Anlage D VO (EU) 2014/1301

Spezifikation der statischen Stromabnehmerbegrenzungslinie (1520-mm-Bahnsysteme)

D.1
SPEZIFIKATION DER MECHANISCH KINEMATISCHEN BEGRENZUNGSLINIE DES STROMABNEHMERS

D.1.1
Allgemeines

D.1.1.1
Frei zu haltender Raum für elektrifizierte Strecken

Auf elektrifizierten Oberleitungsstrecken ist ein zusätzlicher Raum frei zu halten für

das Oberleitungssystem,

den ungehinderten Durchgang des Stromabnehmers.

Dieser Anhang behandelt den freien Durchgang des Stromabnehmers (Stromabnehmerbegrenzungslinie). Für den elektrischen Mindestabstand trägt der Infrastrukturbetreiber Sorge.

D.1.1.2
Besonderheiten

Die Stromabnehmerbegrenzungslinie weicht in verschiedener Hinsicht vom Lichtraumprofil ab:

Der Stromabnehmer ist (zum Teil) stromführend, so dass je nach Objekt (isoliert oder nicht isoliert) ein elektrischer Mindestabstand eingehalten werden muss.

Falls erforderlich, sind eventuell vorhandene Isolierhörner zu berücksichtigen. Deshalb ist eine doppelte Begrenzungslinie festzulegen, damit mechanische und elektrische Einflüsse gleichzeitig berücksichtigt werden können.

Bei der Stromabnahme steht der Stromabnehmer in dauerndem Kontakt mit dem Fahrdraht, so dass seine Höhe Schwankungen unterliegt. Entsprechend variiert auch die Höhe der Stromabnehmerbegrenzungslinie.

D.1.1.3
Symbole und Abkürzungen

Index „a” bezeichnet die Bogenaußenseite.

Index „i” bezeichnet die Bogeninnenseite.

SymbolBezeichnungEinheit
bwHalbe Länge der Stromabnehmerwippem
bw,cHalbe Länge des leitenden Bereiches der Stromabnehmerwippe (mit Isolierhörnern) oder der Arbeitslänge (mit leitenden Hörnern)m
b′o,mecBreite der mechanisch kinematischen Begrenzungslinie des Stromabnehmers am oberen Nachweispunktm
b′u,mecBreite der mechanisch kinematischen Begrenzungslinie des Stromabnehmers am unteren Nachweispunktm
b′h,mecBreite der mechanisch kinematischen Begrenzungslinie für einen dazwischen liegenden Nachweispunkt in Höhe hm
dlHorizontale Auslenkung des Fahrdrahtsm
D′0Referenzwert der Überhöhung, die der Fahrzeughersteller für die Begrenzungslinie des Stromabnehmers zugrunde legtm
epDurch Fahrzeugmerkmale bedingte Wankbewegung des Stromabnehmersm
epoWankbewegung des Stromabnehmers am oberen Nachweispunktm
epuWankbewegung des Stromabnehmers am unteren Nachweispunktm
fsZuschlag zur Berücksichtigung des Fahrdrahtanhubsm
fwaZuschlag zur Berücksichtigung des Verschleißes der Stromabnehmerschleifstückem
fwsZuschlag zur Berücksichtigung des Überstands der Stromabnehmerwippe am Fahrdraht infolge der Schrägstellung durch einseitige Einfederungm
hHöhe über Schienenoberkantem
h′coReferenzhöhe des Wankpols zur Bestimmung der Stromabnehmerbegrenzungsliniem
h′Referenzhöhe zur Berechnung der Stromabnehmerbegrenzungsliniem
h′oMaximale Nachweishöhe der Begrenzungslinie des Stromabnehmers in Arbeitsstellungm
h′uNiedrigste Nachweishöhe der Begrenzungslinie des Stromabnehmers in Arbeitsstellungm
heffTatsächliche Höhe des angehobenen Stromabnehmersm
hccStatische Höhe des Fahrdrahtsm
I′0Referenzwert des Überhöhungsfehlbetrags, den der Fahrzeughersteller für die Begrenzungslinie des Stromabnehmers zugrunde legtm
LAbstand zwischen den Mittellinien der Schienen eines Gleisesm
lSpurweite, Abstand zwischen den Fahrkanten der Schienen eines Gleisesm
qQuerspiel zwischen Radsatz und Drehgestellrahmen oder, bei Fahrzeugen ohne Drehgestell, zwischen Radsatz und Wagenkastenm
qs′Quasistatische Bewegungm
RBogenradiusm
s′oVereinbarter Neigungskoeffizient zwischen Fahrzeug und Infrastruktur für die Stromabnehmerbegrenzungslinie
S′i/aZulässige zusätzliche Ausladung auf der Bogenaußen-/-innenseite für den Stromabnehmerm
wQuerspiel zwischen Drehgestell und Wagenkastenm
ΣjSumme der (horizontalen) Sicherheitszuschläge zur Berücksichtigung von Zufallsphänomenen (j = 1, 2 oder 3) für die Stromabnehmerbegrenzungsliniem

D.1.1.4
Grundsätzliches

Abbildung D.1

Legende:

Y:
Gleismittellinie
Y′:
Stromabnehmermittellinie — zur Herleitung des Referenzprofils für den ungehinderten Durchgang
Y′′:
Stromabnehmermittellinie — zur Herleitung der mechanisch kinematischen Begrenzungslinie des Stromabnehmers
1:
Stromabnehmerprofil
2:
Referenzprofil für den freien Durchgang
3:
Mechanisch kinematische Begrenzungslinie
Die Konformität mit der Stromabnehmerbegrenzungslinie ist nur dann gegeben, wenn sowohl die Maße der mechanischen wie auch der elektrischen Begrenzungslinie eingehalten werden:

Das Referenzprofil für den ungehinderten Durchgang schließt die Länge der Stromabnehmerwippe und deren Wankbewegung ep bis zur Referenzüberhöhung oder dem Überhöhungsfehlbetrag ein.

Stromführende und isolierte Objekte müssen außerhalb der mechanischen Begrenzungslinie liegen.

Nicht isolierte Objekte (geerdet oder mit einem anderen Potenzial als das der Oberleitung) müssen außerhalb der mechanischen und elektrischen Begrenzungslinie liegen.

D.1.2
Spezifikation der mechanisch kinematischen Begrenzungslinie des Stromabnehmers

D.1.2.1
Spezifikation der Breite der mechanischen Begrenzungslinie

D.1.2.1.1
Anwendungsbereich

Die Breite der Stromabnehmerbegrenzungslinie ist hauptsächlich durch die Länge und die Bewegungen des betreffenden Stromabnehmers bestimmt. Abgesehen von besonderen Effekten treten in den Querbewegungen ähnliche Phänomene auf wie beim Lichtraumprofil. Die Stromabnehmerbegrenzungslinie wird bei folgenden Höhen untersucht:

oberer Nachweispunkt h′o

unterer Nachweispunkt h′u

Zwischen diesen beiden Höhen wird von einer linearen Variation der Begrenzungslinie ausgegangen. Die verschiedenen Parameter sind in Abb. D.2 dargestellt.

D.1.2.1.2
Berechnungsmethode

Die Breite der Stromabnehmerbegrenzungslinie ist durch die Summe der nachstehend definierten Parameter zu bestimmen. Werden auf einer Strecke unterschiedliche Stromabnehmer eingesetzt, so soll die maximale Breite berücksichtigt werden. Für den unteren Nachweispunkt mit h = h′u:b′uia,mecbwepuS′i/aqs′i/ajmax Für den oberen Nachweispunkt mit h = h′o:b′oia,mecbwepoS′i/aqs′i/ajmax

HINWEIS: i/a = Bogeninnen-/-außenseite

Die Breite auf einer beliebigen Zwischenhöhe h wird durch Interpolation bestimmt:b′h,mecb′u,mechh′uh′oh′ub′o,mecb′u,mec

D.1.2.1.3
Halbe Länge bw der Stromabnehmerwippe

Die halbe Länge bw der Stromabnehmerwippe ist vom verwendeten Stromabnehmertyp abhängig. Das/die betreffende(n) Stromabnehmerprofil(e) ist/sind in der TSI LOC&PAS Abschnitt 4.2.8.2.9.2 festgelegt.

D.1.2.1.4
Wankbewegung des Stromabnehmers ep

Die Wankbewegung hängt hauptsächlich von folgenden Faktoren ab:

dem Spiel q + w in den Achslagern sowie zwischen Drehgestell und Wagenkasten;

dem Wert der Neigung des Wagenkastens (abhängig vom Neigungskoeffizienten s0, dem Referenzwert der Überhöhung D′0 und dem Referenzwert des Überhöhungsfehlbetrags I′0);

der Montagetoleranz des Stromabnehmers auf dem Dach;

der Querbeweglichkeit der Befestigungsvorrichtung auf dem Dach;

der jeweiligen Höhe h′.

Abbildung D.2

D.1.2.1.5
Zusätzliche Ausladung

In der Stromabnehmerbegrenzungslinie sind bestimmte zusätzliche Ausladungen möglich. Bei Normalspurweite gilt folgende Formel: Bei anderen Spurweiten gelten die nationalen Vorschriften.

D.1.2.1.6
Quasistatischer Effekt

Da der Stromabnehmer auf dem Dach montiert ist, spielt der quasistatische Effekt eine wichtige Rolle bei der Berechnung der Stromabnehmerbegrenzungslinie. Dieser Effekt wird aus dem Neigungskoeffizienten s0, der Referenzüberhöhung D′0 und dem Referenzüberhöhungsfehlbetrag I′0 berechnet:qs′iS′0LDD′0>0hh′c0qs′aS′0LII′0>0hh′c0

Hinweis: Stromabnehmer sind normalerweise auf dem Dach eines Triebfahrzeugs montiert, dessen Neigungskoeffizient s0′ in der Regel geringer ist als der für das Lichtraumprofil s0.

D.1.2.1.7
Zuschläge

Gemäß der Definition des Lichtraums sind folgende Einflüsse zu berücksichtigen:

Unsymmetrie der Beladung,

Querverschiebung des Gleises zwischen zwei aufeinanderfolgenden Durcharbeitungen,

Querhöhenfehler zwischen zwei aufeinanderfolgenden Durcharbeitungen,

Fahrzeugschwingungen aufgrund von Unregelmäßigkeiten der Gleislage.

Σj ist die Summe der oben genannten Zuschläge.

D.1.2.2
Spezifikation der Höhe der mechanischen Begrenzungslinie

Die Höhe der Begrenzungslinie ist lokal anhand der statischen Höhe hcc des Fahrdrahts zu bestimmen. Dabei sind folgende Parameter zu berücksichtigen:

Anhub fs des Fahrdrahts durch die Kontaktkraft des Stromabnehmers. Der Wert fs hängt vom Oberleitungstyp ab und ist vom Infrastrukturbetreiber gemäß Abschnitt 4.2.12 zu bestimmen.

Hinausragen der Stromabnehmerwippe über den Kontaktpunkt aufgrund ihrer Schiefstellung durch den Versatz des Kontaktpunkts und des Verschleißes der Schleifleiste fws + fwa. Der zulässige Wert fws ist in der TSI LOC&PAS angegeben; fwa hängt von Erfordernissen der Instandhaltung ab.

Die Höhe der mechanischen Begrenzungslinie ergibt sich aus folgender Formel:heffhccfsfwsfwa

D.1.3
Bezugsparameter

Die Parameter für die mechanisch kinematische Begrenzungslinie des Stromabnehmers und die Spezifikation der maximalen horizontalen Auslenkung des Fahrdrahts sind wie folgt zu wählen:

l — nach Maßgabe der Spurweite

s′o = 0,225

h′co = 0,5 m

I′0 = 0,066 m und D′0 = 0,066 m

h′o = 6,500 m und h′u = 5,000 m

D.1.4
Berechnung der maximalen horizontalen Auslenkung des Fahrdrahts

Die maximale horizontale Auslenkung des Fahrdrahts wird durch Berücksichtigung der Gesamtbewegung des Stromabnehmers relativ zur Nenngleislage und des leitfähigen Bereichs (oder der Arbeitslänge bei Stromabnehmern ohne Hörner aus leitfähigem Material) wie folgt berechnet:dlbw,cbwb′h,mec bw,c gemäß Definition in der TSI LOC&PAS Abschnitte 4.2.8.2.9.1 und 4.2.8.2.9.2.

D.2
SPEZIFIKATION DER STATISCHEN STROMABNEHMERBEGRENZUNGSLINIE (1520-mm-BAHNSYSTEME)

Die Spezifikation gilt für Mitgliedstaaten, die das Stromabnehmerprofil gemäß TSI LOC&PAS Abschnitt 4.2.8.2.9.2.3 zulassen. Die Stromabnehmerbegrenzungslinie muss Abb. D.3 und Tabelle D.1 entsprechen.

Abbildung D.3

Tabelle D.1

Abstände zwischen unter Spannung stehenden Teilen der Oberleitung/des Stromabnehmers und geerdeten Teilen von Fahrzeugen und ortsfesten Anlagen für Bahnsysteme mit 1520-mm-Spurweite

Spannung des Fahrleitungssystems gegenüber Erde (kV)Vertikale Luftstrecke A1 zwischen Fahrzeug und niedrigster Fahrdrahthöhe [mm]Vertikale Luftstrecke A2 zwischen unter Spannung stehenden Teilen der Oberleitung und geerdeten Teilen [mm]Horizontale Luftstrecke α zwischen unter Spannung stehenden Teilen des Stromabnehmers und geerdeten Teilen [mm]Vertikaler Raum δ für unter Spannung stehende Teile der Oberleitung [mm]
NormalZulässiger Mindestwert für Streckengleise und Hauptgleise in Bahnhöfen, wo keine Züge abgestellt werden vorgesehen istOhne TragseilMit Tragseil
Streckengleise und Hauptgleise in Bahnhöfen, wo keine Züge abgestellt werdenSonstige BahnhofsgleiseNormalZulässiger MindestwertNormalZulässiger MindestwertNormalZulässiger MindestwertNormalZulässiger Mindestwert
123456789101112
1,5-4450950250200150200150150100300250
6-12450950300250200220180150100300250
25450950375350300250200150100300250

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