ANHANG III VO (EU) 2022/1107
GEMEINSAME SPEZIFIKATIONEN FÜR PRODUKTE ZUM NACHWEIS ODER ZUR QUANTIFIZIERUNG VON MARKERN FÜR EINE INFEKTION MIT DEM HUMANEN IMMUNSCHWÄCHEVIRUS (HIV)
Geltungsbereich
- 1.
-
Dieser Anhang gilt für Produkte zum Nachweis oder zur Quantifizierung von Markern für eine Infektion mit dem humanen Immunschwächevirus (HIV).
Tabelle 1 gilt für erstmalige Tests für HIV-1/2-Antikörper (Anti-HIV 1/2) sowie für erstmalige kombinierte Antigen-/Antikörpertests für HIV 1/2 (HIV 1/2 Ag/Ak), bei denen es sich nicht um Schnelltests handelt.
Tabelle 2 gilt für erstmalige Tests für Anti-HIV 1/2 und HIV 1/2 Ag/Ak, bei denen es sich um Schnelltests handelt.
Tabelle 3 gilt für Bestätigungstests für Anti-HIV 1/2.
Tabelle 4 gilt für Antigentests für HIV-1 sowie für HIV-Ag/Ak-Tests.
Tabelle 5 gilt für qualitative und quantitative NAT-Produkte für HIV-Ribonukleinsäure (ribonucleic acid, RNA).
Tabelle 6 gilt für HIV-1/2-Selbsttests.
Begriffsbestimmungen
- 2.
-
Für die Zwecke dieses Anhangs gelten folgende Begriffsbestimmungen:
- (1)
-
„Probe der HIV-Serokonversion” ist wie folgt definiert:
- —
-
p24-Antigen- und/oder HIV-RNA-positiv,
- —
-
von den erstmaligen Antikörper-Tests erkannt und
- —
-
Bestätigungstests mit positivem oder unbestimmtem Befund.
- (2)
-
„Probe der frühen HIV-Serokonversion” ist wie folgt definiert:
- —
-
p24-Antigen- und/oder HIV-RNA-positiv,
- —
-
nicht von den erstmaligen Antikörper-Tests erkannt und
- —
-
Bestätigungstests mit negativem oder unbestimmtem Befund.
Tabelle 1. Erstmalige Tests: Anti-HIV 1/2, HIV 1/2 Ag/Ak (Anforderungen an den Antikörpernachweis)
Leistungsmerkmal Probe Probenzahl, Merkmale, Verwendung Akzeptanzkriterien Diagnostische Sensitivität Positive Proben ≥ 400 HIV-1
≥ 100 HIV-2
darunter 40 Nicht-B-Subtypen
darunter 25 positive frische Serumproben vom gleichen Tag (≤ 1 Tag nach Probenahme)
Alle verfügbaren HIV/1-Subtypen müssen mit mindestens 3 Proben je Subtyp vertreten sein.
Für alle echt positiven Proben muss ein positiver Befund angezeigt werden. Serokonversionspanels ≥30 Panels
Es müssen mindestens 40 Proben der frühen HIV-Serokonversion getestet werden.
Die diagnostische Sensitivität während der Serokonversion muss dem Stand der Technik entsprechen.
Für alle Proben der HIV-Serokonversion muss ein positiver Befund angezeigt werden.
Diagnostische Spezifität Nicht selektierte Blutspender (einschließlich Erstspender)(1) ≥ 5000 ≥ 99,5 % Krankenhauspatienten ≥ 200 Etwaige Einschränkungen der Spezifität sind anzugeben. Kreuzreaktivität Proben mit möglicher Kreuzreaktion ≥ insgesamt 100
(z. B. RF+, von verwandten Virusinfektionen, von Schwangeren, von Personen, die kürzlich gegen einen Infektionserreger geimpft wurden)
Tabelle 2. Schnelltests: Anti-HIV 1/2, HIV 1/2 Ag/Ak (Anforderungen an den Antikörpernachweis)
Leistungsmerkmal Probe Probenzahl, Merkmale, Verwendung Akzeptanzkriterien Diagnostische Sensitivität Positive Proben ≥ 400 HIV-1
≥ 100 HIV-2
darunter 40 Nicht-B-Subtypen
Alle verfügbaren HIV/1-Subtypen müssen mit mindestens 3 Proben je Subtyp vertreten sein.
Für alle echt positiven Proben muss ein positiver Befund angezeigt werden. Serokonversionspanels ≥30 Panels
Es müssen mindestens 40 Proben der frühen HIV-Serokonversion getestet werden.
Die diagnostische Sensitivität während der Serokonversion muss dem Stand der Technik entsprechen.
Für alle Proben der HIV-Serokonversion muss ein positiver Befund angezeigt werden.
Diagnostische Spezifität Nicht selektierte Blutspender (einschließlich Erstspender) ≥ 1000 ≥ 99 % Krankenhauspatienten ≥ 200 Etwaige Einschränkungen der Spezifität sind anzugeben. Kreuzreaktivität Proben mit möglicher Kreuzreaktion ≥ 200 Proben von Schwangeren
≥ insgesamt 100 weitere Proben mit möglicher Kreuzreaktion (z. B. RF+, von verwandten Infektionen)
Tabelle 3. Bestätigungstests: Anti-HIV 1/2
Leistungsmerkmal Probe Probenzahl, Merkmale, Verwendung Akzeptanzkriterien Diagnostische Sensitivität Positive Proben ≥ 200 HIV-1
≥ 100 HIV-2
darunter Proben aus verschiedenen Infektionsstadien und Proben, die verschiedene Antikörpermuster widerspiegeln
Bestimmung als „bestätigt positiv” oder „unbestimmt” , nicht als „negativ” Serokonversionspanels ≥ 15 Serokonversionspanels/Niedrigtiterpanels
≥ 40 Proben der frühen HIV-Serokonversion
Die diagnostische Sensitivität während der Serokonversion muss dem Stand der Technik entsprechen.
Für alle Proben der HIV-Serokonversion muss ein positiver Befund angezeigt werden.
Diagnostische Spezifität Blutspender ≥ 200 Keine falsch positiven Befunde/keine Neutralisierung Krankenhauspatienten ≥ 200 Kreuzreaktivität Proben mit möglicher Kreuzreaktion ≥ insgesamt 50 (darunter Proben von Schwangeren, Proben mit unbestimmten Befunden aus anderen Bestätigungstests) Tabelle 4. Antigentests: HIV-1, HIV Ag/Ak (Anforderungen an den Antigennachweis
Leistungsmerkmal Probe Probenzahl, Merkmale, Verwendung Akzeptanzkriterien Diagnostische Sensitivität Positive Proben ≥ 50 HIV-1-Antigen-positive Proben
≥ 50 Zellkulturüberstände, darunter auch verschiedene HIV-1-Subtypen und HIV-2
Für alle echt positiven Proben muss ein positiver Befund angezeigt werden (gegebenenfalls nach Neutralisierung). Serokonversionspanels ≥ 20 Serokonversionspanels/Niedrigtiterpanels
≥ 40 Proben der frühen HIV-Serokonversion
Die diagnostische Sensitivität während der Serokonversion muss dem Stand der Technik entsprechen.
Für alle Proben der HIV-Serokonversion muss ein positiver Befund angezeigt werden.
Analytische Sensitivität Erstes Internationales Referenzreagenz HIV-1-p24-Antigen, NIBSC-Code: 90/636 ≤ 2 IE/ml Diagnostische Spezifität Blutspender ≥ 200 ≥ 99,5 % nach Neutralisierung oder, wenn kein Neutralisationstest vorliegt, nach Klärung des Probenstatus Krankenhauspatienten ≥ 200 Etwaige Einschränkungen der Spezifität sind anzugeben. Kreuzreaktivität Proben mit möglicher Kreuzreaktion ≥ 50
Tabelle 5. Qualitative und quantitative NAT-Produkte für HIV-RNA
- 1.
- Bei Produkten zur Amplifikation von Zielsequenzen entspricht eine Funktionskontrolle für jede Probe (interne Kontrolle) dem Stand der Technik. Bei dieser Kontrolle soll möglichst das ganze Verfahren, d. h. die Extraktion, Amplifikation/Hybridisierung und der Nachweis, überprüft werden.
- 2.
- Die Genotyp- und/oder Subtyperkennung ist durch geeignete Primer- oder Sondenauslegung nachzuweisen und durch Testen genotypisierter Bezugsproben zu validieren.
- 3.
- Die potenzielle Kreuzreaktivität von Nicht-Ziel-Nukleinsäuresequenzen ist durch geeignete Primer- oder Sondenauslegung zu analysieren und durch Testen ausgewählter Proben zu validieren.
- 4.
- Die Ergebnisse quantitativer NAT-Produkte müssen sich auf internationale Standards oder an ihnen kalibrierte Referenzmaterialien, sofern vorhanden, zurückführen lassen und in internationalen Einheiten ausgedrückt werden, die in dem speziellen Anwendungsbereich verwendet werden.
- 5.
- Qualitative HIV-NAT-Produkte zum Nachweis von HIV in Blut, Blutbestandteilen, Zellen, Geweben oder Organen oder in einem ihrer Derivate, um ihre Eignung für die Transfusion, Transplantation oder Zellgabe zu bewerten, sind für den Nachweis sowohl von HIV-1 als auch von HIV-2 auszulegen.
- 6.
-
Qualitative HIV-NAT-Produkte, bei denen es sich nicht um Virustypisierungsprodukte handelt, sind so auszulegen, dass der potenzielle Ausfall einer HIV-1-NAT-Zielregion durch die Verwendung zweier unabhängiger Zielregionen kompensiert werden kann.
Leistungsmerkmal Probe Probenzahl, Merkmale, Verwendung Akzeptanzkriterien Analytische Sensitivität Internationaler Standard der WHO für HIV-1-RNA, Internationaler Standard der WHO für HIV-2-RNA oder daran kalibrierten Referenzmaterialien Die NAT-Sensitivität und die NAT-Nachweisgrenze sind durch Verdünnungsreihen von Referenzmaterialien zu validieren, wobei Replikate (mindestens 24) bei unterschiedlichen Analytenkonzentrationen zu testen sind, einschließlich derjenigen mit einem Übergang von positiven zu negativen Ergebnissen im jeweiligen NAT-Produkt.
Die Nachweisgrenze wird als 95 % positiver Cut-off-Wert (IE/ml) nach statistischer Analyse (z. B. Probitanalyse) ausgedrückt.(2)
Quantitative NAT: Festlegung der unteren/oberen Quantifizierungsgrenze, Präzision, Genauigkeit,
„linearer” Messbereich, „dynamischer Bereich” .
Reproduzierbarkeit bei verschiedenen Konzentrationsstufen
Dem Stand der Technik entsprechend HIV-Geno-/Subtyp-Sensitivität Alle relevanten Genotypen/Subtypen, vorzugsweise von internationalen Referenzmaterialien
Potenzieller Ersatz für seltene HIV-Subtypen (mit geeigneten Verfahren zu quantifizieren): Zellkulturüberstände, In-vitro-Transkripte, Plasmide
Qualitative NAT: mindestens 10 Proben/Genotyp oder Subtyp
Quantitative NAT: Verdünnungsreihen zum Nachweis der Effizienz der quantitativen Bestimmung
Dem Stand der Technik entsprechend Diagnostische Sensitivität Positive Proben, die die Routinebedingungen der Anwender widerspiegeln (z. B. keine Vorauswahl von Exemplaren) Quantitative NAT: ≥ 100
Parallel sind Vergleichsdaten von anderen NAT-Systemen zu erzeugen
Dem Stand der Technik entsprechend Serokonversionspanels Qualitative NAT: ≥10 Panels
Parallel sind Vergleichsdaten von anderen NAT-Systemen zu erzeugen
Dem Stand der Technik entsprechend Diagnostische Spezifität Blutspenderproben Qualitative NAT: ≥ 500
Quantitative NAT: ≥ 100
Dem Stand der Technik entsprechend Kreuzreaktivität Proben mit möglicher Kreuzreaktion ≥ 10 Proben, die für humane Retroviren (z. B. HTLV) positiv sind Dem Stand der Technik entsprechend Verschleppungen Hoch HIV-RNA-positiv;
HIV-RNA-negativ
Es sind mindestens fünf Testreihen mit abwechselnd hoch positiven und negativen Proben während der Robustheitsprüfung durchzuführen. Die Virustiter der hoch positiven Proben müssen repräsentativ für natürlich vorkommende hohe Virustiter sein. Dem Stand der Technik entsprechend Nachweis in Abhängigkeit vom Antikörperstatus HIV-RNA-positive Proben: Anti-HIV-negativ, Anti-HIV-positiv Proben vor der Serokonversion (Anti-HIV-negativ) und nach der Serokonversion (Anti-HIV-positiv) Dem Stand der Technik entsprechend Fehlerrate des Gesamtsystems Schwach HIV-RNA-positiv ≥ 100 schwach HIV-RNA-positive Proben sind zu testen. Diese Proben müssen eine Viruskonzentration enthalten, die dem Dreifachen der Viruskonzentration des 95 % positiven Cut-Off-Wertes entspricht. ≥ 99 % positiv Tabelle 6. Zusätzliche Anforderungen an HIV-1/2-Selbsttests
Leistungsmerkmal Proben(3) Zahl der Laien Ergebnisauswertung(4) Auswertung der Ergebnisse(5) durch Laien unter Berücksichtigung folgender Reaktivitätswerte:
- —
-
nicht reaktiv
- —
-
reaktiv
- —
-
schwach reaktiv(6)
- —
-
ungültig
≥ 100 Diagnostische Sensitivität Bekannt positiv getestete Laien ≥ 200 Diagnostische Spezifität Laien, die ihren Status nicht kennen ≥ 400 Laien, die einem hohen Infektionsrisiko ausgesetzt sind ≥ 200
Fußnote(n):
- (1)
Es sind Blutspenderpopulationen von mindestens zwei Blutspendezentren zu untersuchen, wobei es sich um aufeinanderfolgende Blutspenden handeln muss, die nicht zwecks Ausschluss von Erstspendern selektiert wurden.
- (2)
Referenz: Europäisches Arzneibuch, 9. Ausgabe, Abschnitt 2.6.21 über Nukleinsäuren-Amplifikationstechniken, Validierung.
- (3)
Für jede zur Verwendung mit dem Produkt angegebene Körperflüssigkeit wie Vollblut, Urin und Speichel usw.; die Sensitivität und Spezifität des Produkts zur Eigenanwendung bei einem Einsatz durch Laien ist anhand des bestätigten Infektionsstatus des Patienten zu definieren.
- (4)
Die Studie zur Ergebnisauswertung muss das Ablesen und die Auswertung der Testergebnisse durch wenigstens 100 Laien umfassen, wobei jeder Laie Testergebnisse aus dem festgelegten Bereich der Ergebnisreaktivität ablesen muss. Der Hersteller muss die Übereinstimmung zwischen der Ablesung durch einen Laien und der Ablesung durch einen professionellen Anwender bestimmen.
- (5)
Die Tests sind vor der Studie zur Ergebnisauswertung durchzuführen, wobei nach Möglichkeit der vom Hersteller vorgesehene Probentyp zu verwenden ist. Die Tests können an fingierten Proben auf der Grundlage der natürlichen Matrix des jeweiligen Probentyps durchgeführt werden.
- (6)
Ein größerer Anteil der Proben muss im schwach positiven Bereich nahe dem Cut-off-Wert oder der Nachweisgrenze des Tests liegen.
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