Anlage 7 VO (EU) 2014/134

Prüfungen von Fahrzeugen der Klasse L mit einem Rad oder einem Doppelrad an der Antriebsachse auf der Straße für die Bestimmung der Einstellungen des Prüfstands

1.
Anforderungen an den Fahrer

1.1.
Der Fahrer muss eine gut sitzende (einteilige) Kombination oder ähnliche Kleidung sowie einen Schutzhelm, einen Augenschutz, Stiefel und Handschuhe tragen.
1.2.
Der Fahrer muss, gekleidet und ausgerüstet wie unter Nummer 1.1 beschrieben, eine Masse von 75 kg ± 5 kg haben und 1,75 m ± 0,05 m groß sein.
1.3.
Der Fahrer muss auf dem vorgesehenen Sitz sitzen, die Füße auf den Fußrasten und die Arme normal gestreckt halten. Der Fahrer muss in seiner Sitzposition in der Lage sein, das Fahrzeug während der Prüfung stets unter voller Kontrolle zu behalten.

2.
Anforderungen an die Strecke und die Umgebungsbedingungen

2.1.
Die Prüfstrecke muss flach, eben, gerade und mit einem glatten Belag versehen sein. Die Straßenoberfläche muss trocken sein und darf keine Hindernisse oder Windschutzwände aufweisen, die die Messung des Fahrwiderstands beeinträchtigen könnten. Die Oberfläche darf zwischen zwei beliebigen mindestens 2 m auseinander liegenden Punkten kein Gefälle von mehr als 0,5 % aufweisen.
2.2.
Während der Datenerfassungsphasen müssen konstante Windbedingungen herrschen. Windgeschwindigkeit und Windrichtung sind fortlaufend oder mit ausreichender Häufigkeit an einer Stelle zu messen, an der die Windkraft während des Ausrollens repräsentativ ist.
2.3.
Die Umgebungsbedingungen müssen sich innerhalb folgender Grenzwerte bewegen:

maximale Windgeschwindigkeit 3 m/s

maximale Windgeschwindigkeit bei Böen: 5 m/s

durchschnittliche Windgeschwindigkeit in Fahrtrichtung: 3 m/s

durchschnittliche Seitenwindgeschwindigkeit: 2 m/s

höchste relative Feuchtigkeit: 95 %

Lufttemperatur: 278,2 K bis 308,2 K

2.4.
Die Standardumgebungsbedingungen sind folgende:

Druck, P0: 100 kPa

Temperatur, T0: 293,2 K

relative Luftdichte, d0: 0,9197

volumetrische Luftmasse, ρ0: 1,189 kg/m3

2.5.
Die relative Luftdichte darf, berechnet nach der Formel Ap 7-1, während der Prüfung des Fahrzeugs höchstens um 7,5 % von der Luftdichte unter den Standardbedingungen abweichen.
2.6.
Die relative Luftdichte dT ist nach folgender Formel zu berechnen:

Gleichung Anl 7-1:

dT d0pTp0T0TT

Dabei gilt:

    d0 ist der Bezugswert der relativen Luftdichte unter Bezugsbedingungen (1,189 kg/m3);

    pT ist der mittlere Umgebungsdruck während der Prüfung in kPa;

    P0 ist der Bezugs-Umgebungsdruck (101,3 kPa);

    TT ist die mittlere Umgebungstemperatur während der Prüfung in K;

    T0 ist die Bezugs-Umgebungstemperatur (293,2 K).

3.
Zustand des Prüffahrzeugs

3.1. Das Prüffahrzeug muss die Bedingungen nach Anhang 8 Nummer 1 erfüllen.

3.2. Bei der Anbringung der Messinstrumente am Prüffahrzeug ist darauf zu achten, dass die Verteilung der Last auf die Räder möglichst wenig beeinflusst wird. Wird der Geschwindigkeitssensor außerhalb des Fahrzeugs angebracht, ist darauf zu achten, den zusätzlichen Luftwiderstand möglichst gering zu halten.

3.3.
Kontrollen

Die folgenden Kontrollen müssen entsprechend den Angaben des Herstellers für die vorgesehene Verwendung durchgeführt werden: Räder, Felgen, Reifen (Marke, Typ, Druck), Geometrie der Vorderachse, Einstellung der Bremsen (Beseitigung von Reibungswiderständen), Schmierung der Vorder- und der Hinterachse, Einstellung von Radaufhängung und Bodenfreiheit des Fahrzeugs usw. Es muss sichergestellt sein, dass während des Fahrens im Freilauf keine elektrische Bremsung erfolgt.

4.
Angegebene Ausrollgeschwindigkeiten

4.1.
Die Ausrollzeiten sind zwischen v1 und v2 gemäß den Angaben in Tabelle Anl 7-1 in Abhängigkeit von der Fahrzeugkategorie gemäß der Definition in Anhang II Nummer 4.3 zu messen.
4.2

Tabelle Anl 7-1

Anfangs- und Endgeschwindigkeit bei der Messung der Ausrollzeit

Bauartbedingte Höchstgeschwindigkeit (km/h)

Angegebener Zielwert der Fahrzeuggeschwindigkeit

vj in (km/h)

v1 in (km/h)v2 in (km/h)
≤ 25 km/h
202515
152010
10155
≤ 45 km/h
404535
303525
202515
45 < bauartbedingte Höchstgeschwindigkeit ≤ 130 km/h und > 130 km/h
120130*/110
100110*/90
8090*/70
607050
404535
202515
4.3.
Wird der Fahrwiderstand gemäß Nummer 5.2.2.3.2 überprüft, kann die Prüfung bei vj ± 5 km/h durchgeführt werden, falls die Genauigkeit der Ausrollzeit gemäß Anhang II Nummer 4.5.7 gewährleistet ist.

5.
Messung der Ausrollzeit

5.1.
Nach einer Warmlaufphase ist das Fahrzeug auf die Ausrollstartgeschwindigkeit zu beschleunigen, bei der mit der Messung der Ausrollzeit begonnen wird.
5.2.
Da das Schalten des Getriebes in die Neutralstellung aufgrund der Bauart des Fahrzeugs gefährlich und schwierig sein kann, kann das Ausrollen auch allein mit ausgerückter Kupplung durchgeführt werden. Fahrzeuge, bei denen keine Möglichkeit besteht, die Übertragung der Motorkraft vor dem Ausrollen zu unterbrechen, können bis zum Erreichen der Anfangsgeschwindigkeit geschleppt werden. Wird die Ausrollprüfung auf dem Rollenprüfstand reproduziert, müssen Kraftübertragung und Kupplung sich in demselben Zustand wie bei der Prüfung auf der Straße befinden.
5.3.
Die Lenkanlage des Fahrzeugs darf so wenig wie möglich bewegt werden, und die Bremsen dürfen bis zum Ende der Ausrollmessungszeit nicht betätigt werden.
5.4.
Als erste Ausrollzeit Δtai bei der angegebenen Geschwindigkeit vj ist als die Zeit zu messen, die das Fahrzeug für die Verzögerung von vj + Δv auf vj – Δv benötigt.
5.5.
Das unter den Nummern 5.1 bis 5.4 beschriebene Verfahren ist für die Messung der Ausrollzeit Δtbi in Gegenrichtung zu wiederholen.
5.6.
Der Durchschnitt Δti der zwei Ausrollzeiten Δtai und Δtbi ist nach der folgenden Gleichung zu berechnen:

Gleichung Anl 7-2:

ΔtiΔtai Δtbi2

5.7.
Es sind mindestens vier Prüfungen durchzuführen, und die durchschnittliche Ausrollzeit ΔTj ist nach der folgenden Gleichung zu berechnen:

Gleichung Anl 7-3:

Δtj1nni 1Δt i

5.8.
Die Prüfungen sind so lange durchzuführen, bis die statistische Genauigkeit P größer oder gleich 3 % (P ≤ 3 %) ist.

Die statistische Genauigkeit P ist (als Prozentsatz) nach der folgenden Gleichung zu berechnen:

    Gleichung Anl 7-4:

    Pt sn100Δt j

    Dabei gilt:

      t ist der in Tabelle Anl 7-2 angegebene Koeffizient;

      s ist die Standardabweichung gemäß der folgenden Formel:

    Gleichung Anl 7-5:

    sni 1Δti Δtj2n 1

    Dabei gilt:

    n ist die Zahl der Prüfungen.

    Tabelle Anl 7-2

    Koeffizienten für die statistische Genauigkeit

    nttn
    43,21,60
    52,81,25
    62,61,06
    72,50,94
    82,40,85
    92,30,77
    102,30,73
    112,20,66
    122,20,64
    132,20,61
    142,20,59
    152,20,57

5.9.
Bei Wiederholung der Prüfung ist darauf zu achten, dass dieselben Warmlaufbedingungen vor dem Ausrollen eingehalten und dieselbe Ausrollstartgeschwindigkeit verwendet wird.
5.10.
Die Messung der Ausrollzeit für mehrere angegebene Geschwindigkeiten kann in einem kontinuierlichen Ausrollvorgang vorgenommen werden. In diesem Fall ist das Ausrollen nach demselben Warmlaufverfahren und mit derselben Ausrollstartgeschwindigkeit zu wiederholen.
5.11.
Die Ausrollzeit ist aufzuzeichnen. Die Verordnung für administrative Anforderungen enthält ein Muster-Aufzeichnungsformular

6.
Datenaufbereitung

6.1.
Berechnung des Fahrwiderstands

6.1.1.
Der Fahrwiderstand Fj wird in Newton bei der angegebenen Geschwindigkeit vj mithilfe der folgenden Gleichung berechnet:

Gleichung Anl 7-6:

Fj13,6 mref2 ΔvΔt

Dabei gilt:

mref=
Bezugsmasse (kg)
Δv=
Abweichung der Fahrzeuggeschwindigkeit (km/h)
Δt=
berechnete Differenz bei der Ausrollzeit (s)

6.1.2.
Der Fahrwiderstand Fj ist gemäß Nummer 6.2 zu berichtigen.

6.2.
Anpassung der Fahrwiderstandskurve

Der Fahrwiderstand F ist wie folgt zu berechnen:
6.2.1.
Die folgende Gleichung wird zur Bestimmung der Koeffizienten f0 und f2 durch lineare Regression an den Datensatz von Fj und vj angepasst,

Gleichung Anl 7-7:

Ff0 f2 v2

6.2.2.
Die so bestimmten Koeffizienten f0 und f2 werden mit folgenden Gleichungen für die Standardumgebungsbedingungen berichtigt:

    Gleichung Anl 7-8:

    f*0f01 K0TT T0

    Gleichung Anl 7-9:

    f*2f2TTT0p0pT

    wobei:

    K0 anhand der empirischen Daten für das jeweilige Fahrzeug und anhand von Reifenprüfungen bestimmt oder, falls diese Informationen nicht verfügbar sind, wie folgt angenommen werden sollte: K06 10 3 K 1.

6.3.
Zielfahrwiderstand F* für die Einstellung des Rollenprüfstands

Der Zielfahrwiderstand F*(v0) auf dem Rollenprüfstand bei der Bezugsgeschwindigkeit v0 in Newton wird mithilfe der folgenden Gleichung bestimmt: Gleichung Anl 7-10: F*v0f*0 f*2 v20

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