgt, würde in der Gleichung (2.5.9) p = 0,82 stehen.

Dauerschallpegel am Punkt R für alle Ausbreitungswege

Der Gesamt-Langzeit-Dauerschallpegel am Empfänger für ein Frequenzband wird durch die energetische Summierung der Beiträge aller N Ausbreitungswege für alle Arten errechnet:
Ltot,LT10lgn10Ln,LT10(2.5.10)
Hierbei gilt: n ist der Index der Ausbreitungswege zwischen S und R. Die Berücksichtigung von Reflexionen mittels Spiegelquellen wird näher beschrieben. Der Prozentsatz der Häufigkeit günstiger Bedingungen im Falle der Reflexion eines Ausbreitungsweges an einem vertikalen Hindernis ist als identisch mit der Häufigkeit des direkten Ausbreitungsweges anzusetzen. Wenn S′ die Spiegelquelle von S, ist, dann wird das Auftreten p′ des Ausbreitungsweges (S′,R) als gleich dem Auftreten p des Ausbreitungsweges (Si,R) angesetzt.

Dauerschallpegel am Punkt R in Dezibel A (dBA)

Der Gesamtschallpegel in Dezibel A (dBA) wird durch Summierung der Pegel in jedem einzelnen Frequenzband bestimmt:
LAeq,LT10lgi10Ltot,LT,iAWCf,i10(2.5.11),
Dabei ist i der Index des Frequenzbands. AWC ist die A-Bewertungskorrektur wie folgt:
Frequenz [Hz]631252505001000200040008000
AWCf,i [dB]-26,2-16,1-8,6-3,201,21,0-1,1
Dieser Pegel LAeq,LT stellt das Endresultat dar, d. h. den A-bewerteten Langzeit-Dauerschallpegel am Empfängerpunkt in einem bestimmten Referenzzeitraum (z. B. Tag oder Abend oder Nacht oder einer kürzeren Zeit am Tag, am Abend oder in der Nacht).

2.5.6.
Berechnung der Schallausbreitung bei Straßen-, Eisenbahn- und Industrie-/Gewerbequellen

Geometrische Zerstreuung

Die geometrische Ausbreitungsdämpfung Adiv entspricht einer Verringerung des Schallpegels mit zunehmender Ausbreitungsentfernung. Für eine Punktschallquelle im freien Schallfeld wird die Dämpfung in dB angegeben durch:
Adiv = 20 × lg(d) + 11(2.5.12)
wobei d die direkte 3D-Schrägentfernung zwischen der Quelle und dem Empfänger ist.

Luftabsorption

Die Dämpfung aufgrund von Luftabsorption Aatm während der Ausbreitung über eine Entfernung d wird in dB durch folgende Gleichung angegeben:
Aatm = αatm · d/1000(2.5.13)
Hierbei gilt:

    d ist die direkte 3D-Schrägentfernung zwischen der Quelle und dem Empfänger in m;

    αatm ist der Koeffizient der Dämpfung in der Atmosphäre in dB/km in der nominellen Mittenfrequenz für jedes Frequenzband gemäß ISO 9613-1.

Die Werte des Koeffizienten αatm werden für eine Temperatur von 15 °C, eine relative Feuchtigkeit von 70 % und einen Luftdruck von 101325 Pa angegeben. Sie werden mit den genauen Mittenfrequenzen des Frequenzbandes berechnet. Diese Werte erfüllen die Norm ISO 9613-1. Liegen meteorologische Daten vor, so ist der meteorologische Langzeitdurchschnitt zu verwenden.

Bodeneffekt

Die Dämpfung aufgrund des Bodeneffekts ist vor allem das Ergebnis der Interferenz zwischen dem reflektierten Schall und dem Schall, der sich direkt von der Quelle zum Empfänger ausbreitet. Sie ist physisch mit der akustischen Absorption des Geländes verbunden, über dem sich der Schall ausbreitet. Sie ist aber auch erheblich von den atmosphärischen Bedingungen während der Ausbreitung abhängig, da sich durch die Schallstrahlkrümmung die Höhe des Ausbreitungsweges über dem Boden ändert und so die Einflüsse des Bodens und des Geländes nahe der Quelle an Bedeutung gewinnen oder verlieren. Wenn die Ausbreitung zwischen der Quelle und dem Empfänger durch ein Hindernis in der Ausbreitungsebene beeinflusst wird, wird der Bodeneffekt für die Quellen- und die Empfängerseite getrennt berechnet. Dabei beziehen sich zs und zr auf die äquivalente Quellen- und/oder Empfängerposition, wie im Weiteren im Zusammenhang mit der Berechnung der Beugung Adif dargestellt wird.

Akustische Charakterisierung des Bodens

Die akustischen Absorptionseigenschaften des Bodens stehen vor allem mit seiner Porosität in Verbindung. Ein dichter Boden ist im Allgemeinen reflektierend, ein poröser Boden absorbierend. Für die Zwecke einer operativen Berechnung wird die akustische Absorption eines Bodens durch einen dimensionslosen Koeffizienten G zwischen 0 und 1 dargestellt. G ist unabhängig von der Frequenz. Tabelle 2.5.a enthält die G-Werte für den Boden im Freien. Der durchschnittliche Wert des Koeffizienten G über einen Ausbreitungsweg liegt in der Regel im Bereich von 0 bis 1.

Tabelle 2.5.a

G-Werte für verschiedene Bodenarten

BeschreibungArt(kPa·s/m2)G-Wert
Sehr weich (wie Schnee oder Moos)A12,51
Weicher Waldboden (kurzes, dichtes heideartiges oder dickes Moos)B31,51
Nicht verdichteter loser Boden (Rasen, Gras, loser Boden)C801
Normaler nicht verdichteter Boden (Waldboden, Weideland)D2001
Verdichtetes Feld und Schotter (verdichteter Rasen, Parkgebiete)E5000,7
Verdichteter dichter Boden (Schotterstraße, Parkplatz)F20000,3
Harte Oberflächen (zumeist normaler Asphalt, Beton)G200000
Sehr harte und dichte Oberflächen (dichter Asphalt, Beton, Wasser)H2000000
Gpath wird definiert als der Anteil an absorbierendem Boden über den gesamten betrachteten Ausbreitungsweg. Wenn die Quelle und der Empfänger nahe beieinander liegen, so dass dp≤ 30(zs + zr), ist der Unterschied zwischen der Bodenart nahe der Quelle und der Bodenart nahe dem Empfänger unerheblich. Um dem Rechnung zu tragen, wird der Bodenfaktor Gpath letztlich wie folgt korrigiert:
G′path =Gpathdp30zszrGs1dp30zszrwennd dp ≤ 30(zs + zr)(2.5.14)
Gpathandernfalls
wobei Gs der Bodenfaktor im Bereich der Quelle ist. Gs = 0 für Straßenfahrbahnen(4), feste Fahrbahnen. Gs=1 für Bahngleise auf Schotterbettung. Im Falle von industriellen/gewerblichen Quellen und Anlagen gibt es keine pauschale Antwort. G kann mit dem Strömungswiderstand in Verbindung gebracht werden. Die Abstände dn werden durch eine zweidimensionale Projektion auf die horizontale Ebene bestimmt. In den folgenden zwei Unterabschnitten über die Berechnung bei homogenen bzw. günstigen Bedingungen kommen erstmals die generischen Bezeichnungen Gw und Gm für die Absorption des Bodens zur Anwendung. Tabelle 2.5.b zeigt die Entsprechung zwischen diesen Bezeichnungen und den Variablen Gpath und G'path.

Tabelle 2.5.b

Übereinstimmungen zwischen Gw und Gm und (Gpath, G′path)

Homogene BedingungenGünstige Bedingungen
AgroundΔground(S,O)Δground(O,R)AgroundΔground(S,O)Δground(O,R)
GwG′pathG path
GmG′pathG pathG′pathG path

Berechnungen bei homogenen Bedingungen

Die Dämpfung aufgrund des Bodeneffekts bei homogenen Bedingungen wird nach den folgenden Gleichungen berechnet: wenn Gpath ≠ 0
Aground,Hmax10lg4k2d2pz2s2CfkzsCfkz2r2CfkzrCfk ,Aground,H,min(2.5.15)
Hierbei gilt: fm ist die nominelle Mittenfrequenz des betrachteten Frequenzbands in Hz, c ist die Geschwindigkeit des Schalls in der Luft (als 340 m/s angenommen), und Cf wird definiert durch:
Cfdp13wdpewdp1wdp(2.5.16),
wobei die Werte von w durch die nachstehende Gleichung gegeben sind:
(2.5.17).
Gw kann gleich Gpath oder G′path sein, je nachdem, ob der Bodeneffekt mit oder ohne Beugung berechnet wird und welcher Art der Boden unter der Quelle ist (reale Quelle oder gebeugt). Dies wird in den folgenden Unterabschnitten näher erläutert und in der Tabelle 2.5.b zusammengefasst.
(2.5.18)
ist der untere Grenzwert von Aground,H. Für einen Ausbreitungsweg (Si, R) bei homogenen Bedingungen ohne Beugung:

    Gw = G′path

    Gm = G′path

Zum Ausbreitungsweg mit Beugung siehe den Abschnitt „Beugung” mit den Definitionen von Gw und Gm. wenn Gpath = 0: Aground,H = –3 dB Der Term – 3(1 – Gm) trägt dem Umstand Rechnung, dass, wenn die Quelle und der Empfänger weit auseinander liegen, die erste quellenseitige Reflexion nicht mehr auf der quellnahen Oberfläche, sondern auf natürlichem Gelände erfolgt.

Berechnung bei günstigen Bedingungen

Der Bodeneffekt bei günstigen Bedingungen wird mit der Gleichung für Aground,H berechnet, allerdings mit folgenden Änderungen:

    Wenn Gpath ≠ 0

    a)
    In Gleichung (2.5.15) (Aground,H) werden die Höhen zs und zr ersetzt durch zs + δ zs + δ zT bzw. zr + δ zr + δ zT wobei

    δzsa0zszszr2d2p2(2.5.19)
    δzra0zrzszr2d2p2

    ao = 2 x 10– 4 m-1 die Umkehrung des Bogenhalbmessers ist

    δzT6103dpzszr

    b)
    Der untere Grenzwert von Aground,F (berechnet mit unveränderten Höhen) ist abhängig von der Geometrie des Ausbreitungsweges:

    (2.5.20)

    Wenn Gpath = 0

    Aground,F, = Aground,F,min

Die Höhenkorrekturen δ zs und δ zr berücksichtigen die Wirkung der Schallstrahlkrümmung. δ zT trägt der Wirkung der Turbulenz Rechnung. Gm kann also gleich Gpath oder Gpath sein, je nachdem, ob der Bodeneffekt mit oder ohne Beugung berechnet wird und welcher Art der Boden unter der Quelle ist (reale Quelle oder gebeugt). Dies wird in den folgenden Unterabschnitten näher erläutert. Für einen Ausbreitungsweg (Si,R) bei günstigen Bedingungen ohne Beugung:

    Gw = Gpath in Gleichung (2.5.17);

    Gm = G′path.

Zum Ausbreitungsweg mit Beugung siehe den nächsten Abschnitt mit den Definitionen von Gw und Gm.

Beugung

Generell ist die Beugung an der Oberkante jedes Hindernisses zu untersuchen, das sich im Ausbreitungsweg befindet. Verläuft der Ausbreitungsweg „hoch genug” über der Beugungskante, so kann Adif = 0 gesetzt und eine direkte Sicht berechnet werden, konkret durch die Bestimmung von Aground. In der Praxis werden die folgenden Spezifikationen in der einzigen vertikalen Ebene berücksichtigt, die sowohl die Quelle als auch den Empfänger umfasst (eine aufgefaltete spanische Wand bei einem Ausbreitungsweg einschließlich Reflexionen). Der Direktstrahl von der Quelle zum Empfänger ist eine gerade Linie bei homogenen Ausbreitungsbedingungen und eine gekrümmte Linie (ein Bogen mit einem Radius, der von der Länge des geraden Strahls abhängt) bei günstigen Ausbreitungsbedingungen. Wird der Direktstrahl nicht blockiert, dann wird Kante D angestrebt, die die größte Weglängendifferenz δ ergibt (der kleinste absolute Wert, da diese Weglängendifferenzen negativ sind). Die Beugung wird berücksichtigt, wenn

diese Weglängendifferenz größer ist als – λ/20 und

das „Rayleigh-Kriterium” erfüllt ist.

Dies ist der Fall, wenn δ größer ist als λ/4 — δ*, wobei δ* die mit derselben Kante D berechnete Weglängendifferenz ist, jedoch bezogen auf die Spiegelquelle S*, welche mithilfe der quellenseitigen mittleren Bezugsebene berechnet wird, und bezogen auf den Spiegelempfänger R*, welcher mithilfe der empfängerseitigen mittleren Bezugsebene berechnet wird. Für die Berechnung von δ* werden nur die Punkte S*, D und R* berücksichtigt — andere Kanten, die den Weg von S* -> D -> R* blockieren, werden vernachlässigt. Im Hinblick auf die vorstehenden Ausführungen wird die Wellenlänge λ unter Verwendung der nominellen Mittenfrequenz und einer Schallgeschwindigkeit von 340 m/s berechnet. Sind diese beiden Bedingungen erfüllt, werden Quellenseite und Empfängerseite durch die Kante D getrennt, es werden zwei getrennte mittlere Bezugsebenen berechnet, und Adif wird wie im restlichen Teil dieses Abschnitts beschrieben berechnet. Andernfalls wird für diesen Ausbreitungsweg keine Dämpfung durch Beugung berücksichtigt, es wird eine gemeinsame mittlere Bezugsebene für den Weg von S -> R berechnet, und Aground wird ohne Beugung berechnet (Adif = 0 dB). Diese Regel gilt sowohl bei homogenen als auch bei günstigen Bedingungen. Wenn für ein bestimmtes Frequenzband eine Berechnung nach dem in diesem Abschnitt beschriebenen Verfahren vorgenommen wird, wird im Falle der Berechnung der Gesamtdämpfung Aground mit 0 dB angesetzt. Der Bodeneffekt ist direkt in der allgemeinen Gleichung zur Beugungsberechnung berücksichtigt. Die hier vorgeschlagenen Gleichungen werden verwendet, um die Beugung an dünnen und dicken Schallschirmen, Gebäuden, (natürlichen und künstlichen) Wällen und durch die Kanten von Böschungen, Geländeeinschnitten und Viadukten zu berechnen. Werden in einem Ausbreitungsweg mehrere Beugungshindernisse festgestellt, werden sie als Mehrfachbeugung behandelt, indem das im folgenden Abschnitt zur Berechnung der Weglängendifferenz beschriebene Verfahren angewendet wird. Die hier dargelegten Verfahren werden verwendet, um die Dämpfungen sowohl bei homogenen als auch bei günstigen Bedingungen zu berechnen. Die Schallstrahlkrümmung wird bei der Berechnung der Weglängendifferenz sowie zur Berechnung der Bodeneffekte vor und nach der Beugung berücksichtigt.

Allgemeine Grundsätze

Abbildung 2.5.c veranschaulicht das allgemeine Verfahren der Berechnung der Dämpfung aufgrund von Beugung. Dieses Verfahren basiert auf der Untergliederung des Ausbreitungswegs in zwei Teile: den „quellenseitigen” Ausbreitungsweg zwischen der Quelle und dem Beugungspunkt und den „empfängerseitigen” Ausbreitungsweg zwischen dem Beugungspunkt und dem Empfänger. Folgendes wird berechnet:

ein Bodeneffekt, quellenseitig, Δground(S,O),

ein Bodeneffekt, empfängerseitig, Δground(O,R)

und drei Beugungen:

zwischen der Quelle S und dem Empfänger R: Δdif(S,R),

zwischen der Spiegelquelle S′ und R: Δdif(S',R),

zwischen S und dem Spiegelempfänger R′: Δdif(S,R′).

1:
Quellenseite.
2:
Empfängerseite.
Hierbei gilt:

    S ist die Quelle;

    R ist der Empfänger;

    S′ ist die Spiegelquelle bezogen auf die quellseitige mittlere Bezugsebene;

    R′ ist der Spiegelempfänger bezogen auf die empfängerseitige mittlere Bezugsebene;

    O ist der Beugungspunkt;

    zs ist die äquivalente Höhe der Quelle S bezogen auf die quellenseitige mittlere Bezugsebene;

    zo,s ist die äquivalente Höhe des Beugungspunkts O bezogen auf die quellenseitige mittlere Bezugsebene;

    zr ist die äquivalente Höhe des Empfängers R bezogen auf die empfängerseitige mittlere Bezugsebene;

    zo,r ist die äquivalente Höhe des Beugungspunkts O bezogen auf die empfängerseitige mittlere Bezugsebene.

Die Unregelmäßigkeit des Bodens zwischen der Quelle und dem Beugungspunkt sowie zwischen dem Beugungspunkt und dem Empfänger wird mittels äquivalenter Höhen berücksichtigt, die in Bezug auf die mittlere Grundebene, zuerst quellenseitig und dann empfängerseitig (zwei mittlere Grundebenen), anhand des im Unterabschnitt zu erheblichen Höhen über dem Boden beschriebenen Verfahrens berechnet werden.

Reine Beugung

Für die reine Beugung ohne Bodeneffekte wird die Dämpfung angegeben durch:
Δdif =10Chlg340λC″δwenn40λC″δ2(2.5.21)
0andernfalls
Hierbei gilt:
Ch = 1(2.5.22)
λ ist die Wellenlänge der nominalen Mittenfrequenz des betrachteten Frequenzbandes; δ ist die Weglängendifferenz zwischen dem gebeugten Ausbreitungsweg und dem direkten Ausbreitungsweg (siehe nächsten Unterabschnitt „Berechnung der Weglängendifferenz” ); C″ ist ein Koeffizient, der zur Berücksichtigung von Mehrfachbeugungen eingesetzt wird: C″ = 1 für eine Einzelbeugung. Wenn im Falle der Mehrfachbeugung e die Gesamtlänge des Ausbreitungswegs zwischen dem ersten und dem letzten Beugungspunkt (Verwendung gebogener Strahlen bei günstigen Bedingungen) und e größer als 0,3 m ist (andernfalls C" = 1), dann wird dieser Koeffizient bestimmt durch:
(2.5.23)
Die Werte von Δdif sind zu begrenzen:

wenn Δdif < 0: Δdif = 0 dB,

wenn Δdif > 25: Δdif = 25 dB für eine Beugung an einer horizontalen Kante und nur beim Term Δdif, der in der Berechnung von Adif eine Rolle spielt. Diese Obergrenze gilt nicht bei den Δdif Termen, die in die Berechnung von Δground eingreifen, oder für eine Beugung an einer vertikalen Kante (seitliche Beugung) im Falle der Erstellung von Lärmkarten für Industrie-/Gewerbelärm.

Berechnung der Weglängendifferenz

Die Weglängendifferenz δ wird auf einer vertikalen Ebene berechnet, die die Quelle und den Empfänger umfasst. Dies ist eine Approximation im Verhältnis zum Fermatschen Prinzip. Die Approximation bleibt hier gültig (Linienquellen). Die Weglängendifferenz δ wird wie in den nachstehenden Abbildungen ausgehend von den vorgefundenen Situationen berechnet.

Homogene Bedingungen

Hinweis: Für jede Konfiguration wird der Ausdruck δ angegeben.

Günstige Bedingungen

Bei günstigen Bedingungen haben die drei gebogenen Schallstrahlen , und einen identischen Kurvenradius Γ, der definiert wird durch:
Γ = max(1000,8d)(2.5.24)
Dabei ist d der direkte 3D-Abstand zwischen Quelle und Empfänger des aufgefalteten Weges.
Γ = max(1000,8d)(2.5.24)
Die Länge eines Schallstrahlbogens MN wird bei günstigen Bedingungen mit ^MN bezeichnet. Diese Länge ist gleich:
(2.5.25)
Im Prinzip sollten bei der Berechnung der Weglängendifferenz bei günstigen Bedingungen δF (siehe Abbildung 2.5.e) drei Szenarien betrachtet werden. In der Praxis genügen zwei Gleichungen:

wenn der direkte Schallstrahl SR durch das Hindernis verdeckt wird (1. und 2. Fall in Abbildung 2.5.e):

(2.5.26),

wenn der direkte Schallstrahl SR nicht durch das Hindernis verdeckt wird (3. Fall in Abbildung 2.5.e):

(2.5.27),

wobei A der Schnittpunkt des direkten Schallstrahls SR und der Verlängerung des Beugungshindernisses ist. Für die Mehrfachbeugungen bei günstigen Bedingungen:

Bestimmen der konvexen Hülle, die durch die verschiedenen potenziellen Beugungskanten definiert wird;

Ausschließen der Beugungskanten, die nicht an der Grenze der konvexen Hülle liegen;

Berechnen von δF ausgehend von den Längen des gebogenen Schallstrahls durch Aufgliederung des gebeugten Ausbreitungsweges in so viele Bogensegmente wie nötig (siehe Abbildung 2.5.f)

(2.5.28)

Bei günstigen Bedingungen besteht der Ausbreitungsweg in der vertikalen Ausbreitungsebene stets aus Segmenten in Form eines Kreises, dessen Radius durch den 3D-Abstand zwischen Quelle und Empfänger gegeben ist, d. h., alle Segmente eines Ausbreitungswegs weisen denselben Kurvenradius auf. Ist der direkte Bogen zwischen Quelle und Empfänger blockiert, bestimmt sich der Ausbreitungsweg als die kürzeste konvexe Kombination von Bogen, die alle Hindernisse umhüllen. Konvex bedeutet in diesem Zusammenhang, dass an jedem Beugungspunkt das abgehende Strahlsegment gegenüber dem eingehenden Strahlsegment nach unten abgelenkt wird. In dem in Abbildung 2.5.f dargestellten Szenario ist die Weglängendifferenz:
(2.5.29)

Berechnung der Dämpfung Adif

Die Dämpfung aufgrund von Beugung unter Berücksichtigung der quellen- und empfängerseitigen Bodeneffekte wird nach den folgenden allgemeinen Gleichungen berechnet:
AdifΔdif S,RΔground S,OΔground On ,R(2.5.30)
Hierbei gilt:

Δdif (S,R) ist die Dämpfung aufgrund der Beugung zwischen der Quelle S und dem Empfänger R;

Δground(S,O) ist die Dämpfung aufgrund des Bodeneffekts auf der Quellenseite, bewertet mittels der Beugung auf der Quellenseite; wobei als vereinbart gilt, dass O = O1 im Falle von Mehrfachbeugungen wie in Abbildung 2.5.f

Δground(O,R) ist die Dämpfung aufgrund des Bodeneffekts auf der Empfängerseite, gewichtet nach der Beugung auf der Empfängerseite (siehe den folgenden Unterabschnitt Berechnung des Terms Δground(O,R)).

Berechnung des Terms Δground(S,O)

(2.5.31)
Dabei gilt:

Aground(S,O) ist die Dämpfung aufgrund des Bodeneffekts zwischen der Quelle S und dem Beugungspunkt O. Dieser Term wird gemäß den vorherigen Unterabschnitten „Berechnung bei homogenen Bedingungen” und „Berechnung bei günstigen Bedingungen” berechnet, und zwar ausgehend von folgenden Hypothesen:

zr = zo,s,

Gpath wird zwischen O und R berechnet.

Bei homogenen Bedingungen in Gleichung (2.5.17) und in Gleichung (2.5.18).

Bei günstigen Bedingungen in Gleichung (2.5.17) und in Gleichung (2.5.20).

Δdif(S,R’) ist die Dämpfung aufgrund der Beugung zwischen S und dem Spiegelempfänger R’, berechnet wie im vorherigen Abschnitt „Reine Beugung” .

Δdif(S,R) ist die Dämpfung aufgrund der Beugung zwischen S und R, berechnet wie im vorherigen Unterabschnitt „Reine Beugung” .

Im Sonderfall, wenn die Quelle unter der mittleren Bezugsebene liegt: Δdif(S,R) = Δdif(S',R) und Δground(S,O)= Aground(S,O)

Berechnung des Terms Δground(O,R)

(2.5.32)
Dabei gilt:

Aground(O,R) ist die Dämpfung aufgrund des Bodeneffekts zwischen dem Beugungspunkt O und dem Empfänger R. Dieser Term wird gemäß den vorherigen Unterabschnitten „Berechnung bei homogenen Bedingungen” und „Berechnung bei günstigen Bedingungen” berechnet, und zwar ausgehend von folgenden Hypothesen:

zs = zo,r,

Gpath wird zwischen O und R berechnet.

Die Korrektur G'path braucht hier nicht berücksichtigt zu werden, da die betrachtete Quelle der Beugungspunkt ist. Deshalb ist vielmehr Gpath bei der Berechnung der Bodeneffekte zu verwenden, einschließlich für den unteren Grenzterm der Gleichung, der -3(1 – Gpath) wird.

Bei homogenen Bedingungen: in Gleichung (2.5.17) und in Gleichung (2.5.18),

bei günstigen Bedingungen in Gleichung (2.5.17) und in Gleichung (2.5.20),

Δdif(S,R') ist die Dämpfung aufgrund der Beugung zwischen S und dem Spiegelempfänger R′, berechnet wie im vorherigen Abschnitt „Reine Beugung” ,

Δdif(S,R) ist die Dämpfung aufgrund der Beugung zwischen S und R, berechnet wie im vorherigen Unterabschnitt „Reine Beugung” .

Im Sonderfall, wenn der Empfänger unter der mittleren Bezugsebene liegt: Δdif(S,R’) = Δdif(S,R) und Δground(O,R)=Aground(O,R)

Szenarien mit vertikalen Kanten

Die Gleichung (2.5.21) kann verwendet werden, um die Beugungen an vertikalen Kanten (seitliche Beugungen) bei Industrie-/Gewerbelärm zu berechnen. In diesem Fall wird Adif = Δdif(S,R) genommen und der Term Aground behalten. Weiterhin sind Aatm und Aground aus der Gesamtlänge des Ausbreitungsweges zu berechnen. Adiv wird nach wie vor aus der direkten Distanz d berechnet. Die Gleichungen (2.5.8) und (2.5.6) werden entsprechend zu:
(2.5.33)
(2.5.34)
Δdif wird tatsächlich bei homogenen Bedingungen in Gleichung (2.5.34) verwendet. Eine seitliche Beugung wird nur in den Fällen berücksichtigt, in denen die folgenden Bedingungen erfüllt sind:

    Die Quelle ist eine echte Punktquelle — nicht durch Segmentierung einer erweiterten Quelle wie einer Linien- oder Flächenquelle erzeugt.

    Die Quelle ist keine Spiegelquelle, die zur Berechnung einer Reflexion konstruiert wurde.

    Der Direktstrahl zwischen Quelle und Empfänger liegt vollständig über dem Geländeprofil.

    In der vertikalen Ebene, die S und R enthält, ist die Weglängendifferenz δ größer als 0, d. h., der Direktstrahl ist blockiert. Daher kann in bestimmten Situationen bei homogenen Ausbreitungsbedingungen, nicht aber bei günstigen Ausbreitungsbedingungen, von einer seitlichen Beugung ausgegangen werden.

Sind alle genannten Bedingungen erfüllt, werden zusätzlich zum gebeugten Ausbreitungsweg in der vertikalen Ebene, in der die Quelle und der Empfänger enthalten sind, bis zu zwei Ausbreitungswege mit seitlicher Beugung berücksichtigt. Die seitliche Ebene ist definiert als die Ebene, die senkrecht zur vertikalen Ebene verläuft und außerdem die Quelle und den Empfänger enthält. Die Schnittflächen mit dieser seitlichen Ebene werden aus allen Hindernissen gebildet, die von dem von der Quelle bis zum Empfänger verlaufenden Direktstrahl durchbrochen werden. In der seitlichen Ebene definiert die kürzeste konvexe Verbindung zwischen Quelle und Empfänger, die aus geraden Segmenten besteht und diese Schnittflächen umfasst, die vertikalen Kanten, welche bei der Konstruktion des seitlich gebeugten Ausbreitungswegs berücksichtigt werden. Zur Berechnung der Bodendämpfung für einen seitlich gebeugten Ausbreitungsweg wird die mittlere Bezugsebene zwischen Quelle und Empfänger unter Berücksichtigung des Bodenprofils senkrecht unter dem Ausbreitungsweg berechnet. Schneidet ein seitlicher Ausbreitungsweg bei der Projektion auf eine horizontale Ebene die Projektion eines Gebäudes, so wird dies bei der Berechnung von path (normalerweise mit = 0) und bei der Berechnung der mittleren Bezugsebene mit der vertikalen Höhe des Gebäudes berücksichtigt.

Reflexionen an vertikalen Hindernissen

Die Reflexionen an vertikalen Hindernissen werden über Spiegelquellen erfasst. Somit werden Reflexionen an Gebäudefassaden und Lärmschutzwänden auf diese Weise erfasst. Oberflächen von Objekten gelten nur dann als Reflektoren, wenn ihre Neigung bezogen auf die Senkrechte weniger als 15° beträgt. Reflexionen werden nur für Wege in der vertikalen Ausbreitungsebene berücksichtigt, d. h. nicht für seitlich gebeugte Wege. Für Einfalls- und Reflexionswege wird unter der Annahme, dass die reflektierende Oberfläche vertikal ist, der Reflexionspunkt (der auf dem reflektierenden Objekt liegt) bei homogenen Ausbreitungsbedingungen aus geraden Linien und bei günstigen Ausbreitungsbedingungen aus gekrümmten Linien gebildet. Die Höhe des Reflektors, gemessen durch den Reflexionspunkt und aus der Richtung des einfallenden Strahls betrachtet, muss mindestens 0,5 m betragen. Nach Projektion auf eine horizontale Ebene muss die Breite des Reflektors, gemessen durch den Reflexionspunkt und aus der Richtung des einfallenden Strahls betrachtet, mindestens 0,5 m betragen. Die Hindernisse, bei denen mindestens eine Dimension unter 0,5 m liegt, sind — ausgenommen bei speziellen Konfigurationen — bei der Berechnung von Reflexionen außer Acht zu lassen.(5) Man beachte, dass Reflexionen am Boden hier nicht behandelt werden. Sie werden bei den Berechnungen der Dämpfung aufgrund der Begrenzung (Boden, Beugung) berücksichtigt. Ist LWS der Leistungspegel der Quelle S und αr der Absorptionskoeffizient der Oberfläche des Hindernisses gemäß Definition in EN 1793-1:2013, dann ist der Leistungspegel der Spiegelquelle S′ gleich:
LWS′ = LWS + 10 · lg(1 – αr) = LWS + Arefl(2.5.35)
wobei 0 ≤ αr < 1. Die oben beschriebenen Dämpfungen der Ausbreitung werden dann — wie beim direkten Ausbreitungsweg — auf diesen Ausbreitungsweg (Spiegelquelle, Empfänger) angewendet. Bei der geometrischen Untersuchung von Schallausbreitungswegen während der Reflexion an einem vertikalen Hindernis (Schallschutzwand, Gebäude) bestimmt die Position des Auftreffens des Strahls in Bezug auf die Oberkante dieses Hindernisses über den mehr oder weniger erheblichen Anteil an Energie, der tatsächlich reflektiert wird. Dieser Verlust an akustischer Energie bei der Reflexion des Strahls wird als Dämpfung durch Retrobeugung bezeichnet. Im Falle potenzieller Mehrfachreflexionen zwischen zwei vertikalen Wänden ist zumindest die erste Reflexion zu betrachten. Im Falle eines Einschnitts (siehe zum Beispiel Abbildung 2.5.h) ist die Dämpfung durch Retrobeugung auf jede Reflexion an den Stützwänden anzuwenden. In dieser Darstellung erreicht der Schallstrahl den Empfänger, indem er die Stützwände des Einschnitts „nacheinander durchläuft” , die daher mit Öffnungen verglichen werden können. Bei der Berechnung der Ausbreitung durch eine Öffnung ist das Schallfeld beim Empfänger die Summe des Direktfeldes und des durch die Kanten der Öffnung gebeugten Feldes. Das gebeugte Feld sichert den stetigen Übergang zwischen dem freien Bereich und dem Schattenbereich. Erreicht der Strahl die Kante der Öffnung, ist das Direktfeld gedämpft. Die Berechnung entspricht der Berechnung der Dämpfung durch ein Hindernis im freien Bereich. Die mit jeder Retrobeugung verbundene Weglängendifferenz δ′ ist das Gegenstück zur Weglängendifferenz zwischen S und R jeweils an der Oberkante O, und dies in einer Ansicht mit einem entfalteten Querschnitt (siehe Abbildung 2.5.i).
δ′ = – (SO + OR – SR)(2.5.36)
Das Minus-Zeichen in der Gleichung (2.5.36) bedeutet, dass der Empfänger hier im freien Bereich betrachtet wird. Eine Dämpfung durch Retrobeugung Δretrodif wird anhand der Gleichung (2.5.37) ermittelt, die der Gleichung (2.5.21) mit neu gefassten Bezeichnungen ähnlich ist.
Δretrodif =10Chlg340λδ′wenn40λδ′2(2.5.37)
0andernfalls
Diese Dämpfung betrifft den Direktstrahl jedes Mal, wenn er „durch” eine Wand oder ein Gebäude „verläuft” (reflektiert wird). Der Leistungspegel der Spiegelquelle S′ wird so zu:
LW′ = LW + 10 × lg(1 – αr) – Δretrodif(2.5.38)
Bei komplexen Ausbreitungskonfigurationen können Beugungen zwischen Reflexionen oder zwischen dem Empfänger und den Reflexionen bestehen. In diesem Fall wird die Retrobeugung von den Wänden unter Berücksichtigung des Ausbreitungsweges zwischen der Quelle und dem ersten Beugungspunkt R′ (daher in der Gleichung (2.5.36) als der Empfänger betrachtet) abgeschätzt. Dieses Prinzip veranschaulicht Abbildung 2.5.j. Im Falle von Mehrfachreflexionen werden die auf Einzelreflexionen zurückgehenden Reflexionen aufsummiert. Wenn eine reflektierende Lärmschutzwand oder ein reflektierendes Hindernis in der Nähe des Eisenbahngleises vorhanden ist, werden die von der Quelle ausgehenden Schallstrahlen nacheinander von diesem Hindernis und von der seitlichen Fläche des Schienenfahrzeugs reflektiert. Unter diesen Bedingungen passieren die Schallstrahlen den Bereich zwischen dem Hindernis und dem Wagenkasten, bevor sie an der Oberkante des Hindernisses gebeugt werden. Um Mehrfachreflexionen zwischen Schienenfahrzeug und einem nahe gelegenen Hindernis zu berücksichtigen, wird die Schallleistung einer einzelnen Ersatzschallquelle berechnet. Bei dieser Berechnung werden Bodeneffekte ignoriert. Für die Ableitung der Schallleistung der Ersatzschallquelle gelten folgende Definitionen:

Der Ursprung des Koordinatensystems ist die rechte Fahrfläche,

eine reale Quelle befindet sich bei S (ds = 0, hs), wobei hs die Höhe der Quelle in Bezug auf die Fahrfläche ist,

Die Ebene h = 0 definiert den Wagenkasten,

ein vertikales Hindernis mit Oberkante in B (dB, hb),

ein Empfänger, der sich in einer Entfernung dR > 0 hinter dem Hindernis befindet, wobei R die Koordinaten (dB+dR, hR) hat.

Die Innenseite des Hindernisses weist die Absorptionskoeffizienten α(f) pro Oktavband auf. Der Wagenkasten des Eisenbahnfahrzeugs hat einen entsprechenden Reflexionskoeffizienten Cref. Normalerweise ist Cref gleich 1. Nur bei offenen Flachgüterwagen kann der Wert 0 verwendet werden. Bei dB > 5hB oder α(f) > 0,8 wird keine Wechselwirkung zwischen Zug und Hindernis berücksichtigt. In dieser Konfiguration können mehrere Reflexionen zwischen dem Wagenkasten und dem Hindernis mithilfe von Spiegelquellen an Position Sn (dn = -2n. dB, hn = hs), n = 0, 1, 2..N, berechnet werden, wie in Abbildung 2.5.k dargestellt. Die Schallleistung der Ersatzschallquelle wird ausgedrückt durch:
(2.5.39)
Wobei die Schallleistung der Teilquellen gegeben ist durch: LW,n = LW + ΔLn ΔLn= ΔLgeo,n + ΔLdif,n + ΔLabs,n + ΔLref,n + ΔLretrodif,n Dabei gilt:
LW
Schallleistung der realen Schallquelle
ΔLgeo,n
ein Korrekturterm für die sphärische Divergenz
ΔLdif,n
ein Korrekturterm für die Beugung an der Oberkante des Hindernisses
ΔLabs,n
ein Korrekturterm für die Absorption an der Innenseite des Hindernisses
ΔLref,n
ein Korrekturterm für die Reflexion vom Wagenkasten
ΔLretrodif,n
ein Korrekturterm für die endliche Höhe des als Reflektor agierenden Hindernisses
Die Korrektur für die sphärische Divergenz ergibt sich aus:
(2.5.40)
(2.5.41)
Die Korrektur für die Beugung an der Oberkante des Hindernisses ergibt sich aus: (2.5.42)
ΔLdif,n = D0 - Dn(2.5.42)
Dabei ist Dn die Dämpfung aufgrund von Beugung, berechnet nach Gleichung (2.5.21) mit C'' = 1, für den Weg von der Quelle Sn zum Empfänger R unter Berücksichtigung der Beugung an der Oberkante von Hindernis B:
δn= ±(|SnB| + |BR| - |SnR|)(2.5.43)
Die Korrektur für die Absorption an der Innenseite des Hindernisses ergibt sich aus:
ΔLabs,n = 10•n•lg (1-α)(2.5.44)
Die Korrektur für die vom Wagenkasten ausgehende Reflexion ergibt sich aus:
ΔLref,n = 10•n•lg (Cref)(2.5.45)
Die Korrektur für die endliche Höhe des reflektierenden Hindernisses wird durch die Retrobeugung berücksichtigt. Der Weg des Strahls, der einem Spiegelbild in der Größenordnung N > 0 entspricht, wird n-mal vom Hindernis reflektiert. Im Querschnitt finden diese Reflexionen in den Entfernungen di = – (2i-q)db, i = 1,2,..n statt. Hierbei bezeichnet Pi(d = di, h = hb), i = 1,2,..n die Oberkanten dieser reflektierenden Oberflächen. An jedem dieser Punkte wird ein Korrekturterm wie folgt berechnet:
(2.5.46)
Hierbei wird Δretrodif,n,i für eine Quelle an Position Sn, eine Hindernisoberkante bei Pi und einen Empfänger an Position R′ berechnet. Die Position des äquivalenten Empfängers R′ wird durch R′ = R angegeben, wenn der Empfänger über der Sichtlinie von Sn zu B liegt; andernfalls wird die Position des äquivalenten Empfängers auf der vertikal über dem tatsächlichen Empfänger verlaufenden Sichtlinie angenommen, und zwar:
dR' = dR(2.5.47)
(2.5.48)

2.6.
Allgemeine Bestimmungen — Fluglärm

2.6.1.
Begriffsbestimmungen und Symbole

Im Folgenden werden wichtige Begriffe mit der allgemeinen Bedeutung bestimmt, die ihnen in diesem Dokument zugeordnet wird. Die Zusammenstellung ist nicht vollständig; nur häufig verwendete Ausdrücke und Akronyme wurden aufgenommen. Andere werden an der Stelle beschrieben, an der sie erstmals erscheinen. Bei den (nach den Begriffen aufgelisteten) mathematischen Symbolen handelt es sich um die wichtigsten Symbole, die in den Gleichungen im Textteil verwendet werden. Andere Symbole, die sowohl im Text als auch in den Anhängen nur gelegentlich erscheinen, werden an Ort und Stelle definiert. Der Leser wird regelmäßig darauf hingewiesen, dass die Worte Schall und Lärm in diesem Dokument austauschbar sind. Zwar ist das Wort Lärm mit subjektiven Assoziationen belegt — Akustiker definieren es für gewöhnlich als „unerwünschten Schall” —, doch im Bereich des Fluglärmschutzes wird es üblicherweise einfach im Sinne von Schall verwendet: durch Schallwellenbewegung übertragene Luftenergie. Das Symbol → kennzeichnet Querverweise zu anderen Begriffen in der Liste.

Begriffe

AIP
Luftfahrthandbuch (Aeronautical Information Publication)
Flugzeugkonfiguration
Die Positionen von Vorflügel, Landeklappen und Fahrwerk
Flugbewegung
An- oder Abflug oder sonstiger Flugzeugbetrieb, der sich auf die Lärmexposition rund um einen Flugplatz auswirkt
Lärm- und Leistungsdaten eines Flugzeugs
Daten, die die akustischen und leistungsbezogenen Werte verschiedener Flugzeugmuster beschreiben, die für den Modellierungsprozess erforderlich sind. Dazu gehören → die NPD-Beziehungen und Angaben, die eine Berechnung des Triebwerkschubs/der Triebwerksleistung in Abhängigkeit von der → Flugkonfiguration ermöglichen. In der Regel werden diese Daten vom Flugzeughersteller bereitgestellt, doch auch aus anderen Quellen gewonnen, wenn die erstgenannte Möglichkeit nicht besteht. Sind keine Daten verfügbar, werden zur Darstellung des betreffenden Flugzeugs für gewöhnlich Daten eines hinreichend ähnlichen Flugzeugs angepasst; dies wird als Substitution bezeichnet.
Flughöhe
Flughöhe über Normalnull
ANP-Datenbank
Datenbank der Lärm- und Leistungsdaten der Flugzeuge (Aircraft Noise and Performance), beigefügt in Anhang I
A-bewerteter Schallpegel, LA
Der Maßstab des Basisschallpegels zur Messung des Umgebungslärms, einschließlich von Flugzeugen, auf dem die meisten Lärmkonturmessgrößen basieren
Kernflugweg
Ein repräsentativer oder nomineller Flugweg, der das Zentrum eines Korridors von Flugwegen definiert.
Basispegel eines Schallereignisses
Der aus einer NPD-Datenbank ausgelesene Schallereignispegel
Lösen der Bremsen
Start-of-Roll-Punkt
Korrigierter Nettoschub
Bei einer gegebenen Leistungseinstellung (z. B. EPR oder N 1) fällt der Nettoschub mit der Luftdichte und somit mit zunehmender Flughöhe über NN; der korrigierte Nettoschub ist der Wert auf Meereshöhe.
Kumulativer Schall-/Lärmpegel
Ein Dezibel-Maß des über einen festgelegten Zeitraum an einem Punkt in der Nähe eines Flughafens empfangenen Fluglärms bei normalen Betriebsbedingungen und Flugbahnen. Er wird berechnet, indem die an diesem Punkt auftretenden Schall-/Lärmpegel auf gewisse Weise aufsummiert werden.
Dezibel-Summe oder –Durchschnitt
Andernorts auch als „energetische” oder „logarithmische” Werte (im Gegensatz zu den arithmetischen Werten) bezeichnet. Wird verwendet, wenn es sinnvoll ist, die Summe oder den Durchschnitt der zugrunde liegenden energieartigen Mengen zu ermitteln; z. B. Dezibel-Summe10lg 10Li10
Energieanteil, F
Verhältnis der von einem Segment ausgehenden empfangenen Schallenergie zu der von einer unendlichen Flugbahn ausgehenden empfangenen Energie
Triebwerksleistungseinstellung
Wert des → schallbezogenen Leistungsparameters, der zur Ermittlung der Schallemission aus einer NPD-Datenbank verwendet wird
Äquivalenter (Dauer-)Schallpegel, Leq
Ein Maß für den langfristigen Schall. Der Pegel eines hypothetischen gleichmäßigen Schalls, der über einen festgelegten Zeitraum die gleiche Gesamtenergie enthält wie der tatsächliche variable Schall.
Ereignislärmpegel
Dezibel-Maß, das die von einem vorbeifliegenden erzeugte Schallexposition beschreibt → Lärmexpositionspegel
Flugkonfiguration
= → Flugzeugkonfiguration + → Flugparameter
Flugparameter
Flugzeugleistungseinstellung, -geschwindigkeit, -querneigung und -gewicht
Flugbahn
Der Weg eines Flugzeugs durch die Luft, dreidimensional definiert, in der Regel mit Bezugspunkt am Anfang der Startrollstrecke oder an der Landeschwelle
Flugbahnsegment
Teil einer Flugzeugflugbahn, der für Schallmodellierungszwecke durch eine gerade Linie endlicher Länge dargestellt wird
Flugverfahren
Die Abfolge von Arbeitsschritten, die von der Flugzeugbesatzung oder dem Flugmanagementsystem ausgeführt werden: ausgedrückt als Änderungen der Flugkonfiguration in Abhängigkeit vom Abstand entlang des Kurses über Grund.
Flugprofil
Schwankung der Flughöhe über Grund entlang des Flugwegs (beinhaltet bisweilen auch Änderungen der → Flugkonfiguration), beschrieben durch eine Reihe von → Profilpunkten
Bezugsebene
(oder nominelle Bezugsebene) Horizontale Bodenoberfläche durch den Flugplatzbezugspunkt, an dem die Konturen normalerweise berechnet werden
Geschwindigkeit über Grund
Geschwindigkeit eines Flugzeugs bezogen auf einen festen Punkt am Boden
Flugweg
Vertikalprojektion der Flugbahn auf die Bezugsebene
Flughöhe über Grund
Vertikale Entfernung zwischen Flugzeug und → Bezugsebene
Integrierter Schallpegel
Auch bezeichnet als → Einzelereignis-Lärmexpositionspegel
ISA
Internationale Standardatmosphäre — definiert von der ICAO. Definiert die Änderung von Lufttemperatur, -druck und -dichte in Abhängigkeit von der Höhe über Normalnull. Verwendet zur Normalisierung der Ergebnisse von Berechnungen zur Flugzeugkonstruktion und Analyse von Testdaten.
Dämpfung zur Seite
Zusätzliche, dem Vorhandensein der Bodenoberfläche direkt oder indirekt zurechenbare Dämpfung mit wachsendem Abstand. Erheblich bei niedrigen Höhenwinkeln (des Flugzeugs über der Bezugsebene)
Maximaler Lärm-/Schallpegel
Der höchste während eines Ereignisses erreichte Schallpegel
Normalnull, NN
Die Standardhöhenbezugsfläche, auf die sich die → ISA bezieht
Nettoschub
Die von einem Triebwerk auf die Flugzeugzelle ausgeübte Schubkraft
Lärm
Lärm wird definiert als unerwünschter Schall. Aber mit Messgrößen wie dem A-bewerteten Schallpegel (LA) und dem Lärmstörpegel (EPNL) wird der Schallpegel effektiv in Lärmpegel konvertiert. Trotz der entsprechend fehlenden Genauigkeit werden die Begriffe Schall und Lärm in diesem Dokument, wie auch andernorts, gelegentlich synonym verwendet — insbesondere in Verbindung mit dem Wort Pegel.
Lärmkontur
Eine Linie eines konstanten Wertes eines kumulativen Fluglärmpegels oder -indexes um einen Flughafen
Lärmimmission
Die nachteilige(n) Wirkung(en) von Lärm auf seine Empfänger; vor allem wird unterstellt, dass Lärmmesswerte Indizes für die Lärmimmission sind.
Lärmindex
Für den langfristigen oder kumulativen Schall ein Maß, das mit dessen Wirkung auf Menschen korreliert (d. h. als Prädiktor dafür angesehen wird); kann neben der Schallstärke zusätzliche Faktoren berücksichtigen (insbesondere die Tageszeit). Ein Beispiel ist der Tag-Abend-Nacht-Pegel LDEN.
Lärmpegel
Ein Dezibel-Maß für den Schall in einem Maßstab, der dessen Lautheit oder Geräuschhaftigkeit angibt. Für den Umgebungslärm von Flugzeugen werden im Allgemeinen zwei Vergleichsmaßstäbe verwendet: der A-bewertete Schallpegel und der Lärmstörpegel. Dabei wird von unterschiedlichen Bewertungen für unterschiedliche Frequenzen ausgegangen, um der menschlichen Wahrnehmung Rechnung zu tragen.
Lärmmaß
Ausdruck zur Darstellung der Menge an Lärm, die an einer Empfängerposition in Form eines Einzelereignisses oder über längere Zeit akkumulierten Lärms auftritt. Üblicherweise werden zwei Maße für den Einzelereignislärm verwendet: der während des Ereignisses erreichte höchste Pegel oder dessen Lärmexpositionspegel, ein Maß der gesamten Schallenergie, bestimmt durch Zeitintegration.
Lärm-Leistung-Abstand- (NPD)-Beziehungen/-Daten
Lärmereignispegel, tabellarisiert als Funktion des Abstands unter einem Flugzeug im stationären Horizontalflug mit einer Bezugsgeschwindigkeit in einer Referenzatmosphäre, für jeweils eine bestimmte Anzahl von → Triebwerksleistungseinstellungen. Mit den Daten wird dem Einfluss der Schalldämpfung aufgrund der Kugelwellenausbreitung (quadratisches Abstandsgesetz) und atmosphärische Dämpfung Rechnung getragen. Der Abstand wird senkrecht zur Flugbahn des Flugzeugs und zur Tragflächenachse bestimmt (d. h. vertikal unter dem Flugzeug bei Flug ohne Schräglage).
Lärmbezogener Leistungsparameter
Parameter, der die Vortriebswirkung beschreibt oder angibt, die ein Flugzeugtriebwerk erzeugt, mit dem eine Emission von Schallleistung logischerweise in Verbindung gebracht werden kann; in der Regel definiert als → korrigierter Nettoschub. Im gesamten Text verkürzt als „Leistung” oder „Leistungseinstellung” bezeichnet.
Lärmsignifikanz
Der von einem Flugbahnsegment ausgehende Lärmanteil ist „lärmsignifikant” , wenn er den Ereignislärmpegel in nennenswertem Umfang beeinflusst. Die Nichtberücksichtigung von Segmenten, die nicht lärmsignifikant sind, ermöglicht erhebliche Einsparungen bei der elektronischen Verarbeitung
Beobachter
Empfänger
Verfahrensschritte
Vorgabe für das Fliegen eines Profils — die Schritte umfassen auch Änderungen der Geschwindigkeit und/oder der Höhe.
Profilpunkt
Höhe des Endpunktes eines Flugbahnsegments — in einer vertikalen Ebene über dem Flugweg
Empfänger
Ein Empfänger von Lärm, der aus einer Quelle ankommt; hauptsächlich an einem Punkt auf oder nahe der Bodenoberfläche
Referenzatmosphäre
Eine tabellarische Zusammenstellung von Schallabsorptionsraten zur Vereinheitlichung der NPD-Daten (siehe Anlage D).
Referenztag
Bestimmte atmosphärische Bedingungen, nach denen die ANP-Daten vereinheitlich werden.
Referenzdauer
Ein nomineller Zeitraum, der zur Vereinheitlichung von Messungen des Einzelereignis-Lärmexpositionspegels verwendet wird; im Falle von → SEL gleich 1 Sekunde.
Referenzgeschwindigkeit
Geschwindigkeit über Grund eines Flugzeugs, nach der NPD- → SEL-Daten normalisiert werden.
SEL
Lärmexpositionspegel
Einzelereignis-Lärmexpositionspegel
Der Schallpegel, den ein Ereignis hätte, wenn seine gesamte Schallenergie einheitlich in einen Standardzeitraum verdichtet würde, der als → Referenzdauer bekannt ist.
Weicher Grund
Eine akustisch „weiche” und in der Regel grasbedeckte Bodenoberfläche, die die meisten Flugplätze umgibt. Akustisch harte, d. h. stark reflektierende Bodenoberflächen sind etwa Beton und Wasser. Die hier beschriebene Methodik für Lärmkonturen gilt für weiche Bodenverhältnisse.
Schall
Durch eine Wellenlängsbewegung durch die Luft übertragene Energie, die vom Ohr wahrgenommen wird
Schalldämpfung
Die Abnahme der Schallintensität mit der Entfernung entlang eines Ausbreitungsweges. Bei Fluglärm sind die Ursachen die Ausbreitung von Kugelwellen, die Luftabsorption und die → Dämpfung zur Seite.
Lärmexposition
Ein Maß der gesamten Schallenergieimmission über einen bestimmten Zeitraum
Lärmexpositionspegel, LAE
(Akronym SEL) Ein in ISO 1996-1 oder ISO 3891 standardisiertes Maß = auf 1 Sekunde bezogener A-bewerteter Einzelereignis-Lärmexpositionspegel
Schallintensität
Die Stärke der Schallimmission an einem bestimmten Punkt — verbunden mit Schallenergie (und angegeben durch gemessene Schallpegel)
Schallpegel
Ein Maß der Schallenergie, ausgedrückt in Dezibel-Einheiten. Empfangener Schall wird mit oder ohne „Frequenzbewertung” gemessen; mit einer Bewertung gemessene Pegel werden oft als → Lärmpegel bezeichnet.
Teilstrecken-/Gesamtentfernung
Wegstrecke bis zum ersten Ziel eines abfliegenden Flugzeugs; gilt als Kennziffer für das Flugzeuggewicht.
Start-of-Roll-Punkt, SOR
Der Punkt auf der Startbahn, an dem ein abfliegendes Flugzeug seinen Start beginnt. Auch bezeichnet als „Lösen der Bremsen”
Wahre Fluggeschwindigkeit
Tatsächliche Geschwindigkeit eines Flugzeugs bezogen auf die umgebende Luft (= Geschwindigkeit über Grund bei Windstille)
Gewichteter äquivalenter Schallpegel, Leq,W
Eine modifizierte Version von Leq, bei der dem Schall, der zu unterschiedlichen Tageszeiten auftritt, unterschiedliche Gewichte zugeordnet werden (in der Regel für Tag, Abend und Nacht)

Symbole

d
Kürzester Abstand vom Beobachtungspunkt zu einem Flugbahnsegment
dp
Senkrechter Abstand vom Beobachtungspunkt zu einer Flugbahn (Schrägentfernung oder schräger Abstand)
dλ
Skalierter Abstand
Fn
Tatsächlicher Nettoschub pro Triebwerk
Fn/δ
Korrigierter Nettoschub je Triebwerk
h
Flughöhe (über NN)
L
Ereignis-Lärmpegel (Größe nicht definiert)
L(t)
Schallpegel zum Zeitpunkt t (Größe nicht definiert)
LA, LA(t)
A-bewerteter Schalldruckpegel (zum Zeitpunkt t), gemessen bei Anzeigegeschwindigkeit „langsam” am Messgerät
LAE
Lärmexpositionspegel (SEL)
LAmax
Höchstwert von LA(t) während eines Ereignisses
LE
Einzelereignis-Lärmexpositionspegel
LE∞
Aus der NPD-Datenbank ermittelter Einzelereignis-Lärmexpositionspegel
LEPN
Lärmstörpegel
Leq
Äquivalenter (Dauer-)Schallpegel
Lmax
Höchstwert von L(t) während eines Ereignisses
Lmax,seg
Von einem Segment erzeugter Maximalpegel
Senkrechter Abstand von einem Beobachtungspunkt zum Flugweg
lg
Logarithmus zur Basis 10
N
Anzahl der Segmente oder Teilsegmente
NAT
Anzahl der Ereignisse mit Lmax oberhalb eines festgelegten Schwellenwertes
P
Leistungsparameter in NPD-Variabler L(P,d)
Pseg
Für ein bestimmtes Segment maßgebender Leistungsparameter
q
Abstand vom Beginn eines Segments zum Punkt des kleinsten Vorbeiflugabstands
R
Kurvenradius
S
Standardabweichung
s
Abstand entlang dem Flugweg
sRWY
Länge der Start- und Landebahn
t
Zeit, Zeitpunkt
te
Effektive Dauer eines Einzelschallereignisses
t0
Referenzzeit für integrierten Schallpegel
V
Geschwindigkeit über Grund
Vseg
Äquivalente Geschwindigkeit über Grund für ein bestimmtes Segment
Vref
Referenzgeschwindigkeit über Grund, für die NPD-Daten definiert sind
x,y,z
Lokale Koordinaten
x′,y′,z′
Flugzeugkoordinaten
XARP,YARP,ZARP
Position des Flugplatzbezugspunkts in geografischen Koordinaten
z
Höhe des Luftfahrzeugs über Bezugsebene/Flugplatzbezugspunkt
α
Parameter für die Berechnung der Korrektur aufgrund des endlichen Segments ΔF
β
Höhenwinkel des Flugzeugs zur Bezugsebene
ε
Flugzeug-Querneigungswinkel
γ
Steig-/Sinkflugwinkel
φ
Depressionswinkel (Parameter der seitlichen Richtwirkung)
λ
Gesamtlänge eines Segments
ψ
Winkel zwischen der Richtung der Flugbewegung und der Richtung zum Beobachter
ξ
Steuerkurs des Flugzeugs, gemessen im Uhrzeigersinn ausgehend von Magnetisch-Nord
Λ(β,ℓ)
Luft-Boden-Dämpfung zur Seite
Λ(β)
Luft-Boden-Dämpfung zur Seite bei großer Reichweite
Γ(ℓ)
Abstandsfaktor bei der Dämpfung zur Seite
Δ
Änderung des Wertes einer Größe oder Korrektur (je nach Angabe im Text)
ΔF
Korrektur aufgrund des endlichen Segments
ΔI
Korrektur aufgrund der Triebwerksanbringung
Δi
Bewertung für i-te Tageszeit, dB
Δrev
Umkehrschub
ΔSOR
Korrektur am Start-of-Roll-Punkt
ΔV
Dauerkorrektur (Geschwindigkeit)

Tiefgestellte Indizes

1, 2
Tiefgestellte Indizes zur Kennzeichnung der Anfangs- und Endwerte eines Intervalls oder Segments
E
Exposition
i
Summationsindex für Flugzeugmuster/-kategorie
j
Summationsindex für Flugweg/Teilflugweg
k
Summationsindex für Segment
max
Höchstwert
ref
Bezugswert
seg
Spezifischer Wert für ein Segment
SOR
Bezogen auf Start-of-Roll-Punkt
TO
Start (Take-Off)

2.6.2.
Qualitätsrahmen

Genauigkeit der Eingangswerte

Alle Eingangswerte, die den Emissionspegel einer Quelle beeinflussen, sind mit mindestens der Genauigkeit zu bestimmen, die einer Unsicherheit von ±2 dB (A) im Emissionspegel der Quelle entspricht (wobei alle anderen Parameter unverändert bleiben).

Nutzung von Standardwerten

Bei der Anwendung des Verfahrens müssen die Eingangsdaten der tatsächlichen Nutzung entsprechen. Generell dürfen keine Standardeingangswerte oder -annahmen zugrunde gelegt werden. Insbesondere müssen aus Radardaten abgeleitete Flugbahnen verwendet werden, wann immer sie verfügbar und von ausreichender Qualität sind. Standardeingangswerte und -annahmen werden akzeptiert, wenn beispielsweise anstelle von Radardaten abgeleiteter Flugbahnen modellierte Flugrouten zugrunde gelegt werden sollen, weil die Erhebung realer Daten mit unverhältnismäßig hohen Kosten verbunden wäre.

Qualität der für die Berechnungen verwendeten Software

Die Konformität der zur Durchführung der Berechnungen verwendeten Software mit den Verfahren gemäß diesem Anhang ist dadurch nachzuweisen, dass die Ergebnisse anhand von Testfällen bestätigt werden.

2.7.
Fluglärm

2.7.1.
Ziel und Anwendungsbereich des Dokuments

Konturenkarten zeigen die Ausdehnung und den Umfang der Fluglärmauswirkungen in der Umgebung von Flughäfen, wobei die Auswirkungen durch die Werte eines angegebenen Lärmmaßes bzw. -index ausgewiesen werden. Eine Kontur ist eine Linie, entlang der der Indexwert konstant ist. Der Indexwert aggregiert in gewisser Weise sämtliche einzelnen Fluglärmereignisse, die in einem bestimmten, normalerweise in Tagen oder Monaten gemessenen Zeitraum auftreten. Der Lärm an Punkten am Boden aufgrund von an- und abfliegenden Luftfahrzeugen eines nahe gelegenen Flugplatzes hängt von vielen Faktoren ab. Die wichtigsten davon sind Flugzeug- und Triebwerksmuster, die Verfahren für Schub-, Landeklappen- und Geschwindigkeitssteuerung an Bord der jeweiligen Flugzeuge, die Abstände zwischen den betreffenden Punkten und den verschiedenen Flugbahnen sowie Topografie und Wetter vor Ort. Im Flughafenbetrieb sind im Allgemeinen verschiedene Flugzeugmuster, verschiedene Flugverfahren sowie die verschiedensten Betriebsgewichte vertreten. Konturen werden durch mathematische Berechnung der Flächen von lokalen Lärmindexwerten generiert. Im vorliegenden Dokument wird ausführlich erläutert, wie die Lärmereignispegel einzelner Flugzeuge an einem Beobachtungspunkt jeweils für einen bestimmten Flug oder eine bestimmte Flugart zu berechnen sind, die anschließend auf bestimmte Weise gemittelt bzw. akkumuliert werden, so dass sich Indexwerte an diesem Punkt ergeben. Die Generierung der erforderlichen Fläche von Indexwerten erfolgt lediglich durch Wiederholung der Berechnungen für verschiedene Flugbewegungen, wobei durch Ausschluss von „nicht lärmerheblichen” Ereignissen (d. h. Ereignisse, die nicht wesentlich zum Gesamtwert beitragen) größtmögliche Effizienz zu sichern ist. Wenn lärmerzeugende Tätigkeiten im Zusammenhang mit dem Flughafenbetrieb nicht wesentlich zur Gesamtexposition der Bevölkerung gegenüber Fluglärm und entsprechenden Lärmkonturen beitragen, können sie ausgenommen werden. Zu diesen Tätigkeiten gehören: Hubschrauberflüge, Rollverkehr, Triebwerksprobeläufe sowie der Einsatz von Hilfsenergieaggregaten. Das bedeutet allerdings nicht, dass deren Auswirkungen unerheblich sind, und wenn diese Umstände eintreten, kann eine Bewertung der Quellen gemäß Abschnitt 2.7.21 und 2.7.22 durchgeführt werden.

2.7.2.
Überblick über das Dokument

Der Prozess der Lärmkonturengenerierung ist in Abbildung 2.7.a dargestellt. Die Erzeugung von Konturen erfolgt für verschiedene Zwecke, nach denen sich die Anforderungen für Quellen und für die Aufbereitung von Eingabedaten richten. Konturen, die die Lärmimmission in der Vergangenheit darstellen, könnten aus tatsächlichen Flugbetriebsaufzeichnungen — Flugbewegungen, Gewicht, mit Radar erfasste Flugbahnen usw. — generiert werden. Konturen für künftige Planungen beruhen notwendigerweise mehr auf Prognosen des Verkehrs und der Flugwege sowie der Leistungs- und Lärmwerte künftiger Flugzeuge.

Abbildung 2.7.a

Unabhängig von der Quelle der Flugdaten wird jede Flugbewegung, jeder Anflug und jeder Abflug durch eine bestimmte Flugbahngeometrie und die Lärmemission des Luftfahrzeugs entlang dieser Bahn bestimmt (Flugbewegungen, die lärm- und flugwegmäßig im Wesentlichen gleich sind, werden durch einfache Multiplikation aufgenommen). Die Lärmemission hängt von den Eigenschaften des Flugzeugs ab — hauptsächlich von der Triebwerksleistung. Die empfohlene Methodik beinhaltet eine Unterteilung der Flugbahn in Segmente. In den Abschnitten 2.7.3 bis 2.7.6 werden die Elemente der Methodik vorgestellt, und es wird der Grundsatz der Segmentierung erläutert, auf dem sie beruht: Der beobachtete Ereignispegel ist eine Aggregation aller „lärmerheblichen” Segmente der Flugbahn, die sich jeweils unabhängig voneinander berechnen lassen. Die Abschnitte 2.7.3 bis 2.7.6 umreißen zudem die Anforderungen an die Eingabedaten für die Erstellung einer bestimmten Lärmkonturenmenge. Detaillierte Spezifikationen für die benötigten Betriebsdaten sind in Anlage A aufgeführt. Wie die Flugbahnsegmente aus vorbehandelten Eingabedaten berechnet werden, wird in den Abschnitten 2.7.7 bis 2.7.13 dargelegt. Dazu gehören Anwendungen der Flugleistungsanalyse, für die entsprechende Gleichungen in Anlage B aufgeführt sind. Die Flugbahnen weisen eine außerordentlich große Unterschiedlichkeit auf, d. h. Flugzeuge auf einer Route bewegen sich aufgrund der Wirkungen unterschiedlicher atmosphärischer Bedingungen, Fluggewichte und Betriebsverfahren, Fluglotsenanweisungen usw. in einem breiteren Flugkorridor. Dem wird Rechnung getragen, indem die einzelnen Flugbahnen statistisch beschrieben werden, und zwar als zentrale bzw. „Kernbahn” , die sich in Begleitung mehrerer Streubahnen befindet. Auch dies wird in den Abschnitten 2.7.7 bis 2.7.13 unter Bezugnahme auf zusätzliche Informationen in Anlage C erläutert. In den Abschnitten 2.7.14 bis 2.7.19 werden die Schritte aufgeführt, die bei der Berechnung des Schallpegels eines Einzelereignisses — des Lärms, der an einem Punkt am Boden durch eine Flugbewegung erzeugt wird — zu befolgen sind. Anlage D hat die Neuberechnung von NPD-Daten für Nicht-Referenz-Bedingungen zum Gegenstand. Anlage E erläutert die akustische Dipolquelle, die im Modell zur Bestimmung der Schallabstrahlung von Flugbahnsegmenten finiter Länge verwendet wird. Anwendungen der in den Kapiteln 3 und 4 beschriebenen Modellierungsverhältnisse verlangen neben den entsprechenden Flugbahnen geeignete Lärm- und Leistungsangaben für die betreffenden Luftfahrzeuge. Den Kern der Berechnung bildet die Bestimmung des Ereignispegels für eine einzelne Flugbewegung an einem einzelnen Beobachtungspunkt. Sie ist für alle Flugbewegungen an jedem Punkt eines vorgeschriebenen Punktfeldes zu wiederholen, das sich über die erwartete Ausdehnung der verlangten Lärmkonturen erstreckt. An jedem Punkt werden die Ereignispegel so aggregiert oder gemittelt, dass sich ein „kumulativer Pegel” oder ein Lärmindexwert ergibt. Dieser Teil des Prozesses wird in den Abschnitten 2.7.20 und 2.7.23 bis 2.7.25 beschrieben. In den Abschnitten 2.7.26 bis 2.7.28 werden die Optionen und Anforderungen für die Anpassung von Lärmkonturen an Felder von Lärmindexwerten zusammengefasst. Sie enthalten Hinweise zur Konturengenerierung und -nachbearbeitung.

2.7.3.
Das Konzept der Segmentierung

Für jedes konkrete Luftfahrzeug enthält die Datenbank NPD-Basisbeziehungen (Noise-Power-Distance, Lärm-Leistung-Abstand). Darin werden für einen stationären Geradeausflug bei einer Bezugsgeschwindigkeit unter ausgewiesenen atmosphärischen Bezugsbedingungen sowie in einer ausgewiesenen Flugkonfiguration die empfangenen Schallereignispegel (sowohl Maximalpegel als auch zeitintegrierte Pegel) direkt unterhalb des Luftfahrzeugs(6) als Funktion des Abstands bestimmt. Zu Lärmmodellierungszwecken wird die überaus wichtige Antriebsleistung durch einen lärmbezogenen Leistungsparameter dargestellt; im Allgemeinen wird der korrigierte Nettoschub als Parameter verwendet. Der Datenbank entnommene Basisereignispegel werden korrigiert, um erstens Unterschiede zwischen tatsächlichen (d. h. modellierten) und atmosphärischen Referenzbedingungen sowie (im Falle von Lärmexpositionspegeln) der Flugzeuggeschwindigkeit und zweitens (bei nicht direkt unterhalb des Luftfahrzeugs gelegenen Immissionspunkten) Unterschiede zwischen nach unten und seitwärts abgestrahltem Lärm zu berücksichtigen. Der letztgenannte Unterschied geht auf die laterale Richtcharakteristik (Triebwerksanbringungseffekte) und die seitliche Dämpfung zurück. Die auf diese Weise korrigierten Pegel gelten jedoch weiterhin nur für den Gesamtschallpegel des Luftfahrzeugs im stationären Horizontalflug. Segmentierung ist der Prozess, mit dem das empfohlene Lärmkonturenmodell die NPD- und Lateraldaten für die unendliche Flugbahn so anpasst, dass das einen Empfänger von einer nicht gleichförmigen Flugbahn erreichende Geräusch berechnet wird, d. h. einer Flugbahn, entlang derer die Flugkonfiguration des Luftfahrzeugs variiert. Zum Zwecke der Berechnung des Ereignisschallpegels einer Flugbewegung wird die Flugbahn durch eine Reihe zusammenhängender geradliniger Segmente dargestellt, die sich jeweils als endlicher Teil einer unendlichen Bahn betrachten lassen, für die ein NPD und die lateralen Korrekturen bekannt sind. Der Maximalpegel des Ereignisses ist nichts weiter als der höchste Wert der Einzelsegmentpegel. Die Berechnung des zeitintegrierten Pegels des gesamten Schallereignisses erfolgt durch Addition des Schalls, der von einer ausreichenden Zahl von Segmenten, d. h. von jenen, die einen wesentlichen Beitrag zum Gesamtschallereignis leisten, empfangen wird. Die Methode der Schätzung, wie viel Lärm ein endliches Segment zum integrierten Ereignispegel beiträgt, ist rein empirisch. Die Energiefraktion F — der als Anteil am gesamten unendlichen Flugbahnschall ausgedrückte Segmentschall — wird durch einen relativ einfachen Ausdruck beschrieben, der die longitudinale Richtcharakteristik von Fluglärm und die „Sicht” des Empfängers auf das Segment berücksichtigt. Ein Grund dafür, dass eine einfache empirische Methode im Allgemeinen ausreichend ist, besteht darin, dass in der Regel der Großteil des Lärms vom nächstgelegenen, meist angrenzenden Segment kommt, für das der Punkt mit der kürzesten Entfernung zum Empfänger (der kürzeste Vorbeiflugabstand) innerhalb des Segments (und nicht an einem seiner Enden) liegt. Das bedeutet, dass Schätzungen des Schalls von nicht angrenzenden Segmenten zunehmend angenähert sein können, wenn sie sich weiter vom Empfänger entfernen, ohne dass die Genauigkeit signifikant beeinträchtigt wird.

2.7.4.
Flugbahnen: Strecken und Profile

Im Modellierungskontext ist eine Flugbahn (Trajektorie) die vollständige Beschreibung der Bewegung des Luftfahrzeugs in Raum und Zeit(7). Zusammen mit dem Triebwerksschub (oder einem anderen lärmbezogenen Leistungsparameter) sind das die Informationen, die zur Berechnung des erzeugten Lärms benötigt werden. Der Flugweg ist die vertikale Projektion der Flugbahn auf eine ebene Bodenfläche. In Kombination mit dem vertikalen Flugprofil ergibt sich daraus die dreidimensionale Flugbahn. Für die Segmentierung ist es notwendig, dass die Flugbahn jeder Flugbewegung durch eine Reihe von zusammenhängenden geraden Segmenten beschrieben wird. Wie die Segmentierung erfolgt, ist bedingt durch die erforderliche Abstimmung von Genauigkeit und Effizienz, d. h. es ist notwendig, die tatsächliche gekrümmte Flugbahn nahe genug zu approximieren und zugleich die Rechenbelastung und die Datenanforderungen zu minimieren. Jedes Segment muss durch die geometrischen Koordinaten seiner Endpunkte sowie die entsprechenden Geschwindigkeits- und Triebwerksleistungsparameter des Flugzeugs (von denen die Lärmemission abhängt) definiert werden. Flugbahnen und Triebwerksleistung lassen sich auf verschiedene Weise bestimmen, vor allem mit (a) der Synthese einer Reihe von Verfahrensschritten sowie (b) der Analyse der gemessenen Flugprofildaten. Für die Synthese der Flugbahn (a) bedarf es Kenntnis (oder Annahmen) des Kurses über Grund und seiner lateralen Streuung, des Fluggewichts, der Geschwindigkeits-, Landeklappen- und Schubsteuerungsverfahren, der Flughafenhöhe, des Windes und der Lufttemperatur. Gleichungen zur Berechnung des Flugprofils anhand der erforderlichen Antriebs- und aerodynamischen Parameter sind in Anlage B aufgeführt. Jede Gleichung enthält Koeffizienten (und/oder Konstanten), die auf empirischen Daten für jedes spezifische Luftfahrzeugmuster basieren. Die Gleichungen der aerodynamischen Leistung in Anlage B erlauben die Prüfung einer angemessenen Kombination von Flugzeugbetriebsgewicht und Flugverfahren, einschließlich Betrieb mit verschiedenen Bruttostartgewichten. Die Analyse der gemessenen Daten (b), z. B. von Flugdatenschreibern, Radar- oder sonstigen Flugverfolgungssystemen beinhaltet ein „Reverse Engineering” , also praktisch eine Umkehr des Syntheseprozesses (a). Statt einer Schätzung des Flugzeug- und Triebwerkszustands an den Enden der Flugsegmente durch Integration der Effekte der auf die Flugzeugzelle wirkenden aerodynamischen und Schubkräfte, werden die Kräfte durch eine Ableitung der Änderungen von Höhe und Geschwindigkeit der Zelle geschätzt. Verfahren für die Verarbeitung der Flugbahninformationen werden in Abschnitt 2.7.12 beschrieben. Bei einer Lärmmodellierungsanwendung könnte jeder Einzelflug theoretisch eigenständig dargestellt werden; dies würde eine genaue Berücksichtigung der räumlichen Streuung der Flugbahnen gewährleisten, was von großer Bedeutung sein kann. Um jedoch die Datenaufbereitung und die Computerzeit innerhalb vertretbarer Grenzen zu halten, ist es üblich, Flugbahnstreubereiche durch eine kleine Zahl von seitlich versetzten „Unterstrecken” darzustellen. (Die vertikale Streuung ist normalerweise durch eine Berücksichtigung der Wirkungen unterschiedlicher Fluggewichte auf die Höhenprofile zufriedenstellend repräsentiert.)

2.7.5.
Lärm- und Leistungsangaben

Die in Anlage I aufgeführte ANP-Datenbank enthält Leistungskoeffizienten für Luftfahrzeuge und Triebwerke, Abflug- und Anflugprofile sowie NPD-Beziehungen für einen erheblichen Teil der zivilen Luftfahrzeuge, die von Flughäfen der Europäischen Union aus betrieben werden. Luftfahrzeugmuster und -varianten, für die derzeit keine Daten aufgeführt sind, lassen sich am besten durch Daten für andere, normalerweise ähnliche Luftfahrzeuge darstellen, die aufgelistet sind. Diese Daten wurden zur Berechnung von Lärmkonturen für einen durchschnittlichen oder repräsentativen Flotten- und Verkehrsmix auf einem Flughafen hergeleitet. Sie sind möglicherweise nicht geeignet, um die absoluten Lärmpegel eines einzelnen Luftfahrzeugmodells vorherzusagen, und taugen nicht dazu, die akustische Leistung und die Lärmwerte bestimmter Luftfahrzeugmuster und -modelle oder einer bestimmten Luftfahrzeugflotte zu vergleichen. Zur Ermittlung, welche Flugzeugmuster oder -modelle oder welche bestimmte Luftfahrzeugflotte am stärksten zum Lärmpegel beitragen, sind stattdessen die Lärmzeugnisse heranzuziehen. Die ANP-Datenbank enthält ein oder mehrere Standardstart- und -landeprofile für jedes aufgeführte Luftfahrzeugmuster. Die Anwendbarkeit dieser Profile auf den betrachteten Flughafen ist zu prüfen, und es ist zu bestimmen, welche Profile mit festen Punkten oder welche Verfahrensschritte den Flugbetrieb auf diesem Flughafen am besten repräsentieren.

2.7.6.
Flughafen- und Flugbetrieb

Fallspezifische Daten, aus denen die Lärmkonturen für ein bestimmtes Flughafenszenario berechnet werden, enthalten Folgendes:

Allgemeine Flughafendaten

Der Flugplatzbezugspunkt (zur Ortsbestimmung des Flugplatzes mit geeigneten geografischen Koordinaten). Der Bezugspunkt wird als Ursprung des im Berechnungsverfahren verwendeten lokalen kartesischen Koordinatensystems gesetzt.

Die Flugplatzbezugshöhe (= Höhe des Flugplatzbezugspunktes). Dabei handelt es sich um die Höhe der Bezugsebene, auf der ohne topografische Korrekturen die Lärmkonturen bestimmt werden.

Durchschnittliche meteorologische Parameter am oder nahe dem Flugplatzbezugspunkt (Temperatur, relative Luftfeuchtigkeit, mittlere Windgeschwindigkeit und Windrichtung).

Start-/Landebahndaten

Für jede Start-/Landebahn:

Bezeichnung der Start-/Landebahn,

Bahnbezugspunkt (Mittelpunkt der Start-/Landebahn in lokalen Koordinaten),

Länge, Richtung und mittleres Gefälle der Start-/Landebahn,

Lage des Start-of-roll-Punkts und der Landeschwelle(8).

Flugwegdaten

Projizierte Flugstrecken (Flugweg) werden durch eine Reihe von Koordinaten in der Bezugsebene beschrieben. Die Quelle der Streckendaten hängt davon ab, ob einschlägige Radardaten verfügbar sind oder nicht. Sind sie verfügbar, werden durch statistische Analyse der Daten eine zuverlässige Kernstrecke (backbone track) und geeignete damit zusammenhängende (verteilte) Unterstrecken ermittelt. Sind sie nicht verfügbar, werden die Kernstrecken in der Regel aus geeigneten Verfahrensinformationen aufgebaut, z. B. unter Verwendung von Standard-Instrumentenabflugverfahren aus Luftfahrthandbüchern. Diese konventionelle Beschreibung enthält die folgenden Informationen:

Bezeichnung der Start-/Landebahn, von der die Strecke ausgeht,

Beschreibung des Streckenausgangspunkts (Start-of-Roll-Punkt, Landeschwelle),

Länge der Segmente (für Kurven, Radius und Richtungsänderung).

Diese Informationen sind das notwendige Minimum zur Bestimmung der Kernstrecke. Gemittelte Schallpegel, die aufgrund der Annahme berechnet werden, dass Luftfahrzeuge den nominalen Routen genau folgen, können jedoch anfällig gegenüber lokalisierten Fehlern von mehreren Dezibel sein. Deshalb ist die laterale Streuung darzustellen, wobei die folgenden zusätzlichen Informationen benötigt werden:

Breite des Flugkorridors (oder eine andere statistische Angabe zur Streuung) an jedem Segmentende,

Anzahl der Unterstrecken,

Verteilung der Flugbewegungen senkrecht zur Kernstrecke.

Flugverkehrsdaten

Flugverkehrsdaten sind

der von den Daten erfasste Zeitraum sowie

die Anzahl der Flugbewegungen (An- oder Abflüge) jedes Luftfahrzeugmusters auf jeder Flugstrecke, untergliedert nach (1) Tageszeit für bestimmte Lärmdeskriptoren, (2) Betriebsgewichte oder Teilstreckenlängen für die Abflüge und (3) gegebenenfalls Betriebsverfahren.

Bei den meisten Lärmdeskriptoren ist es erforderlich, dass die Ereignisse (d. h. Flugbewegungen) als mittlere tägliche Werte zu bestimmten Tageszeiten (z. B. Tag, Abend und Nacht) definiert werden — siehe Abschnitte 2.7.23 bis 2.7.25.

Topografische Daten

Das Gelände um die meisten Flughäfen herum ist relativ flach. Allerdings ist dies nicht immer der Fall, so dass mitunter Abweichungen in der Geländeerhöhung im Verhältnis zur Flughafenbezugshöhe berücksichtigt werden müssen. Die Wirkung einer Geländeerhöhung kann in der Nähe von Anflugstrecken, in denen sich das Flugzeug in relativ niedriger Höhe bewegt, besonders wichtig sein. Geländeerhöhungsdaten werden in der Regel als Satz von (x-, y-, z-)Koordinaten für ein rechteckiges Gitter mit bestimmter Maschenweite bereitgestellt. Dabei werden sich die Parameter des Höhengitters wahrscheinlich von den Parametern des für die Lärmberechnung genutzten Gitters unterscheiden. In diesem Fall können die geeigneten z-Koordinaten im letztgenannten Gitter mittels linearer Interpolation geschätzt werden. Eine umfassende Analyse der Wirkungen von ausgesprochen unebenem Gelände auf die Schallausbreitung ist komplex und geht über den Anwendungsbereich dieser Methode hinaus. Mäßige Unebenheiten lassen sich durch die Annahme „pseudoebenen” Bodens berücksichtigen, d. h. einfach durch Anhebung oder Absenkung der flachen Bezugsebene auf die lokale Geländeerhöhung (bezogen auf die Bezugsebene) an jedem Empfangspunkt (siehe Abschnitt 2.7.4).

Bezugsbedingungen

Die internationalen Lärm- und Leistungsangaben (ANP) für Flugzeuge werden auf Standardbezugsbedingungen normalisiert, die für Flughafenlärmstudien vielfach verwendet werden (siehe Anlage D).
1) Luftdruck:
101,325 kPa (1013,25 mb),
2) Luftabsorption:
Dämpfungsraten aufgeführt in Tabelle D-1 von Anlage D,
3) Niederschlag:
keiner,
4) Windgeschwindigkeit:
weniger als 8 m/s (15 Knoten),
5) Geschwindigkeit über Grund:
160 Knoten,
6) Lokales Gelände:
Flacher, weicher Grund ohne große Bauwerke oder andere reflektierende Objekte innerhalb mehrerer Kilometer von den Flugwegen.
Standardisierte Flugzeugschallmessungen erfolgen 1,2 m über der Erdoberfläche. Dies braucht jedoch nicht besonders berücksichtigt werden, da für Modellierungszwecke angenommen werden kann, dass die Ereignispegel gegenüber der Empfängerhöhe relativ unempfindlich sind(9). Aus Vergleichen abgeschätzter und gemessener Flughafenlärmpegel geht hervor, dass NPD-Daten als anwendbar angenommen werden können, wenn die mittleren bodennahen Bedingungen innerhalb des folgenden Rahmens liegen:

Lufttemperatur weniger als 30 °C,

Produkt aus Lufttemperatur (°C) und relativer Luftfeuchtigkeit ( %) größer als 500,

Windgeschwindigkeit weniger als 8 m/s (15 Knoten).

Es wird davon ausgegangen, dass dieser Rahmen die Bedingungen an den meisten großen Flughäfen der Welt einschließt. Anlage D enthält eine Methode zur Umrechnung der NPD-Daten auf durchschnittliche lokale Bedingungen, die nicht abgedeckt sind, doch wird im Extremfall empfohlen, Auskunft bei den entsprechenden Flugzeugherstellern einzuholen.
1) Höhe der Start-/Landebahn:
NN,
2) Lufttemperatur:
15 °C,
3) Bruttostartgewicht:
Definiert als Funktion der Teilstreckenlänge in der ANP-Datenbank,
4) Bruttolandegewicht:
90 % des maximalen Gesamtbruttolandegewichts,
5) Schub liefernde Triebwerke:
Alle.
Obgleich die ANP-Aerodynamik- und -Triebwerksdaten auf diesen Bedingungen basieren, können sie gemäß Tabelle für Nichtbezugspistenhöhen und mittlere Lufttemperaturen in ECAC-Staaten verwendet werden, ohne die Genauigkeit der berechneten Konturen des kumulativen mittleren Schallpegels wesentlich zu beeinträchtigen (siehe Anlage B). In den Tabellen der ANP-Datenbank sind die aerodynamischen Daten für das in Ziffer 3 und 4 genannte Bruttostart- und -landegewicht aufgeführt. Obgleich die aerodynamischen Daten selbst bei kumulativen Lärmberechnungen nicht um andere Bruttogewichte korrigiert zu werden braucht, muss die Berechnung der Start- und Steigflugprofile unter Verwendung der in Anlage B beschriebenen Verfahren auf dem geeigneten operativen Bruttostartgewicht basieren.

2.7.7.
Beschreibung der Flugbahn

Die Erstellung des Lärmmodells erfordert es, dass jede Flugbewegung durch ihre dreidimensionale Flugbahn und die dabei eingesetzte variable Triebwerksleistung und Geschwindigkeit beschrieben wird. In der Regel repräsentiert eine modellierte Flugbewegung eine Teilmenge des gesamten Flughafenverkehrs, z. B. eine Anzahl (angenommener) identischer Flugbewegungen mit dem gleichen Luftfahrzeugmuster, Gewicht und Betriebsverfahren auf einem einzigen Flugweg. Dieser kann jedoch selbst zu der Vielzahl gestreuter „Unterstrecken” gehören, die zur Modellierung dessen verwendet wird, was bei einer vorgegebenen Route als wahrer Flugkorridor bezeichnet werden kann. Dieser Flugkorridor, die Vertikalprofile und die Flugzeugbetriebsparameter werden aus den eingegebenen Szenariodaten zusammen mit den Flugzeugdaten aus der ANP-Datenbank ermittelt. Die NPD-Daten (in der ANP-Datenbank) definieren Lärm von Flugzeugen, die sich auf idealisierten horizontalen Flugbahnen unendlicher Länge bei konstanter Geschwindigkeit und Triebwerksleistung bewegen. Zur Anpassung dieser Daten an auf Flugplätzen üblichen Flugbahnen, die durch häufige Änderungen der Antriebsleistung und der Geschwindigkeit gekennzeichnet sind, wird jede Flugbahn in endliche geradlinige Segmente unterteilt, deren Beiträge zum auftretenden Lärm anschließend am Beobachtungspunkt addiert werden.

2.7.8.
Verhältnis zwischen Flugbahn und Flugkonfiguration

Die dreidimensionale Flugbahn einer Flugbewegung bestimmt die geometrischen Aspekte der Schallabstrahlung und -ausbreitung zwischen Flugzeug und Beobachter. Bei einem bestimmten Flugzeuggewicht und unter bestimmten atmosphärischen Bedingungen wird die Flugbahn vollkommen von der Folge von pilotenseitig (oder autopilotenseitig) ausgelösten Schub-, Klappen- und Höhenänderungen zur Einhaltung von Flugrouten sowie von der Flugverkehrskontrolle vorgegebenen Höhen und Geschwindigkeiten entsprechend den Standardbetriebsverfahren des Luftfahrzeugbetreibers bestimmt. Die Anweisungen und Handlungen unterteilen die Flugbahn in abgegrenzte Phasen, die natürliche Segmente bilden. In der horizontalen Ebene umfassen sie Geradeausflugabschnitte, angegeben als Distanz bis zur nächsten Kurve, sowie Kurvenflüge, definiert durch Kurvenradius und Kursänderung. In der vertikalen Ebene werden die Segmente durch die verstrichene Zeit und/oder die zurückgelegte Entfernung zur Erreichung erforderlicher Änderungen der Vortriebsgeschwindigkeit und/oder Höhe bei vorgegebenen Schubeinstellungen und Klappenstellungen bestimmt. Die entsprechenden vertikalen Koordinaten werden oft als Profilpunkte bezeichnet. Bei der Lärmmodellierung werden Flugbahninformationen entweder durch Synthese einer Reihe von Verfahrensschritten (denen der Pilot folgt) oder durch Analyse von Radardaten — physischen Messungen von tatsächlich geflogenen Flugbahnen generiert. Unabhängig von der verwendeten Methode werden sowohl horizontale als auch vertikale Formen der Flugbahn auf segmentierte Formen reduziert. Die horizontale Gestalt der Flugbahn (d. h. ihre zweidimensionale Projektion auf die Erdoberfläche) ist der Flugweg, definiert durch die Anflug- oder Abflugstreckenführung. Ihre vertikale Gestalt anhand der Profilpunkte und der dazugehörigen Flugparameter Geschwindigkeit, Querneigungswinkel und Schubeinstellung definieren insgesamt das Flugprofil, das vom Flugverfahren abhängt, das in der Regel vom Luftfahrzeughersteller und/oder vom Betreiber vorgeschrieben wird. Die Flugbahn wird durch Zusammenführen des 2-D-Flugprofils mit dem 2-D-Flugweg konstruiert, so dass sich eine Folge von 3-D-Flugbahnsegmenten ergibt. Es sei daran erinnert, dass das Profil für eine bestimmte Reihe von Verfahrensschritten vom Flugweg abhängt. So ist z. B. die Steigrate bei gleichem Schub und gleicher Geschwindigkeit im Kurvenflug geringer als im Geradeausflug. Obwohl im vorliegenden Leitfaden erläutert wird, wie diese Abhängigkeit zu berücksichtigen ist, muss festgestellt werden, dass dies in der Regel einen hohen Rechenaufwand erfordert und Benutzer vielleicht lieber von der Annahme ausgehen, dass Flugprofil und Strecke (Flugweg) unabhängig voneinander betrachtet werden können, d. h. dass das Steigflugprofil nicht von Kurvenflügen beeinflusst wird. Allerdings ist es wichtig, die für Kurvenflüge notwendigen Änderungen des Querneigungswinkels zu bestimmen, da sich dies in bedeutendem Maße auf die Richtwirkung der Schallemission auswirkt. Der von einem Flugbahnsegment bei einem Beobachter ankommende Schall hängt von der Geometrie des Segments bezogen auf den Beobachter und von der Flugkonfiguration ab. Diese stehen jedoch in Wechselwirkung — eine Änderung des einen Faktors bewirkt eine Änderung des anderen, und so muss sichergestellt werden, dass die Konfiguration des Flugzeugs an allen Punkten der Flugbahn mit seiner Bewegung entlang der Bahn im Einklang steht. Bei der Flugbahnsynthese, d. h. bei der Konstruktion einer Flugbahn aus einer Reihe von „Verfahrensschritten” , die die vom Piloten jeweils gewählten Einstellungen für Triebwerksleistung, Klappenstellung sowie Beschleunigung/Steig- und Sinkgeschwindigkeit beschreiben, ist die Fortbewegung zu berechnen. Bei einer Flugbahnanalyse ist es umgekehrt: Die Einstellungen der Triebwerksleistung müssen aus der beobachteten Bewegung des Flugzeugs abgeschätzt werden, wie sie aufgrund von Radardaten oder mitunter in speziellen Studien aus Flugschreiberdaten ermittelt wurden (obwohl im letztgenannten Fall die Triebwerksleistung in der Regel Bestandteil der Daten ist). In beiden Fällen müssen die Koordinaten und Flugparameter an allen Segmentendpunkten in die Lärmberechnung einfließen. In Anlage B finden sich die Gleichungen, mit denen die auf ein Flugzeug wirkenden Kräfte und seine Bewegung in Beziehung gesetzt werden; außerdem wird darin erläutert, wie sie gelöst werden, um die Eigenschaften der Segmente, aus denen sich Flugbahnen zusammensetzen, zu bestimmen. Die verschiedenen Arten von Segmenten (und die entsprechenden Abschnitte von Anlage B) lauten: Startlauf (B5), Steigflug mit konstanter Geschwindigkeit (B6), Schubrücknahme (B7), beschleunigender Steilflug und Einfahren der Klappen (B8), beschleunigender Steilflug nach dem Einfahren der Klappen (B9), Sinkflug und Verzögerung (B10) sowie Endanflug (B11). Zwangsläufig beinhaltet die Modellierung in der Praxis Vereinfachungen in unterschiedlicher Ausprägung, wobei sich die entsprechenden Anforderungen nach der Art der Anwendung, der Bedeutung der Ergebnisse und den verfügbaren Ressourcen richtet. Eine allgemeine vereinfachende Annahme selbst in den aufwändigsten Anwendungen besteht darin, dass bei der Berücksichtigung der Flugstreckenstreuung die Flugprofile und Konfigurationen aller Unterstrecken die gleichen sind wie bei der Kernstrecke. Da mindestens sechs Unterstrecken zu verwenden sind (siehe Abschnitt 2.7.11), verringert sich dadurch bei lediglich minimal reduzierter Genauigkeit der Rechenaufwand immens.

2.7.9.
Quellen der Flugbahndaten

Radardaten

Zwar können Flugdatenschreiber qualitativ hochwertige Daten liefern, doch sind diese für Lärmmodellierungszwecke schwer zu beschaffen, so dass Radardaten als am besten zugängliche Informationsquelle für tatsächlich geflogene Flugbahnen an Flughäfen zu betrachten sind(10). Da diese Daten meist aus Flughafenlärm- und Flugbahnbeobachtungssystemen verfügbar sind, werden sie inzwischen zunehmend zur Lärmmodellierung herangezogen. Beim Sekundärüberwachungsradar wird die Flugbahn eines Flugzeugs als Folge von Positionskoordinaten in Abständen dargestellt, die dem Zeitraum einer Umdrehung des Radarscanners — normalerweise etwa vier Sekunden — entsprechen. Die Position des Flugzeugs über Grund wird in Polarkoordinaten — Entfernung und Azimut — aus dem reflektierten Radarecho berechnet (obwohl das Überwachungssystem diese meist in kartesische Koordinaten umrechnet); die Flughöhe über Grund(11) wird mit dem bordeigenen Höhenmesser gemessen und mit einem mit Radar ausgelösten Transponder an die Flugverkehrskontrolle gesendet. Inhärente Positionsfehler aufgrund von Funkstörungen und begrenzter Datenauflösung sind jedoch erheblich (wenn auch ohne Folgen für die eigentlichen Zwecke der Flugverkehrskontrolle). Wird also die Flugbahn einer bestimmten Flugbewegung benötigt, müssen die Daten mithilfe eines geeigneten Kurvenanpassungsverfahrens geglättet werden. Für Lärmmodellierungszwecke besteht jedoch üblicherweise die Anforderung darin, einen Flugkorridor von Flugbahnen, z. B. alle Flugbewegungen auf einer Route oder lediglich für die eines bestimmten Luftfahrzeugmusters, statistisch zu beschreiben. Hier lassen sich die mit den entsprechenden Statistiken verbundenen Messfehler durch die Mittelung so verringern, dass sie vernachlässigbar sind.

Verfahrensschritte

In vielen Fällen ist eine Modellierung von Flugbahnen anhand von Radardaten nicht möglich, weil die notwendigen Ressourcen nicht verfügbar sind oder es sich um ein zukünftiges Szenario handelt, für das keine relevanten Radardaten vorliegen. Sind keine Radardaten vorhanden oder ist deren Nutzung nicht sinnvoll, müssen die Flugbahnen auf der Basis von Betriebsleitlinien, z. B. Anweisungen für Flugzeugbesatzungen über Luftfahrthandbücher oder Betriebsanleitungen abgeschätzt werden, die hier als Verfahrensschritte bezeichnet werden. Hinweise zur Auslegung dieser Materialien sind gegebenenfalls von den Flugsicherungsdienststellen und Luftfahrzeugbetreibern einzuholen.

2.7.10.
Koordinatensysteme

Das lokale Koordinatensystem

Das lokale Koordinatensystem (x,y,z) ist kartesisch und hat seinen Ursprung (0,0,0) am Flugplatzbezugspunkt (XARP,YARP,ZARP), wobei ZARP die Flugplatzbezugshöhe ist und z = 0 die Bezugsebene (Horizontalebene) bezeichnet, auf der Konturen in der Regel berechnet werden. Der Steuerkurs des Flugzeugs ξ in der xy-Ebene wird im Uhrzeigersinn ausgehend vom magnetischen Norden berechnet (siehe Abbildung 2.7.b). Alle Beobachtungspunkte, das grundlegende Berechnungsgitter und die Lärmkonturpunkte werden in lokalen Koordinaten ausgedrückt(12).

Das an den Flugweg gebundene Koordinatensystem

Diese Koordinate ist für jeden Flugweg (projizierte Flugstrecke) spezifisch und stellt die entlang der Strecke in Flugrichtung gemessene Entfernung s dar. Bei Abflugstrecken wird s ab Start-of-roll-Punkt, bei Anflugstrecken ab Landeschwelle gemessen. Somit wird s negativ in Bereichen

hinter dem Start-of-roll-Punkt bei Abflug und

vor Überquerung der Landeschwelle bei Anflug.

Flugbetriebsparameter wie Höhe, Geschwindigkeit und Schubeinstellung werden als Funktionen von s ausgedrückt.

Das Flugzeugkoordinatensystem

Das flugzeugfeste kartesische Koordinatensystem (x′,y′,z′) hat seinen Ursprung am tatsächlichen Standort des Flugzeugs. Das Achsensystem wird vom Steigwinkel γ, der Flugrichtung ξ und vom Querneigungswinkel ε definiert (siehe Abbildung 2.7.c).

Berücksichtigung der Topografie

Wenn die Topografie zu berücksichtigen ist (siehe Abschnitt 2.7.6), muss bei der Abschätzung der Ausbreitungsentfernung d die Flughöhenkoordinate z durch z′ = z – zo ersetzt werden (wobei zo die z-Koordinate des Beobachtungsorts O ist). Die Geometrie zwischen Flugzeug und Beobachter ist in Abbildung 2.7.d dargestellt. Zur Definition von d und siehe Abschnitte 2.7.14 bis 2.7.19(13).

2.7.11.
Projizierte Flugstrecken (Flugweg)

Kernstrecken

Die Kernstrecke (backbone track) definiert das Zentrum des Flugkorridors, entlang dessen sich ein Flugzeug auf einer bestimmten Streckenführung bewegt. Für die Zwecke der Fluglärmmodellierung wird sie entweder i) durch reglementierende Betriebsdaten, wie z. B. Anweisungen für Piloten in Luftfahrthandbüchern, oder ii) durch die statistische Analyse von Radardaten gemäß Abschnitt 2.7.9 festgelegt, wenn diese verfügbar und den Erfordernissen der Modellierungsstudie angemessen sind. Die Konstruktion der Strecke anhand von Betriebsanweisungen ist normalerweise recht unkompliziert, da darin eine Folge von Flugabschnitten vorgeschrieben ist, die entweder gerade (nach Länge und Steuerkurs) oder bogenförmig (nach Wenderate und Steuerkursänderung) verlaufen, siehe Abbildung 2.7.e. Die Einpassung einer Kernstrecke in Radardaten ist vielschichtiger, weil erstens tatsächliche Kurven mit unterschiedlicher Geschwindigkeit geflogen werden und zweitens der Linienverlauf durch die Datenstreuung überdeckt wird. Wie bereits erläutert, wurden noch keine formalisierten Verfahren entwickelt, und es ist üblich, gerade und gekrümmte Segmente mit den durchschnittlichen Positionen abzugleichen, die aus Querschnitten der mit den Radardaten gewonnenen Flugwege in Intervallen entlang der Route berechnet werden. Es ist davon auszugehen, dass in Zukunft Computeralgorithmen dafür entwickelt werden, doch im Augenblick obliegt dem Modellierer die Entscheidung, wie die verfügbaren Daten bestmöglich zu verwenden sind. Ein maßgeblicher Faktor besteht darin, dass Fluggeschwindigkeit und Kurvenradius den Querneigungswinkel bestimmen, und wie in Abschnitt 2.7.19 zu sehen sein wird, beeinflussen Nichtsymmetrien der Schallabstrahlung rund um die Flugbahn sowie die Position der Flugbahn selbst den Lärm am Boden. Theoretisch wäre es für einen nahtlosen Übergang vom Geradeausflug zum Kurvenflug mit festem Radius notwendig, sofort den Querneigungswinkel ε anzulegen, was physikalisch unmöglich ist. In Wirklichkeit bedarf es einer endlichen Zeitspanne, bis der Querneigungswinkel den erforderlichen Wert für die Aufrechterhaltung einer vorgegebenen Geschwindigkeit und eines vorgegebenen Kurvenradius r erreicht; in dieser Zeit verkürzt sich der Kurvenradius von unendlich auf r. Zu Modellierungszwecken kann der Radiusübergang unberücksichtigt bleiben und angenommen werden, dass der Querneigungswinkel am Beginn der Kurve stetig von null (oder einem anderen Ausgangswert) auf ε ansteigt und der nächste Wert von ε am Ende der Kurve ist(14). Wenn möglich sind Definitionen der seitlichen Streuung und der darzustellenden Unterstrecken auf einschlägige bisherige Erfahrungen des zu untersuchenden Flughafens zu gründen, in der Regel mittels einer Analyse von Radardatenproben. Der erste Schritt besteht in der Gruppierung der Daten nach Routen. Die Abflugstrecken sind durch eine erhebliche seitliche Streuung gekennzeichnet, die für eine genaue Modellierung zu berücksichtigen ist. Die Anflugrouten fügen sich in der Regel zu einem sehr engen Flugkorridor in etwa beim Endanflugweg zusammen, sodass es meist ausreicht, alle Anflüge durch eine einzige Strecke darzustellen. Sind jedoch die Anflugkorridore innerhalb der Region der Lärmkonturen breit, müssten sie möglicherweise ebenso wie die Abflugrouten durch Unterstrecken dargestellt werden. Es ist üblich, die Daten für eine einzelne Route als Muster einer einzigen Grundgesamtheit zu behandeln, dargestellt durch eine Kernstrecke und eine Menge verstreuter Unterstrecken. Ergibt jedoch die Prüfung, dass die Daten verschiedener Flugzeugklassen oder Flüge erheblich voneinander abweichen (z. B. wenn große und kleine Flugzeuge deutlich unterschiedliche Kurvenradien aufweisen), kann eine weitere Unterteilung der Daten in mehrere Flugkorridore wünschenswert sein. Für jeden Flugkorridor wird die seitliche Streckenstreuung als Funktion der Entfernung zum Ursprung ermittelt. Anschließend werden die Flugbewegungen auf der Basis der Verteilungsstatistik in eine Kernstrecke und eine geeignete Zahl verstreuter Unterstrecken aufgeteilt. Da es normalerweise nicht zweckmäßig ist, die Wirkungen der Streckenstreuung außer Acht zu lassen, ist bei fehlenden Messdaten für Flugkorridore eine nominale Seitenstreuung quer und senkrecht zur Kernstrecke durch eine konventionelle Verteilungsfunktion zu definieren. Berechnete Werte von Lärmindizes werden von der genauen Form der seitlichen Streuung nicht besonders beeinflusst, sodass die Gaußsche Normalverteilung eine adäquate Beschreibung vieler mit Radar gemessener Flugkorridore bietet. Typischerweise wird eine diskrete Approximation mit sieben Punkten verwendet (d. h. die seitliche Streuung wird durch sechs in gleichem Abstand um die Kernstrecke angeordnete Unterstrecken dargestellt). Der Abstand der Unterstrecken hängt von der Standardabweichung der seitlichen Streuungsfunktion ab. Bei normal verteilten Strecken mit einer Standardabweichung S befinden sich 98,8 % der Strecken innerhalb eines Korridors mit Grenzen bei ±2,5 × S. In Tabelle 2.7.a sind die Abstände der sechs Unterstrecken sowie der Anteil der Flugbewegungen, die den jeweiligen Unterstrecken zugewiesen sind, aufgeführt. Anlage C enthält Werte für andere Anzahlen von Unterstrecken.

Tabelle 2.7.a

Anteil an den Flugbewegungen bei einer Normalverteilungsfunktion mit Standardabweichung S für sieben Unterstrecken (Kernstrecke = Unterstrecke 1)

Unterstrecke NummerPosition der UnterstreckeAnteil an den Flugbewegungen auf der Unterstrecke
7– 2,14 × S3 %
5– 1,43 × S11 %
3– 0,71 × S22 %
1028 %
20,71 × S22 %
41,43 × S11 %
62,14 × S3 %
Die Standardabweichung S ist eine Funktion der Koordinate s entlang der Kernstrecke. Sie lässt sich — zusammen mit der Beschreibung der Kernstrecke — in dem in Anlage A3 aufgeführten Flugstrecken-Datenblatt angeben. Bei fehlenden Indikatoren für die Standardabweichung — z. B. anhand von Radardaten zur Beschreibung vergleichbarer Flugstrecken — werden die folgenden Werte empfohlen:

    Bei Strecken mit Kurven von weniger als 45 Grad:

    S(s) = 0,055 · s – 150für 2700 m ≤ s ≤ 30000 m(2.7.1)
    S(s) = 1500für s > 30000 m

    Bei Strecken mit Kurven von mehr als 45 Grad:

    S(s) = 0,128 · s – 420für 3300 m ≤ s ≤ 15000 m(2.7.2)
    S(s) = 1500 mfür s > 15000 m

Aus praktischen Gründen wird S(s) zwischen dem Start-of-roll-Punkt und s = 2700 m bzw. s = 3300 m je nach Kurvengröße als null angenommen. Routen mit mehr als einer Kurve werden nach Gleichung (2.7.2) behandelt. Bei Anflügen kann die seitliche Streuung ab 6000 m vor dem Aufsetzen vernachlässigt werden.

2.7.12.
Flugprofile

Das Flugprofil ist eine Beschreibung der Bewegung des Flugzeugs in der vertikalen Ebene über dem Flugweg in Bezug auf Position, Geschwindigkeit, Querneigungswinkel und Triebwerksleistungseinstellung. Eine der wichtigsten Aufgaben des Modellbenutzers ist die Festlegung von Flugprofilen, die die Anforderungen der Modellierungsanwendung angemessen erfüllen. Sie müssen effizient sein, also ohne übermäßigen Zeit- und Ressourcenaufwand zu erfordern. Um einen hohen Genauigkeitsgrad zu erreichen, müssen die Profile selbstverständlich den jeweiligen Flugzeugbetriebszustand so exakt wie möglich widerspiegeln. Dazu bedarf es zuverlässiger Angaben über die atmosphärischen Bedingungen, die Luftfahrzeugmuster und -varianten, Betriebsgewichte sowie die Betriebsverfahren — die unterschiedlichen Schubeinstellungen und die Klappenstellung sowie den gefundenen Kompromiss zwischen Höhen- und Geschwindigkeitsänderung — alle über den betreffenden Zeitraum/die betreffenden Zeiträume entsprechend gemittelt. Oft stehen derartige detaillierte Informationen nicht zur Verfügung, was aber nicht unbedingt hinderlich ist. Selbst wenn sie vorliegen, muss der Modellierungsverantwortliche nach Augenmaß für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Genauigkeit und Ausführlichkeit der Eingabeinformationen sowie der Erfordernisse und Anwendungsbereiche der daraus zu berechnenden Konturen sorgen. Die Synthese von Flugprofilen anhand von „Verfahrensschritten” aus der ANP-Datenbank oder von Flugzeugbetreibern wird in Abschnitt 2.7.13 und Anlage B beschrieben. Dieser Prozess — in der Regel der einzige, der dem Modellierer offensteht, wenn keine Radardaten verfügbar sind — ergibt sowohl die Flugbahngeometrie, als auch die entsprechenden Geschwindigkeits- und Schubänderungen. Im Normalfall würde angenommen, dass alle (gleichartigen) Flugzeuge in einem Flugkorridor unabhängig davon, ob sie der Kernstrecke oder den verstreuten Unterstrecken zugewiesen sind, dem gleichen Kernstreckenprofil folgen. Neben der ANP-Datenbank, die Standardinformationen zu den Verfahrensschritten liefert, sind die Flugzeugbetreiber die beste Quelle für zuverlässige Informationen — zu den von ihnen verwendeten Verfahren und den typischen geflogenen Gewichten. Die wertvollste Quelle für Einzelflüge stellt der Flugdatenschreiber dar, der sämtliche relevante Informationen liefert. Doch selbst wenn derartige Daten verfügbar sind, ist der Aufwand für ihre Aufbereitung enorm hoch. Im Sinne des notwendigen sparsamen Umgangs mit Ressourcen bei der Modellierung besteht daher die normale praktische Lösung darin, fundierte Annahmen zu mittleren Gewichten und Betriebsverfahren anzustellen. Bei einer Übernahme von in der ANP-Datenbank angegebenen Standard-Verfahrensschritten (diese Schritte werden üblicherweise vermutet, wenn die tatsächlichen Verfahren nicht bekannt sind) ist Vorsicht geboten. Es handelt sich dabei zwar um standardisierte Verfahren, denen vielfach gefolgt wird, die aber vom Betreiber in konkreten Fällen vielleicht nicht angewendet werden. Ein wichtiger Faktor ist die Festlegung des Startschubs (und zuweilen des Steigschubs), der in gewissem Umfang von den jeweiligen Umständen abhängen kann. Insbesondere ist es üblich, den Schub während des Abflugs (gegenüber Volllast) zurückzunehmen, um die Lebensdauer der Triebwerke zu verlängern. Anlage B vermittelt Hinweise zur Darstellung der typischen Praxis; daraus ergeben sich im Allgemeinen realistischere Konturen als bei Annahme von Vollschub. Ist die Startbahn jedoch kurz und/oder ist die durchschnittliche Lufttemperatur hoch, dürfte es realistischer sein, von Vollschub auszugehen. Eine höhere Genauigkeit bei der Modellierung tatsächlicher Szenarien lässt sich erreichen, wenn die nominalen Informationen durch die Anwendung von Radardaten ergänzt oder ersetzt werden. Flugprofile lassen sich ähnlich wie die seitlichen Kernstrecken anhand von Radardaten bestimmen — allerdings erst nach einer Aufteilung des Verkehrs nach Luftfahrzeugmuster und -variante und mitunter nach Gewicht und Teilstreckenlänge (nicht jedoch nach Streuung) —, so dass sich für jede Untergruppe ein mittleres Höhen- und Geschwindigkeitsprofil gegenüber der zurückgelegten Strecke über Grund ergibt. Beim anschließenden Zusammenfügen mit den Kursen über Grund wird dieses Einheitsprofil dann in der Regel wieder sowohl der Kernstrecke als auch den Unterstrecken zugewiesen. Ist das Flugzeuggewicht bekannt, kann die Geschwindigkeits- und Schubänderung über eine schrittweise Lösung der Bewegungsgleichungen berechnet werden. Eine vorherige Aufbereitung der Daten ist sinnvoll, um die Effekte von Radarfehlern zu minimieren, aufgrund derer Schätzungen der Beschleunigung unzuverlässig werden können. Der erste Schritt besteht jeweils in einer Neudefinition des Profils durch Einpassung von geradlinigen Segmenten, die die jeweiligen Teilstrecken darstellen. Dabei wird jedes Segment entsprechend klassifiziert, d. h. als Startlauf, Steig- oder Sinkflug mit konstanter Geschwindigkeit, Schubrücknahme oder Beschleunigung/Verzögerung mit oder ohne Änderung der Klappenstellung. Zu den notwendigen Eingabedaten gehören zudem das Flugzeuggewicht sowie der atmosphärische Zustand. Eine Fluglärmquelle sollte in einer Mindesthöhe von 1,0 m (3,3 ft) über dem Flugplatz oder gegebenenfalls über der Geländeerhöhung der Start-/Landebahn eingegeben werden. In Abschnitt 2.7.11 wird darauf hingewiesen, dass die seitliche Streuung von Flugstrecken um die nominale bzw. die Kernstrecke herum besonders zu berücksichtigen ist. Die Radardatenproben sind dadurch gekennzeichnet, dass in der vertikalen Ebene ähnliche Streuungen der Flugbahnen auftreten. Es ist allerdings nicht üblich, die vertikale Streuung als eigenständige Variable zu modellieren. Sie entsteht hauptsächlich aufgrund unterschiedlichen Flugzeuggewichts und unterschiedlicher Betriebsverfahren, die bei der Aufbereitung der Verkehrseingabedaten berücksichtigt werden.

2.7.13.
Konstruktion von Flugbahnsegmenten

Jede Flugbahn muss durch eine bestimmte Menge an Segmentkoordinaten (Knotenpunkten) und Flugparametern definiert werden. Als Ausgangspunkt werden die Koordinaten der Flugwegsegmente bestimmt. Anschließend wird das Flugprofil berechnet, wobei zu beachten ist, dass das Flugprofil für eine gegebene Menge von Verfahrensschritten vom Flugweg abhängig ist. Beispielsweise ist die Steigrate des Flugzeugs bei gleichem Schub und gleicher Geschwindigkeit in Kurven geringer als im Geradeausflug. Die Teilsegmentierung erfolgt dann für das Luftfahrzeug auf der Start-/Landebahn (Startlauf oder Landerollen) und für das Luftfahrzeug in der Nähe der Start-/Landebahn (Anfangssteigflug oder Endanflug). Flugsegmente mit deutlich unterschiedlichen Geschwindigkeiten an ihren Anfangs- und Endpunkten sollten anschließend in weitere Teilsegmente zerlegt werden. Zur Konstruktion der dreidimensionalen Flugbahnsegmente werden die zweidimensionalen Koordinaten der Flugwegsegmente(15) bestimmt und mit dem zweidimensionalen Flugprofil zusammengeführt. Abschließend werden alle Flugbahnpunkte, die zu nahe beieinanderliegen, entfernt.

Flugprofil

Die Parameter zur Beschreibung jedes Flugprofilsegments am Beginn (Suffix 1) und am Ende (Suffix 2) des Segments lauten:
s1, s2
Entfernung entlang des Flugwegs,
z1, z2
Flughöhe über Grund,
V1, V2
Geschwindigkeit über Grund,
P1, P2
lärmbezogener Schubparameter (entspricht dem, für den die NPD-Kurven definiert sind) und
ε1, ε2
Querneigungswinkel.
Zum Aufbau eines Flugprofils aus einer Menge von Verfahrensschritten (Flugbahnsynthese) werden die Segmente aufeinanderfolgend so konstruiert, dass die erforderlichen Bedingungen an den Endpunkten erzielt werden. Dabei werden die Endpunktparameter jedes Segments zu den Anfangspunktparametern des nächsten Segments. Bei jeder Segmentberechnung sind die Parameter am Anfang bekannt; die erforderlichen Bedingungen am Ende werden vom Verfahrensschritt angegeben. Die Schritte selbst sind entweder durch die ANP-Standardschritte oder vom Benutzer festgelegt (z. B. anhand von Flugzeughandbüchern). Bei den Endbedingungen handelt es sich gewöhnlich um Höhe und Geschwindigkeit, und beim Profilaufbau geht es um die Bestimmung der zurückgelegten Strecke unter Erreichung dieser Bedingungen. Die undefinierten Parameter werden über Flugleistungsberechnungen gemäß Anlage B bestimmt. Verläuft der Flugweg geradeaus, so lassen sich die Profilpunkte und dazugehörigen Flugparameter unabhängig vom Flugweg bestimmen (Querneigungswinkel stets null). Allerdings verläuft der Flugweg selten geradeaus. Meist treten Kurven auf, die zur Erzielung bester Ergebnisse bei der Bestimmung des zweidimensionalen Flugprofils berücksichtigt werden müssen, wenn notwendig durch Aufspaltung von Profilsegmenten an Knotenpunkten des Flugwegs zur Einfügung von Querneigungswinkeländerungen. In der Regel ist die Länge des nächsten Segments zu Beginn unbekannt und wird unter Annahme eines unveränderten Querneigungswinkels mit einem Vorläufigkeitswert berechnet. Wird dann festgestellt, dass sich das vorläufige Segment über einen oder mehrere Flugweg-Knotenpunkte erstreckt und der erste s ist, d. h. s1 < s < s2, wird das Segment bei s abgeschnitten, und die Parameter dort werden durch Interpolation errechnet (siehe unten). Diese werden zu den Endpunktparametern des aktuellen Segments und zu den Anfangspunktparametern eines neuen Segments, das weiterhin über die gleichen Zielendbedingungen verfügt. Ist kein eingreifender Flugweg-Knotenpunkt vorhanden, wird das vorläufige Segment bestätigt. Sollen die Effekte von Kurven auf das Flugprofil außer Acht gelassen werden, kommt die Geradeausfluglösung mit einem einzigen Segment zur Anwendung, obwohl die Informationen zum Querneigungswinkel für eine spätere Verwendung festgehalten werden. Unabhängig davon, ob Kurveneffekte vollständig modelliert werden oder nicht, wird eine dreidimensionale Flugbahn jeweils durch Zusammenfügen ihres zweidimensionalen Flugprofils und ihres zweidimensionalen Flugwegs generiert. Das Ergebnis ist eine Folge von Koordinatenmengen (x,y,z), die entweder ein Knotenpunkt des segmentierten Flugwegs, ein Knotenpunkt des Flugprofils oder beides sind, wobei die Profilpunkte von den entsprechenden Werten der Höhe z, der Geschwindigkeit über Grund V, des Querneigungswinkels ε und der Triebwerksleistung P begleitet werden. Für einen Streckenpunkt (x,y), der zwischen den Endpunkten eines Flugprofilsegments liegt, werden die Flugparameter wie folgt interpoliert:
z = z1 + f ·(z2 – z1)(2.7.3)
(2.7.4)
ε = ε1 + f ·2 - ε1)(2.7.5)
(2.7.6)
Dabei gilt:
f = (s - s1)/(s2 - s1)(2.7.7)
Es sei darauf hingewiesen, dass bei z und ε eine lineare Änderung mit der Entfernung, bei V und P jedoch eine lineare Änderung mit der Zeit (d. h. konstante Beschleunigung(16)) angenommen wird. Beim Abgleich von Flugprofilsegmenten mit Radardaten (Flugbahnanalyse) werden alle Endpunktentfernungen, Flughöhen über Grund, Geschwindigkeiten und Querneigungswinkel direkt aus den Daten bestimmt; nur die Triebwerkseinstellungen müssen unter Anwendung der Leistungsrechnungen berechnet werden. Da auch die Flugweg- und die Flugprofilkoordinaten entsprechend abgeglichen werden können, ist dies in der Regel recht unkompliziert.

Startlauf

Wenn das Flugzeug beim Start zwischen dem Punkt, an dem die Bremsen gelöst werden (Brake Release Point, auch „Start-of-Roll-Punkt” SOR genannt), und dem Abhebepunkt beschleunigt, verändert sich die Geschwindigkeit über eine Strecke von 1500 bis 2500 m extrem von null auf etwa 80 bis 100 m/s. Der Startlauf ist somit in Segmente mit veränderlicher Länge unterteilt, über die sich die Geschwindigkeit des Flugzeugs um ein spezifisches Inkrement ΔV von höchstens 10 m/s (etwa 20 Knoten) ändert. Obwohl sie eigentlich während des Startlaufs veränderlich ist, ist die Annahme einer konstanten Beschleunigung für diesen Zweck ausreichend. In diesem Fall, in der Startphase, ist V1 die Anfangsgeschwindigkeit, V2 die Startgeschwindigkeit, nTO die Nummer des Startsegments und sTO die äquivalente Startstrecke. Für die äquivalente Startstrecke sTO (siehe Anlage B), die Startgeschwindigkeit V1 und die Startgeschwindigkeit VTO beträgt die Anzahl nTO der Segmente für den Startlauf
nTO = int (1 + (VTO - V1) /10)(2.7.8)
Somit ist die Geschwindigkeitsänderung entlang eines Segments
ΔV = VTO/nTO(2.7.9)
und die Zeit Δt in jedem Segment (unter Annahme einer konstanten Beschleunigung)
(2.7.10)
Die Länge sTO,k von Segment k (1 ≤ k ≤ nTO) des Startlaufs ist also:
(2.7.11)
Beispiel: Bei einer Startstrecke sTO = 1600 m, bei V1 = 0 m/s und V2 = 75 m/s ergeben sich nTO = 8 Segmente mit Längen von 25 bis 375 Metern (siehe Abbildung 2.7.g): Analog zu den Geschwindigkeitsänderungen errechnen sich die Schubänderungen eines Flugzeugs über jedes Segment mit einem konstanten Inkrement ΔP als
ΔP = (PTO - Pinit) / nTO(2.7.12)
Hierbei bezeichnen PTO und Pinit den jeweiligen Schub am Abhebepunkt bzw. am Start-of-Roll-Punkt. Mit der Verwendung dieses konstanten Schubinkrements (statt der quadratischen Gleichung (2.7.6)) soll Konsistenz mit dem linearen Verhältnis zwischen Schub und Geschwindigkeit bei Strahlflugzeugen hergestellt werden. Wichtiger Hinweis: In den vorstehenden Gleichungen und dem vorstehenden Beispiel wird implizit davon ausgegangen, dass die Anfangsgeschwindigkeit des Flugzeugs zu Beginn der Startphase gleich null ist. Dies entspricht der gängigen Situation, in der das Flugzeug von dem Punkt, an dem die Bremsen gelöst werden, zu rollen und zu beschleunigen beginnt. Es gibt jedoch auch Situationen, in denen das Flugzeug ausgehend von seiner Rollgeschwindigkeit mit der Beschleunigung beginnt, ohne an der Startbahnschwelle anzuhalten. In einem solchen Fall, bei dem die Anfangsgeschwindigkeit Vinit nicht gleich null ist, sind die folgenden „verallgemeinerten” Gleichungen anstelle der Gleichungen (2.7.8), (2.7.9), (2.7.10) und (2.7.11) zu verwenden.
(2.7.13)
In diesem Fall, in der Startphase, ist V1 die Anfangsgeschwindigkeit Vinit, V2 die Startgeschwindigkeit VTO, n die Nummer des Startsegments nTO, s die äquivalente Startstrecke sTO und sk die Länge sTO,k des Segments k (1[Symbol]k[Symbol]n).

Landerollen

Obwohl es sich beim Landerollen im Wesentlichen um eine Umkehr des Startlaufs handelt, ist Folgendes besonders zu berücksichtigen:

die Schubumkehr, die manchmal eingesetzt wird, um das Flugzeug abzubremsen, und

Flugzeuge, die die Landebahn nach dem Abbremsen verlassen (diese tragen nicht mehr zum Fluglärm bei, da Lärm beim Rollen außer Acht bleibt).

Im Gegensatz zur Startlaufstrecke, die aus den Flugzeugleistungsparametern hergeleitet wird, ist die Landerollstrecke sstop (d. h. die Strecke vom Aufsetzpunkt bis zu dem Punkt, an dem das Flugzeug die Landebahn verlässt) nicht rein flugzeugspezifisch. Obwohl sich aus der Flugzeugmasse und -leistung (und der verfügbaren Schubumkehr) eine Mindestrollstrecke abschätzen lässt, hängt die tatsächliche Landerollstrecke auch von der Lage der Rollbahnen, der Verkehrslage sowie von flughafenspezifischen Regelungen über den Einsatz des Umkehrschubs ab. Der Einsatz der Schubumkehr ist kein Standardverfahren. Sie kommt nur zur Anwendung, wenn das notwendige Abbremsen nicht mithilfe der Radbremsen erreicht werden kann. (Die Schubumkehr kann außerordentlich störend sein, da ein rasches Umschalten der Triebwerksleistung von Leerlauf auf Gegenschub einen plötzlichen Lärmausbruch verursacht.) Die meisten Start-/Landebahnen werden jedoch sowohl für Starts als auch für Landungen genutzt, sodass die Schubumkehr nur sehr geringe Auswirkungen auf die Lärmkonturen hat, da die Gesamtschallenergie in der Nähe der Start-/Landebahn vom Lärm des Startbetriebs beherrscht wird. Lediglich dann, wenn eine Start-/Landebahn ausschließlich für den Landebetrieb genutzt wird, kann der Beitrag der Schubumkehr zu den Konturen signifikant sein. Physikalisch ist der Schubumkehrlärm ein sehr komplexer Prozess, doch lässt er sich aufgrund seiner relativ geringen Bedeutung für die Fluglärmkonturen grob vereinfachend modellieren, indem der rasche Wechsel der Triebwerksleistung durch eine geeignete Segmentierung berücksichtigt wird. Es liegt auf der Hand, dass die Modellierung des Landerolllärms nicht so unkompliziert ist wie beim Startlauflärm. Die folgenden vereinfachten Modellierungsannahmen werden zur allgemeinen Verwendung empfohlen, wenn keine detaillierten Informationen zur Verfügung stehen (siehe Abbildung 2.7.h.1). Das Flugzeug überfliegt die Landeschwelle (Koordinate s = 0 auf dem Flugweg beim Anflug) in einer Höhe von 50 Fuß (ca. 15 m) und setzt dann seinen Sinkflug im Gleitweg fort, bis es auf der Landebahn aufsetzt. Bei einem Gleitwegwinkel von 3° liegt der Aufsetzpunkt 291 m hinter der Landeschwelle (siehe Abbildung 2.7.h.1). Anschließend wird das Flugzeug über eine Landerollstrecke sstop – flugzeugspezifische Werte dafür enthält die ANP-Datenbank – von der Endanfluggeschwindigkeit Vfinal auf 15 m/s abgebremst. Aufgrund der raschen Geschwindigkeitsänderungen in diesem Segment sollte es mithilfe der verallgemeinerten Gleichungen (2.7.13) (da die Rollgeschwindigkeit nicht gleich null ist) ebenso wie beim Startlauf (oder bei Flugsegmenten mit raschen Geschwindigkeitsänderungen) in Teilsegmente zerlegt werden. Die Triebwerksleistung ändert sich von der Endanflugleistung beim Aufsetzen zur Schubumkehreinstellung Prev über eine Strecke 0,1•sstop und verringert sich dann über die restlichen 90 % der Ausrollstrecke auf 10 % der verfügbaren Volllast. Bis zum Ende der Landebahn (bei s = -sRWY) bleibt die Flugzeuggeschwindigkeit konstant. Da sich derzeit keine NPD-Kurven für die Schubumkehr in der ANP-Datenbank befinden, müssen die konventionellen Kurven für die Modellierung dieses Effekts zugrunde gelegt werden. Typischerweise ist die Schubumkehrleistung Prev etwa 20 % der Volllasteinstellung, und dieser Wert wird empfohlen, wenn keine Betriebsinformationen verfügbar sind. Bei einer bestimmten Leistungseinstellung erzeugt die Schubumkehr jedoch tendenziell mehr Lärm als der Vorwärtsschub, sodass auf den NPD-hergeleiteten Ereigniswert ein Inkrement ΔL anzuwenden ist, das entlang 0,1•sstop von null auf einen Wert ΔLrev (vorläufig werden 5 dB empfohlen(17)) steigt und danach über die verbleibende Ausrollstrecke linear auf null sinkt.

Segmentierung des Anfangssteigflug- und des Endanflugsegments

Vergleiche mit Berechnungen für sehr kleine Segmente zeigen, dass die Verwendung eines einzigen Steigflug- oder Anflugsegments (oder einer begrenzten Anzahl solcher Segmente) unterhalb einer bestimmten Höhe (in Bezug zur Start-/Landebahn) eine unzureichende Approximation des Lärms seitlich der Flugstrecke für integrierte Maße zur Folge hat. Dies ist auf die Anwendung einer einzelnen Anpassung der seitlichen Dämpfung für jedes Segment zurückzuführen, die einem einzelnen segmentspezifischen Wert des Höhenwinkels entspricht, während die rasche Änderung dieses Parameters zu erheblichen Schwankungen des seitlichen Dämpfungseffekts entlang der einzelnen Segmente führt. Die Genauigkeit der Berechnung wird verbessert, indem das Anfangssteigflugsegment und das Endanflugsegment in Teilsegmente zerlegt werden. Die Anzahl dieser Teilsegmente und ihre jeweilige Länge bestimmen die „Granularität” der Änderung der seitlichen Dämpfung, der Rechnung zu tragen ist. Unter Angabe des Ausdrucks der gesamten seitlichen Dämpfung für Flugzeuge mit am Rumpf montierten Triebwerken lässt sich zeigen, dass für eine begrenzende Änderung der Dämpfung zur Seite von 1,5 dB je Teilsegment das Steigflug- und das Anflugsegment, die sich in einer Höhe von weniger als 1289,6 m (4231 ft) über der Start-/Landebahn befinden, auf der Basis der folgenden Menge von Höhenwerten in Teilsegmente zerlegt werden sollten:

    z = {18,9, 41,5, 68,3, 102,1, 147,5, 214,9, 334,9, 609,6, 1289,6} Meter bzw.

    z = {62, 136, 224, 335, 484, 705, 1099, 2000, 4231} Fuß

Für jedes Originalsegment unterhalb von 1289,6 m (4231 ft) werden die oben genannten Höhenwerte verwendet, indem festgestellt wird, welcher Höhenwert in der oben stehenden Wertemenge der ursprünglichen Endpunkthöhe (für ein Steigsegment) oder der ursprünglichen Startpunkthöhe (für ein Anflugsegment) am nächsten liegt. Anschließend werden die tatsächlichen Flughöhen über Grund zi wie folgt berechnet:

    zi = ze [z’i / z’N] (i = k..N)

Dabei gilt:
zeist die Endpunkthöhe (Steigflug) oder Startpunkthöhe (Anflug) des Originalsegments
z′iist das i-te Element der oben angegebenen Menge von Höhenwerten
z′Nist der Höhenwert aus der oben angegebenen Menge von Höhenwerten, der der Höhe ze am nächsten liegt
k

bezeichnet den Index des ersten Elements der Menge der Höhenwerte, für das der berechnete Wert zk strikt größer als die Endpunkthöhe des vorhergehenden Originalsteigsegments oder als die Startpunkthöhe des nächsten Originalanflugsegments ist, das in Teilsegmente zu zerlegen ist.

Im Sonderfall eines Anfangssteigflugsegments oder Endanflugsegments ist k = 1, aber im allgemeineren Fall von Flugsegmenten, die nicht mit der Start-/Landebahn in Bezug stehen, ist k größer als 1.

Beispiel für ein Anfangssteigsegment: Ist die Endpunkthöhe des Originalsegments ze = 304,8 m, dann ist aus der Menge der Höhenwerte 214,9 m < ze < 334,9 m der ze am nächsten liegende Höhenwert aus der Menge gleich z′7 = 334,9 m. Die Endpunkthöhen der Teilsegmente werden dann berechnet mit:

    zi = 304,8 [z′i/334,9] wobei i = 1 bis 7

(Es ist zu beachten, dass in diesem Fall k = 1, da es sich um ein Anfangssteigflugsegment handelt.) Es wäre also z1 17,2 m, z2 37,8 m usw.

Segmentierung von Flugsegmenten

Bei Flugsegmenten mit erheblicher Geschwindigkeitsänderung entlang eines Segments erfolgt eine Unterteilung wie beim Startlauf, d. h.
nseg = int (1 + |V2 - V1|/10)(2.7.14)
wobei V1 und V2 die Anfangs- bzw. Endgeschwindigkeit des Segments bezeichnen. Die entsprechenden Teilsegmentparameter werden in gleicher Weise wie beim Startlauf unter Verwendung der Gleichungen (2.7.9) bis (2.7.11) berechnet.

Flugweg

Ein Flugweg wird unabhängig davon, ob es sich um die Kernstrecke oder verstreute Unterstrecke handelt, durch eine Reihe von (x,y)-Koordinaten in der Bezugsebene (z. B. anhand von Radarinformationen) oder durch eine Folge von Führungsbefehlen zur Beschreibung gerader Segmente und Kreisbogen (Kurven mit festgelegtem Radius r und Steuerkursänderung Δξ) definiert. Für die Segmentierungsmodellierung wird ein Bogen durch eine Folge in Teilbogen eingepasster gerader Segmente dargestellt. Obwohl sie in den Flugwegsegmenten nicht ausdrücklich erscheinen, beeinflusst die Querlage des Flugzeugs beim Kurvenflug ihre Definition. In Anlage B4 wird die Berechnung von Querneigungswinkeln während einer stationären Vollkurve erläutert, doch werden diese Winkel natürlich nicht unverzögert angelegt oder zurückgesetzt. Wie der Übergang zwischen Geradeaus- und Kurvenflug oder zwischen einer Kurve und einer unmittelbar anschließenden Kurve behandelt werden soll, ist nicht vorgeschrieben. In der Regel wirken sich Einzelheiten, die dem Benutzer überlassen bleiben (siehe Abschnitt 2.7.11), nur unwesentlich auf die endgültigen Konturen aus. Es besteht überwiegend die Anforderung, starke Brüche am Ende der Kurve zu vermeiden, was sich beispielsweise problemlos dadurch erreichen lässt, dass kurze Übergangssegmente eingefügt werden, im Laufe derer sich der Querneigungswinkel linear mit der zurückgelegten Strecke verändert. Nur in dem besonderen Fall, dass sich eine bestimmte Kurve wahrscheinlich dominierend auf die endgültigen Konturen auswirken würde, wäre eine realistischere Modellierung der Übergangsdynamik notwendig, sodass ein Querneigungswinkel bestimmten Luftfahrzeugmustern zugeordnet und geeignete Rollwinkelgeschwindigkeiten übernommen werden müssten. Es sei lediglich vermerkt, dass die Endteilbogen Δξtrans in einer Kurve von den Änderungsanforderungen für den Querneigungswinkel bestimmt werden. Der übrige Teil des Bogens mit der Steuerkursänderung Δξ – 2 Δξtrans Grad wird in nsub Teilbogen geteilt, und zwar nach der Gleichung:
nsub = int (1 + (Δξ – 2•Δξtrans) / 10(2.7.15)
Dabei ist int(x) eine Funktion, die den ganzzahligen Teil von x ergibt. Die Steuerkursänderung Δξsub jedes Teilbogens errechnet sich dann als
Δξ = (ξ-2•Δξtrans) / nsub(2.7.16)
wobei nsub groß genug sein muss, damit Δξsub ≤ 10 Grad. Die Segmentierung eines Bogens (ohne die abschließenden Übergangsteilsegmente) wird in Abbildung 2.7.h.2(18) veranschaulicht. Sobald die Flugwegsegmente in der x-y-Ebene festgelegt sind, werden die Flugprofilsegmente (in der s-z-Ebene) überlagert, um die dreidimensionalen (x,y,z)-Flugwegsegmente zu generieren. Der Flugweg sollte sich stets von der Start-/Landebahn bis über die Ausdehnung des Berechnungsgitters hinaus erstrecken. Dies lässt sich gegebenenfalls erreichen, indem dem letzten Segment des Flugwegs ein gerades Segment geeigneter Länge hinzugefügt wird. Die Gesamtlänge des Flugprofils muss sich nach seiner Zusammenführung mit dem Flugweg ebenfalls von der Start-/Landebahn bis über die Ausdehnung des Berechnungsgitters hinaus erstrecken. Dies kann gegebenenfalls erreicht werden durch Hinzufügen eines zusätzlichen Profilpunkts

am Ende eines Abflugprofils mit Geschwindigkeits- und Schubwerten, die denen des letzten Abflugprofilpunkts entsprechen, wobei die Höhe ausgehend vom letzten und vorletzten Profilpunkt linear extrapoliert wird, oder

am Anfang eines Anflugprofils mit Geschwindigkeits- und Schubwerten, die denen des ersten Anflugprofilpunkts entsprechen, wobei die Höhe ausgehend vom ersten und zweiten Profilpunkt linear rückwärts extrapoliert wird.

Segmentierungsanpassungen von Flugsegmenten

Nach der Herleitung der 3-D-Flugbahnsegmente nach dem in Abschnitt 2.7.13 beschriebenen Verfahren können weitere Segmentierungsanpassungen erforderlich sein, um zu nahe beieinanderliegende Flugbahnpunkte zu entfernen. Wenn benachbarte Punkte weniger als 10 m voneinander entfernt liegen und die dazugehörigen Geschwindigkeits- und Schubwerte gleich sind, sollte einer der Punkte entfernt werden.

2.7.14.
Lärmberechnung für ein Einzelereignis

Den Kern des hier ausführlich beschriebenen Modellierungsprozesses bildet die Berechnung des Ereignispegels aus den in den Abschnitten 2.7.7 bis 2.7.13 beschriebenen Flugbahninformationen.

2.7.15.
Einzelereignismaß

Der von einer Flugbewegung am Beobachtungsort erzeugte Schall wird als „Einzelereignis(schall)pegel” ausgedrückt, eine Größe, die einen Indikator für die Auswirkung des Schalls auf Menschen darstellt. Der empfangene Schall wird lärmmäßig anhand einer grundlegenden Dezibelskala L(t) gemessen, bei der eine Frequenzbewertung (Filter) zur Nachahmung einer Eigenschaft des menschlichen Gehörs zur Anwendung kommt. Die Skala mit der für die Fluglärmkonturmodellierung größten Bedeutung ist der A-bewertete Schallpegel LA. Das zur Einbindung ganzer Ereignisse am häufigsten verwendete Maß sind „Einzelereignis-Schall- (oder Lärm)expositionspegel” LE, die die gesamte (oder den größten Teil der) Schallenergie in dem Ereignis berücksichtigen. Im Zusammenhang mit der notwendigen Zeitintegration ergeben sich die Hauptschwierigkeiten der Segmentierungs- (oder Simulations)modellierung. Einfacher zu modellieren ist das alternative Maß Lmax als maximaler Augenblickspegel während des Ereignisses. Den grundlegenden Baustein der meisten heutigen Fluglärmindizes bildet jedoch LE, und es ist davon auszugehen, dass Praxismodelle in der Zukunft sowohl Lmax als auch LE umfassen. Beide Maße lassen sich auf unterschiedlichen Lärmskalen messen. Im vorliegenden Dokument wird nur der A-bewertete Schallpegel betrachtet. Die Kennzeichnung der Skala erfolgt in der Regel durch eine entsprechende Suffixerweiterung, d. h. LAE, LAmax. Der Einzelereignis-Schall- (oder Lärm)expositionspegel wird exakt ausgedrückt als
LE10lg1t0 t2t110L t10dt(2.7.17)
Dabei bezeichnet t0 eine Referenzzeit. Mit der Wahl des Integrationsintervalls [t1,t2] soll sichergestellt werden, dass (nahezu) der gesamte signifikante Schall im Ereignis erfasst ist. Sehr häufig werden die Begrenzer t1 und t2 gewählt, um die Zeitspanne auszudrücken, in der der Pegel L(t) nicht mehr als 10 dB unterhalb von Lmax liegt. Diese Spanne wird als „10 dB-down-time” bezeichnet. Lärmexpositionspegel in den Tabellen der ANP-Datenbank sind 10 dB-down-time-Werte(19). Die Hauptanwendung der Gleichung 2.7.17 bei der Fluglärmkonturenmodellierung ist das Standardmaß Lärmexpositionspegel LAE (SEL):
LAE10lg1t0t2t110LAt10dtmit t0 = 1 Sekunde(2.7.18)
Die oben aufgeführten Expositionspegelgleichungen können zur Bestimmung von Ereignispegeln verwendet werden, wenn der gesamte Zeitverlauf L(t) bekannt ist. In der empfohlenen Lärmmodellierungsmethodik sind diese Zeitverläufe nicht definiert; die Berechnung der Ereignisexpositionspegel erfolgt durch Addition von Segmentwerten, deren jeweilige Teilereignispegel den Beitrag eines einzelnen endlichen Segments der Flugbahn bestimmen.

2.7.16.
Bestimmung von Ereignispegeln anhand von NPD-Daten

Die Hauptquelle für Fluglärmdaten ist die internationale Aircraft Noise and Performance Database (ANP-Datenbank). Darin sind Lmax und LE als Funktionen der Ausbreitungsentfernung d für spezifische Luftfahrzeugmuster und -varianten, Flugkonfigurationen (Anflug, Abflug, Klappenstellungen) und Leistungseinstellungen P tabellarisch aufgeführt. Sie beziehen sich auf einen stationären Flug bei bestimmten Referenzgeschwindigkeiten Vref auf einer theoretisch unendlichen, geraden Flugbahn(20). Wie die Angabe der Werte der unabhängigen Variablen P und d erfolgt, wird später beschrieben. Beim einmaligen Nachschlagen mit den Eingabewerten P und d sind die erforderlichen Ausgabewerte die Basispegel Lmax(P,d) und/oder LE(P,d) (anwendbar auf eine unendliche Flugbahn). Sollten in der Tabelle keine genauen Werte für P und/oder d angegeben sein, ist es generell notwendig, die benötigten Ereignislärmpegel durch Interpolation abzuschätzen. Dabei kommt zwischen tabellarisierten Leistungseinstellungen eine lineare Interpolation und zwischen tabellarisierten Abständen eine logarithmische Interpolation zur Anwendung (siehe Abbildung 2.7.i). Wenn Pi und Pi+1 Triebwerksleistungswerte sind, für die Lärmpegel zu Abstandsdaten tabellarisiert sind, errechnet sich der Lärmpegel L(P) in einem bestimmten Abstand für die mittlere Leistung P zwischen Pi und Pi+1 wie folgt:
(2.7.19)
Wenn bei einer beliebigen Leistungseinstellung di und di+1 Abstände sind, für die Lärmdaten tabellarisiert sind, errechnet sich der Lärmpegel L(d) für einen mittleren Abstand d zwischen di und di+1 wie folgt:
(2.7.20)
Mit den Gleichungen (2.7.19) und (2.7.20) lässt sich ein Lärmpegel L(P,d) für eine beliebige Leistungseinstellung P und einen beliebigen Abstand d errechnen, der innerhalb des Rahmens der NPD-Datenbank liegt. Für Abstände d außerhalb des NPD-Rahmens wird Gleichung (2.7.20) verwendet, um von den letzten beiden Werten zu extrapolieren, d. h. nach innen von L(d1) und L(d2) oder nach außen von L(dI-1) und L(dI), wobei I die Gesamtzahl der NPD-Punkte in der Kurve bezeichnet. Somit ergibt sich: Nach innen:
(2.7.21)
Nach außen:
(2.7.22)
Da sich bei kurzen Abständen d die Lärmpegel sehr rasch mit abnehmender Ausbreitungsentfernung erhöhen, wird empfohlen, für d eine niedrigere Obergrenze von 30 m anzusetzen, d. h. d = max(d, 30 m). Impedanzanpassung von Standard-NPD-Daten Die in der ANP-Datenbank angegebenen NPD-Daten sind auf atmosphärische Bedingungen normalisiert (Temperatur 25 °C und Druck 101,325 kPa). Vor Anwendung der oben beschriebenen Interpolations-/Extrapolationsmethode ist für diese Daten eine akustische Impedanzanpassung vorzunehmen. Die akustische Impedanz bezieht sich auf die Ausbreitung von Schallwellen in einem akustischen Medium und ist definiert als Produkt aus Luftdichte und Schallgeschwindigkeit. Bei einer in einem bestimmten Abstand von der Quelle empfangenen Schallintensität (Schallleistung je Flächeneinheit) hängt der zugehörige Schalldruck (zur Definition der Maße SEL und LAmax) von der akustischen Impedanz der Luft am Messort ab. Er ist eine Funktion der Temperatur, des Luftdrucks (und indirekt der Höhe). Daher müssen die Standard-NPD-Daten der ANP-Datenbank so angepasst werden, dass Temperatur und Druckbedingungen in ihren tatsächlichen Werten am Empfängerpunkt berücksichtigt werden, die sich im Allgemeinen von den normalisierten Bedingungen der ANP-Daten unterscheiden. Die auf die Standard-NPD-Pegel anzuwendende Impedanzanpassung wird wie folgt ausgedrückt:
(2.7.23)
Hierbei gilt:
ΔImpedanceImpedanzanpassung zur Berücksichtigung der tatsächlichen atmosphärischen Bedingungen am Empfängerpunkt (dB)
ρ·cakustische Impedanz (Newton • Sekunden/m3) der Luft auf Flugplatzhöhe (wobei 409,81 die mit den atmosphärischen Referenzbedingungen der NPD-Daten in der ANP-Datenbank zusammenhängende Luftimpedanz ist)
Die Impedanz ρ·c wird wie folgt berechnet:
(2.7.24)
δp/po, das Verhältnis des Umgebungsluftdrucks auf Beobachtungshöhe zum Standardluftdruck auf Meereshöhe: p0 = 101,325 kPa (oder 1013,25 mb)
θ(T + 273,15)/(T0 + 273,15), das Verhältnis der Lufttemperatur auf Beobachtungshöhe zur Standardlufttemperatur auf Meereshöhe: T0 = 15,0 °C
Die akustische Impedanzanpassung beträgt in der Regel weniger als einige Zehntel dB. Es sei insbesondere darauf hingewiesen, dass unter den atmosphärischen Standardbedingungen (p0 = 101,325 kPa und T0 = 15,0 °C) die Impedanzanpassung weniger als 0,1 dB (0,074 dB) beträgt. Bei einer signifikanten Abweichung der Temperatur und des Luftdrucks gegenüber den atmosphärischen Referenzbedingungen der NPD-Daten kann die Anpassung jedoch erheblicher sein.

2.7.17.
Allgemeine Ausdrücke

Segmentereignispegel Lseg

Die Bestimmung der Segmentwerte erfolgt durch Anwendung von Anpassungen auf die Basiswerte (unendliche Flugbahn) gemäß NPD-Daten. Der maximale Lärmpegel eines Flugbahnsegments Lmax,seg lässt sich im Allgemeinen ausdrücken als
(2.7.25)
und der Beitrag eines Flugbahnsegments zu LE als
(2.7.26)
Die „Korrekturterme” in den Gleichungen 2.7.25 und 2.7.26 — die in Abschnitt 2.7.19 ausführlich beschrieben werden — berücksichtigen die folgenden Effekte:
ΔV
Dauerkorrektur: Die NPD-Daten beziehen sich auf eine Referenzfluggeschwindigkeit. Mit diesem Korrekturterm werden die Expositionspegel an Nichtreferenzgeschwindigkeiten angepasst. (Wird nicht auf Lmax,seg angewendet.)
ΔI (φ)
Installationseffekt: beschreibt eine Änderung der lateralen Richtwirkung aufgrund einer von der Flugzeugzelle, den Triebwerken und umgebenden Strömungsfeldern bewirkten Abschirmung, Brechung oder Reflexion.
Λ(β,)
Seitliche Dämpfung: signifikant für Schall, der sich in kleinen Winkeln zum Boden hin ausbreitet. Berücksichtigt die Wechselwirkung zwischen direkten und reflektierten Schallwellen (Bodeneffekt) sowie die Effekte (in erster Linie vom Boden verursachter) atmosphärischer Ungleichmäßigkeiten, die Schallwellen auf deren Weg zum Beobachter seitlich der Flugbahn brechen.
ΔF
Korrektur aufgrund des endlichen Segments (Geräuschanteil): berücksichtigt die endliche Länge des Segments, die natürlich weniger an Lärmexposition beiträgt als eine unendliche Länge. Wird nur auf Expositionsmaße angewandt.
Ist das Segment Teil des Startlaufs oder des Landerollens und befindet sich der Beobachter hinter dem betreffenden Segment, so werden spezielle Schritte zur Darstellung der ausgeprägten Richtcharakteristik von Strahltriebwerkslärm unternommen, der hinter einem startbereiten Flugzeug auftritt. Diese speziellen Schritte führen vor allem zur Verwendung einer besonderen Form des Lärms für den Expositionspegel:
(2.7.27)
(2.7.28)
Δ′F
Besondere Form der Segmentkorrektur
ΔSOR
Korrektur aufgrund der Richtcharakteristik: zur Berücksichtigung der ausgeprägten Richtcharakteristik von Strahltriebwerkslärm hinter dem An- bzw. Abrollsegment.
Die spezifische Behandlung der An- und Abrollsegmente wird in Abschnitt 2.7.19 beschrieben. Die nachfolgenden Abschnitte beschreiben die Berechnung von Segmentschallpegeln.

Ereignislärmpegel L einer Flugbewegung

Der Maximalpegel Lmax ist nichts weiter als der größte der Segmentwerte Lmax,seg (siehe Gleichung 2.7.25 und 2.7.27)
Lmax = max(Lmax,seg)(2.7.29)
Dabei wird jeder Segmentwert anhand der Flugzeug-NPD-Daten für die Leistung P und den Abstand d bestimmt. Diese Parameter sowie die Modifikatoren ΔI (φ) und Λ(β,) werden im Folgenden noch erläutert. Der Expositionspegel LE wird als Dezibelsumme der Beiträge LE,seg jedes lärmerheblichen Segments seiner Flugbahn berechnet, d. h.
LE10lg10LE,seg10(2.7.30)
Die Addition verläuft Schritt für Schritt durch die Flugbahnsegmente. Der übrige Teil dieses Kapitels befasst sich mit der Bestimmung der Segmentschallpegel Lmax,seg und LE,seg.

2.7.18.
Flugbahnsegmentparameter

Die Bestimmung der Leistung P und des Abstands d, für die die Basispegel Lmax,seg(P,d) und LE∞(P,d) aus den NPD-Tabellen interpoliert werden, erfolgt anhand von geometrischen und betrieblichen Parametern, die das Segment definieren. Wie das geschieht, wird nachfolgend mithilfe von Illustrationen der Ebene erläutert, die das Segment und den Beobachter enthält.

Geometrische Parameter

Die Abbildungen 2.7.j bis 2.7.l zeigen die Geometrien zwischen Quelle und Empfänger, wenn sich der Beobachter O (a) hinter, (b) neben und (c) vor dem Segment S1S2 befindet, wobei die Flugrichtung von S1 nach S2 weist. In diesen Diagrammen gilt Folgendes:
O
ist der Beobachtungsort;
S1, S2
sind der Startpunkt und der Endpunkt des Segments;
Sp
ist der Punkt des kleinsten Vorbeiflugabstands rechtwinklig zum Beobachter für das Segment oder dessen Verlängerung;
d1, d2
sind die Abstände zwischen dem Startpunkt bzw. Endpunkt des Segments und dem Beobachter;
ds
ist der kürzeste Abstand zwischen Beobachter und Segment;
dp
ist der senkrechte Abstand zwischen Beobachter und verlängertem Segment (Mindestschrägabstand);
λ
ist die Länge des Flugbahnsegments;
q
ist der Abstand von S1 zu Sp (negativ, wenn sich der Beobachtungsort hinter dem Segment befindet).
Das Flugbahnsegment ist durch eine dicke durchgehende Linie dargestellt. Die gepunktete Linie stellt die Flugbahnverlängerung dar, die sich in beiden Richtungen ins Unendliche erstreckt. Bei Flugsegmenten ist, wenn das Ereignismaß ein Expositionspegel LE ist, der NPF-Abstandsparameter d der Abstand dp zwischen Sp und dem Beobachter, genannt Mindestschrägabstand (d. h. der senkrechte Abstand zwischen dem Beobachter und dem Segment oder dessen Verlängerung, mit anderen Worten zur (hypothetisch) unendlichen Flugbahn, als deren Teil das Segment angesehen wird). Bei Expositionspegelmaßen, bei denen sich die Beobachtungsorte hinter den Bodensegmenten während des Startlaufs bzw. vor den Bodensegmenten während des Landerollens befinden, wird jedoch der NPD-Abstandsparameter d zum Abstand ds, dem kürzesten Abstand zwischen Beobachter und Segment (d. h. ebenso wie bei Maximalpegelmaßen). Bei Maximalpegelmaßen ist der NPD-Abstandsparameter d dann ds, der kürzeste Abstand zwischen Beobachter und Segment.

Segmentleistung P

Die tabellarisierten NPD-Daten beschreiben den Lärm eines Flugzeugs im stationären Geradeausflug auf einer unendlichen Flugbahn, d. h. bei konstanter Triebwerksleistung P. Mit der empfohlenen Methodik werden tatsächliche Flugbahnen, auf denen Geschwindigkeit und Richtung variieren, in eine Anzahl endlicher Segmente unterteilt, die jeweils als Teil einer einheitlichen unendlichen Flugbahn betrachtet werden, für die die NPD-Daten gültig sind. Die Methodik sieht jedoch Leistungsänderungen entlang eines Segments vor; es wird angenommen, dass sie sich mit zunehmendem Abstand von P1 am Anfang zu P2 am Ende des Segments quadratisch ändert. Daher muss ein äquivalenter stationärer Segmentwert P definiert werden. Dieser wird als Wert an dem Punkt des Segments angenommen, der dem Beobachter am nächsten liegt. Befindet sich der Beobachter längs des Segments (Abbildung 2.7.k), errechnet sich der Wert durch Interpolation gemäß Gleichung (2.7.8) zwischen den Endwerten, d. h.
(2.7.31)
Befindet sich der Beobachter hinter oder vor dem Segment, ist der Wert derjenige am nächstgelegenen Endpunkt P1 oder P2.

2.7.19.
Korrekturterme für Segmentereignispegel

Die NPD-Daten definieren Lärmereignispegel als Funktion des Abstands senkrecht unterhalb einer idealisierten stationären Geradeausflugbahn unendlicher Länge, auf der sich das Flugzeug mit stationärer Leistung bei einer festen Referenzgeschwindigkeit bewegt(21). Der anhand der NPD-Tabelle für eine spezifische Leistungseinstellung und einen bestimmten Schrägabstand interpolierte Ereignispegel wird somit als Basispegel beschrieben. Er gilt für eine unendliche Flugbahn und muss korrigiert werden zur Berücksichtigung der Effekte (1) der Nichtreferenzgeschwindigkeit, (2) der Triebwerksanbringungseffekte (laterale Richtcharakteristik), (3) der seitlichen Dämpfung, (4) der endlichen Segmentlänge und (5) der longitudinalen Richtcharakteristik hinter dem Beginn des Startlaufs — siehe Gleichungen 2.7.25 und 2.7.26.

Dauerkorrektur ΔV (nur Expositionspegel LE)

Diese Korrektur(22) dient der Berücksichtigung der Änderung der Expositionspegel, wenn die Momentangeschwindigkeit über Grund im Segment von der Flugzeugreferenzgeschwindigkeit Vref, auf die sich die NPD-Basisdaten beziehen, abweicht. Wie die Triebwerksleistung schwankt auch die Geschwindigkeit entlang des Flugbahnsegments (zwischen VT1 und VT2, wobei es sich hier um die Geschwindigkeiten handelt, die aus Anlage B oder aus einem zuvor vorberechneten Flugprofil resultieren). Für Flugsegmente ist Vseg die Segmentgeschwindigkeit am Punkt des kleinsten Vorbeiflugabstands S, interpoliert zwischen den Segmentendpunktwerten unter Annahme einer quadratischen Änderung im Zeitverlauf, d. h., wenn sich der Beobachter neben dem Segment befindet:
(2.7.32)
Befindet sich der Beobachter hinter oder vor dem Segment, ist der Wert derjenige am nächstgelegenen Endpunkt V1 oder V2. Für Segmente der Start-/Landebahn (Teile des Startlaufs oder Landerollens, für die gilt: γ = 0) wird Vseg einfach als Durchschnitt der Segmentanfangs- und -endgeschwindigkeit angenommen, d. h.
Vseg = (V1 + V2)/2(2.7.33)
In beiden Fällen beträgt die additive Dauerkorrektur somit
ΔV = 10 · lg(Vref/Vseg)(2.7.34)

Geometrie der Schallausbreitung

Abbildung 2.7.m zeigt die Basisgeometrie in der Ebene senkrecht zur Flugbahn des Flugzeugs. Die Grundlinie ist die Schnittmenge zwischen der senkrechten Ebene und der Bezugsebene. (Verläuft die Flugbahn waagerecht, ist die Grundlinie eine Seitenansicht der Bezugsebene.) Das Flugzeug ist im Winkel ε gemessen entgegen dem Uhrzeigersinn, um seine Längsachse quergeneigt (d. h. die Steuerbord-Tragfläche weist nach oben). Er ist damit bei Linkskurven positiv und bei Rechtskurven negativ.

Der Höhenwinkel β (zwischen 0 und 90°) zwischen dem direkten Schallausbreitungsweg und der waagerechten Grundlinie(23) bestimmt zusammen mit der Flugbahnneigung und dem seitlichen Versatz ℓ des Beobachters vom Flugweg die Dämpfung zur Seite.

Der Depressionswinkel φ zwischen der Tragflächenebene und dem Ausbreitungsweg bestimmt die Triebwerksanbringungseffekte. In Bezug auf die Konvention für den Querneigungswinkel ist φ = β ± ε mit positivem Vorzeichen bei Beobachtern Steuerbord (rechts) und negativem Vorzeichen bei Beobachtern Backbord (links).

Korrektur aufgrund der Triebwerksanbringung ΔI

Ein überfliegendes Flugzeug stellt eine vielschichtige Schallquelle dar. Dabei kommt zu dem Umstand, dass sich die Triebwerke (und die Flugzeugzelle) als komplexe Ursprungsquellen erweisen, hinzu, dass auch die Zellenkonfiguration und insbesondere die Lage der Triebwerke die Schallabstrahlung beeinflussen, woran die Prozesse Reflexion, Brechung und Streuung durch die festen Oberflächen und die aerodynamischen Strömungsfelder beteiligt sind. Dies führt zu einer uneinheitlichen Richtwirkung des seitlich um die Längsachse des Flugzeugs abgestrahlten Schalls, was hier als laterale Richtcharakteristik bezeichnet wird. Hinsichtlich der lateralen Richtcharakteristik bestehen zwischen Flugzeugen mit am Rumpf montierten Triebwerken und solchen, bei denen die Triebwerke unter den Tragflächen angebracht sind, signifikante Unterschiede, die im folgenden Ausdruck berücksichtigt werden:
ΔIφ10lgacos2φsin2φbcsin22φcos22φdB(2.7.35)
Dabei gilt Folgendes: ΔI (φ) ist die Korrektur in dB beim Depressionswinkel φ (siehe Abbildung 2.7.m) und
a = 0,00384,b = 0,0621,c = 0,8786bei Triebwerken unterhalb der Tragflächen und(2.7.36)
a = 0,1225,b = 0,3290,c = 1bei Triebwerken am Rumpf.(2.7.37)
Bei Propellerflugzeugen sind die Unterschiede der Richtwirkung unerheblich und es kann hier angenommen werden, dass
ΔI(φ) = 0(2.7.38)
Abbildung 2.7.n zeigt die Abweichung von ΔI(φ) um die Längsachse des Flugzeugs für drei Triebwerksanbringungsarten. Diese empirischen Verhältnisse wurden von der Society of Automotive Engineers (SAE) aus experimentellen Messungen hauptsächlich unterhalb der Tragfläche hergeleitet. Bis zu einer Analyse von Daten, die oberhalb der Tragfläche gewonnen wurden, wird empfohlen, dass bei negativem φ für alle Anbringungsarten ΔI(φ) = ΔI(0) verwendet wird. Es wird angenommen, dass die Korrektur ΔI (φ) zweidimensional ist, d. h. sie hängt von keinem anderen Parameter ab und ändert sich insbesondere nicht mit dem Längsabstand zwischen Beobachter und Flugzeug. Somit wird der Höhenwinkel β für ΔI (φ) definiert als β = tan-1(z/ℓ). Dies dient einer vereinfachten Modellierung, bis mehr über die Mechanismen bekannt ist; in Wirklichkeit handelt es sich bei den Installationseffekten im Wesentlichen um dreidimensionale Effekte. Dennoch ist ein zweidimensionales Modell dadurch gerechtfertigt, dass Ereignispegel eher von seitlich vom nächstgelegenen Segment abgestrahltem Lärm dominiert werden.

Seitliche Dämpfung Λ(β,ℓ) (unendliche Flugbahn)

Die tabellarisierten NPD-Ereignispegel beziehen sich auf einen stationären Horizontalflug und beruhen generell auf Messungen 1,2 m über weichem ebenem Grund unterhalb des Flugzeugs; der Abstandsparameter ist praktisch die Flughöhe über der Oberfläche. Es wird angenommen, dass mögliche Effekte der Oberfläche auf die Ereignisschallpegel unterhalb des Flugzeugs, die dazu führen könnten, dass sich die Tabellenpegel von den Freifeldwerten(24) unterscheiden, in den Daten enthalten sind (d. h. in Form der Verhältnisse Pegel/Abstand). Seitlich der Flugbahn ist der Abstandsparameter der Mindestschrägabstand — die Länge der Senkrechten vom Empfänger zur Flugbahn. An jeder seitlichen Position ist der Lärmpegel generell geringer als im gleichen Abstand unmittelbar unterhalb des Flugzeugs. Neben der lateralen Richtcharakteristik oder den „Installationseffekten” , wie sie oben beschrieben wurden, ist dies auf eine übermäßige seitliche Dämpfung zurückzuführen, die bewirkt, dass der Schallpegel mit zunehmendem Abstand schneller sinkt als in den NPD-Kurven angegeben. Eine frühere weit verbreitete Methode zur Modellierung der seitlichen Ausbreitung von Fluglärm wurde von der Society of Automotive Engineers (SAE) in AIR-1751 entwickelt, wobei die weiter unten beschriebenen Algorithmen auf Verbesserungen beruhen, die von der SAE nunmehr in AIR-5662 empfohlen werden. Die seitliche Dämpfung ist ein Reflexionseffekt aufgrund der Interferenz zwischen direkt abgestrahltem und von der Oberfläche reflektiertem Schall. Sie hängt von der Art der Oberfläche ab und kann zu erheblich niedrigeren festgestellten Schallpegeln bei niedrigen Höhenwinkeln führen. Stark beeinflusst wird sie auch durch stetige und nicht stetige Brechung des Schalls aufgrund eines Wind- und Temperaturgefälles oder von Turbulenzen, die selbst auf die Oberflächenpräsenz zurückzuführen sind(25). Der Mechanismus der Oberflächenreflexion ist gut erforscht und für gleichbleibende atmosphärische und Oberflächenbedingungen lässt er sich theoretisch recht präzise beschreiben. Allerdings haben atmosphärische und oberflächenbedingte Unregelmäßigkeiten, die sich einer einfachen theoretischen Analyse entziehen, tiefgreifende Auswirkungen auf den Reflexionseffekt und neigen dazu, ihn auf größere Höhenwinkel zu „verteilen” . Die SAE arbeitet fortlaufend an der Entwicklung eines besseren Verständnisses der Oberflächeneffekte, was zu besseren Modellen führen dürfte. Bis dahin wird die folgende in AIR-5662 beschriebene Methodik zur Berechnung der seitlichen Dämpfung empfohlen. Sie ist beschränkt auf den Fall der Schallausbreitung über weichem ebenem Grund, was für die große Mehrheit von Zivilflughäfen geeignet ist. Anpassungen an die Effekte einer harten Bodenoberfläche (oder, akustisch äquivalent, von Wasser) befinden sich noch in der Entwicklung. Diese Methodik baut auf dem umfangreichen Bestand an Experimentaldaten zur Schallausbreitung von Flugzeugen mit am Rumpf montierten Triebwerken im stationären horizontalen Geradeausflug auf, wie sie ursprünglich in AIR-1751 aufgeführt waren. Unter der Annahme, dass im Horizontalflug die Luft-Boden-Dämpfung i) vom in der vertikalen Ebene gemessenen Höhenwinkel β und ii) vom seitlichen Versatz vom Flugweg des Flugzeugs ℓ abhängt, wurden die Daten analysiert, so dass sich eine empirische Funktion für die seitliche Gesamtanpassung ΛT(β,ℓ) (= seitlicher Ereignispegel minus Pegel im gleichen Abstand unterhalb des Flugzeugs) ergibt. Da der Term ΛT(β,ℓ) sowohl die laterale Richtcharakteristik als auch die seitliche Dämpfung berücksichtigt, kann die seitliche Dämpfung durch Subtraktion extrahiert werden. Bei Beschreibung der lateralen Richtcharakteristik durch Gleichung 2.7.37, mit den Rumpfmontagekoeffizienten und unter Ersetzung von φ durch β (für Geradeausflug), wird die seitliche Dämpfung zu:
(2.7.39)
Dabei erfolgt die Messung von β und ℓ wie in Abbildung 2.7.m dargestellt in einer Ebene senkrecht zur unendlichen Flugbahn, die bei Horizontalflug auch vertikal ist. Obwohl sich Λ(β,ℓ) unter Verwendung der Gleichung 2.7.39 unter Entnahme von ΛT(β,ℓ) aus AIR-1751 direkt berechnen ließe, wird ein effizienteres Verhältnis empfohlen. Dabei handelt es sich um die folgende empirische Approximation, adaptiert nach AIR-5662:
(2.7.40)
Dabei ist Γ(ℓ) ein Abstandsfaktor, gegeben durch
für 0 ≤ ℓ ≤ 914 m(2.7.41)
für ℓ > 914 m(2.7.42)
und Λ(β) die weitreichende seitliche Luft-Boden-Dämpfung, gegeben durch
Λ(β) = 1,137 – 0,0229β + 9,72 · exp(– 0,142β)für 0° ≤ β ≤ 50°(2.7.43)
Λ(β) = 0für 50° ≤ β ≤ 90°(2.7.44)
Der Ausdruck für die seitliche Dämpfung Λ(β,ℓ), Gleichung 2.7.40, der als gültig für sämtliche Flugzeuge (Propellerflugzeuge sowie Strahlflugzeuge mit am Rumpf bzw. unter den Tragflächen montierten Triebwerken) gilt, ist in Abbildung 2.7.o grafisch dargestellt. Unter bestimmten Umständen (mit Gelände) kann β kleiner als null sein. In solchen Fällen wird Λ(β) = 10,57 empfohlen.

Seitliche Dämpfung in endlichen Segmenten

Die Gleichungen 2.7.41 bis 2.7.44 beschreiben die seitliche Dämpfung Λ (β, ℓ) von Schall, der von einem Flugzeug im stationären Flug auf einer unendlichen horizontalen Flugbahn beim Beobachter ankommt. Werden sie auf nicht horizontale endliche Flugbahnsegmente angewendet, so muss die Dämpfung für eine äquivalente horizontale Flugbahn berechnet werden, da der nächste Punkt in einer einfachen Verlängerung des geneigten Segments (das an einem bestimmten Punkt durch die Bodenoberfläche verläuft) im Allgemeinen keinen geeigneten Höhenwinkel β ergibt. Die Bestimmung der seitlichen Dämpfung für endliche Segmente ist bei den Maßen Lmax und LE sehr unterschiedlich. Der Segmentmaximalpegel Lmax wird anhand von NPD-Daten als Funktion der Ausbreitungsentfernung d vom nächstgelegenen Punkt im Segment ermittelt. Für die Abmessungen des Segments sind keine Korrekturen erforderlich. Ebenso wird angenommen, dass die seitliche Dämpfung von Lmax nur vom Höhenwinkel desselben Punkts und vom Bodenabstand zu diesem Punkt abhängt. Somit werden nur die Koordinaten dieses Punkts benötigt. Bei LE ist der Prozess jedoch komplizierter. Der Basisereignispegel LE(P,d), der für Parameter endlicher Segmente anhand der NPD-Daten bestimmt wird, gilt dennoch für einen unendlichen Flugweg. Natürlich ist der Ereignisexpositionspegel eines Segments LE,seg niedriger als der Basispegel, und zwar um den aufgrund des endlichen Segments erforderlichen Korrekturbetrag, der in Abschnitt 2.7.19 definiert wird. Diese Korrektur, eine Funktion der Geometrie der Dreiecke OS1S2 in den Abbildungen 2.7.j bis 2.7.l, legt fest, welcher Anteil der bei O empfangenen Lärmenergie der unendlichen Gesamtflugbahn vom Segment kommt. Dabei gilt die gleiche Korrektur ungeachtet dessen, ob eine seitliche Dämpfung vorliegt oder nicht. Jede seitliche Dämpfung ist jedoch für die unendliche Flugbahn zu berechnen, d. h. als Funktion ihres Versatzes und ihrer Höhe, nicht der des endlichen Segments. Durch Addition der Korrekturen ΔV and ΔI und Subtraktion der seitlichen Dämpfung Λ(β,ℓ) vom NPD-Basispegel ergibt sich der angepasste Ereignislärmpegel für einen äquivalenten stationären horizontalen Flug auf einer angrenzenden unendlichen geraden Flugbahn. Die tatsächlichen modellierten Flugbahnsegmente, die die Lärmkonturen beeinflussen, sind jedoch selten horizontal, da sich die Flugzeuge meist im Steig- oder Sinkflug befinden. Abbildung 2.7.p veranschaulicht ein Abflugsegment S1S2 — das Flugzeug steigt im Winkel γ — doch sind die Konstellationen für einen Anflug sehr ähnlich. Der Rest der „realen” Flugbahn ist nicht dargestellt; hier soll der Hinweis genügen, dass S1S2 lediglich einen Teil der gesamten Bahn darstellt (die im Allgemeinen bogenförmig ist). In diesem Fall befindet sich der Beobachter O links neben dem Segment. Das Flugzeug ist (gegen den Uhrzeigersinn um die Flugbahn) im Winkel ε zur seitlichen Horizontalachse quergeneigt. Der Depressionswinkel φ der Tragflächenebene, von dem der Installationseffekt ΔI eine Funktion darstellt (Gleichung 2.7.39), liegt in der Ebene senkrecht zur Flugbahn, in der ε definiert ist. Somit gilt φ = β - ε; dabei ist β = tan–1(h/ℓ) und ℓ ist der senkrechte Abstand OR zwischen Beobachter und Flugweg; d. h. der seitliche Versatz des Beobachters(26). Der Punkt des kleinsten Vorbeiflugabstands des Flugzeugs vom Beobachter S wird durch die Senkrechte OS der Länge (Schrägabstand) dp definiert. Das Dreieck OS1S2 entspricht Abbildung 2.7.k, der Geometrie für die Berechnung der Segmentkorrektur ΔF. Zur Berechnung der seitlichen Dämpfung anhand der Gleichung (2.7.40) (wobei β in einer vertikalen Ebene gemessen wird), wird eine verlängerte horizontale Flugbahn empfohlen. Eine verlängerte horizontale Flugbahn wird in der vertikalen Ebene durch S1S2 und mit gleichem rechtwinkligen Schrägabstand dp vom Beobachter definiert. Deren Visualisierung erfolgt durch Drehung des Dreiecks ORS und seiner angebundenen Flugbahn um OR (siehe Abbildung 2.7p) im Winkel γ, sodass sich das Dreieck ORS′ bildet. Der Höhenwinkel dieser äquivalenten horizontalen Flugbahn (jetzt in einer vertikalen Ebene) ist β = tan-1(h/ℓ) ( bleibt unverändert). In diesem Fall sind für einen längsseitigen Beobachter der Winkel β und die resultierende seitliche Dämpfung Λ(β,ℓ) für die Maße LE und Lmax gleich. Abbildung 2.7.r veranschaulicht die Situation, in der der Beobachtungspunkt O hinter dem endlichen Segment und nicht daneben liegt. Hier wird das Segment als weiter entfernt befindlicher Teil einer unendlichen Bahn beobachtet; eine Senkrechte kann nur zum Punkt Sp in seiner Verlängerung gezogen werden. Das Dreieck OS1S2 entspricht Abbildung 2.7.j, in der die Segmentkorrektur ΔF definiert wird. In diesem Fall sind jedoch die Parameter für die laterale Richtcharakteristik und die seitliche Dämpfung weniger offensichtlich. Für das Maximalpegelmaß wird der NPD-Abstandsparameter als kürzester Abstand zum Segment angenommen, d. h. d = d1. Für das Expositionspegelmaß ist er der kürzeste Abstand dp zwischen O und Sp auf der verlängerten Flugbahn, d. h., der anhand der NPD-Tabelle interpolierte Wert ist LE∞ (P1, dp). Auch die geometrischen Parameter für die seitliche Dämpfung sind bei der Berechnung des Maximal- und des Expositionspegels unterschiedlich. Für den Maximalpegel ist die Anpassung Λ(β, ) durch die Gleichung (2.7.40) gegeben. Dabei gilt β = β1 = sin-1 (z1/d1) und , wobei β1 und d1 durch das Dreieck OC1S1 in der vertikalen Ebene durch O und S1 definiert sind. Bei der Berechnung der seitlichen Dämpfung nur für Flugsegmente und für das Maß Expositionspegel bleibt der kürzeste seitliche Versatz von der Segmentverlängerung (OC). Um jedoch einen geeigneten Wert von β zu definieren, ist erneut die Visualisierung einer (unendlichen) äquivalenten horizontalen Flugbahn notwendig, als deren Teil das Segment betrachtet wird. Gezogen wird diese Bahn durch S1', Flughöhe h über der Oberfläche, wobei h gleich der Länge von RS1 ist, der Senkrechten vom Flugweg zum Segment. Dies entspricht einer Drehung der tatsächlichen verlängerten Flugbahn mit Winkel γ um Punkt R (siehe Abbildung 2.7.q). Soweit sich R auf der Senkrechten zu S1 befindet, dem Punkt im Segment, der O am nächsten liegt, ist die Konstruktion der äquivalenten horizontalen Flugbahn die gleiche wie bei einem neben dem Segment befindlichen O. Der kleinste Abstand der äquivalenten horizontalen Flugbahn zum Beobachter O liegt bei S′, Schrägabstand d, sodass das auf diese Weise in der vertikalen Ebene gebildete Dreieck OCS′ den Höhenwinkel β = cos-1(ℓ/d) definiert. Auch wenn diese Transformation recht verschlungen erscheint, sei darauf hingewiesen, dass die Geometrie der Basisquelle (definiert durch d1, d2 und φ) unberührt bleibt. Der sich vom Segment zum Beobachter bewegende Schall ist mit dem Schall identisch, der auftreten würde, wenn der gesamte Flug entlang des unendlich verlängerten geneigten Segments (zu dem das Segment zu Modellierungszwecken gehört) mit der konstanten Geschwindigkeit V und der konstanten Leistung P1 erfolgen würde. Andererseits steht die seitliche Dämpfung des vom Beobachter vom Segment empfangenen Schalls nicht in Beziehung zu βp, dem Höhenwinkel der verlängerten Flugbahn, sondern zu β, dem Höhenwinkel der äquivalenten horizontalen Bahn. Da der Triebwerksanbringungseffekt ΔI – für Modellierungszwecke – zweidimensional ist, wird der definierende Depressionswinkel φ weiterhin seitlich von der Tragflächenebene gemessen (der Basisereignispegel ist nach wie vor derjenige, der vom Flugzeug beim Flug auf der unendlichen Flugbahn, dargestellt vom verlängerten Segment, erzeugt wird.). Somit wird der Depressionswinkel am Punkt des kleinsten Vorbeiflugabstands bestimmt, d. h. φ = βp – ε, wobei βp der Winkel SpOC ist. Der Fall, in dem sich ein Beobachter vor dem Segment befindet, wird nicht gesondert beschrieben, da es auf der Hand liegt, dass er im Wesentlichen den Gegebenheiten des dahinter befindlichen Beobachters entspricht. Allerdings wird beim Expositionspegelmaß, bei dem sich der Standort des Beobachters während des Startlaufs hinter den Bodensegmenten und während des Landerollens vor den Bodensegmenten befindet, der Wert von β der gleiche wie beim Maximalpegelmaß. Für Standorte hinter den Startlaufsegmenten:

    β = β1 = sin-1(z1/d1) und

Für Standorte vor den Landerollsegmenten:

    β = β2 = sin-1(z2/d2) und

Die Gründe für die Verwendung dieser besonderen Ausdrücke hängen damit zusammen, dass hinter den Startlaufsegmenten die Richtwirkungsfunktion am Start-of-Roll-Punkt angewendet und vor den Landerollsegmenten eine halbkreisförmige Richtwirkung angenommen wird.

Korrektur aufgrund des endlichen Segments ΔF (nur Expositionspegel LE)

Der angepasste Basis-Lärmexpositionspegel bezieht sich auf ein Flugzeug im kontinuierlichen stationären horizontalen Geradeausflug (allerdings mit einem Querneigungswinkel ε, der mit dem Geradeausflug nicht vereinbar ist). Bei Anwendung der (negativen) Korrektur aufgrund des endlichen Segments ΔF = 10•lg(F), wobei F der Energieanteil ist, wird der Pegel weiter an Bedingungen angepasst, bei denen das Flugzeug nur das endliche Segment passieren würde (oder für den Rest der unendlichen Flugbahn vollkommen geräuschlos wäre). Der Energieanteil-Term berücksichtigt die ausgeprägte longitudinale Richtcharakteristik des Fluglärms und den vom Segment an der Beobachterposition begrenzten Winkel. Obgleich die die Richtwirkung verursachenden Prozesse sehr komplex sind, geht aus Studien hervor, dass die resultierenden Konturen gegenüber der genauen angenommenen Richtcharakteristik recht unempfindlich sind. Der weiter unten angegebene Ausdruck für ΔF basiert auf einem 90-Grad-Dipol-Modell der vierten Potenz für die Schallabstrahlung. Eine Nichtbeeinflussung durch die laterale Richtcharakteristik und seitliche Dämpfung wird angenommen. Die Herleitung dieser Korrektur wird ausführlich in Anlage E beschrieben. Der Energieanteil F ist eine Funktion des in den Abbildungen 2.7.j bis 2.7.l definierten „Sichtdreiecks”  OS1S2, sodass sich Folgendes ergibt:
(2.7.45)
Dabei gilt ; ; ; . Hierbei wird dλ als „skalierter Abstand” bezeichnet (siehe Anlage E) und Vref = 270,05 ft/s (bei der Referenzgeschwindigkeit von 160 Knoten). Zu beachten ist, dass Lmax(P, dp) der anhand der NPD-Daten ermittelte Maximalpegel für den senkrechten Abstand dp und NICHT der Lmax des Segments ist. Es wird empfohlen, für ΔF eine Untergrenze von – 150 dB anzuwenden. In dem besonderen Fall, dass sich die Beobachtungsorte hinter jedem Startlaufsegment befinden, wird eine reduzierte Form des in Gleichung (2.7.45) ausgedrückten Lärmanteils verwendet, die dem spezifischen Fall von q = 0 entspricht. Dieser Fall wird als bezeichnet – wobei „d” für die Verwendung für Startvorgänge steht – und wie folgt berechnet:
(2.7.46.a)
Hierbei gilt: α2 = λ/dλ. Diese besondere Form des Lärmanteils wird in Verbindung mit der Richtwirkungsfunktion am Start-of-Roll-Punkt verwendet, deren Anwendungsmethode im folgenden Abschnitt näher erläutert wird. In dem besonderen Fall, dass sich die Beobachtungsorte vor jedem Landerollsegment befinden, wird eine reduzierte Form des in Gleichung (2.7.45) ausgedrückten Lärmanteils verwendet, die dem spezifischen Fall von q = λ entspricht. Dieser Fall wird als Δ′F,a bezeichnet – wobei „a” für die Verwendung für Landevorgänge steht – und wie folgt berechnet:
(2.7.46.b)
Hierbei gilt: α1 = -λ/dλ. Bei der Verwendung dieser Form ohne weitere Anpassung der horizontalen Richtwirkung (anders als im Fall von Standorten hinter den Startlaufsegmenten – siehe Abschnitt über die Richtwirkungsfunktion am Start-of-Roll-Punkt) wird implizit von einer halbkreisförmigen horizontalen Richtwirkung vor den Landerollsegmenten ausgegangen. Das Geräusch von Luftfahrzeugen – vor allem von Strahlflugzeugen, die mit Triebwerken mit niedrigerem Nebenstromverhältnis ausgestattet sind – weist eine für Strahltriebwerkslärm typische keulenförmige Abstrahlcharakteristik im hinteren Bogen auf. Diese Charakteristik ist umso ausgeprägter, je höher die Strahlgeschwindigkeit und je niedriger die Fluggeschwindigkeit ist. Von besonderer Bedeutung ist dies für Beobachtungsorte hinter dem Start-of-Roll-Punkt, wo beide Bedingungen erfüllt sind. Dieser Effekt wird durch eine Richtwirkungsfunktion ΔSOR berücksichtigt. Die Funktion ΔSOR wurde aus mehreren Lärmmesskampagnen hergeleitet, bei denen Mikrofone hinter und seitlich des Start-of-Roll-Punkts abfliegender Strahlflugzeuge positioniert wurden. Abbildung 2.7.r zeigt die entsprechenden geometrischen Verhältnisse. Der Azimutwinkel Ψ zwischen der Längsachse des Flugzeugs und dem Vektor zum Beobachter ist definiert durch
(2.7.47)
Der relative Abstand q ist negativ (siehe Abbildung 2.7.j), sodass Ψ im Bereich zwischen 90° in Vorwärtsrichtung des Flugzeugs und 180° in umgekehrter Richtung liegt. Die Funktion ΔSOR stellt die Änderung des vom Startlauf ausgehenden Gesamtlärms, gemessen hinter dem Start-of-Roll-Punkt, gegenüber dem Gesamtlärm des Startlaufs, gemessen seitlich des Start-of-Roll-Punkts im gleichen Abstand, dar: LTGR(dSOR, ψ) = LTGR(dSOR,90°) +ΔSOR(dSOR,ψ) (2.7.48) Dabei ist LTGR(dSOR,90°) der im Punktabstand dSOR seitlich des Start-of-Roll-Punkts erzeugte Startlauf-Gesamtlärmpegel. ΔSOR wird als Anpassung des Lärmpegels eines einzelnen Flugbahnsegments (z. B. Lmax,seg oder LE,seg) eingeführt, wie in Gleichung (2.7.28) gezeigt. Für Strahlflugzeuge mit Turbofantriebwerken wird die Richtwirkungsfunktion am Start-of-Roll-Punkt in Dezibel durch folgende Gleichung gegeben:

    Für 90° ≤ Ψ < 180° gilt:

    (2.7.49)

Für Flugzeuge mit Turboproptriebwerken ist die Richtwirkungsfunktion am Start-of-Roll-Punkt in Dezibel durch folgende Gleichung gegeben:

    Für 90° ≤ Ψ < 180° gilt:

    (2.7.50)

Ist der Abstand dSOR größer als der Normalisierungsabstand dSOR,0, wird die Richtwirkungskorrektur mit einem Korrekturfaktor multipliziert, um zu berücksichtigen, dass die Richtwirkung bei größeren Abständen zum Flugzeug weniger ausgeprägt ist; d. h.
(2.7.51)
(2.7.52)
Der Normalisierungsabstand dSOR,0 ist gleich 762 m (2500 ft). Die oben beschriebene Funktion ΔSOR erfasst vor allem die ausgeprägte Richtwirkung des Anfangsabschnitts des Startlaufs an Orten hinter dem Start-of-Roll-Punkt (da er den Empfängern am nächsten liegt und die höchste relative Strahlgeschwindigkeit (im Verhältnis zur Flugzeuggeschwindigkeit) aufweist). Die Verwendung der damit etablierten Funktion ΔSOR ist jedoch auf Positionen hinter jedem einzelnen Startlaufsegment „verallgemeinert” , also nicht nur hinter dem Start-of-Roll-Punkt (beim Start). Die etablierte Funktion ΔSOR wird weder auf Positionen vor einzelnen Startlaufsegmenten noch auf Positionen hinter oder vor einzelnen Landerollsegmenten angewandt. Die Parameter dSOR und Ψ werden bezogen auf den Anfang jedes einzelnen Rollsegments berechnet. Die Berechnung des Ereignispegels LSEG für einen Ort hinter einem bestimmten Startlaufsegment erfolgt zur Einhaltung des Rechenformalismus der Funktion ΔSOR: Er wird im Wesentlichen für den seitlich des Startpunkts des Segments im gleichen Abstand dSOR wie der eigentliche Punkt gelegenen Bezugspunkt berechnet und mit ΔSOR weiter angepasst, sodass sich der Ereignispegel am eigentlichen Punkt ergibt. Anmerkung: Die Gleichungen (2.7.53), (2.7.54) und (2.7.55) wurden bei der letzten Änderung dieses Anhangs gestrichen.

Spezifische Behandlung der Rollsegmente, einschließlich Richtwirkungsfunktion am Start-of-Roll-Punkt ΔSOR

Bei den Startlauf- und Landerollsegmenten erfolgt eine spezifische Behandlung, die im Folgenden erläutert wird.

Richtwirkungsfunktion am Start-of-Roll-Punkt ΔSOR

Das Geräusch von Strahlflugzeugen, vor allem wenn sie mit Triebwerken mit niedrigerem Nebenstromverhältnis ausgestattet sind, weist eine für Strahltriebwerkslärm typische keulenförmige Abstrahlcharakteristik im hinteren Bogen auf. Diese Charakteristik ist umso ausgeprägter, je höher die Strahlgeschwindigkeit und je niedriger die Fluggeschwindigkeit liegt. Von besonderer Bedeutung ist dies für Beobachtungsorte hinter dem Start-of-Roll-Punkt, wo beide Bedingungen erfüllt sind. Dieser Effekt wird durch eine Richtwirkungsfunktion ΔSOR berücksichtigt. Die Funktion ΔSOR wurde aus mehreren Lärmmesskampagnen hergeleitet, bei denen Mikrofone hinter und seitlich des Start-of-Roll-Punkts abfliegender Strahlflugzeuge positioniert wurden. Abbildung 2.7.r zeigt die entsprechenden geometrischen Verhältnisse. Der Azimutwinkel ψ zwischen der Längsachse des Flugzeugs und dem Vektor zum Beobachter ist definiert durch
ψarccosqdSOR.(2.7.47)
Der relative Abstand q ist negativ (siehe Abbildung 2.7.j), so dass sich ψ zwischen 0° in Vorwärtsrichtung des Flugzeugs bis 180° in umgekehrter Richtung bewegt. Die Funktion ΔSOR stellt die Änderung des vom Startlauf ausgehenden Gesamtlärms, gemessen hinter dem Start-of-Roll-Punkt, gegenüber dem Gesamtlärm des Startlaufs, gemessen seitlich des Start-of-Roll-Punkts im gleichen Abstand, dar:
LTGR(dSOR,ψ) = LTGR(dSOR,90°) + ΔSOR(dSOR,ψ)(2.7.48)
Dabei ist LTGR(dSOR,90°) der von allen Startlaufsegmenten im Punktabstand dSOR seitlich des Start-of-Roll-Punkts erzeugte Startlauf-Gesamtlärmpegel. Bei Abständen dSOR von weniger als einem Normalisierungsabstand dSOR,0 ist die Richtwirkungsfunktion am Start-of-Roll-Punkt gegeben durch
Δ0SOR51,471,553ψ0,015147ψ20,000047173ψ3wenn 90° ≤ ψ < 148,4(2.7.49)
Δ0SOR339,182,5802ψ0,0045545ψ20,000044193ψ3wenn 148,4° ≤ ψ ≤ 180°(2.7.50)
Ist der Abstand dSOR größer als der Normalisierungsabstand dSOR,0, wird die Richtwirkungskorrektur mit einem Korrekturfaktor multipliziert, um zu berücksichtigen, dass die Richtwirkung bei größeren Abständen zum Flugzeug weniger ausgeprägt ist; d. h.
ΔSORΔ0SORwenn dSOR ≤ dSOR,0(2.7.51)
ΔSORΔ0SORdSOR,0dSORwenn dSOR > dSOR,0(2.7.52)
Der Normalisierungsabstand dSOR,0 ist gleich 762 m (2500 ft).

Behandlung von Empfängern, die sich hinter jedem Startlauf- und Landerollsegment befinden

Die oben beschriebene Funktion ΔSOR erfasst vor allem die ausgeprägte Richtwirkung des Anfangsabschnitts des Startlaufs an Orten hinter dem Start-of-Roll-Punkt (da er den Empfängern am nächsten liegt und die höchste relative Strahlgeschwindigkeit (im Verhältnis zur Flugzeuggeschwindigkeit) aufweist). Die Verwendung der damit etablierten ΔSOR ist jedoch auf Positionen hinter jedem einzelnen Startlauf- wie auch Landerollsegment „verallgemeinert” , also nicht nur hinter dem Start-of-Roll-Punkt (beim Start). Die Parameter dS und ψ werden bezogen auf den Anfang jedes einzelnen Rollsegments berechnet. Die Berechnung des Ereignispegels Lseg für einen Ort hinter einem bestimmten Startlauf- oder Landerollsegment erfolgt zur Einhaltung des Rechenformalismus der Funktion ΔSOR: Er wird im Wesentlichen für den seitlich des Startpunkts des Segments im gleichen Abstand dS wie der eigentliche Punkt gelegenen Bezugspunkt berechnet und mit ΔSOR weiter angepasst, so dass sich der Ereignispegel am eigentlichen Punkt ergibt. Das bedeutet, dass die verschiedenen Korrekturterme in den nachstehenden Gleichungen die geometrischen Parameter verwenden müssen, die diesem seitlich des Startpunkts gelegenen Bezugspunkt entsprechen:
Lmax,seg = Lmax(P,d = ds) + ΔI(φ) – Λ(β,l = ds) + ΔSOR(2.7.53)
LE,seg = LE,∞(P,d = ds) + ΔV + ΔI(φ) – Λ(β,l = ds) + Δ′F + ΔSOR(2.7.54)
Dabei ist Δ′F die in Gleichung (2.7.46) ausgedrückte reduzierte Form des Lärmanteils für den Fall q = 0 (da der Bezugspunkt sich seitlich des Startpunkt befindet), und es sei daran erinnert, dass dλ unter Verwendung von dS (und nicht von dp) zu berechnen ist:
dλd010LE∞P,dsLmaxP,ds10(2.7.55)

2.7.20.
Ereignislärmpegel L der Flugbewegung eines Luftfahrzeugs der allgemeinen Luftfahrt

Die in Abschnitt 2.7.19 beschriebene Methode ist auf Luftfahrzeuge der allgemeinen Luftfahrt mit Propellermotor anwendbar, wenn sie hinsichtlich der Triebwerksanbringungseffekte als Propellerflugzeuge behandelt werden. Die ANP-Datenbank enthält Einträge für mehrere Luftfahrzeuge der allgemeinen Luftfahrt. Wenngleich es sich dabei oft um die gebräuchlichsten Luftfahrzeuge der allgemeinen Luftfahrt handelt, kann es mitunter sinnvoll sein, zusätzliche Daten heranzuziehen. Sind die konkreten Luftfahrzeuge der allgemeinen Luftfahrt entweder nicht bekannt oder nicht in der ANP-Datenbank verzeichnet, wird die Verwendung der generischeren Luftfahrzeugdaten GASEPF bzw. GASEPV empfohlen. Diese Datensätze stehen für ein einmotoriges Kleinflugzeug der allgemeinen Luftfahrt mit unverstellbarem bzw. verstellbarem Propeller. Tabellen mit Einträgen sind in Anlage I aufgeführt (Tabellen I-11 I-17).

2.7.21.
Methode zur Berechnung von Hubschrauberlärm

Zur Berechnung von Hubschrauberlärm kann die gleiche (in Abschnitt 2.7.14 umrissene) Rechenmethode verwendet werden wie für Starrflügelflugzeuge, vorausgesetzt Hubschrauber werden als Propellerflugzeuge behandelt und mit Strahlflugzeugen verbundene Triebwerksanbringungseffekte werden nicht angewendet. Tabellen mit Einträgen für zwei verschiedene Datensätze sind in Anhang I aufgeführt (Tabellen I-18 I-27).

2.7.22.
Lärm im Zusammenhang mit Triebwerksprobeläufen, Rollverkehr und Hilfsenergieaggregaten

Soll Lärm im Zusammenhang mit Triebwerksprobeläufen und Hilfsenergieaggregaten modelliert werden, erfolgt diese Modellierung anhand des Kapitels zu Industrielärm. Obwohl dies normalerweise nicht der Fall ist, kann Lärm von Triebwerksprobeläufen auf Flughäfen zur Lärmbelastung beitragen. Sie werden in der Regel zu technischen Zwecken für die Überprüfung der Triebwerksfunktion durchgeführt. Dazu werden die Flugzeuge in sicherer Entfernung von Gebäuden, anderen Luftfahrzeugen sowie Fahrzeug- und Personenverkehr abgestellt, um Schäden durch den Abgasstrahl zu vermeiden. Aus zusätzlichen Sicherheits- und Lärmschutzgründen können Flughäfen — vor allem Flughäfen mit Wartungseinrichtungen, in denen häufig Triebwerksprüfungen stattfinden — sogenannte Schallschutzkabinen installieren, also U-förmig angeordnete Schallschutzwände, die so ausgebildet sind, dass sie den Triebwerksstrahl und die entsprechenden Geräusche ablenken und ableiten können. Eine Untersuchung der von diesen Einrichtungen ausgehenden Lärmimmission, die sich durch zusätzliche Erdwälle oder weitere Schallschutzwände weiter dämpfen und reduzieren lässt, erfolgt am besten durch die Behandlung der Schallschutzkabine als Quelle von Industrielärm und durch Anwendung eines geeigneten Lärm- und Schallausbreitungsmodells.

2.7.23.
Berechnung kumulativer Pegel

In den Abschnitten 2.7.14 bis 2.7.19 wird die Berechnung des Ereignisschallpegels einer einzelnen Flugbewegung an einem einzelnen Beobachtungsort beschrieben. Die Berechnung der Gesamtlärmexposition an diesem Ort erfolgt durch Akkumulierung der Ereignispegel aller lärmerheblichen Flugbewegungen, d. h. aller ankommenden und abgehenden Flüge, die den kumulativen Pegel beeinflussen.

2.7.24.
Gewichtete äquivalente Schallpegel

Zeitgewichtete äquivalente Schallpegel, die die gesamte empfangene signifikante Flugzeugschallenergie berücksichtigen, werden generisch mit der folgenden Formel ausgedrückt:
Leq,W10lgt0T0Ni1gi10LE,i10C(2.7.56)
Die Addition erfolgt über sämtliche Lärmereignisse N während des Zeitintervalls T0, für das der Lärmindex gilt. LE,i ist der Einzelereignis-Lärmexpositionspegel des i-ten Lärmereignisses. gi ist ein tageszeitabhängiger Gewichtungsfaktor (in der Regel definiert für die Zeitspannen Tag, Abend und Nacht). Im Prinzip ist gi ein Multiplikationsfaktor für die Anzahl der Flüge in bestimmten Zeiträumen. Die Konstante C kann unterschiedliche Bedeutungen haben (normalisierende Konstante, jahreszeitliche Bereinigung usw.). Unter Verwendung der Beziehung gi10Δi10 bei der Δi die Dezibelgewichtung für den i-ten Zeitraum ist, lässt. sich Gleichung 2.7.56 umschreiben als
Leq,W10lgt0T0Ni110LE,iΔi10C(2.7.57)
d. h. die tageszeitliche Gewichtung wird durch eine additive Pegelverschiebung ausgedrückt.

2.7.25.
Die gewichtete Zahl der Flüge

Der kumulative Lärmpegel wird durch Addition der Beiträge aller verschiedenen Muster oder Kategorien von Luftfahrzeugen auf unterschiedlichen Flugrouten, die das Flughafenszenario ausmachen, abgeschätzt. Zur Beschreibung dieses Additionsprozesses werden die folgenden tiefgestellten Indizes eingeführt:
i
Index für Luftfahrzeugmuster oder -kategorie,
j
Index für Flugstrecke oder Unterstrecke (wenn Unterstrecken festgelegt sind),
k
Index für Flugstreckensegment.
Viele Lärmindizes — vor allem äquivalente Schallpegel — enthalten tageszeitliche Gewichtungsfaktoren gi in ihrer Definition (Gleichung 2.7.56 und 2.7.57). Der Additionsprozess lässt sich durch Einführung einer „gewichteten Zahl der Flüge” vereinfachen:
Mij = (gday · Nij,day + gevening · Nij,evening + gnight · Nij,night)(2.7.58)
Die Werte Nij stellen die Zahl der Flüge des Flugzeugmusters/der Flugzeugkategorie i auf der Strecke (oder Unterstrecke) j in den Zeiträumen Tag, Abend bzw. Nacht dar(27). Anhand der Gleichung (2.7.57) ist der (generische) kumulative äquivalente Schallpegel Leq am Beobachtungspunkt (x,y)
Leq,Wx,y10lgt0T0ijkMij10LE,ijkx,y10C(2.7.59)
T0 ist der Referenzzeitraum. Er hängt — außer von den Gewichtungsfaktoren gi — von der spezifischen Definition des verwendeten Index (z. B. LDEN) ab. LE,ijk ist der Einzelereignis-Lärmpegelbeitrag des Segments k von Strecke oder Unterstrecke j für den Flug eines Luftfahrzeugs der Kategorie i. Die Abschätzung von LE,ijk wird in den Abschnitten 2.7.14 bis 2.7.19 ausführlich beschrieben.

2.7.26.
Standardgitterberechnung und Verfeinerung

Wenn Lärmkonturen durch Interpolation zwischen Indexwerten an rechteckig angeordneten Gitterpunkten ermittelt werden, hängt ihre Genauigkeit von der Wahl der Gitterweite (Maschenweite) ΔG ab, vor allem innerhalb von Zellen, in denen ein großes Gefälle bei der räumlichen Verteilung des Index zu einer engen Krümmung der Konturen führt (siehe Abbildung 2.7.s). Durch eine engere Gitterweite lassen sich Interpolationsfehler reduzieren, doch erhöht sich damit die Zahl der Gitterpunkte, was die Berechnungszeit verlängert. Für eine Optimierung der Gitterweite müssen Modellierungsgenauigkeit und Laufzeit gegeneinander abgewogen werden.

Abbildung 2.7.s

Eine deutliche Verbesserung der Recheneffizienz mit genaueren Ergebnissen wird mit der Verwendung eines unregelmäßigen Gitters zur Verfeinerung der Interpolation in kritischen Zellen erzielt. Das in Abbildung 2.7.s abgebildete Verfahren besteht darin, die Maschenweite lokal zu verengen und den Großteil des übrigen Gitters unverändert zu lassen. Dies ist sehr unkompliziert und erfolgt mit den folgenden Schritten:
1.
Festlegung einer Verfeinerungsschwellendifferenz ΔLR für den Lärmindex.
2.
Berechnung des Basisgitters für eine Gitterweite ΔG.
3.
Überprüfung der Differenzen ΔL der Indexwerte zwischen benachbarten Gitterknoten.
4.
Bei Bestehen von Differenzen ΔL > ΔLR Festlegung eines neuen Gitters mit Gitterweite ΔG/2 und Abschätzung der Pegel für die neuen Knoten auf folgende Weise:

WennΔLΔLRBerechnung des neuen Wertesdurch lineare Interpolation benachbarter Werte.
ΔL > ΔLRvöllig neu anhand von Basiseingabedaten.

5.
Wiederholung der Schritte 1-4, bis alle Differenzen kleiner sind als die Schwellendifferenz.
6.
Abschätzung der Konturen durch lineare Interpolation.
Soll die Wertereihe mit anderen aggregiert werden (z. B. bei der Berechnung gewichteter Indizes durch Addition getrennter Tag-, Abend- und Nachtkonturen), ist darauf zu achten, dass die getrennten Gitter identisch sind.

2.7.27.
Verwendung gedrehter Gitter

In vielen praktischen Fällen verläuft eine Lärmkontur in Wirklichkeit symmetrisch um einen Flugweg. Wenn die Richtung dieses Flugwegs jedoch nicht mit dem Berechnungsgitter ausgefluchtet ist, kann dies einen asymmetrischen Konturverlauf zur Folge haben.

Abbildung 2.7.t

Die einfachste Möglichkeit zur Vermeidung dieses Effekts ist eine engmaschigere Gestaltung des Gitters, was jedoch die Rechenzeit verlängert. Eine elegantere Lösung besteht darin, das Berechnungsgitter so zu drehen, dass seine Richtung parallel zu den Hauptflugwegen (d. h. in der Regel parallel zur Hauptpiste) verläuft. Abbildung 2.7.t zeigt die Wirkung einer derartigen Gitterdrehung auf den Konturverlauf.

2.7.28.
Nachzeichnen von Konturen

Ein zeitsparender Algorithmus, bei dem bei nur wenig mehr Rechenaufwand darauf verzichtet werden kann, eine ganze Gitterreihe von Indexwerten zu berechnen, besteht darin, den Verlauf der Kontur Punkt für Punkt nachzuzeichnen. Dazu bedarf es zweier Grundschritte, die auszuführen und zu wiederholen sind (siehe Abbildung 2.7.u):

Abbildung 2.7.u

Schritt 1 besteht darin, einen ersten Punkt P1 auf der Kontur zu finden. Dies erfolgt durch Berechnung der Lärmindexpegel L in abstandsgleichen Schritten entlang eines „Suchstrahls” , von dem erwartet wird, dass er die benötigte Kontur des Pegels LC kreuzt. Beim Kreuzen der Kontur ändert die Differenz δ = LC - L das Vorzeichen. Daraufhin wird die Schrittweite entlang des Strahls halbiert, und die Suchrichtung wird umgekehrt, und zwar so lange, bis δ kleiner ist als eine vorher festgelegte Genauigkeitsschwelle. Schritt 2, der so lange wiederholt wird, bis die Kontur hinreichend definiert ist, besteht darin, den nächsten Punkt auf der Kontur LC zu finden, der sich in einem bestimmten geradlinigen Abstand r vom aktuellen Punkt befindet. In aufeinanderfolgenden Winkelschritten werden Indexpegel und Differenzen δ an den Enden von Vektoren berechnet, die einen Bogen mit dem Radius r beschreiben. Durch eine entsprechende Halbierung und Umkehrung der Inkremente, diesmal in Richtung des Vektors, wird der nächste Konturpunkt mit vorher festgelegter Genauigkeit bestimmt.

Abbildung 2.7.v

Es werden einige Nebenbedingungen gestellt, um zu gewährleisten, dass die Kontur mit einem hinreichenden Grad der Genauigkeit abgeschätzt wird (siehe Abbildung 2.7.v):
1.
Die Länge der Sehne Δc (Abstand zwischen zwei Konturpunkten) muss innerhalb eines Intervalls [Δcmin, Δcmax] liegen, z. B. [10 m, 200 m].
2.
Das Längenverhältnis zwischen zwei benachbarten Sehnen der Längen Δcn und Δcn + 1 muss begrenzt sein, z. B. 0,5 < Δcn/Δcn + 1 < 2.
3.
Hinsichtlich einer guten Anpassung der Sehnenlänge an den Konturverlauf muss die folgende Bedingung erfüllt sein:

Φn· max(Δcn – 1, Δcn) ≤ ε (ε ≈ 15 m)

Dabei ist Φn die Differenz der Sehnenrichtungen.

Wie Erfahrungen mit diesem Algorithmus zeigen, müssen im Durchschnitt zwei bis drei Indexwerte berechnet werden, um einen Konturpunkt mit einer Genauigkeit von besser als 0,01 dB zu bestimmen. Besonders bei einer notwendigen Berechnung großer Konturen beschleunigt dieser Algorithmus die Berechnungszeit erheblich. Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass seine Umsetzung Erfahrung voraussetzt, vor allem, wenn sich eine Kontur in getrennte Inseln aufteilt.

2.8.
Lärmexposition

Bestimmung des lärmbelasteten Gebiets

Die Bewertung des lärmbelasteten Gebiets stützt sich auf Lärmermittlungspunkte, die in einer Höhe von 4 m ± 0,2 über dem Boden liegen. Diese entsprechen den in den Abschnitten 2.5, 2.6 und 2.7 definierten Empfängerpunkten und werden anhand eines Gitters für einzelne Quellen berechnet. Gitterpunkten, die innerhalb von Gebäuden liegen, wird ein Lärmpegelergebnis zugeordnet, indem ihnen die ruhigsten in der Nähe befindlichen Lärmempfängerpunkte außerhalb von Gebäuden zugewiesen werden. Dies gilt nicht für Fluglärm, bei dessen Berechnung keine Gebäude berücksichtigt werden. In diesem Fall wird der innerhalb eines Gebäudes gelegene Lärmempfängerpunkt direkt verwendet. Je nach Gitterauflösung wird jedem Berechnungspunkt im Gitter die entsprechende Fläche zugewiesen. Bei einem Gitter mit einer Auflösung von 10 m x 10 m beispielsweise entspricht jeder Ermittlungspunkt einer Fläche von 100 Quadratmetern, die dem berechneten Lärmpegel ausgesetzt ist.

Zuweisung von Lärmermittlungspunkten zu Gebäuden ohne Wohnraum

Die Bewertung der Lärmexposition von Gebäuden, die keine Wohnungen enthalten, wie Schulen und Krankenhäuser, beruht auf Lärmermittlungspunkten, die in einer Höhe von 4 m ± 0,2 m über dem Boden liegen und den in den Abschnitten 2.5, 2.6 und 2.7 definierten Empfängerpunkten entsprechen. Zur Bewertung von Gebäuden, die keine Wohnungen enthalten und Fluglärm ausgesetzt sind, wird jedes Gebäude dem lärmintensivsten Empfängerpunkt innerhalb des Gebäudes oder, falls ein solcher nicht existiert, innerhalb des Gitters um das Gebäude herum zugeordnet. Zur Bewertung von Gebäuden, die keine Wohnungen enthalten und bodenseitigen Lärmquellen ausgesetzt sind, werden die Empfängerpunkte in einer Entfernung von etwa 0,1 m vor den Gebäudefassaden angeordnet. Reflexionen an der betrachteten Fassade sind bei der Berechnung nicht zu berücksichtigen. Das Gebäude wird dann dem lautesten Empfängerpunkt an seinen Fassaden zugeordnet.

Bestimmung der Wohnungen und der in lärmbelasteten Wohnungen lebenden Personen

Für die Bewertung der Lärmexposition von Wohnungen und von Bewohnern sind nur Wohngebäude zu betrachten. Anderen nicht zu Wohnzwecken genutzten Gebäuden wie Schulen, Krankenhäusern, Bürogebäuden oder Fabriken sind keine Wohnungen oder Bewohner zuzuweisen. Der Zuweisung von Wohnungen und Bewohnern zu den Wohngebäuden sind die neuesten amtlichen Daten (entsprechend den einschlägigen Regelungen des Mitgliedstaats) zugrunde zu legen. Die Anzahl der Wohnungen und der Bewohner in Wohngebäuden sind wichtige Zwischenparameter für die Abschätzung der Lärmexposition. Leider stehen Daten zu diesen Parametern nicht immer zur Verfügung. Im Folgenden wird dargelegt, wie sich diese Parameter aus besser verfügbaren Daten ableiten lassen. Folgende werden Symbole verwendet:
BA=
base area (Gebäudegrundfläche)
DFS=
dwelling floor space (Wohnfläche)
DUFS=
dwelling unit floor space (Fläche der Wohneinheit)
H=
height (Gebäudehöhe)
FSI=
dwelling floor space per person living in dwellings (Wohnfläche je Bewohner)
Dw=
Anzahl der Wohnungen
Inh=
number of people living in dwellings (Anzahl der Bewohner)
NF=
number of floors (Geschossanzahl)
V=
volume of residential buildings (Rauminhalt von Wohngebäuden)
Zur Berechnung der Anzahl der Wohnungen und der Anzahl der Bewohner ist je nach Verfügbarkeit der Daten entweder das Verfahren „Fall 1” oder das Verfahren „Fall 2” heranzuziehen. Fall 1: Daten zur Anzahl der Wohnungen und der Bewohner sind verfügbar 1A: Die Anzahl der Bewohner ist bekannt oder wurde ausgehend von der Anzahl der Wohneinheiten geschätzt. In diesem Fall ist die Anzahl der Bewohner eines Gebäudes die Summe der Anzahl der Bewohner aller Wohneinheiten im Gebäude:
(2.8.1)
1B: Die Anzahl der Wohnungen oder der Bewohner ist nur für Gesamteinheiten bekannt, die größer sind als ein Gebäude, z. B. Zählbezirke, Häuserblocks, Stadtviertel oder eine ganze Gemeinde. In diesem Fall wird die Anzahl der Wohnungen und der Bewohner in einem Gebäude ausgehend vom Rauminhalt des Gebäudes geschätzt:
(2.8.2a)
(2.8.2b)
Der Index „total” bezieht sich hier auf die jeweils betrachtete Gesamteinheit. Der Rauminhalt des Gebäudes ist das Produkt aus seiner Grundfläche und seiner Höhe:
Vbuilding = BAbuilding x Hbuilding(2.8.3)
Ist die Gebäudehöhe nicht bekannt, dann ist sie auf Grundlage der Geschossanzahl NFbuilding unter Annahme einer durchschnittlichen Geschosshöhe von 3 m zu schätzen:
Hbuilding = NFbuilding x 3m(2.8.4)
Ist die Geschossanzahl ebenfalls nicht bekannt, ist ein für das Stadtviertel oder den Stadtteil repräsentativer Standardwert für die Geschossanzahl zu verwenden. Der Gesamtrauminhalt Vtotal von Wohngebäuden in der betrachteten Gesamteinheit wird als Summe der Rauminhalte aller Wohngebäude in der Gesamteinheit berechnet: (2.8.5)
(2.8.5)
Fall 2: Daten zur Anzahl der Bewohner sind nicht verfügbar In diesem Fall wird die Anzahl der Bewohner auf der Grundlage der durchschnittlichen Wohnfläche je Bewohner FSI geschätzt. Ist dieser Parameter nicht bekannt, ist ein Standardwert zu verwenden. 2A: Die Wohnfläche ist auf Basis der Wohneinheiten bekannt. In diesem Fall wird die Anzahl der Bewohner jeder Wohneinheit wie folgt geschätzt:
(2.8.6)
Die Gesamtzahl der Bewohner des Gebäudes kann nun wie in Fall 1A geschätzt werden. 2B: Die Wohnfläche ist für das gesamte Gebäude bekannt, d. h., die Summe der Wohnflächen aller Wohneinheiten im Gebäude ist bekannt. In diesem Fall wird die Anzahl der Bewohner wie folgt geschätzt:
(2.8.7)
2C: Die Wohnfläche ist nur für Gesamteinheiten bekannt, die größer sind als ein Gebäude, z. B. Zählbezirke, Häuserblocks, Stadtviertel oder eine ganze Gemeinde. In diesem Fall wird die Anzahl der Bewohner eines Gebäudes ausgehend vom Rauminhalt des Gebäudes wie in Fall 1B beschrieben geschätzt, wobei die Gesamtzahl der Bewohner wie folgt geschätzt wird:
(2.8.8)
2D: Die Wohnfläche ist unbekannt. In diesem Fall wird die Anzahl der Bewohner eines Gebäudes wie in Fall 2B beschrieben geschätzt, wobei die Wohnfläche wie folgt geschätzt wird: (2.8.9)
DFSbuilding = BAbuilding x 0,8 x NFbuilding(2.8.9)
Der Faktor 0,8 ist der Umrechnungsfaktor Bruttogeschossfläche → Wohnfläche. Ist ein anderer Faktor als repräsentativ für die Gegend bekannt, ist dieser zu verwenden und eindeutig zu dokumentieren. Ist die Geschossanzahl des Gebäudes nicht bekannt, dann ist sie anhand der Gebäudehöhe Hbuilding zu schätzen, was typischerweise eine gebrochene Geschosszahl zum Ergebnis hat:
(2.8.10)
Sind weder die Gebäudehöhe noch die Anzahl der Geschosse bekannt, ist ein für das Stadtviertel oder den Stadtteil repräsentativer Standardwert für die Geschossanzahl zu verwenden.

Zuweisung von Lärmermittlungspunkten zu Wohnungen und Bewohnern

Die Ermittlung der Lärmexposition von Wohnungen und Bewohnern beruht auf Lärmermittlungspunkten, die in einer Höhe von 4 m ± 0,2 m über dem Boden liegen und den in den Abschnitten 2.5, 2.6 und 2.7 definierten Empfängerpunkten entsprechen. Zur Berechnung der Anzahl der Wohnungen und Bewohner, die Fluglärm ausgesetzt sind, werden alle Wohnungen und Bewohner in einem Gebäude dem lautesten Empfängerpunkt innerhalb des Gebäudes oder, falls ein solcher nicht existiert, innerhalb des Gitters um das Gebäude herum zugeordnet. Zur Berechnung der Anzahl der Wohnungen und Bewohner, die bodenseitigen Lärmquellen ausgesetzt sind, werden die Empfängerpunkte in einer Entfernung von etwa 0,1 m vor den Fassaden von Wohngebäuden angeordnet. Reflexionen an der betrachteten Fassade sind bei der Berechnung nicht zu berücksichtigen. Zur Bestimmung der Empfängerpunkte ist entweder das Verfahren „Fall 1” oder das Verfahren „Fall 2” heranzuziehen. Fall 1: Aufteilung der einzelnen Fassaden in regelmäßige Abschnitte
a)
Segmente mit einer Länge von mehr als 5 m werden in regelmäßige Abschnitte der größtmöglichen Länge, aber kleiner/gleich 5 m unterteilt. Die Empfängerpunkte werden in die Mitte jedes regelmäßigen Abschnitts gesetzt.
b)
Die verbleibenden Segmente mit einer Länge von mehr als 2,5 m werden durch einen Empfängerpunkt in der Mitte jedes Segments repräsentiert.
c)
Die verbleibenden benachbarten Segmente mit einer Gesamtlänge von mehr als 5 m werden analog zu a und b als Polylinienobjekte behandelt.
Fall 2: Aufteilung der Fassaden in einem vorgegebenen Abstand vom Startpunkt des Polygons
a)
Die Fassaden werden gesondert betrachtet oder alle 5 m vom Startpunkt an aufgeteilt, sodass ein Empfängerpunkt in der Mitte des Fassadenteils oder des 5-m-Segments gesetzt wird.
b)
Der verbleibende Abschnitt hat seinen Empfängerpunkt in der Mitte.

Zuweisung von Wohnungen und Bewohnern zu Empfängerpunkten

Wenn Informationen über die Lage der Wohnungen innerhalb der Gebäudegrundfläche verfügbar sind, werden die jeweilige Wohnung und ihre Bewohner dem Empfängerpunkt an derjenigen Fassade der betreffenden Wohnung mit der stärksten Lärmexposition zugeordnet. Beispiele hierfür sind Einfamilien-, Doppel- und Reihenhäuser oder Wohnblocks, deren innere Aufteilung bekannt ist, oder Gebäude mit einer Geschossfläche, die auf eine einzige Wohnung je Geschoss hindeutet, oder Gebäude mit einer Geschossfläche und einer Geschosshöhe, die auf eine einzige Wohnung je Gebäude hindeutet. Sind keine Informationen über die Lage der Wohnungen innerhalb der Gebäudegrundfläche verfügbar (wie vorstehend erläutert), dann ist die Lärmexposition der Wohnungen und der Bewohner in einem Gebäude von Fall zu Fall anhand einer der folgenden beiden Methoden einzuschätzen.
a)
Aus den verfügbaren Informationen geht hervor, dass die Wohnungen innerhalb eines Wohnblocks so angeordnet sind, dass sie über eine einzige lärmexponierte Fassade verfügen.

In diesem Fall wird die Zuweisung der Anzahl der Wohnungen und Bewohner zu Empfängerpunkten gemäß dem Verfahren für Fall 1 oder Fall 2 entsprechend der Länge der betrachteten Fassade gewichtet, sodass die Summe aller Empfängerpunkte die Gesamtzahl der dem Gebäude zugeordneten Wohnungen und Bewohner repräsentiert.

b)
Aus den verfügbaren Informationen geht hervor, dass die Wohnungen innerhalb eines Wohnblocks so angeordnet sind, dass sie über mehr als eine lärmexponierte Fassade verfügen, oder es liegen keine Informationen darüber vor, wie viele Fassaden der Wohnung einer Lärmbelastung ausgesetzt sind.

In diesem Fall wird für jedes Gebäude die Menge der zugehörigen Empfängerpunkte auf Basis des Medianwerts(28) der für jedes Gebäude berechneten Beurteilungspegel in eine untere und eine obere Hälfte aufgeteilt. Bei einer ungeraden Anzahl von Empfängerpunkten wird das Verfahren ohne den Empfangsort mit dem niedrigsten Lärmpegel angewandt.

Für jeden Empfängerpunkt in der oberen Hälfte des Datensatzes ist die Anzahl der Wohnungen und der Bewohner gleichmäßig zu verteilen, sodass die Summe aller Empfängerpunkte in der oberen Hälfte des Datensatzes die Gesamtzahl der Wohnungen und Bewohner repräsentiert. In der unteren Hälfte des Datensatzes werden Empfängerpunkten keine Wohnungen oder Bewohner zugewiesen.(29)

3.
EINGABEDATEN

Eingabedaten, die jeweils im Zusammenhang mit den oben beschriebenen Methoden zu verwenden sind, werden in Anlage F bis Anlage I aufgeführt. Sind in Anlage F bis Anlage I aufgeführte Eingabedaten nicht anwendbar oder verursachen Abweichungen vom wahren Wert, die die in 2.1.2 und 2.6.2 genannten Bedingungen nicht erfüllen, so können andere Werte verwendet werden, vorausgesetzt, die verwendeten Werte und die Methodik ihrer Herleitung sind hinreichend dokumentiert, wozu auch ein Nachweis der Eignung gehört. Diese Informationen sind öffentlich zur Verfügung zu stellen.

4.
MESSMETHODEN

Werden aus einem beliebigen Grund Messungen durchgeführt, müssen diese entsprechend den Grundsätzen für die zeitlich gemittelten Messungen nach ISO 1996-1:2003 und ISO 1996-2:2007 oder, für Fluglärm, nach ISO 20906:2009 erfolgen.

Fußnote(n):

(1)

Richtlinie 2007/46/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 5. September 2007 (ABl. L 263 vom 9.10.2007, S. 1) zur Schaffung eines Rahmens für die Genehmigung von Kraftfahrzeugen und Kraftfahrzeuganhängern sowie von Systemen, Bauteilen und selbstständigen technischen Einheiten für diese Fahrzeuge.

(2)

SUV (Sports Utility Vehicles) Geländewagen.

(3)

MPV (Multi-Purpose Vehicles) Mehrzweckfahrzeuge.

(4)

Die Absorption poröser Straßenbeläge wird im Emissionsmodell berücksichtigt.

(5)

Ein Beispiel für eine spezielle Konfiguration ist ein Netz kleiner Hindernisse, die in einer Ebene und in regelmäßigen Abständen angeordnet sind.

(6)

Eigentlich unterhalb des Flugzeugs senkrecht zur Tragflächenachse und Flugrichtung; angenommen als vertikal unterhalb des Flugzeugs bei Nichtkurvenflug (d. h. Nichtschrägflug).

(7)

Die Zeit wird über die Fluggeschwindigkeit ausgewiesen.

(8)

Versetzte Landeschwellen können durch die Festlegung zusätzlicher Start-/Landebahnen berücksichtigt werden.

(9)

Mitunter werden berechnete Pegel bei 4 m oder höher angefragt. Wie ein Vergleich der Messungen in 1,2 m und 10 m Höhe und eine theoretische Berechnung der Bodeneffekte zeigen, sind die Abweichungen des A-bewerteten Lärmexpositionspegels relativ unempfindlich gegenüber der Empfängerhöhe. Die Abweichungen sind im Allgemeinen kleiner als 1 Dezibel, es sei denn, der maximale Schalleinfallswinkel ist kleiner als 10° und das A-bewertete Spektrum am Empfänger hat sein Maximum im Bereich von 200 bis 500 Hz. Derartige Spektren mit vorwiegend niedrigen Frequenzen können z. B. in großen Entfernungen bei Triebwerken mit niedrigem Nebenstromverhältnis sowie bei Propellermotoren mit diskreten tieffrequenten Tönen auftreten.

(10)

Flugdatenschreiber speichern ausführliche Betriebsdaten. Diese sind jedoch nicht ohne weiteres zugänglich und in der Beschaffung teuer. Daher ist ihre Verwendung für Lärmmodellierungszwecke in der Regel auf besondere Projekte und Modellentwicklungsstudien beschränkt.

(11)

In der Regel gemessen als Höhe über NN (d. h. relativ zu 1013 mb) und vom Flughafenüberwachungssystem um die Flughafenhöhe korrigiert.

(12)

In der Regel verlaufen die Achsen der lokalen Koordinaten parallel zur Achse der Karte, auf der die Konturen gezeichnet werden. Zuweilen ist es jedoch sinnvoll, die x-Achse parallel zur Start-/Landebahn zu wählen, um ohne Heranziehung eines feinmaschigen Rechengitters symmetrische Konturen zu erhalten (siehe Abschnitte 2.7.26 bis 2.7.28).

(13)

Bei unebenem Boden kann sich der Beobachter oberhalb des Flugzeugs befinden. In diesem Fall wird z' (und der entsprechende Höhenwinkel β — siehe Kapitel 4) gleich null gesetzt.

(14)

Wie dies am besten erreicht wird, bleibt dem Benutzer überlassen, da die Berechnung davon abhängt, wie die Kurvenradien definiert sind. Ist der Ausgangspunkt eine Folge von geraden oder bogenförmigen Abschnitten, besteht eine relativ einfache Möglichkeit darin, Querneigungswinkel-Übergangssegmente am Beginn und am Ende der Kurve einzufügen, bei denen sich das Flugzeug mit konstanter Rate um die Längsachse neigt (z. B. ausgedrückt in °/m oder °/s).

(15)

Dazu sollte die Gesamtlänge des Flugwegs stets größer sein als die Gesamtlänge des Flugprofils. Dies lässt sich gegebenenfalls erreichen, indem dem letzten Segment des Flugwegs gerade Segmente geeigneter Länge hinzugefügt werden.

(16)

Selbst wenn die Triebwerksleistungseinstellungen entlang eines Segments konstant bleiben, können sich Vortriebskraft und Beschleunigung aufgrund einer Luftdichteänderung mit zu- oder abnehmender Höhe verändern. Für die Zwecke der Lärmmodellierung sind diese Änderungen jedoch in der Regel unerheblich.

(17)

Dieser Wert wurde in der vorigen Ausgabe des ECAC Doc. 29 empfohlen, gilt jedoch nach wie vor als vorläufig, bis weitere experimentelle Belegdaten vorliegen.

(18)

Auf diese einfache Weise definiert, ist die Gesamtlänge der segmentierten Bahn etwas kleiner als die der kreisförmigen Bahn. Der sich daraus ergebende Konturenfehler ist jedoch unerheblich, wenn die Winkelschritte unter 30° liegen.

(19)

Der LE mit 10 dB-down-time kann bis zu 0,5 dB niedriger sein als der über eine längere Dauer bewertete LE. Mit Ausnahme von schrägen Abständen, bei denen die Pegel hoch sind, lassen Fremdgeräusche längere Messintervalle als nicht praktikabel erscheinen, und Werte mit 10dB-down-time sind die Norm. Da Studien zu den Wirkungen von Lärm (zur „Kalibrierung” der Lärmkonturen) sich ebenfalls eher auf Werte mit 10dB-down-time stützen, gelten die ANP-Tabellenangaben als vollkommen angemessen.

(20)

Obwohl der Begriff einer unendlich langen Flugbahn für die Definition des Ereignis-Lärmexpositionspegels LE eine Rolle spielt, ist er weniger relevant im Falle des Ereignis-Maximalpegels Lmax, der vom abgestrahlten Lärm des Flugzeugs an einer bestimmten Position oder nahe des kleinsten Vorbeiflugabstands bestimmt wird. Für Modellierungszwecke wird der NPD-Abstandsparameter als Mindestabstand zwischen dem Beobachter und dem Segment definiert.

(21)

Gemäß NPD-Spezifikationen müssen die Daten auf Messungen des stationären Geradeausflugs, nicht notwendigerweise des waagerechten Flugs, basieren. Zur Schaffung der notwendigen Flugbedingungen kann die Testflugbahn zur Horizontalen geneigt werden. Wie jedoch zu sehen sein wird, führen geneigte Flugbahnen zu Berechnungsproblemen, so dass es bei Verwendung der Daten zur Modellierung sinnvoll ist, die Quellenbahnen als sowohl gerade als auch waagerecht zu visualisieren.

(22)

Die Korrektur heißt Dauerkorrektur, weil sie die Wirkungen der Geschwindigkeit des Flugzeugs auf die Dauer des Schallereignisses berücksichtigt, wobei von der einfachen Annahme ausgegangen wird, dass bei sonst gleichen Bedingungen die Dauer, und somit die empfangene Ereignisschallenergie, umgekehrt proportional zur Quellgeschwindigkeit ist.

(23)

Ist das Gelände nicht eben, kann der Höhenwinkel unterschiedlich bestimmt werden. Hier wird er durch die Höhe des Flugzeugs über dem Beobachtungspunkt und der Schrägentfernung bestimmt, d. h. unter Vernachlässigung der Geländegradienten und von Hindernissen im Schallausbreitungsweg (siehe Abschnitte 2.7.6 und 2.7.10). Sollte sich der Empfängerpunkt oberhalb des Flugzeugs befinden, so wird der Höhnwinkel β auf null gesetzt.

(24)

Ein „Freifeldpegel” ist der Pegel, der beobachtet würde, wenn die Bodenoberfläche nicht vorhanden wäre.

(25)

Der Wind- und der Temperaturgradient sowie Turbulenzen hängen zum Teil von der Unebenheit und den Wärmeübertragungseigenschaften der Oberfläche ab.

(26)

Bei einem Beobachter rechts vom Segment würde zu β + ε werden (siehe Abschnitt 2.7.19).

(27)

Je nach Definition des verwendeten Lärmindex können die Zeiträume von diesen drei abweichen.

(28)

Der Medianwert ist der Wert, der einen Datensatz in eine obere Hälfte (50 %) und eine untere Hälfte (50 %) teilt.

(29)

Die untere Hälfte des Datensatzes kann mit dem Vorhandensein relativ ruhiger Fassaden gleichgesetzt werden. Ist beispielsweise ausgehend vom Standort der Gebäude in Bezug auf die dominierenden Lärmquellen vorab bekannt, welche Empfangsorte den höchsten oder niedrigsten Lärmpegel ergeben, so ist keine Lärmberechnung für die untere Hälfte erforderlich.

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