Diese Anlage enthält die Ableitung der Korrektur aufgrund des endlichen Segments und des damit verbundenen Energieanteilsalgorithmus gemäß Abschnitt 2.7.19.
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E1
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GEOMETRIE
Der Energieanteilsalgorithmus basiert auf der Schallabstrahlung einer 90-Grad-Dipolschallquelle der vierten Potenz. Die Richtungseigenschaften ähneln den Schallverhältnissen von Düsenflugzeugen zumindest in dem Winkelbereich, der die Schallereignispegel unter und seitlich der Flugbahn des Luftfahrzeugs am meisten beeinflusst.
Abbildung E-1
Abbildung E-1 illustriert die Geometrie der Schallausbreitung zwischen der Flugbahn und dem Standort des Beobachters
O. Das Luftfahrzeug in
P fliegt in stiller gleichförmiger Luft mit einer konstanten Geschwindigkeit auf einer geraden, horizontalen Flugbahn. Der Punkt des kleinsten Vorbeiflugabstands vom Beobachter ist
Pp. Die Parameter sind
- d
- Abstand des Beobachters zum Luftfahrzeug,
- dp
- senkrechter Abstand zwischen dem Beobachter und der Flugbahn (Schrägabstand),
- q
- Abstand P zu Pp = – V × τ
- V
- Geschwindigkeit des Luftfahrzeugs,
- t
- Zeit, zu der sich das Luftfahrzeug an Punkt P befindet,
- tp
- Zeit, zu der sich das Luftfahrzeug am Punkt des kleinsten Vorbeiflugabstands Pp befindet,
- τ
- Flugzeit = Zeit in Bezug auf Zeitpunkt Pp = t – tp,
- ψ
- Winkel zwischen Flugbahn und Luftfahrzeug-Beobachter-Vektor
Es ist zu beachten, dass die Flugzeit τ in Bezug auf den Punkt des kleinsten Vorbeiflugabstands negativ ist, wenn sich das Luftfahrzeug vor der Position des Beobachters befindet (wie in
Abbildung E-1 dargestellt) und dass in diesem Fall somit die relative Entfernung
q bis zum Punkt des kleinsten Vorbeiflugabstands positiv wird. Hat das Luftfahrzeug den Beobachter passiert, wird
q negativ.
- E2
- SCHÄTZUNG DES ENERGIEANTEILS
Das Grundkonzept des Energieanteils besteht darin, die an der Beobachterposition erzeugte Lärmexposition
E aus einem Flugbahnsegment
P1P2 (mit einem Anfangspunkt
P1 und einem Endpunkt
P2) auszudrücken, indem die Exposition
E∞ aus der gesamten unendlichen Vorbeiflugbahn mit einem einfachen Faktor multipliziert wird — dem
Energieanteils-Faktor
F:
Da die Exposition in Bezug auf das Zeitintegral des mittleren quadratischen (gewichteten) Schalldruckpegels ausgedrückt werden kann, d. h.
muss zur Berechnung von
E der mittlere quadratische Schalldruck in Abhängigkeit von den bekannten geometrischen und betrieblichen Parametern ausgedrückt werden. Das bedeutet für eine 90°-Dipolschallquelle:
p2p2pd2pd2sin2ψp2pd4pd4 | (E-3) |
wobei
p2 und
pp2 — die beobachteten mittleren quadratischen Schalldrücke, die vom Luftfahrzeug beim Passieren der Punkte
P und
Pp erzeugt werden. Es hat sich gezeigt, dass dieses relativ einfache Verhältnis den Düsenflugzeuglärm gut nachbildet, obwohl die wirklichen Mechanismen äußerst kompliziert sind. Der Term
dp2/d2 in Gleichung E-3 beschreibt nur den Mechanismus der bei einer Punktquelle üblichen kugelförmigen Abstrahlung, unendlichen Schallgeschwindigkeit und gleichförmigen, nichtdissipativen Atmosphäre. Alle anderen physikalischen Effekte — Richtcharakteristik der Schallquelle, endliche Schallgeschwindigkeit, Luftabsorption, Doppler-Effekt usw. — werden implizit im Term
sin2ψ erfasst. Dieser Faktor bewirkt die inverse Abnahme des mittleren quadratischen Schalldrucks als
d2; daher der Ausdruck Schallquelle „vierter Potenz” . Mit den Substitutionen
d2d2pq2d2pVτ2 and
ddp21Vτdp2 kann der mittlere quadratische Schalldruck in Abhängigkeit von der Zeit ausgedrückt werden (wobei die Schallausbreitungszeit wiederum unberücksichtigt bleibt):
Wird dies in die Gleichung (E-2) eingesetzt und die Substitution durchgeführt
kann die Schallexposition am Beobachtungsort aus dem Vorbeiflug im Zeitintervall [
τ1,
τ2] ausgedrückt werden als
Econst p2pdpVα2α111α22dα | (E-6) |
Die Lösung dieses Integrals ist
Econst p2pdpV12α21α22arctanα2α11α21arctanα1 | (E-7) |
Die Integration über das Intervall [– ∞,+ ∞] (d. h. über die gesamte unendliche Flugbahn) ergibt den folgenden Ausdruck für die Gesamtexposition
E∞:
und damit ergibt sich für den Energieanteil nach Gleichung E-1
F1πα21α22arctanα2α11α21arctanα1 | (E-9) |
- E3
- WIDERSPRUCHSFREIHEIT ZWISCHEN DEN HÖCHST- UND DEN ZEITINTEGRIERTEN WERTEN — DER SKALIERTE ABSTAND
Eine Konsequenz aus der Verwendung des einfachen Dipolmodells bei der Bestimmung des Energieanteils ist die implizite Unterstellung einer spezifischen theoretischen Differenz Δ
L zwischen den Schallereignispegeln
Lmax und
LE. Wenn das Konturenmodell in sich widerspruchsfrei sein soll, muss diese Differenz gleich der Differenz der aus den NPD-Kurven bestimmten Werte sein. Ein Problem besteht darin, dass die NPD-Daten von Messungen des tatsächlichen Fluglärms abgeleitet sind und nicht zwangsläufig mit der einfachen Theorie übereinstimmen. Deshalb muss die Theorie um ein flexibles Element erweitert werden. Da die Variablen
α1 und
α2 aber grundsätzlich über Geometrie und Flugzeuggeschwindigkeit bestimmt werden, gibt es hier keinen zusätzlichen Freiraum. Eine Lösung bietet das Konzept eines
skalierten Abstands dλ, das wie folgt aussieht. Der Expositionspegel
LE,∞, der in der ANP-Datenbank in tabellarischer Form in Abhängigkeit von
dp für eine Referenzgeschwindigkeit
Vref, enthalten ist, kann ausgedrückt werden als
LE,∞Vref10lg ∞∞p2dtp20tref | (E-10) |
wobei:
p0 — ein Standard-Referenzdruck und
tref — eine Referenzzeit (= 1 s für SEL). Das ergibt für die tatsächliche Geschwindigkeit
VLE,∞VLE,∞Vref10lgVrefV | (E-11) |
Dementsprechend lässt sich der maximale Schallereignispegel
Lmax wie folgt ausdrücken:
Für die Dipolschallquelle kann mit Hilfe der Gleichungen E-8, E-11 und E-12 unter Berücksichtigung von (aus Gleichungen E-2 und E-8)
∞∞p2dtπ2p2pdpV, die Differenz Δ
L wie folgt dargestellt werden:
ΔLLE,∞Lmax10lg VVrefπ2p2pdpV1p20tref10lgp2pp20 | (E-13) |
Diese kann nur dann dem aus den NPD-Daten ermittelten Wert von Δ
L entsprechen, wenn der zur Berechnung des Energieanteils verwendete Schrägabstand
dp durch einen
skalierten Abstand dλ ersetzt wird, der gegeben ist durch
dλ2πVreftref10 LE,∞Lmax10 | (E-14a) |
oder
dλd010 LE,∞Lmax10 bei d02πVreftref | (E-14b) |
Bei Ersatz von
dp durch
dλ in Gleichung E-5 und Verwendung der Definition
q = Vτ aus
Abbildung E-1 lassen sich die Parameter α
1 und α
2 in Gleichung E-9 wie folgt schreiben (indem
q =
q1 an den Anfangspunkt und
q – λ =
q2 an den Endpunkt eines Flugbahnlängensegments λ gesetzt wird)
Da der eigentliche Schrägabstand durch einen skalierten Abstand ersetzt werden muss, verringert sich die Einfachheit des 90-Grad-Dipolmodells der vierten Potenz. Andererseits erfährt das Modell durch die Verwendung von messwertbezogenen Daten eine In-situ-Kalibrierung, so dass der Algorithmus zur Berechnung des Energieanteils als halbempirisch angesehen werden kann und nicht mehr nur rein theoretisch ist.