ANHANG XX VO (EG) 2008/273

(Artikel 16)

REFERENZMETHODE ZUR BESTIMMUNG DER REINHEIT VON MILCHFETT DURCH GASCHROMATOGRAFIE — FASSUNG 2

1.
GEGENSTAND UND ANWENDUNGSBEREICH

Diese Norm beschreibt eine Referenzmethode zur Bestimmung der Reinheit von Milchfett mittels einer Triglyceridbestimmung durch Gaschromatografie. Nachgewiesen werden können sowohl pflanzliche als auch tierische Fette (z. B. Rindertalg und Schmalz). Anhand definierter Triglycerid-Formeln wird die Zusammensetzung des Milchfetts geprüft. Grundsätzlich ist diese Methode auf rohe Kuhmilch und auf Erzeugnisse anzuwenden, die aus roher Kuhmilch hergestellt wurden; dabei sind die Fütterungs- und Aufzuchtbedingungen ebenso unerheblich wie eine etwaige Laktation. Nur eine Fütterung mit reinen pflanzlichen Ölen in äußerst großem Umfang (z. B. mit Rapsöl) kann zu falsch-positiven Befunden führen. Milcherzeugnisse einzelner Kühle können ebenfalls falsch-positive Ergebnisse zur Folge haben. Insbesondere ist die Methode bei der Untersuchung von Fett anzuwenden, das aus Milcherzeugnissen extrahiert wurde, die reines Milchfett in unveränderter Zusammensetzung enthalten sollten (z. B. Butter, Rahm, Milch und Milchpulver). Die technische Behandlung von Milchfett z. B. durch Abtrennung von Cholesterol oder durch Fraktionierung kann falsch-positive Ergebnisse zur Folge haben. Dies gilt auch für Milchfett, das aus Magermilch oder aus Buttermilch gewonnen wurde. Bei aus Käse extrahierten Fetten ist die Methode nicht immer anwendbar, weil der Reifungsprozess die Fettzusammensetzung derart verändern kann, dass falsch-positive Befunde ermittelt werden können.

Anmerkung 1: Buttersäure (n-Buttersäure, C4) kommt ausschließlich in Milchfett vor und ermöglicht quantitative Schätzungen niedriger bis mäßiger Anteile an Milchfett in pflanzlichem und tierischem Fett. Wegen der sehr unterschiedlichen C4-Anteile (Massegehalt ungefähr 3,1 % bis 3,8 %) sind qualitative und quantitative Angaben zu Fremdfetten in reinen Milchfett-Massenfraktionen von bis zu 20 % jedoch problematisch [1].

Anmerkung 2: Quantitative Ergebnisse können in der Praxis nicht aus dem Sterolgehalt von pflanzlichen Fetten abgeleitet werden; diese sind nämlich von den Produktions- und Verarbeitungsbedingungen abhängig. Außerdem ist die qualitative Bestimmung von Fremdfetten mit Sterolen nicht eindeutig.

2.
BEGRIFFSBESTIMMUNG

Milchfettreinheit: Freiheit von pflanzlichen und tierischen Fetten, nachgewiesen durch das in dieser Norm genannte Verfahren.

Anmerkung: Die Reinheit wird mit S-Werten ermittelt, die aufgrund der Triglycerid-Zusammensetzung berechnet werden. Die Triglycerid-Massenfraktionen werden in Prozentanteilen ausgedrückt.

3.
KURZBESCHREIBUNG

Das aus Milch oder Milcherzeugnissen extrahierte Fett wird durch Gaschromatografie in einer gepackten Säule oder einer kurzen Kapillarsäule analysiert, um die Triglyceride (TG) zu bestimmen; eine Unterscheidung erfolgt nach der Gesamtzahl der Kohlenstoffatome. Durch Einsetzen der Massenfraktion (als Prozentanteil) von Fettmolekülen unterschiedlicher Größen (C24 bis C54, nur Geradzahlige) in geeignete TG-Formeln werden S-Werte berechnet. Eine Überschreitung der mit reinem Milchfett bestimmten Grenzwerte durch die S-Werte gilt als Fremdfett-Nachweis.

Anmerkung 1: Die Eignung und die Gleichwertigkeit von gepackten Säulen und Kapillarsäulen wurde bereits nachgewiesen [2-4].

Anmerkung 2: Der S-Wert ist die Summe von TG-Massenfraktionen multipliziert mit bestimmten definierten Faktoren.

4.
REAGENZIEN

Alle Reagenzien müssen analysenrein sein.

4.1. Trägergas: Stickstoff oder Helium oder Wasserstoff; jeweils mit einer Reinheit von mindestens 99,995 %

4.2. Fett-Standardproben zur Herstellung einer Milchfett-Standardprobe gemäß Absatz 7.3.3

4.2.1. Triglycerid-Standards, gesättigt; geeignete Erzeugnisse sind im Handel erhältlich.

4.2.2. Cholesterol-Standardlösung

4.3. Methanol (CH3OH), wasserfrei

4.4. n-Hexan (CH3(CH2)4CH3)

4.5. n-Heptan (CH3(CH2)5CH3)

4.6. Sonstige Gase: Wasserstoff, Reinheit mindestens 99,995 %, frei von organischen Verunreinigungen (CnHm <1μl/l); synthetische Luft, frei von organischen Verunreinigungen (CnHm <1μl/l)

4.7. Wasserfreies Natriumsulfat (Na2SO4)

5.
APPARATUR

Normale Laborausstattung und insbesondere:

5.1.
Hochtemperatur-Gaschromatograf

Der Hochtemperatur-Gaschromatograf muss für Temperaturen von mindestens 400 °C ausgelegt und mit einem Flammenionisations-Detektor (FID) ausgerüstet sein. Die im Injektor verwendeten Septa sind gegenüber hohen Temperaturen beständig und zeichnen sich durch sehr geringe Verluste ( „bleeding” ) aus. Wenn ein Gaschromatograf mit Kapillarrohr eingesetzt wird, ist ein On-Column-Injektor zu verwenden. Säule, Injektor und/oder Detektoreinsätze (soweit vorhanden) werden immer unter Verwendung von Graphitdichtungen verbunden.

5.2.
Chromatografiesäule

5.2.1.
Gepackte Säule

Für die Analyse wird eine Glassäule mit einem Innendurchmesser von 2 mm und einer Länge von 500 mm, gepackt mit einer stationären Phase (3 % OV-1 on 125 bis 150 μm, 100-120 mesh, Gas ChromQ(1) verwendet. Die Vorbereitung, Silanisierung, Packung und Vorbehandlung der gepackten Säule wird in Anhang A beschrieben. Alternativ kann eine Kapillarsäule verwendet werden (5.2.2).

5.2.2.
Kapillarsäule

Für die Analysen wird eine kurze Kapillarsäule (z. B. 5 m) mit nicht-polarer stationärer Phase verwendet, die für Temperaturen bis zu mindestens 400 °C ausgelegt ist(2). Die Säule ist durch 20 Analysen einer Milchfettlösung (7.2) im Laufe von 2 bis 3 Tagen unter Verwendung der in Absatz 7.3.4.2. genannten Einstellungen vorzubehandeln. Anschließend müssen die Kalibrierfaktoren (7.3.3) etwa 1 betragen und in jedem Fall unter 1,20 liegen.

Anmerkung: Säulen mit anderen Abmessungen und eine sonstige nicht-polare, gegenüber hohen Temperaturen beständige Phase können verwendet werden, wenn sie die Anforderungen dieser Norm erfüllen (siehe 7.3.4.2).

5.3. Extrelut-Säule, Fassungsvermögen 1-3 ml, gefüllt mit Silicagel; benötigt zur Extraktion von Milchfett ausschließlich gemäß Absatz 7.1.3

5.4. Graphitdichtungen, beständig gegenüber Temperaturen von mindestens 400 °C; zur Verbindung der GC-Säule sowie des Injektors und/oder der Detektoreinsätze

5.5. Wasserbad; regelbar auf eine konstante Temperatur von 50 °C ± 2 °C

5.6. Ofen, regelbar auf konstante Temperaturen von 50 °C ± 2 °C und 100 °C ± 2 °C

5.7. μl-Pipette

5.8. Messpipette mit einem Fassungsvermögen von 5 ml

5.9. Rundbodenkolben, Fassungsvermögen 50 ml

5.10. Erlenmeyer-Kolben, Nennvolumen 250 ml

5.11. Trichter

5.12. Feinporiges Filterpapier

5.13. Rotationsverdampfer

5.14. Ampullen, Nennvolumen 1 ml, mit Crimp-Verschluss aus Aluminium mit Polytetrafluorethylen-Beschichtung oder mit Schraubverschluss

5.15. Injektionsspritze, bei der der Kolben nicht zur Spitze reicht (Gaschromatograf mit gepackter Säule)

Anmerkung: Mit diesen Spritzen wird bei den Ergebnissen eine bessere Wiederholbarkeit erreicht.

5.16. Analysewaage, Messgenauigkeit 1 mg, Teilung 0,1 mg

6.
PROBENAHME

Eine repräsentative Probe wird an das Laboratorium geschickt. Die Probe darf beim Transport und während der Lagerung nicht beschädigt oder verändert worden sein. Die Probenahme ist nicht Bestandteil der in dieser internationalen Norm beschriebenen Methode. Eine empfohlene Probenahmemethode wird in ISO 707IDF50 [5] erläutert.

7.
VERFAHREN

7.1.
Vorbereitung der Testprobe

Die Testprobe ist nach einer der drei folgenden Methoden zur Extraktion von Milchfett vorzubereiten.

7.1.1.
Trennung von Butter und Butterschmalz

50 bis 100 g der Testprobe werden in einem Wasserbad (5.5) oder einem Ofen (5.6) bei einer Temperatur von 50 °C geschmolzen. 0,5 bis 1,0 g Natriumsulfat (4.7) werden auf ein Faltenpapierfilter (5.12) gegeben. Ein 250-ml-Erlenmeyer-Kolben (5.10) und ein Trichter (5.11) mit dem eingelegten Filterpapier werden im Ofen (5.6) erwärmt; der Ofen wurde auf 50 °C eingestellt. Nach erfolgter Erwärmung werden Kolben, Trichter und eingelegtes Filterpapier im Ofen belassen; dort wird die Fettschicht der geschmolzenen Probe abfiltriert. Dabei ist darauf zu achten, dass keine Serumübertragung erfolgt. Wenn die Testprobe nur in einer begrenzten Menge verfügbar ist, kann eine kleinere Testprobe verwendet werden, und das Verfahren sollte entsprechend angepasst werden. Bei Verwendung einer kleineren Probeeinwaage besteht jedoch das erhöhte Risiko, dass die Probe nicht mehr repräsentativ ist.

Anmerkung 1: Aus Rahm kann durch Schlagen und durch Spülen der entstehenden Klümpchen Butter hergestellt werden.

Anmerkung 2: Das mit dem in Absatz 7.1.1 beschriebenen Verfahren erhaltene Milchfett ist nahezu frei von Phospholipiden.

7.1.2.
Extraktion nach der gravimetrischen Röse-Gottlieb-Methode

Die Fettfraktion der Testprobe wird nach der in den Normen ISO 1211IDF001D, ISO 2450IDF016C oder ISO 7328IDF116A beschriebenen gravimetrischen Methode extrahiert.

Anmerkung: Wenn das erhaltene Milchfett Phospholipide enthält, erscheint ein um etwa 0,1 % erhöhter Cholesterol-Peak. Die auf 100 % (einschließlich Cholesterol) standardisierte TG-Zusammensetzung wird dadurch nur in vernachlässigbarem Umfang beeinträchtigt.

7.1.3.
Extraktion von Milch mit Silicagelsäulen

Mit einer μl-Pipette (5.7) werden 0,7 ml der auf 20 °C temperierten Testprobe in eine Extrelut-Säule mit einem Fassungsvermögen von 1 bis 3 ml (5.3) gegeben. In etwa 5 Minuten verteilt sich die Probe gleichmäßig auf dem Silicagel. Um die Proteinlipid-Komplexe zu denaturieren, werden mit der Messpipette (5.8) 1,5 ml Methanol (4.3) in die Extrelut-Säule gegeben. Anschließend wird mit 20 ml n-Hexan (4.4) die Fettfraktion aus der Testprobe extrahiert. Das n-Hexan wird langsam in geringen Anteilen hinzugegeben. Das ablaufende Lösungsmittel wird in einem 50-ml-Kolben mit Rundboden (5.9) aufgefangen, der vorher auf eine konstante, bekannte Masse getrocknet wurde; die Masse wurde auf 1 mg gewogen und das Ergebnis auf 0,1 mg genau protokolliert. Nach der Extraktion wird gewartet, bis die Flüssigkeit vollständig aus der Säule abgelaufen ist. Die Lösungsmittel werden in einem Rotationsverdampfer (5.13) aus dem Eluat destilliert; das Wasserbad des Verdampfers wurde auf eine Temperatur von 40 bis 50 °C eingestellt. Nachdem die Lösungsmittel ausdestilliert wurden, wird der Rundbodenkolben getrocknet; anschließend wird der Kolben mit Inhalt auf 1 mg gewogen und das Ergebnis auf 0,1 mg genau protokolliert. Die erhaltene Fettmasse wird bestimmt, indem die Masse des getrockneten leeren Rundbodenkolbens von der ermittelten Masse abgezogen wird.

Anmerkung: Fettextraktionen nach den Methoden von Gerber, Weibull-Berntrop oder Schmid-Bondzynski-Ratzlaff sowie die Abscheidung des Milchfetts durch Fettdetergentien (BDI-Methode) sind für TG-Analysen nicht geeignet, da es bei diesen Methoden zum Übertritt mehr oder weniger großer Mengen an Partialglyceriden oder an Phospholipiden in die Fettphase kommt. Entsprechend ist diese internationale Norm bei bestimmten Produkten, insbesondere bei Käse, nur eingeschränkt anwendbar.

7.2.
Vorbereitung der Probenlösung

Zur Gaschromatografie mit einer gepackten Säule wird eine 5 %ige Lösung des Fettes (Volumenfraktion) (hergestellt gemäß Absatz 7.1) in n-Hexan (4.4) oder n-Heptan (4.5) aufgelöst. Abhängig von den Abmessungen der Säule ist bei der On-Column-Injektion in Verbindung mit einer Kapillarsäule eine höchstens 1 %ige Konzentration (0,53 mm, weiter ID) zu verwenden. Je nach verwendeter Säule und nach der Masse des gemäß der Beschreibung in Absatz 7.1.3 erhaltenen Fetts wird ermittelt, in welcher Menge das Lösungsmittel (4.4 oder 4.5) zur Testprobe in den Kolben zu geben ist; dazu wird das Material auf 1 mg gewogen und das Ergebnis auf 0,1 mg genau protokolliert. Das übrige Material ist vollständig aufzulösen. Etwa 1 ml der Probenlösung wird in eine Ampulle (5.14) gegeben.

7.3.
Chromatografische Triglycerid-Bestimmung

7.3.1.
Basislinien-Verschiebung

Um den Anstieg der Basislinie zu minimieren, wird die Säule vorbereitet, wie in Absatz 5.2.2 (Kapillarsäule) bzw. in Anhang A.4 (gepackte Säule) beschrieben.

Anmerkung: Wegen der hohen Säulentemperatur ergibt sich bei der TG-Analyse besonders leicht ein Anstieg der Basislinie bei hohen Kohlenstoff-Isotopwerten.

7.3.2.
Einspritztechnik

7.3.2.1.
Gepackte Säule
Zur Vermeidung von Diskriminierungseffekten und Erzielung besserer quantitativer Ergebnisse mit den hochsiedenden Triglyceridkomponenten wird die „Heißeinspritztechnik” verwendet. Die Nadel wird mit Luft gefüllt, indem die Fettlösung auf die Spritze gezogen wird. Die Nadel wird in das Aufgabesystem eingesetzt. Vor der Injektion wird die Nadel etwa 3 s erhitzt. Danach wird der Inhalt der Spritze umgehend injiziert.
7.3.2.2.
Kapillarsäule
Wenn die Aufgabe mit einem kalten On-Column-System (7.3.4.2) erfolgt, wird die Spritzennadel eingeführt und der Inhalt sofort injiziert. Die Verweildauer der Nadel in der Einspritzöffnung sollte so gehalten sein, dass beim Lösungsmittel-Peak kein breites Tailing auftritt.

Anmerkung: Die optimale Verweildauer liegt in der Regel bei etwa 3 s.

7.3.3.
Kalibrierung

7.3.3.1.
Kurzbeschreibung
Zur Kalibrierung der Testproben wird jeweils am Beginn eines Tages standardisiertes Milchfett zwei- bis dreimal analysiert. Aufgrund der letzten Analyse des standardisierten Milchfetts werden die Kalibrierfaktoren (RFsi) (Massenfraktion/Flächenfraktion) der TG und des Cholesterols bestimmt und für die folgenden Testproben (siehe Absatz 9.1) angenommen: Dabei bedeuten:
wsi
Massenfraktion in Prozent des TG oder des Cholesterols des standardisierten Milchfetts und
Asi
Wert (numerisch) der Peak-Fläche der einzelnen TG oder des Cholesterols im standardisierten Milchfett.
Standardisiertes Milchfett mit bekannter TG-Zusammensetzung wird nach den Beschreibungen in Absatz 7.3.3.2 bzw. in Absatz 7.3.3.3 hergestellt.
7.3.3.2.
Handelsübliche Milchfett-Standardprobe
Am besten wird der Kalibrierfaktor der einzelnen Bestandteile der Testprobe unter Verwendung eines standardisierten Milchfetts mit zertifizierter TG-Zusammensetzung bestimmt.

Anmerkung: Eine geeignete Norm ist etwa CRM 519 (wasserfreies Milchfett) (zu beziehen über das Institute for Reference Materials and Measurements (IRMM), in Geel, Belgien)(3).

7.3.3.3.
Laborstandardprobe Milchfett
Es wird etwa 1 g eines Fettstandard-Gemischs hergestellt (siehe Absatz 4.2); um eine TG-Zusammensetzung ähnlich wie bei Milchfett zu erhalten, werden die gesättigte TG, C24, C30, C36, C42, C48 und C54 und Cholesterol sowie vorzugsweise C50 und C52 verwendet. Das Gewicht wird auf 1 mg gewogen und das Ergebnis auf 0,1 mg genau protokolliert. Mehrfach wird eine Lösung des Fettstandard-Gemischs in n-Hexan (4.4) oder n-Heptan (4.5) analysiert, wie in Absatz 7.3.4 beschrieben. In der betreffenden Analysereihe ist auch mehrfach Milchfett mit durchschnittlicher Zusammensetzung zu analysieren. Die TG-Kalibrierfaktoren des Fettstandard-Gemischs werden bestimmt. Vorläufige Kalibrierfaktoren von TG, die in dem Gemisch nicht enthalten sind, können mathematisch interpoliert werden. Die ermittelten Kalibrierfaktoren werden auf das Milchfett übertragen, um eine standardisierte Zusammensetzung zu erhalten. Das so hergestellte standardisierte Milchfett ist bei einer Temperatur von höchstens –18 °C in Stickstoff mehrere Jahre lagerfähig.

7.3.4.
Bedingungen für die chromatografische Analyse

Anmerkung: Die Verwendung von gepackten Säulen oder von Kapillarsäulen ergibt gewöhnlich eine Auflösung ähnlich wie in Abbildung 1 dargestellt. Eine Aufteilung der TG mit geraden Isotopzahlen erfolgt normalerweise nicht und ist zu vermeiden.

7.3.4.1.
Gepackte Säule
a)
Temperaturprogramm: Die Ausgangstemperatur des Ofens wird auf 210 °C eingestellt. Diese Temperatur wird 1 Minute aufrechterhalten. Danach wird die Temperatur um 6 °C/min auf 350 °C erhöht. Diese (End-)Temperatur wird 5 Minuten beibehalten.
b)
Temperaturen von Detektor und Injektor jeweils 370 °C
c)
Trägergas: Stickstoff wird mit einer gleich bleibenden Durchflussgeschwindigkeit von etwa 40 ml/min zugeführt. Der Trägergasstrom wird so eingestellt, dass C54 bei 341 °C eluiert wird.
d)
Dauer der Analyse: 29,3 min
e)
Einspritzvolumen: 0,5 μl einer 5 %igen Probenlösung (Volumenfraktion) werden injiziert.
Wenn keine TG-Analysen durchgeführt werden, ist die unter Buchstabe a genannte anfängliche Ofentemperatur aufrechtzuerhalten; im Detektor und im Injektor werden die unter Buchstabe b genannten Temperaturen beibehalten, und der Trägergas-Durchfluss wird in der unter Buchstabe c genannten Höhe aufrechterhalten (auch über Nacht und an Wochenenden und arbeitsfreien Tagen). Auf diese Weise ist gewährleistet, dass die Säule bestmöglich funktioniert.
7.3.4.2.
Kapillarsäule
a)
Temperaturprogramm: Die Ausgangstemperatur des Ofens wird auf 80 °C eingestellt. Diese Temperatur wird 0,5 Minuten aufrechterhalten. Danach wird die Temperatur zunächst um 50 °C/min auf 190 °C und dann um 6 °C/min auf 350 °C erhöht. Diese (End-)Temperatur wird 5 Minuten aufrechterhalten.
b)
Detektortemperatur: 370 °C
c)
Trägergas: Stickstoff mit einem Durchfluss von konstant etwa 3 ml/min
d)
Dauer der Analyse: 34,4 min
e)
Einspritzvolumen: 0,5 μl einer 1 %igen Probenlösung (Volumenfraktion) werden injiziert.
Diese Einstellungen werden auch im Standby-Betrieb beibehalten, um ein bestmögliches Funktionieren des Systems zu gewährleisten (siehe Absatz 7.3.4.1). Die in Absatz 7.3.4.2 genannten Analyseeinstellungen sind für eine Säule mit großem Innendurchmesser (0,53 mm) (siehe 5.2.2) vorgesehen. Bei anderen Säulenabmessungen oder Phasen müssen die Einstellungen möglicherweise angepasst werden.

8.
INTEGRATION, BEWERTUNG UND KONTROLLE DES ANALYSEVERHALTENS

Die Chromatogramm-Peaks werden mit einem Integrationssystem bewertet, das eine Basislinie erstellen und eine Rückintegrierung ausführen kann. Abbildung 1 zeigt ein ordnungsgemäß integriertes Chromatogramm; das Chromatogramm in Abbildung 2 hingegen weist einen sporadischen Fehler in der Basislinie nach C54 auf, der sich auf die Prozentanteile aller TG auswirkt. Nach C54 auftretende Peaks werden allerdings in der Analyse nicht berücksichtigt. TG mit ungerader Acyl-C-Zahl (2n + 1) sind mit dem jeweils vorangehenden geradzahligen TG (2n) zu kombinieren. Der niedrige C56-Gehalt wird nicht berücksichtigt. Die Flächen-Prozentanteile der übrigen TG einschließlich Cholesterol werden mit den entsprechenden Kalibrierfaktoren des standardisierten Milchfetts (letze Kalibrierung) multipliziert und insgesamt gemäß Absatz 9.1 auf 100 % normalisiert:

Abbildung 1

Abbildung 2

Um die Messbedingungen zu kontrollieren, werden die Werte mit den in Tabelle 1 genannten Variationskoeffizienten (VK, in Prozent) der verschiedenen TG verglichen; die Koeffizienten beruhen auf 19 nacheinander ausgeführten Analysen derselben Milchfettprobe. Wenn die VK erheblich höher als die in Tabelle 1 genannten Werte sind, müssen die Chromatografiebedingungen als ungeeignet betrachtet werden.

Anmerkung: Die Werte in Tabelle 1 sind nicht bindend und geben nur einen Anhalt für die Qualitätskontrolle.

Auch wenn höhere VK-Werte berücksichtigt werden, müssen die in Absatz 10 genannten Werte für die Wiederholbarkeit und die Reproduzerbarkeit eingehalten werden.

Tabelle 1

Variationskoeffizienten von Triglycerid-Bestandteilen (19 nacheinander durchgeführte Analysen)

TriglyceridCV %
C2410,00
C 262,69
C 283,03
C 301,76
C 321,03
C 340,79
C 360,25
C 380,42
C 400,20
C 420,26
C 440,34
C 460,37
C 480,53
C 500,38
C 520,54
C 540,60

9.
BERECHNUNG UND DARSTELLUNG DER ERGEBNISSE

9.1.
Triglycerid-Zusammensetzung

9.1.1.
Berechnung

Die Massenfraktion der einzelnen TG (i = C24, C26, C28, C30, C32, C34, C36, C38, C40, C42, C44, C46, C48, C50, C52 und C54) sowie von Cholesterol wi werden mit der folgenden Formel berechnet und in Prozent des TG-Gesamtgehalts der Testprobe ausgedrückt: Dabei bedeutet:
Ai
Zahlenwert der Peak-Fläche der einzelnen TG der Testprobe und
RFsi
durch Kalibrierung gemäß 7.3.3 ermittelter Kalibrierfaktor der einzelnen TG.

9.1.2.
Darstellung der Testergebnisse

Die Testergebnisse sind auf zwei Dezimalstellen genau anzugeben.

9.2.
S-Werte

9.2.1.
Berechnung

9.2.1.1. Der S-Wert in Prozent wird berechnet, indem der berechnete Wert für wi (9.1.1) der betreffenden TG-Prozentanteile in die Formeln 3 bis 7 eingesetzt wird. Alle Formeln sind unabhängig von der Art der mutmaßlichen Fremdfette zu verwenden.
9.2.1.2. Formeln für Sojaöl, Sonnenblumenöl, Olivenöl, Rapsöl, Leinöl, Weizenkeimöl, Maiskeimöl, Baumwollöl und Fischöl S = 2,098 3 · wC30 + 0,728 8 · wC34 + 0,692 7 · wC36 + 0,635 3 · wC38 + 3,745 2 · wC40 – 1,292 9 · wC42 + 1,354 4 · wC44 + 1,701 3 · wC46 + 2,528 3 · wC50 (3)
9.2.1.3. Kokos- und Palmkernfett S = 3,745 3 · wC32 + 1,113 4 · wC36 + 1,364 8 · wC38 + 2,154 4 · wC42 + 0,427 3 · wC44 + 0,580 9 · wC46 + 1,292 6 · wC48 + 1,030 6 · wC50 + 0,995 3 · wC52 + 1,239 6 · wC54 (4)
9.2.1.4. Palmöl und Rindertalg S = 3,664 4 · wC28 + 5,229 7 · wC30 – 12,507 3 · wC32 + 4,428 5 · wC34 – 0,201 0 · wC36 + 1,279 1 · wC38 + 6,743 3 · wC40 – 4,271 4 · wC42 +6,373 9 · wC46 (5)
9.2.1.5. Schmalz S = 6,512 5 · wC26 + 1,205 2 · wC32 + 1,733 6 · wC34 + 1,755 7 · wC36 + 2,232 5 · wC42 + 2,800 6 · wC46 + 2,543 2 · wC52 + 0,989 2 · wC54 (6)
9.2.1.6. Gesamt S = – 2,757 5 · wC26 + 6,407 7 · wC28 + 5,543 7 · wC30 – 15,324 7 · wC32 + 6,260 0 · wC34 + 8,010 8 · wC40 – 5,033 6 · wC42 + 0,635 6 · wC44 + 6,017 1 · wC46 (7)

9.2.2.
Darstellung der Testergebnisse

Die Testergebnisse sind auf zwei Dezimalstellen genau anzugeben.

9.3.
Nachweis von Fremdfett

Die fünf gemäß Absatz 9.2.1 ermittelten S-Werte werden mit den entsprechenden S-Grenzwerten in Tabelle 2 verglichen. Die Testprobe ist als reines Milchfett zu betrachten, wenn alle fünf S-Werte innerhalb der in Tabelle 2 genannten Grenzwerte liegen. Überschreitet ein S-Wert die betreffenden Grenzwerte, ist davon auszugehen, dass die Probe Fremdfett enthält. Mit einigen der unter 3 bis 6 genannten Formeln können bestimmte Fremdfette zwar leichter nachgewiesen werden als mit der Formel für den Gesamtfettanteil (7) (siehe Tabelle B.1); ein positiver Befund mit nur einer der Formeln 3 bis 6 lässt jedoch keine Rückschlüsse auf die Art des Fremdfetts zu. In Anhang B wird ein Verfahren zur Berechnung des Gehalts an pflanzlichem und tierischem Fett in verfälschtem Milchfett beschrieben. Dieses Verfahren wurde nicht validiert und wird nur zur Information erläutert.

Tabelle 2

S-Grenzwerte für reine Milchfette

FremdfettFormelS-Grenzwerte(*)
Sojaöl, Sonnenblumenöl, Olivenöl, Rapsöl, Leinöl, Weizenkeimöl, Maiskeimöl, Baumwollöl und Fischöl(3)98,05 bis 101,95
Kokos- und Palmkernfett(4)99,42 bis 100,58
Palmöl und Rindertalg(5)95,90 bis 104,10
Schmalz(6)97,96 bis 102,04
Gesamt(7)95,68 bis 104,32

10.
GENAUIGKEIT

10.1.
Leistungstest

Die Werte für die Wiederholbarkeit und die Vergleichbarkeit wurden mit den Formeln 3 bis 7 für reines Milchfett bestimmt und sind auf andere als die hier genannten Matrizen unter Umständen nicht anwendbar.

10.2.
Wiederholbarkeit

Der absolute Unterschied zwischen zwei einzelnen Testergebnissen, die nach derselben Methode bei identischem Testmaterial im selben Laboratorium von demselben Analytiker und mit derselben Ausrüstung binnen eines kurzen Zeitraums ermittelt wurden, liegt in höchstens 5 % aller Fälle über den in Tabelle 3 genannten Grenzwerten.

Tabelle 3

Wiederholbarkeit, r, für die Formeln 3 bis 7

FremdfettFormelr:%
Sojaöl, Sonnenblumenöl, Olivenöl, Rapsöl, Leinöl, Weizenkeimöl, Maiskeimöl, Baumwollöl und Fischöl(3)0,67
Kokos- und Palmkernfett(4)0,12
Palmöl und Rindertalg(5)1,20
Schmalz(6)0,58
Gesamt(7)1,49

10.3.
Vergleichbarkeit

Der absolute Unterschied zwischen zwei einzelnen Testergebnissen, die nach derselben Methode bei identischem Testmaterial in verschiedenen Laboratorien von verschiedenen Analytikern und mit unterschiedlicher Ausrüstung ermittelt wurden, liegt in höchstens 5 % aller Fälle über den in Tabelle 4 genannten Grenzwerten.

Tabelle 4

Vergleichbarkeit, R, für die Formeln 3 bis 7

FremdfettFormelR%
Sojaöl, Sonnenblumenöl, Olivenöl, Rapsöl, Leinöl, Weizenkeimöl, Maiskeimöl, Baumwollöl und Fischöl(3)1,08
Kokos- und Palmkernfett(4)0,40
Palmöl und Rindertalg(5)1,81
Schmalz(6)0,60
Gesamt(7)2,07

11.
UNSICHERHEIT DER MESSUNGEN

Aus der Wiederholbarkeit, r, und der Vergleichbarkeit, R, kann die erweiterte Messunsicherheit eines S-Werts berechnet werden. Die Berücksichtigung der erweiterten Messunsicherheit (aufgrund von Doppelanalysen) bei den S-Grenzwerten in Tabelle 2 führt zu erweiterten S-Grenzwerten; diese erweiterten Werte sind in Tabelle 5 zusammengestellt:

Tabelle 5

Erweiterte S-Grenzwerte für reine Milchfette unter Berücksichtigung der erweiterten Messunsicherheit

FremdfettFormelErweiterte S-Grenzwerte
Sojaöl, Sonnenblumenöl, Olivenöl, Rapsöl, Leinöl, Weizenkeimöl, Maiskeimöl, Baumwollöl und Fischöl(3)97,36 bis 102,64
Kokos- und Palmkernfett(4)99,14 bis 100,86
Palmöl und Rindertalg(5)94,77 bis 105,23
Schmalz(6)97,65 bis 102,35
Gesamt(7)94,42 bis 105,58

12.
PRÜFPROTOKOLL

Das Prüfprotokoll enthält folgende Informationen:

sämtliche Informationen, die zur Bestimmung der Probe benötigt werden;

die verwendete Probenahmemethode (wenn bekannt);

die verwendete Prüfmethode unter Bezug auf diese internationale Norm;

sämtliche Arbeitsbedingungen, die in dieser internationalen Norm nicht genannt sind oder als fakultativ bewertet werden, sowie nähere Informationen zu sämtlichen Vorfällen, die sich auf die Testergebnisse ausgewirkt haben könnten;

die ermittelten Testergebnisse sowie — wenn die Wiederholbarkeit geprüft wurde — das ermittelte Endergebnis.

Fußnote(n):

(1)

Beispiel eines geeigneten handelsüblichen Produkts; diese Angabe soll Benutzern dieser internationalen Norm zur Orientierung dienen und ist nicht als Befürwortung der Verwendung dieses Produktes zu verstehen.

(2)

CP-Ultimetal SimDist (5 m x 0,53 mm × 0,17 μm) z. B. ist ein handelsübliches geeignetes Produkt. Diese Angabe soll Benutzern dieser internationalen Norm zur Orientierung dienen und ist nicht als Befürwortung der Verwendung dieses Produktes zu verstehen.

(3)

Beispiel eines geeigneten handelsüblichen Produkts; diese Angabe soll Benutzern dieser internationalen Norm zur Orientierung dienen und ist nicht als Befürwortung der Verwendung dieses Produktes zu verstehen.

(*)

Berechnet mit einem Konfidenzintervall von 99 %; die Zugabe von Fremdfetten ist nur dann anzunehmen, wenn die Nachweisgrenzen der betreffenden Formel überschritten werden (siehe Tabelle B.1).

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