Anlage 4 RL 71/320/EWG
Bestimmung des Reibungsverhaltens von Bremsbelägen auf einem Prüfstand
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EINLEITUNG
1.1 Muster des Typs einer Austauschbremsbelag-Baugruppe müssen auf einem Prüfstand geprüft werden, auf dem die in dieser Anlage beschriebenen Prüfbedingungen eingestellt und die beschriebenen Prüfverfahren angewendet werden können.
1.2 Die Prüfergebnisse werden ausgewertet, um das Reibungsverhalten der Muster zu ermitteln.
1.3 Das Reibungsverhalten der Muster muß mit dem für diesen Typ einer Austauschbremsbelag-Baugruppe festgelegten Standard zur Feststellung der Übereinstimmung verglichen werden.
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AUSRÜSTUNG
2.1 Der Prüfstand muß so ausgelegt sein, daß eine Bremse in Originalgröße verwendet werden kann, die den Bremsen vergleichbar ist, die an den Fahrzeugachsen eingebaut sind, die für die Typgenehmigungsprüfung nach Punkt 5 dieses Anhangs verwendet werden.
2.2 Die Drehzahl der Bremsscheibe oder der Bremstrommel muß ohne Last 660 ± 10 min-1 betragen und darf unter Vollast 600 min-1 nicht unterschreiten.
2.3 Die Prüfzyklen und die Bremsbetätigungen während der Zyklen müssen einstellbar sein und automatisch ablaufen.
2.4 Das erreiche Bremsmoment oder der Bremsdruck (Verfahren mit konstantem Bremsmoment) und die Temperatur der Reibungsfläche müssen aufgezeichnet werden.
2.5 Es muß eine direkte Kühlluftzufuhr mit einem Durchsatz von 600 ± 60 m3/h für die Bremse zur Verfügung stehen.
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PRÜFVERFAHREN
3.1 Vorbereitung der Probe Das Einfahrprogramm des Hersteller muß sicherstellen, daß bei Scheibenbremsbelägen der Traganteil in der Reibfläche mindestens 80 % beträgt und die Temperatur der Reibfläche 300° nicht überschreitet; bei Bremsbacken-Baugruppen muß der Traganteil mindestens 70 % betragen, und die Temperatur darf 200° nicht überschreiten.
3.2 Prüfprogramm Das Prüfprogramm umfaßt eine Anzahl von aufeinanderfolgenden Bremszyklen, wobei jeder Zyklus aus x Bremsintervallen besteht, bei denen die Bremse 5 Sekunden lang betätigt und anschließend 10 Sekunden lang gelöst ist. Die folgenden beiden Verfahren können alternativ angewandt werden:3.2.1 Prüfung mit konstantem Bremsdruck3.2.1.1 Bremsklotz-Baugruppen Der hydraulische Druck p unter dem (den) Bremskolben muß nach folgender Formel konstant sein: wobei:- Md=
- 150 Nm bei Ak ≤ 18,1 cm2
- Md=
- 300 Nm bei Ak > 18,1 cm2
- Ak=
- Kolbenfläche
- rw=
- effektiver Scheibenradius
3.2.1.1 Bremsklotz-Baugruppen Der hydraulische Druck p unter dem (den) Bremskolben muß nach folgender Formel konstant sein: wobei:- Md=
- 150 Nm bei Ak ≤ 18,1 cm2
- Md=
- 300 Nm bei Ak > 18,1 cm2
- Ak=
- Kolbenfläche
- rw=
- effektiver Scheibenradius
Bremszyklen | Bremsbetätigungen χ | Bremsscheibenanfangstemperatur (°C) | Bremsscheibenhöchsttemperatur (°C) | Umluftkühlung |
---|---|---|---|---|
1 | 1 × 10 | ≤ 60 | offen | nein |
2-6 | 5 × 10 | 100 | offen (350) | nein |
7 | 1 × 10 | 100 | offen | ja |
3.2.1.2 Bremsbacken-Baugruppen Der mittlere Anpreßdruck an der Bremsbelagoberfläche muß konstant bei 22 ± 6 N/cm2 liegen, berechnet für eine Simplexbremse ohne Selbstverstärkung.
Bremszyklen | Bremsbetätigungen χ | Bremstrommelanfangstemperatur (°C) | Bremstrommelhöchsttemperatur (°C) | Umluftkühlung |
---|---|---|---|---|
1 | 1 × 10 | ≤ 60 | 200 | ja |
2 | 1 × 10 | 100 | offen | nein |
3 | 1 × 10 | 100 | 200 | ja |
4 | 1 × 10 | 100 | offen | nein |
3.2.2 Prüfung mit konstantem Bremsmoment Dieses Prüfverfahren gilt nur für Bremsklotzbaugruppen. Das Bremsmoment muß innerhalb einer Toleranz von ± 5 % konstant gehalten und so eingestellt werden, daß die Einhaltung der in folgender Tabelle angegebenen Bremsscheibenhöchsttemperatur gewährleistet ist.
Bremszyklen | Bremsbetätigungen χ | Bremsscheibenanfangstemperatur (°C) | Bremsscheibenhöchsttemperatur (°C) | Umluftkühlung |
---|---|---|---|---|
1 | 1 × 5 | ≤ 60 | 300-350 | nein |
2-4 | 3 × 5 | 100 | 300-350 | nein |
5 | 1 × 10 | 100 | 500-600 | nein |
6-9 | 4 × 5 | 100 | 300-350 | nein |
10 | 1 × 10 | 100 | 500-600 | nein |
11-13 | 3 × 5 | 100 | 300-350 | nein |
14 | 1 × 5 | ≤ 60 | 300-350 | nein |
3.3 Auswertung der Prüfergebnisse Das Reibungsverhalten wird anhand des Bremsmoments ermittelt, das an bestimmten Punkten während der Prüfung aufgezeichnet wurde. Bei konstantem Bremsfaktor (z. B. Scheibenbremse) kann das Bremsmoment in den Reibungskoeffizienten umgerechnet werden.3.3.1 Bremsklotzbaugruppen3.3.1.1 Der Betriebs-Reibungskoeffizient (μοp) ist der Durchschnittswert der während der Zyklen 2 bis 7 (Verfahren mit konstantem Bremsdruck) bzw. der Zyklen 2 bis 4, 6 bis 9 und 11 bis 13 (Verfahren mit konstantem Bremsmoment) aufgezeichneten Werte; die Messung erfolgt in der ersten Sekunde nach Beginn der ersten Bremsbetätigung bei jedem Zyklus.
3.3.1.2 Der maximale Reibungskoeffizient (μmax) ist der höchste während aller Zyklen verzeichnete Wert.
3.3.1.3 Der minimale Reibungskoeffizient ist der niedrigste während aller Zyklen verzeichnete Wert.
3.3.2 Bremsbacken-Baugruppen3.3.2.1 Das durchschnittliche Bremsmoment (Mmean) ist der Durchschnittswert der maximalen und minimalen Bremsmoment-Werte, die während der fünften Bremsbetätigung der Zyklen eins und drei aufgezeichnet wurden.
3.3.2.2 Das Heißbremsmoment (Mhot) ist das minimale Bremsmoment, das während der Zyklen zwei und vier entsteht. Überschreitet die Temperatur während dieser Zyklen 300 °C, gilt der Wert von 300 °C als Mhot.
3.3.1.1 Der Betriebs-Reibungskoeffizient (μοp) ist der Durchschnittswert der während der Zyklen 2 bis 7 (Verfahren mit konstantem Bremsdruck) bzw. der Zyklen 2 bis 4, 6 bis 9 und 11 bis 13 (Verfahren mit konstantem Bremsmoment) aufgezeichneten Werte; die Messung erfolgt in der ersten Sekunde nach Beginn der ersten Bremsbetätigung bei jedem Zyklus.
3.3.1.2 Der maximale Reibungskoeffizient (μmax) ist der höchste während aller Zyklen verzeichnete Wert.
3.3.1.3 Der minimale Reibungskoeffizient ist der niedrigste während aller Zyklen verzeichnete Wert.
3.3.2.1 Das durchschnittliche Bremsmoment (Mmean) ist der Durchschnittswert der maximalen und minimalen Bremsmoment-Werte, die während der fünften Bremsbetätigung der Zyklen eins und drei aufgezeichnet wurden.
3.3.2.2 Das Heißbremsmoment (Mhot) ist das minimale Bremsmoment, das während der Zyklen zwei und vier entsteht. Überschreitet die Temperatur während dieser Zyklen 300 °C, gilt der Wert von 300 °C als Mhot.
3.4 Akzeptanzkriterien3.4.1 Mit jedem Antrag auf Genehmigung eines Bremsbelag-Baugruppentyps sind anzugeben:3.4.1.1 für Bremsklotz-Baugruppen Werte für μοp, μmin, μmax;
3.4.1.2 für Bremsbackenbaugruppen Werte für Mmean und Mhot
3.4.2 Während der Produktion eines genehmigten Bremsbelag-Baugruppentyps ist an Proben die Übereinstimmung mit den unter Punkt 3.4.1 dieser Anlage aufgeführten Werte innerhalb der folgenden Toleranzen nachzuweisen:3.4.2.1 bei Scheibenbremsbelägen:μοp ± 15 % des aufgezeichneten Werts
μin ≥ aufgezeichneter Wert
μax ≤ aufgezeichneter Wert
3.4.2.2 bei „Simplex” -Trommelbremsbelägen:Mmean ± 20 % des aufgezeichneten Werts
Mhot ≥ aufgezeichneter Wert
3.4.1.1 für Bremsklotz-Baugruppen Werte für μοp, μmin, μmax;
3.4.1.2 für Bremsbackenbaugruppen Werte für Mmean und Mhot
3.4.2.1 bei Scheibenbremsbelägen:μοp ± 15 % des aufgezeichneten Werts
μin ≥ aufgezeichneter Wert
μax ≤ aufgezeichneter Wert
μοp ± 15 % des aufgezeichneten Werts
μin ≥ aufgezeichneter Wert
μax ≤ aufgezeichneter Wert
3.4.2.2 bei „Simplex” -Trommelbremsbelägen:Mmean ± 20 % des aufgezeichneten Werts
Mhot ≥ aufgezeichneter Wert
Mmean ± 20 % des aufgezeichneten Werts
Mhot ≥ aufgezeichneter Wert
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