ANHANG II VO (EU) 2012/165

ZUSAMMENFASSUNG

VERORDNUNG (EG) Nr. 510/2006 DES RATES

Diese Zusammenfassung enthält zu Informationszwecken die wichtigsten Angaben der Produktspezifikation.

1.
Zuständige Behörde des Mitgliedstaats:

Name:
Földművelésügyi és Vidékfejlesztési Minisztérium — Élelmiszerlánc-elemzési Főosztály (Ministerium für Landwirtschaft und Entwicklung des ländlichen Raums — Hauptabteilung für die Analyse der Lebensmittelkette)
Anschrift:
1055 Budapest, Kossuth Lajos tér 11, UNGARN.
Tel.:
(+ 36-1) 301-4419
Fax
(+ 36-1) 301-4808
E-Mail:
eniko.zobor@fvm.gov.hu

2.
Vereinigung:

Name:
Alföldi vadontermő kamillavirág gyűjtők és, feldolgozók csoportosulása (Vereinigung der Sammler und Verarbeiter der echten Kamille aus der Großen Ungarischen Tiefebene „Alföld” )
Anschrift:
1134 Budapest, Dózsa György út 144, UNGARN.
Tel.:
(+ 36-1) 288-6700/303
Fax
(+ 36-1) 350-1691
E-Mail:
herbaria@herbaria.hu
Zusammensetzung:
Erzeuger/Verarbeiter (X) andere (X)

3.
Art des Erzeugnisses:

Klasse 1.8.
Andere unter Anhang I fallende Erzeugnisse (Gewürze usw.)

4.
Spezifikation:

(Zusammenfassung der Anforderungen nach Artikel 4 Absatz 2 der Verordnung (EG) Nr. 510/2006)

4.1.
Name:

„Alföldi kamillavirágzat”

4.2.
Beschreibung:

„Alföldi kamillavirágzat” ist die getrocknete Blüte der Echten Kamille (Matricaria chamomilla L.), die auf den salzhaltigen Böden der Großen Ungarischen Tiefebene von Hand gepflückt wird. Die Blüte „Alföldi kamillavirágzat” besitzt ein intensives, würziges und süßes Aroma, ihr Geschmack ist leicht bitter und sie zerfällt während der Verarbeitung nicht. Außerdem ist sie weniger pulverig und ihr ätherisches Öl ist haltbarer als die Kräuterarzneien, die aus angebauter Kamille hergestellt werden. Die ätherischen Öle der „Alföldi kamillavirágzat” enthalten im Vergleich zu denen der angebauten Kamille einen deutlich höheren Anteil an α-Bisabolol (mindestens 20 % mehr), das für seine antiphlogistische und ulkusprotektive Wirkung bekannt ist.

4.3.
Geografisches Gebiet:

Das Gebiet, in dem die wildwachsende „Alföldi kamillavirágzat” gesammelt und verarbeitet wird, umfasst den Verwaltungsbereich einzelner Siedlungen in den Komitaten Szabolcs-Szatmár-Bereg, Borsod-Abaúj-Zemplén, Heves, Jász-Nagykun-Szolnok, Hajdú-Bihar, Békés, Csongrád, Bács-Kiskun und Pest. Die Namen der Siedlungen der jeweiligen Komitate sind explizit in der Produktspezifikation aufgeführt. Die geografische Angabe „Alföldi kamillavirágzat” kann für Erzeugnisse verwendet werden, die aus Ausgangsstoffen hergestellt werden, die aus den Verwaltungsbereichen der genannten Gebiete stammen.

4.4.
Ursprungsnachweis:

Die Herkunft der „Alföldi kamillavirágzat” wird zum einen durch organoleptische und technische Prüfverfahren bestimmt und zum anderen durch die Einrichtung eines Rückverfolgungssystems. Der gesamte Produktionsprozess der „Alföldi kamillavirágzat” muss unter strenger Einhaltung bestimmter Herstellungs- und Kontrollbedingungen erfolgen und die Qualitätssicherungsmaßnahmen müssen auch die Kontrolle des dokumentierten Sammelgebiets beinhalten, damit der Weg des Erzeugnisses vom Sammeln der Blüten bis zum fertigen Produkt nachvollziehbar und überprüfbar ist. Die Einkaufsnorm zu den Qualitätsvorgaben für wildwachsende Arzneipflanzen und ihre Ausgangsstoffe, die von der Vereinigung definiert wurde, legt die Qualitätsstandards für die Sammlung fest: Viele einzelne Pflücker sammeln während der kurzen Erntezeit, die nur wenige Wochen andauert, in den Kamillefeldern die Blüten. In der Region gibt es Ankaufstellen, bei denen die Pflücker die frisch gesammelten Pflanzen abliefern können. Die Käufer transportieren das lose Ausgangsmaterial entsprechender Güte innerhalb von 4 bis 8 Stunden zu Verarbeitungsbetrieben in der Region. Das beiliegende Transportdokument enthält einen Lieferschein und eine Erklärung, in der der Lieferant den Namen des Herkunftsgebiets der Ware angibt. Wenn die Menge und Qualität der in geringen Mengen von Hand gepflückten Ausgangsmaterialien den Anforderungen entspricht, wird ein Kaufbeleg ausgestellt, der den Namen des Herkunftsgebiets der Ware enthält und vom Sammler unterschrieben wird. Falls das Ausgangsmaterial in getrocknetem Zustand beim Verarbeitungsbetrieb angeliefert wird, muss in jedem Fall ein Herkunftsnachweis angefordert werden. Um die Rückverfolgbarkeit auch für den Trocknungsprozess zu gewährleisten, müssen Menge und Pflückort der Ware sowie das Sammelgebiet und die Ankaufstelle in einem Begleitprotokoll festgehalten werden. Für den Trocknungsvorgang muss in jedem Fall ein Produktionsbericht angefertigt werden. Eine Stichprobe zur offiziellen Qualitätsbestimmung, die aus den Chargen in Kartons mit 10 kg Fassungsvermögen entnommen wird, dient der Bestimmung der Qualität der gesamten Charge. Wenn das Produkt den Vorgaben des Europäischen Arzneibuchs und denen der aktuellen Ausgabe des Ungarischen Arzneibuchs entspricht und der Anteil an α-Bisabolol im ätherischen Öl ebenfalls die Vorgaben der Produktspezifikation erfüllt, erhalten die Kartons ein „grünes” Etikett und für das Produkt wird ein Qualitätsnachweis ausgestellt, in dem die Menge und die Qualität angegeben wird. Die Nummer des Qualitätsnachweises dient speziell der Identifikation der „Alföldi kamillavirágzat” und bezieht sich ausschließlich auf das geprüfte Produkt. Wenn das Produkt die Vorgaben nicht erfüllt, darf es nicht unter dem Namen „Alföldi kamillavirágzat” auf den Markt gebracht werden. Während des Verpackungsvorgangs der Kamille in Tüten und Teebeutel muss für jeden einzelnen Schritt des Produktionsprozesses ein Verpackungsprotokoll geführt werden. Die Vertriebslizenznummer wird gemeinsam mit der verwendeten und gewogenen Menge angegeben. Die Lizenznummer und die im Verpackungsprotokoll festgehaltene Herstellungsnummer müssen auch auf der Verpackung des fertigen Produkts angegeben werden. Anhand dieser Daten können das Herstellungsdatum sowie die Identifikationsnummer, die Größe und der Herkunftsort der verwendeten Charge bestimmt werden.

4.5.
Herstellungsverfahren:

a)
Sammlung und Transport

Normalerweise werden die Blüten im Mai und Juni gesammelt, oft aber auch bereits Ende April. Die Echte Kamille wird mithilfe eines Kamillekamms gesammelt, der aus Holz, Eisen oder Blech hergestellt werden kann. Die Blüte wird mithilfe der Zähne des Kamms von den Stielen getrennt und in Säcke gefüllt. Die bei kühler Temperatur gesammelten Blüten können in Säcken bis zu vier Stunden aufbewahrt werden, ohne dass ein Qualitätsverlust eintritt. Größere Mengen müssen in einer 15 bis 20 cm hohen Schicht ausgebreitet werden und dürfen erst unmittelbar vor dem Transport mit hölzernen Kellen in Säcken verpackt werden. Da die Kamillenblüte relativ empfindlich ist, sollte sie nicht unnötig bewegt oder gedrückt werden.

b)
Trocknung

Kamillenblüten können natürlich oder künstlich getrocknet werden. Der herkömmliche Trocknungsvorgang für die Kamillenblüten ist die natürliche Trocknung auf einem Trockenboden. Die gereinigten Blüten werden in einer fingerdicken Schicht auf dem Trockenboden ausgebreitet. Auf einem luftigen Trockenboden mit guten Durchlüftungsmöglichkeiten trocknen die Blüten innerhalb von 5 bis 6 Tagen. Bei der künstlichen Trocknung werden die unverarbeiteten Blüten in einer 15 bis 20 cm hohen Schicht auf einer sauberen Oberfläche ausgebreitet, dann in Körben oder anderen Transportbehältern gesammelt und auf ein Förderband geschüttet. Die Trocknung selbst kann mithilfe eines Trockners, eines Trocknungsbodens mit Belüftung oder eines sogenannten Tunneltrockners erfolgen.

c)
Entfernung des Stiels, manuelle Auslese

Ein speziell angepasstes Rüttelsieb-System verarbeitet die getrockneten Kamillenblüten, die zur Entfernung der Stiele auf eine Maschine geschüttet wurden, entfernt die abgefallenen Blütenblätter, den Mittelteil, die Knospen und alle eventuellen Rückstände. Die Schneidklingen am unteren Ende der Sieb- oder Köpfwalzen entfernen die Stiele. Danach kommen die Blüten auf ein Sortierband, auf dem sie erneut von Hand verlesen werden. Anschließend werden sie zur Lagerung in Kartons mit 10 kg Fassungsvermögen verpackt.

d)
Verpackung

Die Vermarktung der „Alföldi kamillavirágzat” geschieht unter Beachtung der Vorgaben des Gesundheits- und Verbraucherschutzes:
— in aromaschonenden Teebeuteln mit zerkleinerten Kamillenblüten
mit einem Nettogewicht von 1,2 g,
— in aromaschonenden Teebeuteln mit ganzen Kamillenblüten
mit einem Nettogewicht von 2 g,
— in 50-Gramm-Tüten
mit ganzen Kamillenblüten,
— in großen Kartons
mit 10 kg Fassungsvermögen.

4.6.
Zusammenhang:

Geschichte

Dr. Ferenc Simonffy beschreibt in seinem Buch Adatok Székkutas jelenéből és múltjából — Történelmi megemlékezés a volt vásárhelyi „Nagypusztáról” [Daten aus der Gegenwart und der Vergangenheit von Székkutas — Ein historischer Rückblick auf die ehemalige Große Puszta-Ebene von Vásárhely] den Zusammenhang zwischen dem südlichen Teil der Großen Ungarischen Tiefebene und der Echten Kamille, indem er schreibt, dass „die Echte Kamille hauptsächlich auf den salzhaltigen Böden der Puszta wächst” . Er erwähnt dabei, dass eine Reihe von Kunden aus den nördlichen Ländern kam (Schweden, Dänemark, Finnland und Kanada). Laut Experten aus den Bereichen Medizin und Chemie aus diesen Ländern „können diese Pflanzen nicht künstlich angebaut werden, da angebaute Kamille nicht dieselben Substanzen enthält, die in der auf salzhaltigen Böden wildwachsenden Kamille nachgewiesen werden können” . Nach dem Ersten Weltkrieg war die steigende Nachfrage auf dem deutschen Markt der Auslöser für den Erfolg der Kamille. Die Herbária Országos Gyógynövény és Selyemgubóforgalmi Szövetkezeti Vállalat (Herbarium Nationale Kooperative für den Handel mit Heilpflanzen und Seidenkokons) nahm im Jahr 1936-1937 in Székkutas die Produktion mit einem einfachen Trockner auf und man beschränkte sich zunächst auf die Konservierung und Trocknung von Gemüse. Am 23. Februar 1939 entschieden die Hauptvertreter der Kooperative, dass der Geschäftsbereich auf die Sammlung und industrielle Trocknung von Kamille ausgeweitet werden sollte und es wurde beschlossen, zu diesem Zweck eine Fabrik zu errichten.

Zusammenhang mit dem geografischen Gebiet

Die Entwicklung bezüglich der Sammlung, Verarbeitung und Vermarktung der Echten Kamille ist ein wertvolles Beispiel für die regionale Verwendung der Flora. Die „Alföldi kamillavirágzat” verdankt ihre einzigartigen Eigenschaften (siehe 4.2) der ökologischen Beschaffenheit ihres Ursprungsgebiets, also dem Boden, der Anzahl der Sonnenstunden und der jährlichen Niederschlagsmenge. Erstklassige Ware kann aus den Pflanzen gewonnen werden, die in der Großen Ungarischen Tiefebene auf den salzhaltigen Böden der Puszta-Ebene wachsen. Dieser Boden kann kaum für andere Zwecke genutzt werden, ist aber viel Sonnenlicht ausgesetzt. Die Matricaria chamomilla, die die Ausgangspflanze der „Alföldi kamillavirágzat” darstellt, kann 10 mg/g Natriumsalze in den Zellen ihrer Wurzeln speichern. Dies erklärt, warum diese Pflanze die Feuchtigkeit der salzhaltigen Böden der Großen Tiefebene nutzen kann, während andere Pflanzen dazu nicht in der Lage sind. Die Große Tiefebene weist zwischen 2000 und 2100 Sonnenstunden pro Jahr auf und die jährliche Niederschlagsmenge liegt bei rund 500 bis 600 mm. Diese intensive Sonneneinstrahlung ermöglicht die erhöhte Anreicherung von Wirkstoffen, während bei weniger Sonneneinstrahlung auch weniger Wirkstoffe angereichert werden. Im Ausland durchgeführte Forschungsarbeiten bestätigen ebenfalls, dass viel Sonneneinstrahlung und Wärme (die grundlegenden klimatischen Eigenschaften der Großen Tiefebene) sich positiv auf die Zusammensetzung und Menge des ätherischen Öls der Kamille auswirken (Saleh, 1973). Forschungsergebnisse haben ferner bestätigt, dass geringe Niederschlagsmengen sich wachstumsbegrenzend sowohl auf die Pflanzen als auch auf die Blüten der Kamille auswirken (Gosztola u. a., 2008). Des Weiteren bewirken alkalische und salzhaltige Böden ein vermindertes Wachstum (Sztefanov u. a., 2003; Balak u. a., 1999). Zahlreiche in Ungarn durchgeführte Forschungsprojekte zur natürlichen, wildwachsenden Kamille haben einen deutlichen Unterschied zwischen den Kamillekulturen von Transdanubien und der Großen Tiefebene festgestellt, und zwar in Bezug auf ihre Morphologie und ihre Inhaltsstoffe. Wildwachsende Kamille aus Gebieten, die einen neutralen oder leicht sauren Boden aufweisen, zeichnet sich durch ein robusteres Wachstum mit größeren Blüten aus, aber ihr ätherisches Öl enthält weniger α-Bisabolol. Die in den kontinentaleren Gebieten gesammelte Kamille, die auf den salzhaltigen Böden der Großen Tiefebene wächst, besitzt eine kleinere Blüte, deren ätherisches Öl allerdings eine größere Menge seines wertvollen Hauptbestandteils enthält, des α-Bisabolols, das für seine krampflösende und entzündungshemmende Wirkung bekannt ist. Der Anteil liegt in jedem Fall bei 20 %, er kann aber in manchen Jahren 45-58 % erreichen (Gosztola u. a., 2005; Sztefanov u. a., 2003). Es kann also anhand des Zusammenhangs zwischen dem Produkt und den geografischen Verhältnissen in der Großen Ungarischen Tiefebene — unter Beachtung des Klimas und des Bodens — festgestellt werden, dass der Ausgangsstoff für die „Alföldi kamillavirágzat” die niedrig wachsenden Kamillepflanzen mit einem hohen Anteil an α-Bisabolol sind, die ausschließlich im Gebiet der Großen Tiefebene unter den zuvor beschriebenen ökologischen Bedingungen wachsen.

4.7.
Kontrollstellen:

Name:
Csongrád Megyei Élelmiszerlánc-biztonsági és Állategészségügyi Igazgatóság (Direktorat für die Sicherheit der Lebensmittelkette und Tiergesundheit des Komitats Csongrád)
Anschrift:
6700 Szeged, Vasas Szent Péter u. 9/a, UNGARN.
Tel.:
(+ 36-62) 422-358; (+ 36-62) 551-850
Fax
(+ 36-62) 426-183
E-Mail:
szigetis@oai.hu; csongrad_megye@oai.hu
Name:
Hajdú-Bihar Megyei Élelmiszerlánc-biztonsági és Állategészségügyi Igazgatóság (Direktorat für die Sicherheit der Lebensmittelkette und Tiergesundheit des Komitats Hajdú-Bihar)
Anschrift:
4030 Debrecen, Diószegi út 30, UNGARN.
Tel.:
(+ 36-52) 526-240
Fax
(+ 36-52) 442-841
E-Mail:
harsanyi@oai.hu

4.8.
Etikettierung:

Neben den durch die entsprechende Gesetzgebung vorgegebenen Informationen muss auch Folgendes auf dem Etikett angegeben werden:

Produktname „ALFÖLDI KAMILLAVIRÁGZAT”

die Angabe „wildwachsend”

„filteres tea” (Teebeutel) oder „tasakolt tea” (loser Tee) unterhalb des Produktnamens

eine grafische Abbildung einer Kamillenblüte

„Geschützte Ursprungsbezeichnung” oder die Abkürzung (g. U.)

das EU-Emblem (nach der Registrierung)

Falls das Produkt nicht im oben genannten geografischen Gebiet abgepackt wird, muss die Rückverfolgbarkeit bis zum Herkunftsort gewährleistet sein. Auch in diesem Fall müssen der geschützte Name, das Logo und das entsprechende EU-Emblem auf der Verpackung der „Alföldi kamillavirágzat” angegeben werden.

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