ANHANG IV VO (EU) 2022/1107

GEMEINSAME SPEZIFIKATIONEN FÜR PRODUKTE ZUM NACHWEIS ODER ZUR QUANTIFIZIERUNG VON MARKERN FÜR EINE INFEKTION MIT DEM HUMANEN T-ZELL-LEUKÄMIE-VIRUS (HTLV)

Geltungsbereich

Dieser Anhang gilt für Produkte zum Nachweis oder zur Quantifizierung von Markern für eine Infektion mit dem humanen T-Zell-Leukämie-Virus (HTLV). Tabelle 1 gilt für erstmalige Tests für Antikörper gegen HTLV I oder II (Anti-HTLV I/II), bei denen es sich nicht um Schnelltests handelt. Tabelle 2 gilt für erstmalige Tests für Anti-HTLV I/II, bei denen es sich um Schnelltests handelt. Tabelle 3 gilt für Bestätigungstests für Anti-HTLV I/II. Tabelle 4 gilt für NAT-Produkte für Anti-HTLV I/II.

Tabelle 1. Erstmalige Tests: Anti-HTLV I/II

LeistungsmerkmalProbeProbenzahl, Merkmale, VerwendungAkzeptanzkriterien
Diagnostische SensitivitätPositive Proben

≥ 300 HTLV-I

≥ 100 HTLV-II

darunter 25 positive frische Serumproben vom gleichen Tag (≤ 1 Tag nach Probenahme)

Für alle echt positiven Proben muss ein positiver Befund angezeigt werden.
SerokonversionspanelsFestzulegen, wenn verfügbarGegebenenfalls muss die diagnostische Sensitivität während der Serokonversion dem Stand der Technik entsprechen.
Diagnostische SpezifitätNicht selektierte Blutspender (einschließlich Erstspender)(1)≥ 5000≥ 99,5 %
Krankenhauspatienten≥ 200Etwaige Einschränkungen der Spezifität sind anzugeben.
KreuzreaktivitätProben mit möglicher Kreuzreaktion

≥ insgesamt 100

(z. B. RF+, von verwandten Virusinfektionen, von Schwangeren)

Tabelle 2. Schnelltests: Anti-HTLV I/II

LeistungsmerkmalProbeProbenzahl, Merkmale, VerwendungAkzeptanzkriterien
Diagnostische SensitivitätPositive Proben

≥ 300 HTLV-I

≥ 100 HTLV-II

Für alle echt positiven Proben muss ein positiver Befund angezeigt werden.
SerokonversionspanelsFestzulegen, wenn verfügbarGegebenenfalls muss die diagnostische Sensitivität während der Serokonversion dem Stand der Technik entsprechen.
Diagnostische SpezifitätNicht selektierte Blutspender (einschließlich Erstspender)≥ 1000≥ 99 %
Krankenhauspatienten≥ 200Etwaige Einschränkungen der Spezifität sind anzugeben.
KreuzreaktivitätProben mit möglicher Kreuzreaktion

≥ 200 Proben von Schwangeren

≥ insgesamt 100 weitere Proben mit möglicher Kreuzreaktion (z. B. RF+, von verwandten Infektionen)

Tabelle 3. Bestätigungstests: Anti-HTLV I/II

LeistungsmerkmalProbeProbenzahl, Merkmale, VerwendungAkzeptanzkriterien
Diagnostische SensitivitätPositive Proben

≥ 200 HTLV-I

≥ 100 HTLV-II

Bestimmung als „bestätigt positiv” oder „unbestimmt” , nicht als „negativ”
SerokonversionspanelsFestzulegen, wenn verfügbarGegebenenfalls muss die diagnostische Sensitivität während der Serokonversion dem Stand der Technik entsprechen.
Diagnostische SpezifitätBlutspender≥ 200Keine falsch positiven Befunde
Krankenhauspatienten≥ 200
KreuzreaktivitätProben mit möglicher Kreuzreaktion≥ insgesamt 50 (darunter Proben von Schwangeren, Proben mit unbestimmten Befunden aus anderen Bestätigungstests)

Tabelle 4. NAT-Produkte für HTLV I/II

1.
Bei Produkten zur Amplifikation von Zielsequenzen entspricht eine Funktionskontrolle für jede Probe (interne Kontrolle) dem Stand der Technik. Bei dieser Kontrolle soll möglichst das ganze Verfahren, d. h. die Extraktion, Amplifikation/Hybridisierung und der Nachweis, überprüft werden.
2.
Die Genotyp- und/oder Subtyperkennung ist durch geeignete Primer- oder Sondenauslegung nachzuweisen und durch Testen genotypisierter Bezugsproben zu validieren.
3.
Die potenzielle Kreuzreaktivität von Nicht-Ziel-Nukleinsäuresequenzen ist durch geeignete Primer- oder Sondenauslegung zu analysieren und durch Testen ausgewählter Proben zu validieren.
4.
Die Ergebnisse quantitativer NAT-Produkte müssen sich auf internationale Standards oder an ihnen kalibrierte Referenzmaterialien, sofern vorhanden, zurückführen lassen und in internationalen Einheiten ausgedrückt werden, die in dem speziellen Anwendungsbereich verwendet werden.

LeistungsmerkmalProbeProbenzahl, Merkmale, VerwendungAkzeptanzkriterien
Analytische SensitivitätInternationale Referenzpräparate

Die NAT-Sensitivität und die NAT-Nachweisgrenze sind durch Verdünnungsreihen von Referenzmaterialien zu validieren, wobei Replikate (mindestens 24) bei unterschiedlichen Analytenkonzentrationen zu testen sind, einschließlich derjenigen mit einem Übergang von positiven zu negativen Ergebnissen im jeweiligen NAT-Produkt.

Die Nachweisgrenze wird als 95 % positiver Cut-off-Wert (IE/ml) nach statistischer Analyse (z. B. Probitanalyse) ausgedrückt.(2)

Quantitative NAT: Festlegung der unteren/oberen Quantifizierungsgrenze, Präzision, Genauigkeit,

„linearer” Messbereich, „dynamischer Bereich” .

Reproduzierbarkeit bei verschiedenen Konzentrationsstufen

Dem Stand der Technik entsprechend
HTLV-I- und HTLV-II-Genotyp-Sensitivität

Alle relevanten Genotypen, vorzugsweise von internationalen Referenzmaterialien

Potenzieller Ersatz für seltene HTLV-Genotypen (mit geeigneten Verfahren zu quantifizieren): Zellkulturüberstände, In-vitro-Transkripte, Plasmide

Qualitative NAT: mindestens 10 Proben/Genotyp oder Subtyp

Quantitative NAT: Verdünnungsreihen zum Nachweis der Effizienz der quantitativen Bestimmung

Dem Stand der Technik entsprechend
Diagnostische SpezifitätBlutspenderproben

Qualitative NAT: ≥ 500

Quantitative NAT: ≥ 100

Dem Stand der Technik entsprechend
KreuzreaktivitätProben mit möglicher Kreuzreaktion≥ 10 Proben, die für humane Retroviren (z. B. HIV-1, HIV-2) positiv sindDem Stand der Technik entsprechend
Verschleppungen

Hoch HTLV-RNA-positiv;

HTLV-RNA-negativ

Es sind mindestens fünf Testreihen mit abwechselnd hoch positiven und negativen Proben während der Robustheitsprüfung durchzuführen. Die Virustiter der hoch positiven Proben müssen repräsentativ für natürlich vorkommende hohe Virustiter sein.Dem Stand der Technik entsprechend
Nachweis in Abhängigkeit vom AntikörperstatusHTLV-RNA-positive Proben: Anti-HTLV-negativ, Anti-HTLV-positivProben vor der Serokonversion (Anti-HTLV-negativ) und nach der Serokonversion (Anti-HTLV-positiv)Dem Stand der Technik entsprechend
Fehlerrate des GesamtsystemsSchwach HTLV-RNA-positiv≥ 100 schwach HTLV-RNA-positive Proben sind zu testen. Diese Proben müssen eine Viruskonzentration enthalten, die dem Dreifachen der Viruskonzentration des 95 % positiven Cut-Off-Wertes entspricht.≥ 99 % positiv

Fußnote(n):

(1)

Es sind Blutspenderpopulationen von mindestens zwei Blutspendezentren zu untersuchen, wobei es sich um aufeinanderfolgende Blutspenden handeln muss, die nicht zwecks Ausschluss von Erstspendern selektiert wurden.

(2)

Referenz: Europäisches Arzneibuch, 9. Ausgabe, Abschnitt 2.6.21 über Nukleinsäuren-Amplifikationstechniken, Validierung.

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